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Monza-Momente

Zweikampf der Werksteams beschert der LMS phantastisches Rennen - Glück für Ortelli bei Riesencrash - GT2: Lietz als Sieger disqualifiziert!!

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Drei Stunden nach der Siegerehrung kam der Schock für das Team IMSA Performance - Richard Lietz und Raymond Narac wurde der Sieg in der GT2-Klasse aberkannt! Details siehe unten.

Die 1000km von Monza (im königlichen Park, Sie erinnern sich sicher, liebe Motorsportfreunde…) brachten Spannung und auch einige Schrecksekunden. Im Training gab es eher ernste Gesichter bei Audi, denn die erste Startreihe ging an Peugeot.

Audi hatte das letzte Sportwagen-Jahrzehnt praktisch für sich allein, Peugeot durfte im Vorjahr die LMS als Solovorstellung fahren. Jetzt müssen beide in der direkten Auseinandersetzung an ihre Grenzen gehen.

Wie zum Beispiel im Qualifying-Duell, in dem die R10 TDI - nicht zum ersten Mal - gegen die französischen Coupés in puncto Speed etwas alt aussahen. Die beiden 908 HDi von Marc Gené/Nic Minassian und Pedro Lamy/Stephane Sarrazin führten das 44-Auto-Feld in die erste Runde.

Qualifying: Hot stuff

Bei den GT2 war die Startaufstellung schön durchgemischt: Ferrari-Porsche-Ferrari-Porsche, letzterer das Auto von Raymond Narac und Richard Lietz an vierter Position der Klasse. Natürlich wollte Ferrari im Heimrennen unbedingt einen Sieg. Das Felbermayr-Proton-Team qualifizierte seine beiden 997er auf Rang 2 und 8.

Zwei GT-Fahrzeugen wurde übrigens die Trainingszeiten gestrichen, weil die Temperatur im Cockpit zu hoch war; auch dafür gibt es (vernünftigerweise) jetzt Limits, und eine Klimaanlage muss verwendet werden. Damit ist es in diesen Rennautos noch immer nicht angenehm kühl, aber für die Fahrer zumindest nicht gesundheitsschädlich.

Apropos Gesundheit: Schon im Training gab es Zwischenfälle, ein Fahrer zog sich Knochenbrüche zu. Auch das Rennen sollte dramatische Szenen sehen.

Rennen: Drama und Weltklasse-Rennsport

Audi Nr. 2 (Mike Rockenfeller/Alex Premat) musste das Rennen aus der Box aufnehmen, im Schwesterauto Nr. 1 legte Rinaldo Capello einen minder-prächtigen Start hin. Er hatte 20 Minuten später aber noch ganz andere Schwierigkeiten.

Bei einem riesigen Dreher (beinahe ein Überschlag) nach einer Kollision löste sich die gesamte langgezogene Heckverkleidung der R10. Das Auto blieb gottseidank am Boden, Capello steuerte aus eigener Kraft die Garage an.

Mittlerweile legte Rockenfeller im Audi Nr. 2 eine Aufholjagd hin, nach einer halben Stunde übernahm er erstmals die Führung.

„Alles Ferrari“ zunächst bei den GT2, dort reihte Richard Lietz sich vorderhand auf Platz 4 ein. Der schnellste Ferrari hatte seinen „Monza-Moment“ in der zweiten Stunde mit gleich zwei Reifenplatzern hintereinander.

Gute Leistungen von Lietz und seinem Teampartner Narac hielten den 997er von IMSA Performance in den Top 3, mit einiger Führungsarbeit.

Schrecksekunde

Allan McNish im Audi Nr. 1 leistete nach dem verunglückten Start des Rennens einiges an harter Aufhol-Arbeit für dieses Team, in der fünften Stunde hatte er dann eine Schrecksekunde der besonderen Art. Denn ein Auto überschlug sich quasi über seinen Kopf hinweg.

Dessen Fahrer Stephane Ortelli hatte riesiges Glück und etliche Schutzengel: Sein Auto hob nach einem Defekt von der Straße ab und zerstörte sich in einer Serie von gewaltigen Überschlägen!

Die Sicherheitszelle tat ihre Arbeit, Ortelli zog sich nach ersten Meldungen „nur“ einen gebrochenen Knöchel zu. Wenn dem wirklich so ist (was wir hoffen), dann darf der Franzose sich für seine gemessen am Unfall leichten Verletzungen beinahe noch bedanken. Dieser Crash hätte auch sehr viel schlimmer ausgehen können. Bestätigung: Knöchelbruch, Ortelli bleibt lediglich über Nacht im Spital. Glück im Unglück!

