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Das Sterben der Formel 1 Teams

Zahlreiche Teams mussten den Formel-1-Zirkus in den letzten 10 Jahren verlassen, darunter traditionsreiche Namen wie Lotus oder Ligier.

Die Formel 1 lebt von ihren Fahrern, und natürlich ganz besonders von den Teams. Während ein Pilot seine Karriere meist nach zehn Jahren beendet hat, überdauern die großen, erfolgreichen Teams einige Jahrzehnte, was den Zuschauer besonders emotional an diese Traditionsteams bindet.

Das beste Beispiel hierfür ist dabei immer wieder die kleine Truppe rund um das Minardi Team aus dem kleinen Faenza und Ledbury. Schon seit 1985 in der Formel 1 und meist am Existenzminimum, doch einfach beliebt und sympathisch und vor allem menschlich.

Doch allem Anschein nach minimieren sich die Teams in der Formel 1 immer weiter. Nachdem im vergangenen Jahr bereits das Arrows Team, immerhin seit 1978 in der F1 vertreten, zusperren musste, schweben nun auch Jordan sowie Minardi in finanziellen Problemen.

Während Jordan fast alle wichtigen Sponsoren verlor und die schlechte finanzielle Situation auch an den wenigen Sponsorenaufklebern auf dem Fahrzeug zu erkennen ist, weiß Minardi zum Saisonbeginn noch nicht, ab die Gelder genügen werden um die Saison zu Ende zu fahren. Deshalb blicken wir noch einmal auf alle Teams zurück, die die Königklasse des Motorsports in den vergangenen zehn Jahren verlassen haben oder verlassen mussten…

Scuderia Italia 1988-1993

Am Ende der Saison 1993 verabschiedete sich das Team der Scuderia Italia, das aus dem Dallara Team hervorgegangen war und im Jahre 1993 mit Lola Chassis an den Start ging, aus der Formel 1, auch wenn man offiziell von einem Zusammenschluss mit der Scuderia Minardi sprach. Ein Jahr später sollte der Verlust für die gesamte F1Welt jedoch um einiges größer werden…

Lotus 1958-1994

Die Saison 1994 sollte für das legendäre Lotus Team, das seit 1958 in der Formel 1 unterwegs war, die letzte werden. Nachdem das Team, das sieben Mal Konstrukteursweltmeister war und sechs Mal den Weltmeister stellen konnte, bereits in der Saison 1993 finanziell nicht gut da stand, man aber mit zwölf Punkten und Rang sechs in der Konstrukteurswertung noch gute Ergebnisse erzielte, brachte man es 1994 mit den relativ starken Mugen-Honda Motoren auf keinen einzigen Punkt.

Hoffnungsträger Johnny Herbert verließ das sinkende Schiff bereits drei Rennen vor Saisonende. Im Oktober 1994 kaufte Dave Hunt, der Bruder des Formel 1 Weltmeisters von 1976, James Hunt, das Lotus Team und zeigte sich zuversichtlich auch 1995 an den Start zu gehen, was allerdings nicht mehr als eine Illusion war. Das Projekt von Hunt verlief im Sand und das Team wurde aufgelöst und die Belegschaft entlassen.

So verschwand das traditionsreiche Lotus Team aus der F1Welt, zunächst aber nicht der Name, denn diesen kaufte sich das Pacific Team für das Jahr 1995 zum Preis von 1,2 Mio $ und ging somit als Pacific Team Lotus an den Start…

Larrousse 1987-1994

Doch auch ein weiteres Team sollte an der F1-WM 1995 nicht mehr teilnehmen können. Der Rennstall des ehemaligen Renault Sportchefs Gerard Larrousse, der 1987 in die Formel 1 eingestiegen war und bis 1991 mit Lola Chassis unterwegs war, kämpfte vor der Saison 1995 mit starken finanziellen Problemen.

