
GP von Belgien: Sprint Qualifying | 25.07.2025
Fast eine halbe Sekunde schneller: Oscar Piastri fährt Verstappen in Spa davon
Oscar Piastri holt sich die Pole für den F1-Sprint in Spa mit einer Fabelrunde - Lewis Hamilton und Nico Hülkenberg erleben ein Qualifying zum Vergessen
Oscar Piastri hat sich im Sprint-Qualifying in Spa-Francorchamps die Poleposition für den F1-Sprint am Samstag gesichert. Der McLaren-Pilot erzielte im dritten Qualifying-Segment eine Bestzeit von 1:40.510 Minuten und brummte damit allen anderen eine ordentliche Packung auf.
Eine Pole, die Piastri am liebsten gar nicht geholt hätte. Denn der Weg von La Source bis Les Combes ist lang, und in der Vergangenheit war der Polesetter in der ersten Runde für seine Verfolger wegen des Windschattens oft gefundenes Fressen. "Spa ist eine der schlimmsten Strecken, um Pole zu haben", sagt Piastri. "Aber die Pace war den ganzen Tag echt stark, und ich hatte ein wirklich gutes Gefühl im Auto."
Piastri hatte schon im Freien Training sowie in SQ1 und SQ2 den stärkeren Eindruck hinterlassen und lieferte auch in der Entscheidung auf den Punkt ab. Max Verstappen (Red Bull) wurde mit 0,477 Sekunden Rückstand Zweiter, Lando Norris (McLaren) mit 0,618 Sekunden Rückstand Dritter. Da staunte selbst Piastris Renningenieur am Boxenfunk: "Der Abstand beträgt fast eine halbe Sekunde. Das war wirklich beeindruckend."
Teamkollege Norris räumt ein, für Piastri im Sprint-Qualifying "einfach nicht schnell genug" gewesen zu sein: "Das ist der einzige Grund. Es war nicht die sauberste Runde, aber der Rückstand auf die Spitze ist schon groß. Trotzdem bin ich nicht enttäuscht. Es ist Platz 3 für den Sprint. Ja, wir müssen daran arbeiten. Aber das ist keine große Sorge."
Bei Red Bull glaubt man zwar, im Rennen 1 nach Christian Horner mit den Updates eine Verbesserung erreicht zu haben. "Der Rückstand ist im Sektor 2 nur mehr vier Zehntel", sagt Helmut Marko im Interview mit Sky. "Aber es ist immer noch zu wenig, um Piastri hier herausfordern zu können. Also ich glaube, im Sprint sind wir gut bedient, wenn wir ein Podium erreichen."
Woran das liegt? "Es ist ganz einfach Downforce", antwortet Marko. "Wenn wir mehr Downforce draufgeben, dann verlieren wir auf den Geraden, vor allem in Sektor 1 und 3, zu viel. Und da muss man halt den Kompromiss finden. Aber speziell Piastri ist unglaublich. Das kriegen ja nicht nur wir, das kriegen alle aufgebrummt. Und für einen Sektor ist das schon eine ganze Menge."
Den Grundstein für den ersten Startplatz legte Piastri in den Sektoren 2 und 3 auf der Ardennen-Achterbahn, auf der am Sonntag der Grand Prix von Belgien 2025 stattfindet. Im ersten Sektor hatte noch Esteban Ocon (Haas) Bestzeit erzielt. Nicht weiter verwunderlich, punkten durch den Eau-Rouge-Sektor diejenigen, die ihr Set-up besonders auf Höchstgeschwindigkeit getrimmt haben.
Ocon belegte unterm Strich den fünften Platz, 1,055 Sekunden hinter Piastri und 0,287 Sekunden hinter Charles Leclerc im bestplatzierten Ferrari. Sechster wurde Carlos Sainz (Williams), vor Oliver Bearman (Haas), Pierre Gasly (Alpine), Isack Hadjar (Racing Bulls) und Gabriel Bortoleto (Sauber).
Lewis Hamilton (Ferrari), die beiden Mercedes-Fahrer und Nico Hülkenberg (Sauber), beim letzten Grand Prix in Silverstone noch sensationell Dritter, waren bereits in den ersten beiden SQ-Sessions ausgeschieden.
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Aus in SQ1: Was war bei Hamilton und Hülkenberg los?
Gleich das erste Qualifying-Segment forderte einige prominente Opfer. Am prominentesten: Lewis Hamilton, der siebenmalige Weltmeister. Ferrari hatte im Zuge eines Update-Pakets unter anderem eine mit Spannung erwartete neue Hinterradaufhängung zum Grand Prix von Belgien gebracht. Aber die funktionierte in SQ1 offenbar nicht wie gewünscht.
Hamilton verlor beim Anbremsen der Bus-Stop-Schikane das Heck außer Kontrolle und drehte sich. "Das ist mir heute in meiner ganzen Karriere zum ersten Mal passiert", grummelt er. Damit war Hamilton auf P18 einbetoniert. "Da hat die Hinterachse blockiert. Das ist genau das, was die Aufhängung verhindern sollte", analysiert ORF-Experte Alexander Wurz im Live-Kommentar.
Nico Hülkenberg (17./Sauber) erwischte es auch deshalb, weil er in der Bus-Stop-Schikane eigentlich an Liam Lawson (Racing Bulls) vorbeifahren wollte, um seine schnelle Runde zu beginnen. Aber auch Lawson nahm gerade Abstand, stieg wieder aufs Gas, als Hülkenberg neben ihm war, und zwang den Deutschen so dazu, nochmal Tempo rauszunehmen, bevor er wieder beschleunigen konnte. Damit war das Aus in SQ1 unvermeidlich.
