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Sports Car Challenge: Hockenheim

44 Hundertstel entscheiden über den Titel

Das Finale der SCC hielt alle Versprechungen - spannender und dramatischer hätte der letzte Lauf des Jahres kaum sein können.

Am Ende entschieden 44 Hunderstel über den Meistertitel – und den holte sich wie schon im Vorjahr Gerd Beisel im Norma Nissan. Sabrina Hungerbühler (PRC BMW) musste sich nach einer starken Leistung denkbar knapp geschlagen geben.

Den Grundstock zum Titel legte Beisel mit dem Sieg in Rennen 1. Das zweite Rennen gewann Andreas Fiedler im PRC BMW, der damit indirekt Zünglein an der Waage spielte.

„Das ist wie in einem Film“, urteilte Gerd Beisel zur Halbzeit des Finales. Bereits im Qualifikationstraining war die Luft im Hockenheimer Motodrom spannungsgeladen. Dafür sorgten zum einem die Hauptakteure Beisel und Hungerbühler selbst, aber auch Jürgen Güllert (Radical SR) und Andreas Fiedler.

Weder Hungerbühler noch Beisel kamen bei nasskalten Wetterbedingungen richtig in Schwung. Die Pole im ersten Qualidurchgang sicherte sich Jürgen Güllert im Radical SR8. Musste sich da Andreas Fiedler noch mit Startposition 2 begnügen, drehte er im zweiten Quali den Spieß um.

Mit 1,8 Sekunden Vorsprung auf Peter Kormann (PRC BMW) holte sich Fiedler die Pole für Rennen zwei. „Wir haben lange an dem Auto gearbeitet, um ein sehr gutes Set-up hinzubekommen“, so Werner Huber vom Reifendienst. Dritter wurde jeweils der auf nasser Fahrbahn auftrumpfende Jürgen Bender im Porsche 997 GT3. Hinter Bender platzierte sich im ersten Quali Peter Kormann, während im zweiten Güllert die vierte Startposition holte.

Schnellster der Titelanwärter war Thorsten Rüffer (Norma Honda), der mit dem schwächeren Division 2 Fahrzeug Startplatz fünf und sechs eroberte. Mit den Schweizern Cicchiello/Hotz im Ligier hatte er aber zwei starke Gegner.

Und was machten die Topfavoriten? Nur Startplatz neun und zehn im ersten Quali, sowie sieben und acht im zweiten Durchgang für Hungerbühler und Beisel.

"Die Reifen sind nicht richtig auf Temperatur gekommen", äußerte sich Walter Pedrazza zu der Trainingsleistung der Meisterschaftsführenden. Ähnliche war die Lage bei Gerd Beisel. „Wir haben im Quali etwas verwachst. Mit den 13er Reifen sind wir den anderen im Regen auch noch unterlegen.“ Die Ausgangslage war somit spannend wie noch nie. Sogar Thorsten Rüffer spielte noch einmal eine Rolle im Meisterschaftsroulette.

Gerd Beisel entscheidet erstes Rennen für sich

Die ständig wechselnden Wetterbedingungen taten das Übrige, um die ohnehin schon zum Greifen nahe Spannung ins Unermessliche zu steigern. Dementsprechend warfen alle Teilnehmer ziemlich oft den Blick in den wolkenbehangenen Himmel. Es war fast schon Nebensache, dass Jürgen Güllert das Startduell gewann.

Alle Blicke waren auf das Duo Beisel und Hungerbühler gerichtet. Wie würden die Beiden beim Start wegkommen? Gerd Beisel entpuppte sich einmal mehr als guter Starter und machte gleich ordentlich Plätze gut. Weniger gut kam Sabrina Hungerbühler aus den Startlöchern. „Sie hat wohl die grüne Ampel nicht richtig erkennen können“, so Walter Pedrazza.

Pech auch für Andreas Fiedler, dem bereits in der Einführungsrunde das Zahnrand des Getriebes in der Einführungsrunde gebrochen war. Somit führte Jürgen Güllert das Feld als Erster ins Motodrom. Dahinter kam bereits Gerd Beisel vor Peter Kormann, Thorsten Rüffer und Sabrina Hungerbühler.

Dann klaffte eine große Lücke zu Siegmar Pfeifer (PRC BMW), hinter dem Jürgen Bender lag. Auf den Plätzen acht und neun kämpften Gerhard Münch (Norma Honda) und Mirco Schultis (PRC Honda) um die zweite Position in der Division 2.

Nachdem Beisel die erste Position von Rüffer übernommen hatte, setzte sich der Norma Pilot etwas ab. Sabrina Hungerbühler war indes an Rüffer vorbeigegangen. In der folgenden Runde schnappten sowohl Kormann, als auch Hungerbühler den Radical von Güllert, der damit auf Vier lag. Thorsten Rüffer kam ebenfalls gefährlich nahe.

Spannend wurde es dann als Sabrina Hungerbühler nach dem Überholmanöver gegen Kormann auf Platz zwei hinter Beisel lag. Beisel hatte zwar noch einen großen Vorsprung, doch schmolz dieser Runde um Runde weiter zusammen. Bis auf 0,27 Sekunden verkürzte die Schweizerin den Vorsprung und drehte mit der schnellsten Runden ganz am Schluss noch einmal mächtig auf.

