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GP von Katar: Bericht Max Verstappen hat den Grand Prix von Katar souverän gewonnen
Motorsport Images

Katar: Max Verstappen gewinnt, Zoff bei Mercedes und McLaren!

Max Verstappen gewinnt den Grand Prix von Katar vor Oscar Piastri und Lando Norris, doch nach dem Rennen gibt es bei einigen Teams einiges zu besprechen ...

Max Verstappen hat einen Tag nach dem Gewinn der Formel-1-WM 2023 mit Platz 2 im F1-Sprint auf dem Losail International Circuit den Grand Prix von Katar gewonnen. Mit dem 49. Sieg seiner Karriere (F1-Sprints nicht eingerechnet) verwies der Red-Bull-Pilot Oscar Piastri und Lando Norris (beide McLaren) auf die Plätze 2 und 3.

Während Verstappen an der Spitze ein einsames Rennen fuhr und sein Tempo immer so anpassen konnte, wie es gerade nötig war, kam es zwischen den beiden McLaren-Fahrern beim letzten Boxenstopp zu einem kleinen Showdown, den aber Piastri, der eine Runde nach Norris auf den harten Reifen gewechselt hatte, für sich entscheiden konnte.

Vierter wurde (trotz Startkarambolage mit Teamkollege Lewis Hamilton) George Russell (Mercedes), der damit das Ziel erreichte, den Abstand auf Ferrari in der Konstrukteurs-WM zu vergrößern. Denn Charles Leclerc kam als einzig gestarteter Ferrari-Fahrer hinter ihm auf Platz 5 ins Ziel.

Die weiteren Punkteplatzierungen gingen an Fernando Alonso (Aston Martin), der - für ihn ungewöhnlich - gleich zweimal neben der Strecke war, an Esteban Ocon (Alpine), Valtteri Bottas (Alfa Romeo), Guanyu Zhou (Alfa Romeo) und Sergio Perez (Red Bull).

Keine Punkte gab's für Hamilton, den Katar-Sieger von 2021. Der Mercedes-Pilot war nach einem tollen Start auf weichen Reifen drauf und dran, die Führung zu übernehmen, kollidierte aber stattdessen mit seinem Teamkollegen und schied gleich in der ersten Runde aus.

Nico Hülkenberg (Haas) kam mit einer Runde Rückstand als 16. ins Ziel. Insgesamt sahen 17 von 19 gestarteten Fahrzeugen die Zielflagge.

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Kollision bei Mercedes: Wer ist schuld?

Bei Toto Wolff, der das Rennen zu Hause auf der Couch verfolgt hat, dürften Erinnerungen an Barcelona 2016 hochgekommen sein, als Russell und Hamilton in der ersten Kurve miteinander kollidierten.

Russell war stinksauer über die Situation: "Mir fehlen die Worte, ehrlich. Ich hab's gerade auf einer Videowall gesehen. Ich wurde eingeklemmt und konnte gar nichts machen", funkte er. Da wurde sogar Wolff aus der Ferne zugeschaltet, um zu beruhigen: "George, lass uns jetzt Rennen fahren, lass uns das Beste draus machen."

Das war schon während der anschließenden Safety-Car-Phase. Russell, mit einem Boxenstopp, war jetzt nur noch 14., und Hamilton aus dem Rennen. Dem siebenmaligen Weltmeister droht auch noch eine Strafe, weil er nach dem Crash zu Fuß die Strecke überquerte. Das ist aus Sicherheitsgründen eigentlich nicht erlaubt.

Bereits in den Sekunden nach dem Crash ging's am Mercedes-Funk hoch her. "Fucking Hell! Komm schon! Was zur Hölle?", tobte Russell. Hamilton sah das anders: "Ich werde von meinem eigenen Teamkollegen aus dem Rennen genommen!" Worauf Russell wieder sagte: "Kommt schon, Jungs. Zweimal hintereinander!" Eine Anspielung auf Suzuka, wo es teamintern auch schon gezwickt hatte.

Wenig später hatte sich Russell ein wenig beruhigt: "Tut mir so leid, Jungs. Ich habe gar nicht nach hinten geschaut. Ich schaute nur nach vorn, das kam aus dem Nichts. Arg! Wurde total eingeklemmt."

Dabei hat Russell keinen Grund, sich zu entschuldigen, wie ORF-Experte Alexander Wurz findet: "Lewis spekuliert damit, dass George nachgibt und sich einordnet, aber das hat er nicht gemacht. Ich würde die Schuld prozentmäßig mehr bei Lewis sehen. Er hat zu wenig Platz gelassen."