Hülkenberg flüchtet sich aber nicht in Ausreden: "Die erste Runde war nicht gut genug auf dem Medium, und das war die, die gezählt hat am Ende. Weil in der zweiten Runde war der Reifen schon nicht mehr gut genug und hat abgebaut. Von daher schade. Vier Hundertstel waren es, und nicht gut genug von meiner Seite. Ich glaube, man müsste einfach noch mehr dran arbeiten und es besser umsetzen auf einer Runde."
Und dann war da noch Andrea Kimi Antonelli (Mercedes), der "keinen Grip" hatte, wie er am Boxenfunk beanstandete, und seine schnelle Runde im Kiesbett der Stavelot-Kurve versenkte. Antonelli konnte zwar weiterfahren, aber sein 20. und letzter Platz war damit besiegelt. "Bis dahin", ärgert er sich, "war es eine gute Runde. Ich war auf Kurs zu P4. Vielleicht war es eine Windbö. Fühlte sich jedenfalls sehr merkwürdig an."
Neben den drei bereits genannten Piloten schieden in SQ1 auch Alexander Albon (16./Williams) und Franco Colapinto (19./Alpine) aus. Bei Albon war ein Grund dafür "ein Motorproblem, das schon im Training auftrat. Wir dachten, wir hätten es behoben, aber ich verlor auf den Geraden immer noch viel Zeit. Ich schätze mal, dass es ein fundamentales Problem ist. Kann sein, dass wir die ganze Powerunit wechseln müssen."
Track-Evolution: Beinahe hätte es Piastri erwischt!
In SQ2 hätte es dann um ein Haar die nächste faustdicke Überraschung gegeben. Piastri fuhr zwar zunächst überlegene Bestzeit. Aber dann trat laut Wurz in den letzten Minuten der Session "eine unglaubliche Streckenänderung" ein: "Die Track-Evolution war irgendwie verrückt." Und so wurde Piastri bis zum Ende noch auf den zehnten Platz durchgereicht, nachdem ihm seine erste Rundenzeit wegen Tracklimits bei Raidillon gestrichen worden war.
Norris fuhr am Ende von SQ2 noch Bestzeit, in 1:41.412 Minuten, vor Verstappen und Leclerc. Aber mit George Russell erwischte es im Zeitenwürfeln am Ende auch den zweiten Mercedes-Fahrer. Russell hatte am Ende 0,918 Sekunden Rückstand auf Norris - und auf die rettende P10-Zeit fehlten ihm 0,202 Sekunden.
Laut Datenanalyse kostete Russell ein Verbremser in La Source gleich zwei Zehntelsekunden. Wäre ihm dieser Fehler nicht passiert, hätte es also hauchdünn für den Einzug ins Top-10-Finale reichen können. Doch Mercedes hatte sich für Spa nach dem Vorjahressieg eigentlich viel mehr ausgerechnet.
"In Q1 fuhr ich über den Schotter, den Kimi bei seinem Ausritt aufgewirbelt hatte", berichtet Russell. "Von da an war der Rest der Runde schrecklich. Und SQ2 war auch schrecklich. Vielleicht habe ich mir dabei das Auto beschädigt, denn ich bin ziemlich schockiert darüber, in SQ2 auszuscheiden. Der Abstand war riesengroß. Ich bin mir sicher, dafür gibt es eine Erklärung."
Neben Russell schieden in SQ2 auch Lawson, Yuki Tsunoda (Red Bull) und die beiden Aston Martins aus. Die hatten bis dahin mit dem umfangreichen Update für dieses Wochenende eigentlich einen konkurrenzfähigen Eindruck hinterlassen. Womöglich wurden sie aber angesichts der extremen Track-Evolution Opfer eines nicht ganz perfekten Timings.
Den Updates attestiert Alonso jedenfalls, dass sie funktionieren: "Die scheinen ein Schritt nach vorne zu sein. Mit dem neuen Frontflügel haben wir mehr Downforce. Das Problem ist, dass wir immer schnell auf Tempo kommen. Aber wenn die anderen ihren Rhythmus finden, fallen wir zurück. Jetzt müssen wir noch ein bisschen mehr über diese Konfiguration lernen."
Wo kann man den Grand Prix von Belgien live sehen?
Ganz klar: Am spannendsten ist die Formel 1 immer noch live. Aber seit Ende 2020 gibt es in Deutschland kein Free-TV-Angebot mehr, das alle Qualifyings und Rennen live zeigt. Als Versuch eines Ersatzangebots gibt's auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de seither täglich Livestreams - immer von Donnerstag bis Sonntag, jeweils am Abend, mit einer Zusammenfassung und Analyse der Ereignisse an der Rennstrecke.
Am Freitagabend steht dabei, live ab 22 Uhr, die Auswertung der Performance-Daten des Freien Trainings und des Sprint-Qualifyings im Vordergrund. Kevin Hermann taucht mit den Tools des deutschen Technologieunternehmens PACETEQ tief in die Rennsimulationen ein und schlüsselt diese verständlich auf, während Stefan Ehlen einen Überblick über die neuesten Technik-Updates liefert.
Spa ist einer von sieben Grands Prix der Saison 2025, die von RTL im Free-TV gezeigt werden. RTL zeigt den F1-Sprint am Samstag ab 11:30 Uhr, und das Rennen am Sonntag live ab 14:00 Uhr. Der Pay-TV-Sender Sky zeigt wie immer alle Sessions live. In Österreich ist diesmal der ORF dran, und in der Schweiz wie immer das SRF.