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Toyota GR010 Hybrid vorgestellt Nicht nur die Dimensionen haben sich geändert - das ganze Prinzip des GR010 Hybrid ist anders
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Toyota GR010 Hybrid: Radikal anders als TS050 Hybrid

Die neuen Le-Mans-Hypercar-Regularien haben beim Toyota GR010 Hybrid eine völlig neue Herangehensweise für die WEC 2021 erforderlich gemacht

Der neue Toyota GR010 Hybrid verfolgt eine radikal andere Philosophie als sein Vorgänger TS050 Hybrid. Die neuen Regularien "Le Mans Hypercar" stellten die Technikcrew vor ganz neue Aufgaben. Denn anders als beim LMP1-Vorgänger, bei dem es um radikale Spitzenperformance ging, wird sich der GR010 Hybrid einer Balance of Performance (BoP) unterwerfen müssen.

Die Ingenieure mussten daher in neuen Dimensionen denken, die aus dem GT-Sport bekannt sind: Statt alles auf High-Performance zu trimmen, geht es in einer BoP-Klasse vor allem darum, die vorgesehene Performance in einem möglichst großen Fenster abrufen zu können und ein gutmütig zu fahrendes Auto bereit zu stellen.

"Balance of Performance ist etwas, das wir in der WEC noch nie kennengelernt haben. Aber wir kennen sie aus anderen Projekten", sagt Teamchef Rob Leupen. "Wir haben in unseren neun Jahren in der WEC einiges erreicht, aber sind nie selbstgefällig geworden. Wir machen uns stets selber Druck, unsere Technologie und Prozesse zu verbessern."

Nur noch ein Hybridsystem

Gänzlich neu ist der Antriebsstrang, der mit dem des TS050 Hybrid kaum mehr etwas zu tun hat. Die Regularien erlauben nur noch ein System an der Vorderachse. Bislang schickte Toyota den Hybridboost entweder an die Hinterachse (TS030 Hybrid) oder mit zwei Systemen an alle vier Räder (TS040 und 050 Hybrid).

"Wir haben die MGU und das Brake-by-Wire nur noch auf der Vorderachse", erklärt Toyota-Technikchef Pascal Vasselon. "Das bedeutet, dass wir erstmals einen Anlasser und einen hydraulischen hinteren Bremskreislauf in unserem WEC-Projekt installieren mussten."

John Litjens, der sich bei Toyota für das Chassis verantwortlich zeichnet, sah sich beim Entwurf des Fahrzeugs einer überraschenden Herausforderung gegenüber: "Das Hybridsystem im Fahrzeug unterzubringen war bei diesem Auto wegen der neuen Sicherheitsstandards eine ziemliche Challenge."

Die Leistung des Elektromotors fällt - ebenfalls vom Reglement vorgeschrieben - deutlich geringer aus als beim TS050 Hybrid. Dessen Systeme leisteten vor der Drosselung im Jahre 2016 auf 300 Kilowatt (407 PS) deutlich über 500 PS. Die neue Maximalleistung für den Elektromotor in der LMH-Klasse beträgt nur mehr 200 Kilowatt (272 PS).

Je mehr Elektro, desto weniger Verbrenner und umgekehrt

Ein ganz neues System gibt es auch bei der Spitzenleistung: Die Zeiten von über 1.000 PS sind in Le Mans erst einmal vorbei. Der neue Deckel sind 680 PS. Diese stehen jedoch zu nahezu jedem Zeitpunkt zur Verfügung. Denn das Zusammenspiel zwischen Verbrennungs- und Elektromotor ist neu geregelt.

Es handelt sich nun um ein Nullsummenspiel der beiden Komponenten: Je mehr Leistung der Elektromotor bringt, umso mehr wird der Verbrenner gedrosselt. In der Vergangenheit beschleunigten die LMP1-Boliden wie Raketen mit über 1.000 PS aus den Kurven heraus. Doch als der Hybridboost aussetzte, standen nur noch rund 500 PS aus dem Verbrennungsmotor zur Verfügung.

Der Toyota GR010 Hybrid wird ab 120 km/h (früher darf der Hybridboost nicht aktiviert werden) immer die vollen 680 PS zur Verfügung haben. Da der Verbrennungsmotor diese unter Umständen alleine stemmen muss, musste ein neues Aggregat entwickelt werden. Mit 3,5 Litern fällt der Hubraum deutlich höher aus als beim Vorgänger mit 2.400 Kubikzentimetern.

"Der macht einen fantastischen Sound", verspricht Jose-Maria Lopez. "Fahrer und Ingenieure werden sich auf die völlig andere Art einstellen müssen, wie die Hybridleistung abgerufen wird. Wir sind noch in einem Prozess, uns darauf einzustellen."

Umdenken auch bei der Aerodynamik

Auch beim Chassis gibt es eine völlig neue Philosophie, die mit allen bisherigen LMP1-Denkweisen bricht. Zunächst einmal ist der LMP1-Nachfolge in alle Richtungen gewachsen, wie es vom Reglement her vorgesehen ist: 100 Millimeter mehr Breite und Höhe, 250 Millimeter mehr Länge. Selbst die Gewichtsverteilung legt das neue Regelwerk fest.

"Der größte Unterschied zum Vorgänger liegt in der Aerodynamik", findet Litjens. "In der Vergangenheit haben die Regularien alles begrenzt, was erlaubt war."

"Unter den Le-Mans-Hypercar-Regularien müssen sich alle Fahrzeuge bei Abtrieb und Luftwiderstand in gewissen Performancefenster befinden. Gleichzeitig gibt es mehr Freiheiten bei den Karosseriekonzepten. Das Resultat dieser Freiheiten sieht man beim GR010 Hybrid deutlich."

Es bleibt abzuwarten, wie gut die Balance of Performance den Toyota GR010 Hybrid den hybridlosen Hypercars von Glickenhaus und ByKolles angleichen kann. Ab 2023 kommt dann mit der LMDh, die auf einer noch anderen Philosophie basiert, eine weitere Komplexität hinzu, die aber auch weitere
Hersteller lockt.

Motorsport-Total.com

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