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Großer Auftritt von Klien & Co.

Hundertstel-Krimi im Training: Peugeot-Pilot Christian Klien geht aus der Pole Position in das 10-Stunden-Rennen in Road Atlanta.

Hauchdünne Entscheidung um die Pole Position beim "Petit Le Mans": Peugeot-Pilot Stephane Sarrazin setzte sich mit nur 85 Tausendsteln Vorsprung gegen Audi-Fahrer Allan McNish durch.

Dabei stellte er auch einen neuen absoluten Geschwindigkeitsrekord auf dem amerikanischen Traditionskurs auf.

Somit startet der Österriecher Christian Klien im schnellsten Auto des Feldes. Der Formel 1-Testfahrer bekam dafür die Freigabe vom BMW Sauber F1 Team und nützt das Formel-1-freie Wochenende, um im Auto mit der Nummer 7 weitere Rennkilometer abzuspulen.

Gemeinsam mit seinen Teamkollegen erlebte der 25jährige Vorarlberger bereits in den ersten Trainings eine Neuauflage jenes Duells, das beim 24-Stunden Rennen von Le Mans im Juni der große Knaller war: Peugeot gegen Audi.

Die Vorgeschichte

Die Leistungen von Christian Klien beim Klassiker im Juni - der Vorarlberger führte das Rennen beim Debüt in Le Mans lange Zeit an - brachten ihm einen Eintrag ins Notizbuch der Peugeot-Sportdirektoren. Aus den neun Le Mans-Piloten der Mannschaft wurden sechs ausgewählt, um die Löwen beim 1.000-Meilen Klassiker von Road Atlanta zu vertreten.

Beim LMS-Finale in Silverstone wurden gleich zwei Peugeot 908 schwer beschädigt, so dass zuletzt nur ein Auto für Amerika vorbereitet werden konnte – Klien wurde als Fahrer nominiert. Im Spätsommer begannen die intensiven Vorbereitungen auf der Teststrecke von Vallelunga, wo Christian Klien einen kompletten Testtag alleine im Peugeot 908 HDi FAP absolvieren konnte.

„Ich habe mich nach über zwei Monaten sofort wieder wie zu Hause gefühlt. Diesmal war es kein Langstreckentest, obwohl wir auch 125 Runden an einem Tag abgespult haben.

Das Programm war eher wie in der Formel 1: Setup-Arbeit und Verbesserung der Traktionskontrolle. Und wenn die Rundenzeiten sehr ordentlich sind, merkt man auch gleich, mit wie viel Einsatz die Boxencrew ans Werk geht.“

Petit Le Mans

Das Petit Le Mans („kleines Le Mans“) gilt als Saisonhöhepunkt der American Le Mans Series (ALMS). Die Rennstrecke von Road Atlanta liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Atlanta/Georgia und ist Neuland für Klien. Wie jedes Jahr werden zu dem 1000 Meilen-Klassiker an die 100.000 Besucher erwartet.

Für das diesjährige Rennen haben 35 Autos in vier Klassen genannt. Neben Christian Klien sind auch noch zahlreiche weitere Piloten mit Formel 1-Erfahrung am Start. Auch die amerikanische Indycar-Elite ist zahlreich vertreten.

„Jeder Kilometer im Auto ist für mich wichtig. Und der Peugeot 908 ist vom Topspeed und vom Fahrverhalten verdammt nah dran an einem Formel 1“, sagte Christian Klien dazu, „nur der Sound ist durch den Dieselmotor und die niedrigen Drehzahlen deutlich leiser.

Die Strecke ist sehr eng und hat extreme Bergauf- und Bergab-Passagen mit bis zu 10% Steigung und Gefälle. Auf einer der Kuppen wird das Auto mit über 200 km/h so leicht, dass die Räder durchdrehen. Die Rundenzeit liegt bei etwa 67 bis 68 Sekunden, also vergleichbar mit dem alten A1-Ring.

Der Unterschied ist nur, dass gleichzeitig 35 Autos auf der Strecke sind. Der Unterschied in der Rundenzeit vom Schnellsten bis zum Langsamsten der GT2-Klasse sind satte 17 Sekunden. Das heißt, den Kollegen siehst du alle vier Runden beim Überrunden.

Mit einem Sieganwärter wie dem Peugeot 908 steckst du 10 Stunden lang nur im Verkehr. Ein besseres Training, die Reflexe und das Rennfeeling auch für die Formel 1 auf Toplevel zu halten, kann es gar nicht geben.“

Kleine Kostprobe

In den freien Trainings bekam Christian Klien gleich einen Vorgeschmack auf den Pulverdampf, der ihn am Renntag erwartet:

„Die ersten Runden waren ein ziemlich schräges Erlebnis. Überall wirbeln Steine und Blätter herum. Es hagelt Kieselsteine aufs Cockpit. Im Nacht-Training bin ich 28 Runden gefahren. Da wirbelt der ganze Dreck bei über 300 km/h dann im Scheinwerferlicht herum.

Der Funkenflug der aufsetzenden Autos tut das seinige dazu. Über die Kuppen verliert das Licht an Wirkung und man muss die Kurven dann blind anbremsen und einlenken. Das ganze wird also keine Spazierfahrt.“

Qualifying: Pole für Peugeot

Während Audi in den ersten beiden Trainings voran lag, waren Klien/Sarrazin/Minassian ab dem dritten Training durchgehend das schnellste Auto. Bemerkenswert war, dass die Asphalttemperatur bei Nacht um 20 Grad niedriger war als bei Tag.

Eine weitere Herausforderung für die Boxencrew der Löwen, deren Blick schon auf 2009 gerichtet ist: „Entscheidend ist, dass wir uns in Hinblick auf das nächstjährige Le Mans-Rennen taktisch noch weiter verbessern.“

Im Qualifying, das in der Nacht von Freitag auf Samstag europäischer Zeit ausgetragen wurde, lief es für die Peugeot-Equipe dann hervorragend. Stephane Sarrazin stellte den 908er im Hunderstelkrimi auf Pole vor dem erwartet starken Audi der Seriensieger McNish/Capello/Pirro.

Dementsprechend zufrieden war auch Christian Klien: „Aus der Pole zu starten ist natürlich auch eine Sache des Prestige. Wie schon in Le Mans sind wir von der Rundenzeit her das Auto, das man erst mal schlagen muss.

Wir haben heuer aber schmerzhaft gelernt, dass man bei den Boxenstopps Rennen gewinnen und verlieren kann. Generell ist die Pole Position auch hier in Road Atlanta nicht so wichtig wie in der Formel 1. Der Weg zum Sieg führt über die Rennstrategie.“

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