
Helmut Zwickl Gedenkfeier | 28.02.2025
„Mochts ma kan Bledsinn!“
Auf dem Wiener Zentralfriedhof nahmen Prominente aus Motorsport, Politik und Kultur sowie die gesamte Ennstal-Classic-Familie Abschied von Helmut Zwickl. Eine Stunde der Wehmut - konterkariert mit dunkelschwarzem Humor.
Noir Trawniczek
Ob Gerhard Berger, Franz Wittmann, Rudi Stohl, Andi Aigner oder der ewig junge Dieter Quester - so viel geballte Motorsport-Prominenz lässt einen unweigerlich an Gröbming denken. An jene idyllisch anmutende Gemeinde also, in der Sommer für Sommer das „Autofahren im letzten Paradies“ zelebriert wird…
Diesmal jedoch ist der Ort ein anderer. Und das Gefühl ist geprägt von Trauer und Wehmut. Diesmal heißt es Abschied nehmen von Helmut Zwickl, dem großen Doyen des Motorsport-Journalismus und Initiator der Ennstal-Classic.
Nicht nur die Lichtgestalten des Automobilrennsports geben sich an diesem Mittwoch in der Halle 2 des Wiener Zentralfriedhofs ein Stelldichein. Mit Wolfgang Brandstetter und Dieter Böhmdorfer etwa geben sich zwei ehemalige Minister die Ehre, die schon zu Helmuts Lebzeiten stolz darauf waren, „Benzin im Blut“ zu haben. Ennstal-Classic Gründer-Partner Michael Glöckner, „Teilzeit-Schwiegersohn“ und Alles Auto-Zampagno Enrico Falchetto, Rudi „Seyffenstein“ Roubinek, der frühere Rapid-Präsident Michael Krammer, Christian Clerici, Kollegen wie Armin Holenia, Ad Raufer oder motorline.cc-Chefredakteur Stefan Schmudermaier, Fotografen, Helfer, Freunde und natürlich die engste Familie - alle aufzuzählen, die an diesem Tag Helmut Zwickl die letzte Ehre erweisen, würde ganz sicher den Rahmen sprengen…
Alexander Zwickl: „Du warst dir immer selbst treu!“
Besonders berührend die Rede von Alexander Zwickl. Der Sohn des 1939 geborenen Chemikers, der zunächst „nur“ aus einer Leidenschaft heraus über Motorsport zu schreiben begann, erinnert sich in seiner herzlichen, persönlich gehaltenen Rede an seine eigene Kindheit im Hause Zwickl - und an das Klappern der Schreibmaschine: „Als Kinder mussten wir immer leise spielen wenn diese mechanische Melodie durch das Haus zog. Mit diesen fragilen Tasten komponiertest du Geschichten, erschufst Heldensagen. Du warst das Teleskop vieler Menschen in einer Zeit, in der Information noch etwas Kostbares, nichts Inflationäres war.“
Alexander fasst noch einmal zusammen, was er an seinem Vater, Freund und Vorbild ganz besonders bewundert hat: „Ich bin so stolz auf dich, weil du dir immer selbst treu warst! Du hast dich nie verstellt, warst geradlinig. Höflichkeit zwecks Etikette war dir fremd, du hattest eine brutale Ehrlichkeit, die auch weh tun konnte. Aber jeder Mensch wusste sofort, wo er bei dir steht.“
Und: „Du bist mit Fangio über den Nürburgring gefahren, hast die Carrera gewonnen, hast Senna selbst zu einem Grand Prix pilotiert, 560 GP erlebt, hast über 20 Bücher geschrieben und im Segelflug alle Rekorde erreicht.“ Was die Ennstal-Classic anbelangt, sagt Alexander: „Du hattest sie alle da, deine Helden: Moss, Stewart, Fittipaldi, Mansell, Lauda, Stuck, Berger, Quester, Andretti. Die Traumautos deiner Kindheit durftest du selbst pilotieren – die komplette Silberpfeil Flotte von Mercedes. Das wäre heute unmöglich! Wie hätte man das toppen können? Du wusstest: Mehr geht nicht. Aber wir werden dein Lebenswerk weiterführen und dich Jahr für Jahr im Ennstal hochleben lassen.“
Obwohl Helmut Zwickl ein asketisches Leben führte, war es ihm nicht vergönnt, einen schmerzfreien Lebensabend zu genießen. Alexander: „Als es dir das erste Mal schlecht ging und du ins Krankenhaus musstest, war es mir ein Bedürfnis, noch ein offenes Gespräch mit dir zu führen. Ich sagte dir, wie unglaublich stolz ich auf dich bin – auf alles, was du im Leben erreicht hast. Und du? Du hast mich angesehen und mit ganz leiser, bescheidener Stimme gesagt: ‚Ach, ich hatte nur Glück‘. Selten war ich stolzer auf dich als in diesem Moment der Demut. Du hast deine letzten schwierigen Jahre mit großer Würde ertragen, ohne dich je zu beklagen - Selbstmitleid war dir fremd.“
Herzhafte Lacher in der Stunde der Wehmut
In dieser von Wehmut getragenen Stunde gelingt es TV-Star und Ennstal-Classic Stammgast Christian Clerici, die Anwesenden zumindest für ein paar Minuten aus ihrer Trauer und Melancholie herauszuholen. Es gelingt ihm sogar, uns ein echtes, ein herzhaftes Lachen abzuringen. Und zwar mit jenem knochentrockenen Humor, der auch Helmut Zwickl nicht fremd war.
Und so nimmt uns Christian Clerici mit nach Gröbming, zu einem fiktiven Antritt bei der Ennstal-Classic, einer fiktiven Begegnung mit dem Chef, dem schwer beschäftigt grantelnden „weißen Wolf“, wie Freunde ihn durchaus liebevoll nannten.Denn es war dieser Mix, der Helmut Zwickl ausgemacht hat. Ein Mix aus alt-wienerischem Grantlertum, messerscharfer Intelligenz, kompromisslos gelebter Leidenschaft und einer zwar selten gezeigten, dann jedoch ehrlich gemeinten Herzlichkeit.
In der fiktiven, mit Anekdoten gespickten Ennstal-Classic haben wir unterdessen die administrative Abnahme hinter uns gebracht. Clerici appelliert an die potentiellen Konkurrenten, man möge sich künftig beim Blick in die Rückspiegel einen mit Block, Kuli und Stoppuhr bewaffneten, schwerst beschäftigten aber noch einmal kurz winkenden Helmut vorstellen. Und dabei an jene Worte denken, die er so manchen Startern noch einmal ins Cockpit raunte: „Mochts ma kan Bledsinn!“ In diesem Sinne: Moch ma, Helmut.