Im Winter 1994/95 sah es zunächst nach einem Zusammenschluss mit dem DAMS F3000 Team von Jean-Paul Driot aus, doch diese Pläne zerschlugen sich und auch eine Partnerschaft mit dem Junior Team der Franzosen Laurent Barlesi und Jean Messaoudi, die Anfang März als Rettung des Teams angekündigt wurden, brachte keinen Erfolg. Zunächst hieß es, dass man an den ersten beiden Überseerennen nicht teilnimmt und ab dem dritten Saisonlauf, dem Grand Prix von San Marino wieder am Start sei, doch aus diesem Vorhaben wurde nichts und im Juni des Jahres wurde das gesamte Teammaterial versteigert.

Simtek 1994-1995

Während des Jahres 1995 schlossen dann die Pforten des erst 1994 von Nick Writh ins Leben gerufenen Simtek Rennstalls. Nach dem fünften Saisonrennen in Monaco ging dem Team, trotz viel versprechender Leistungen des jungen Holländers Jos Verstappen das Geld aus. Zwar sollte der Japaner Hideki Noda, der bereits 1994 bei Larrousse sein Formel 1 Debüt gegeben hatte, ab dem Kanada Grand Prix ins Lenkrad des Simtek greifen da er japanische Sponsorgelder mitgebracht hätte, doch dazu kam es nicht mehr.

Man wollte zunächst aus finanziellen Gründen nur den Kanada Grand Prix in Übersee auslassen, doch auch beim folgenden Frankreich Grand Prix ließ sich das Team nicht mehr blicken und verschwand somit ohne viel Wirbel. Teamchef Writh heuerte beim Benetton Team an.

Pacific 1994-1995

Kaum länger war die Geschichte des Pacific Grand Prix Teams. Das aus der F3000 kommende Team rund um den Teamchef Keith Wiggins stieg ebenfalls 1994 in die Formel 1 ein und konnte sich im Debütjahr kaum qualifizieren. 1995 sollte alles besser werden. Man träumte von ersten WM-Punkten und kaufte die Rechte am Namen Lotus.

Allerdings hielt man sich ab Saisonmitte mit Bezahlfahrern wie Giovanni Lavaggi und Jean-Denis Deletráz über Wasser, konnte am Ende der Saison 1995 die finanziellen Garantien für das Jahr 1996 nicht aufbringen und verabschiedete sich vom Namen Pacific Grand Prix sowie dem damit verbundenen Formel 1 Engagement. Unter dem Namen Pacific Racing zog man sich wieder in die europäische F3000 Meisterschaft zurück.

Forti-Ford 1995-1996

Zu Beginn des Jahres 1995 wagte das Formel 3000 Team von Guido Forti mit den Sponsorengeldern des Brasilianers Pedro Diniz den Sprung in die Königsklasse des Motorsports auch wenn man in der Formel 3000 zuvor nicht besonders erfolgreich gewesen war. Neben Pedro Diniz steuerte ein zweiter Brasilianer, Roberto Moreno, den ersten Forti Boliden der Formel 1 Geschichte.

Die Saison 1995 sollte ein Lehrjahr ohne Punkte bleiben, doch zumindest konnte man sich gegen Ende der Saison des Öfteren vor den Hauptkonkurrenten um die vorletzte Startreihe, Pacific-Ford, qualifizieren. 1996 sollte alles besser werden doch Pedro Diniz verließ mit Sponsor Parmalat das Team und der neue Wagen wurde erst zum vierten Saisonlauf, dem Europa Grand Prix auf dem Nürburgring, fertig.

Beim Spanien Grand Prix tauchte Forti dann plötzlich mit neuer Lackierung und neuem Sponsor auf. Die schleierhafte „Finfirst“ Gruppe um den deutschen Ben Gertz und das Shannon Racing Team hatte sich bei Forti mit großen Versprechungen eingekauft. Allerdings floss kein Geld und Shannon bestand auf den Besitz von angeblich 51 % des Teams, die ihm gehören sollten.