Battle Royal im königlichen Park

Aufatmen rund ums Autodromo Nazionale, und nach einer Safety-Car-Phase gab es grünes Licht für einen halbstündigen Sprint ins Ziel: „Comeback Kid“ Rockenfeller im Audi Nr. 2 oder Pedro Lamy im Peugeot Nr. 8?

Die Rivalität zwischen den beiden Werken war bis jetzt durchaus freundlich, das scheint sich aber geändert zu haben. Der Ton zwischen den Werksmannschaften wird definitiv rauer. Auch die letzten Runden in Monza waren ein Anzeichen dafür.

Rockenfeller hat unter Druck schon den einen oder anderen Fehler gemacht, diesmal musste er nach dem Restart gegen den erbarmungslos angreifenden Lamy bestehen. Nach fast sechs Stunden Renndauer fuhren diese beiden nochmals einen Grand Prix.

Zwei Fehler waren rennentscheidend: Zuerst übersah Lamy eine gelbe Flagge und fasste eine Stop&Go-Strafe aus. Er ließ aus eigenen Stücken Rockenfeller wieder passieren, aber die Offiziellen bestanden auf der Visite in der „penalty box“.

Gleichzeitig übertrieb Rockenfeller die defensive Fahrweise und holte sich beim Räubern über die Curbs einen „Patschen“. Der sonst eher besonnene Audi-Sportchef Dr. Ullrich war sichtlich, na sagen wir: ungehalten über die Entwicklung der Dinge.

Damit war die Comeback-Story vom Sieg aus der Boxengasse für Audi vom Tisch, stattdessen jubelte die Crew von Peugeot: Nach der Schlappe von Barcelona stellen die Löwen auf 1:1.

GT2: Lietz/Narac als Sieger disqualifiziert!

In allen anderen Klassen wurde ebenfalls toll gefightet, konzentrieren wir uns auf die GT2. Denn dort war von der Ferrari-Dominanz diesmal nichts zu sehen; gerade auf heimatlichem Boden verliert man gegen Porsche. Besonders erfreulich, zumindest vorderhand: Ganz oben am Stockerl stand unser Stuttgart-Export Richard Lietz!

"Das Auto war echt super! Wir haben im Training ein hervorragendes Set-up erarbeitet, die Kombination Auto-Reifen funktionierte diesmal ausgezeichnet", berichtet ein glücklicher Richard Lietz, "das war über die lange Distanz der Schlüssel zum Sieg. Auch die kurzen Standzeiten in den Boxen haben entscheidend beigetragen. Mein Team von IMSA Performance Matmut hat sich in der Boxenarbeit stark verbessert. Ein weiterer Vorteil war natürlich auch der Tospeed des 911 GT3 RSR auf den Geraden."

Update; In der GT2-Klasse wurde das ursprüngliche Ergebnis drei Stunden nach dem Rennen revidiert. Dem Team IMSA Performance und den Fahrern Richard Lietz und Raymond Narac wurde der Sieg aberkannt, weil sich am Fahrzeug die Leitung zum Datenaufzeichnungsgerät des Veranstalters gelöst hat - damit also kein Sieg, sondern "nil points" für IMSA Performance...

Das eigentlich zweitplatzierte Team Farnbacher Racing rückt auf den ersten Platz vor: es siegen Lars Erik Nielsen und Lietz’ Werksfahrerkollege Richard Westbrook, assistiert von Philipp Peters FIA-GT-Partner Allan „ich fahre alles“ Simonsen.

Bei den LMP2 heißt das Finish ebenfalls Porsche-Porsche-Porsche („Superjohn“ Nielsen/Casper Elgaard vor Jos Verstappen/Peter van Merksteijn und Fredy Lienhard/Didier Theys/Jan Lammers), und die GT1-Klasse sieht enen Sieg für Aston Martin (Antonio Garcia/Tomas Enge) vor Corvette (Olivier Beretta/Guillaume Moreau/Patrice Goueslard).

Tief durchatmen - nach diesem Thriller zieht die Le Mans Series weiter zu den 1000km von Spa-Francorchamps am 11. Mai. Und am 14./15. Juni gibt es dann die 24 Stunden von Le Mans, auf die wir uns heuer freuen können.

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