Gut eine halbe Stunde später stand Hamilton bei den ersten TV-Interviews. Inzwischen hatte er sich beruhigt, und zumindest im Vorbeigehen eine Wiederholung gesehen. "Ich muss mir die Wiederholung nochmal anschauen", wollte er sich noch nicht auf eine finale Einschätzung festnageln lassen.

Aber: "Ich wurde hinten getroffen und hatte das Gefühl, dass ich abgeräumt wurde. Ich übernehme die Verantwortung, oder zumindest die Hälfte der Verantwortung. George hat es sicher nicht absichtlich gemacht."

Im Laufe des Abends, als er die Wiederholung genauer studiert hatte, korrigierte Hamilton seine ursprünglichen Aussagen und übernahm sogar die "volle Verantwortung" für den Crash.

Was steckt hinter dem Zoff bei McLaren?

Nach dem letzten Boxenstopp kam Norris knapp hinter Piastri auf die Strecke zurück. Die McLaren-Fahrer nahmen Kurs auf Platz 2 und 3, lagen aber im Rennen auf Platz 3 und 4, hinter Russell im Mercedes, der seinen letzten Stopp noch nicht absolviert hatte.

Der McLaren-Kommandostand entschied jetzt, kein teaminternes Duell zuzulassen, sondern die Positionen zu fixieren. Sehr zum Missfallen von Norris: "Warum wollen wir das tun? Wir haben doch einen großen Vorsprung. Und ich bin eindeutig viel schneller", säuselte er mit offensichtlich ironischer Stimme.

Antwort des Renningenieurs: "Lando, wir sehen das, wir wissen das, es ist egal. Wir sind besorgt wegen Russell, 13,4 Sekunden vor uns. Wir denken, er könnte am Ende einen weichen Reifen aufziehen und schnell sein." Was Norris nicht überzeugend fand: "Genau! Ihr seid besorgt, also ..."

Letztendlich wurde Russell nicht mehr gefährlich, und Norris fand sich damit ab, Piastri doch nicht mehr zu attackieren. Womit das Doppelpodium für McLaren fixiert war.

Gab's wegen der Reifenprobleme Sicherheitsauflagen?

Am Sonntagnachmittag hatte Pirelli bekannt gegeben, dass per se keine drei Pflichtboxenstopps verordnet werden. Allerdings wurde aufgrund der Sicherheitsbedenken in Bezug auf die Reifen und die aggressiven Randsteine erlassen, dass maximal 18 Runden auf einem Reifensatz gefahren werden dürfen.

Was bei einer Renndistanz von 57 Runden effektiv mit drei Pflichtboxenstopps gleichbedeutend ist und für ein hektisches Rennen mit vielen Boxenstopps sorgte. Russell fuhr als einziger Pilot sogar eine Vierstoppstrategie.

Das hatte Auswirkungen, denn durch die erzwungene Dreistoppstrategie gab's diesmal praktisch kein Haushalten mit den Reifen. Bei Temperaturen von 35 Grad brachte das einige Fahrer an ihre Grenzen. Russell nahm zwischendurch im Rennen sogar die Hände vom Lenkrad, um diese in den Wind zu halten und zu kühlen. Und Alonso forderte einmal, man solle ihm beim Boxenstopp eine Flasche Wasser in den Sitz kippen.

Norris berichtet: "Durch die drei Stopps war es viel härter, physisch, weil du viel mehr attackieren konntest. Selbst im letzten Stint konnte ich fast voll fahren. Wahrscheinlich eins der härtesten Rennen, das ich je gefahren bin." Verstappen nickt: "Gehört zu den Top 5."

Rookie Piastri ging sogar einen Schritt weiter: "Das waren 57 Runden Qualifying. Definitiv das härteste Rennen, das ich je gefahren bin."

Warum kassierten Hülkenberg & Co. ihre Strafen?

Das hatte eine Vorgeschichte. Carlos Sainz (Ferrari) konnte nicht an den Start gehen, weil etwa eine Stunde vor dem Rennen ein Benzinleck festgestellt wurde. "Beim Betanken fiel uns ein Problem mit dem Benzinsystem auf. Es war zu spät, es zu reparieren", sagt Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur.