Während Forti beim England Grand Prix noch einen obligatorischen Qualifikationsversuch startete, reiste man beim Deutschland Grand Prix bereits freitags ab. Forti und Gertz zogen vor Gericht um die Besitzverhältnisse zu klären, doch die Formel 1 Geschichte des Teams ging damit zu Ende…

Ligier 1976-1996

Doch schon am Ende der Saison 1996 sollte das nächste Team die Formel 1 verlassen, wenn auch nicht wirklich. Das 1976 in die Formel 1 eingestiegene französische Ligier Team wurde von Alain Prost aufgekauft und in Prost Grand Prix umbenannt. Nach Erfolgen in den späten 70iger und frühen 80iger Jahren in denen man acht Siege einfahren konnte und 1980 Zweiter in der Konstrukteursweltmeisterschaft wurde, ging es mit dem Team stetig bergab.

1995 übernahm der Benetton Teamchef Flavio Briatore das Team, bevor er es zum Teil an den Schotten Tom Walkinshaw verkaufte. Doch auch diese Ehe war nicht von langer Dauer. Walkinshaw wollte das Team zu 100% übernehmen, doch Firmengründer Guy Ligier war nicht bereit seine letzten 15% des Teams abzugeben. Daraufhin übernahm Walkinshaw 1996 nach dem Saisonstart das Arrows Team und zog alle Mechaniker, die nicht bei Ligier sondern seiner Firma TWR angestellt waren, von Ligier ab.

Nach dem Überraschungssieg 1996 in Monaco stand das Team somit plötzlich mit der Hälfte der Belegschaft da. Die Saison 1996 wurde mehr oder weniger schlecht beendet. Zwar lief die Vorbereitung für das Jahr 1997, aber keiner wusste so recht was werden wird… Kurz vor dem Saisonstart übernahm Alain Prost dann das Team und ließ durch die Umbenennung in Prost Grand Prix den Namen Ligier für immer aus den Formel 1 Ergebnislisten verschwinden…

Lola 1997

Zeitgleich, zum Saisonstart 1997, gab ein weiteres Traditionsteam sein Comeback in der Formel 1. Der Lola Rennstall, als Chassishersteller für Indycars sowie verschiedene Formel Serien weit über die Formel 1 hinaus bekannt und bereits erstmals 1962 in der Formel 1 unterwegs wollte mit Hilfe des Sponsors MasterCard die Rückkehr in die Formel 1 in Angriff nehmen.

Doch Firmengründer und Teamchef Eric Broadley ging von Beginn an falsch an die Sache heran. Ein 1994 bereits vorgestelltes aber weiterentwickeltes Chassis ging für das Team an den Start. Beim Saisonauftakt in Melbourne verpassten die Fahrer Ricardo Rosset und Vincenzo Sospiri mit einem Rückstand von über 10 Sekunden die Qualifikation.

Schon in Brasilien ging das Team nicht mehr an den Start. Broadley war anscheinend zu gutgläubig für die harte F1Welt, denn bereits nach dem Saisonstart ging das Geld aus und MasterCard zog sich zurück. Somit blieb es bei einem Qualifikationsversuch…

Tyrrell 1969-1998

Für knapp zwei Jahre sollten der Formel 1 alle Teams erhalten bleiben, zumindest auf dem Papier, denn schon im November 1997 verkaufte Ken Tyrrell schweren Herzens sein Team an den Tabakkonzern BAT sowie Adrian Reynard, Craig Pollock und Jacques Villeneuve, die daraus 1999 das British American Racing Team ins Leben riefen.

Zuvor stand für Tyrrell, dessen Team 1971 Konstrukteursweltmeister wurde und der 1971 und 1973 mit Jackie Stewart den Weltmeister stellte, aber noch die am meisten demütigende Saison der Teamgeschichte an. 1998 ging das Team zwar noch unter dem Namen Tyrrell an den Start, Ken hatte allerdings nichts mehr zu sagen und die BAR-Verantwortlichen wollten das Jahr mit möglichst wenig Ausgaben beenden um 1999 mit dem umbenannten Team groß durchzustarten.

Gegen Tyrrells Willen wurden die Piloten Toranosuke Takagi sowie Ricardo Rosset verpflichtet und nach einer Saison ohne Punkte, in der sich Tyrrell frühzeitig vom Kommandostand des Teams – an dem er nichts mehr zu sagen hatte – zurückzog, verschwand der Name Tyrrell für immer aus der Formel 1.

Stewart 1997-1999

Der nächste Rückzug aus der Formel 1 war zunächst genau genommen nur eine Namensänderung eines Teams, in der Realität passierte allerdings mehr als zunächst vermutet. Ex-Weltmeister Jackie Stewart stieg 1997 mit der Unterstützung von Ford und dem F3000 Team seines Sohnes, Paul Stewart Racing, in die Formel 1 ein.

Nach einer guten Vorbereitung 1996 konnte man 1997 zwar nicht regelmäßig in die Punkte fahren, gab für das Debütjahr aber eine respektable Vorstellung ab. Nach der schlechten Saison 1998 wurde die Saison 1999 zum ersten Erfolgsjahr des Familienrennstalls und man beendete das Jahr mit einem ersten, wenn auch glücklichen Sieg von Johnny Herbert auf dem sensationellen vierten Rang in der Konstrukteursmeisterschaft und ließ sogar Teams wie Williams und Benetton hinter sich!

Doch Ford wollte für das Jahr 2000 die Marke Jaguar werbetechnisch stärken, übernahm die Mehrheit des Teams und benannte es in Jaguar um. Jackie Stewart trat mehr in den Hintergrund und sein Sohn Paul musste sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen, weshalb das Team seine familiäre Atmosphäre verlor. Somit endete die nur dreijährige Ära des Stewart Rennstalls, der in der Formel 1 mit Sicherheit nicht nur aufgrund des Schottenmusters ein Traditionsrennstall hätte werden können…

Prost 1997-2001

Nach nur fünf Jahren in der Formel 1 musste auch Alain Prost seinen Rennstall Ende 2001 schließen. Dabei sah zunächst alles sehr gut aus. Nach der Übernahme von Ligier zu Beginn der Saison 1997 konnte man in diesem Jahr mehrfach aufs Podium fahren und beendete die Saison als WM-6. mit 22 Punkten.

Doch als 1998 die Partnerschaft mit Peugeot begann ging es mit dem Team immer weiter bergab. Wegen den schwachen und unzuverlässigen französischen Triebwerken sowie politischen Streitigkeiten zwischen Prost und Peugeot kam es fast zur Eskalation, als Peugeot Techniker beim Frankreich Grand Prix 2000 nicht mehr an den Boliden arbeiten wollten.

Der Winter 2001/2002 brachte für das Team des viermaligen Weltmeisters dann das endgültige Aus, nachdem sich die Schulden des Teams nach einer weiteren schwachen Saison, in der auch die nicht gerade kostengünstigen Ferrari Motoren bezahlt werden mussten, ins unermessliche gesteigert hatten…

Arrows 1978-2002

Das letzte Team, das die Formel 1 Weltmeisterschaft verlassen musste war der Arrows Rennstall, der 1978 vom ehemaligen Rennfahrer Jackie Oliver gegründet worden war. Nach vielen Jahren ohne größere Erfolge, jedoch meist mit WM-Punkten verkaufte Oliver das Team zu Beginn des Jahres 1996 an den Schotten Tom Walkinshaw sowie dessen Firma TWR (Tom Walkinshaw Racing).

Nach selten klaren Linien und mehreren erfolglosen Jahren kam 2002 dann das endgültige Ende für Arrows. Zunächst fehlte Geld um die Cosworth Motoren zu bezahlen, in Frankreich ging das Team dann aufgrund innerer Konflikte zwischen Walkinshaw und Teilhaber Morgan Grenfell erst gar nicht an den Start.

In Deutschland nahm man ein letztes Mal in der Teamgeschichte an einem Grand Prix teil, und auch wenn man zum Rennen in Belgien erneut anreiste, so blieben die Autos dort unbewegt in den Boxen stehen bevor sich das Team endgültig auflöste. In den kommenden Tagen werden die Überreste des Teams versteigert...

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