Damit blieb der zwölfte Startplatz frei. Hülkenberg hatte sich eigentlich für Platz 14 qualifiziert, war nach der Formationsrunde aber unaufmerksam und stellte sich irrtümlich auf Sainz' Platz. Dafür gab's zehn Sekunden Zeitstrafe. Bitter, denn zu dem Zeitpunkt lag er an achter Stelle im Rennen. Wenn auch, zugegeben, weil ein paar der Topfahrer da schon an der Box waren.

Bei Perez waren's nur fünf Sekunden, und das aus einem anderen Grund. Ihm wurde um 20:42 Uhr die schwarz-weiße Warnflagge gezeigt, die da bedeutet: Beim nächsten Mal über die Tracklimits gibt's eine Strafe. Nur drei Minuten später war Perez wieder neben der Strecke, und so kassierte er fünf Sekunden Zeitstrafe. Zum ersten Mal.

Genau 20 Minuten später gab's für Perez die nächste Fünfsekundenstrafe wegen Tracklimits. Perez lag da ohnehin nur noch an elfter Position, und seinem Renningenieur konnte man den Frust anhören, als er funkte: "Wir haben eine weitere Strafe. Das schadet unserem Rennen."

Gut 15 Runden vor Ende des Rennens häuften sich die Verwarnungen wegen Tracklimits, und damit auch die Strafen. Nach Perez wurden auch Lance Stroll (Aston Martin) und Pierre Gasly (Alpine) jeweils zweimal mit Fünfsekundenstrafen belegt.

Nach Rennende gab's sogar noch eine dritte Fünfsekundenstrafe gegen Perez, weswegen das Rennergebnis korrigiert wurde und er vom neunten auf den zehnten Platz zurückfiel.

Hat sich Logan Sargeant im Auto übergeben?

Williams-Fahrer Logan Sargeant scheint zumindest nicht fit gewesen zu sein. Nach Rennhalbzeit meldete er sich am Boxenfunk: "Lasst uns weitermachen. Auch wenn ich das Gefühl habe, ich muss gleich kotzen." Wenig später meldete er, er sei "not too overwhelmed. Fuckin hell!" Was ein bisschen darauf hindeutet, dass er sich im Cockpit übergeben haben könnte.

Da wollte sein Renningenieur von ihm wissen: "Kannst du weitermachen?" Antwort Sargeant: "Ja, ich packe das. Komm schon!" Jetzt schaltete sich sogar Teamchef James Vowles ein: "Logan, du hast tapfer gekämpft, aber komm jetzt rein und geben wir auf. Lass uns um dich kümmern."

Doch Sargeant, nach seinem Abflug im F1-Sprint wohl unter Druck, sich zu beweisen, wollte nicht aufgeben: "James, ich habe dir versprochen, ich schaffe das", sagte er. Vowles antwortete: "Okay, ich überlasse es dir." Worauf Sargeant versicherte: "Du hast mein Wort."

Ein Wort, das nur zehn Minuten lang Gültigkeit hatte. Sargeant meldete sich jetzt wieder am Funk: "Mir geht's nicht gut, Mann." Sein Renningenieur nahm's entspannt hin: "Wenn du dich unwohl fühlst, dann hören wir auf."

Als Sargeant an die Box kam, verlieh er seiner Enttäuschung mit einem lauten Schrei Ausdruck. Wieder musste er vom Team getröstet werden: "Es ist fein, es ist okay. Das passiert. Manchmal werden Menschen krank."

Nach dem Rennen veröffentlichte das Williams-Team ein Statement, das lautete: "Nach Logans Ausscheiden aus dem Grand Prix wurde er vom medizinischen Team vor Ort untersucht, nachdem er während des Rennens unter starker Dehydrierung gelitten hatte, geschwächt durch grippeähnliche Symptome Anfang der Woche."

Wie geht die Formel-1-WM 2023 jetzt weiter?

Nach Katar stehen noch fünf Rennwochenenden auf dem Programm. Zwei davon mit F1-Sprints (Austin am 21. Oktober und Sao Paulo am 4. November). Der nächste Grand Prix (USA) steigt am 22. Oktober auf dem Circuit of The Americas in Austin, Texas. Zwischen Doha und Austin ist ein Wochenende rennfrei.

Doch der Grand Prix von Katar ist für Hardcore-Fans an diesem Punkt noch nicht zu Ende. Denn in der Nacht von Sonntag auf Montag steht auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de noch die ausführliche Nachbesprechung des Rennsonntags mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll auf dem Programm. Live ab 1:00 Uhr für alle, die Kanalmitglieder sind und im Livechat Fragen stellen wollen. Oder sonst auch am Montag im Re-Live in voller Länge.

Motorsport-Total.com

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