Damit konnte sie sich noch einen ganz wichtigen Punkt für die schnellste Rennrunde notieren lassen. Dadurch führte Gerd Beisel wieder ganz knapp in der Meisterschaft. „Ich bin beim Start gleich gut weggekommen. Zum Schluss wurde ich beim Überrunden etwas aufgehalten. Ich hatte aber alles unter Kontrolle“, so Gerd Beisel. Platz drei ging an Siegmar Pfeifer, der sich von Platz sechs aus nach vorne arbeitete.

In der letzten Kurve hatte er aber richtig Glück, da der PRC BMW zu weit nach außen ins Nasse kam und fast ins Aus gerutscht wäre. Peter Kormann behielt nach spannendem Kampf mit Thorsten Rüffer die Oberhand.

Hinter Division 2 Sieger Thorsten Rüffer sahen Gerhard Münch, Adi Gärtner (Martini Alfa) und der starke schwedische Gaststarter Robert Myrsäter im PRC Honda die Zielflagge. Der 17-jährige möchte nächstes Jahr weiter in der SCC an den Start gehen.

Mit Platz drei in der Division 2 legte er ein gelungenes Debüt hin. Dabei profitierte er aber vom späten Ausfall von Mirco Schultis, an dessen PRC das Schaltgestänge gebrochen war. Sieger bei den GT-Fahrzeugen wurde Martin Dechent, während bei den Crosslé Kaspar Huggenberg den Sieg einfuhr.

Knisternde Spannung vor der Titelentscheidung

Damit waren die Vorzeichen nun umgekehrt und Gerd Beisel der Gejagte. Zwischen den Rennen wechselten sich Sonne und Regen ständig ab, so dass die richtige Reifenwahl erneut eine gewichtige Rolle spielte.

Diesmal ließ Andreas Fiedler nichts anbrennen. Gleich vom Start weg lag er in Führung, die er bis zum Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge nicht mehr abgab. Gegen Rennende kam Jürgen Güllert zwar bis auf 1,402 Sekunden noch heran, doch am verdienten ersten SCC Gesamtsieg gab es nichts mehr zu rütteln.

„Das ist natürlich super, dass ich in meinem ersten Jahr gleich das Saisonfinale gewinnen konnte. Entscheidend war letztlich, dass ich gleich beim Start sehr gut weggekommen bin. Am Ende haben die Regenreifen doch schon sehr stark abgebaut“, freute sich Fiedler.

Für Gerd Beisel schienen sich seine Starterqualitäten erneut auszuzahlen. Wieder konnte er Sabrina Hungerbühler beim Start überrumpeln und sich auf Platz sechs vorarbeiten. Die Schweizerin verlor sogar noch eine Position und lag erst einmal hinter Gerhard Münch auf Rang acht. In Runde vier lagen die Zwei aber wieder hintereinander auf den Rängen drei und vier.

Von nun an folgte Sabrina Hungerbühler dem Norma wie ein Schatten und suchte einen Weg an Gerd Beisel vorbeizukommen. Aber wie jeder Motorsportfan weiß, ist Einholen die eine Sache und Überholen die andere. Zweimal war die Schweizerin kurz vorbei, doch erst in der aller letzten Runde schien sie dann einen Weg vorbeigefunden zu haben.

Mit über vier Sekunden Vorsprung auf Gerd Beisel wurde Sabrina Hungerbühler als Gesamtdritte abgewinkt. Danach überschlugen sich die Ereignisse. Gerd Beisel stieg wütend aus dem Auto. Während die Einen rechneten und auf die Ergebnisse warteten, kam langsam Licht ins Dunkel.

„Sabrina hat mich beim Anbremsen in der Spitzekehre berührt“, ärgerte sich Gerd Beisel. „Ich hatte rechts keine Bremse mehr“, entschuldigte sich Sabrina Hungerbühler. Langsam sickerte das Resultat der Rechnerei durch. Punktgleichstand, nach 16 Rennen!

Nun musste die Anzahl der Siege entscheiden und die sprachen für Gerd Beisel. Während Beisel neun Siege eingefahren hatte, waren es vier für die Schweizer PRC Pilotin. Von entscheidender Bedeutung war aber vor allem die vorletzte Runde in Hockenheim. Mit 1.51,176 fuhr Gerd Beisel in Runde 11 die schnellste Rennrunde.

In der selben Runde schaffte Sabrina Hungerbühler eine 1.51,220. Diese 44 Hunderstel Unterschied brachten Gerd Beisel die nötigen Punkte, um mit Sabrina Hungerbühler wieder gleichzuziehen. „Auf die Saison gesehen, ist die Meisterschaft sicherlich verdient. Es war eine enge und spannende Entscheidung. Am Ende hat die schnellste Runde über die Meisterschaft entschieden. Viel spannender geht es nicht“, erklärte Walter Pedrazza.

Die Enttäuschung war Sabrina Hungerbühler indes anzusehen. „Ich hätte es vor allem dem Team gegönnt. Es war noch nie so eng“, war die Schweizerin enttäuscht. Gut gelaunt war selbstverständlich Gerd Beisel, der sich über die geglückte Titelverteidigung freute. „Das waren heute schwierige Verhältnisse. Am Anfang wollte ich sogar an die Box fahren und auf Slicks wechseln. Die niedrigen Außentemperaturen kamen dann aber den Regenreifen zugute. Wäre es wärmer gewesen, hätten diese sich nach ein paar Runden aufgelöst. Am Ende habe ich einfach den Kopf ausgeschaltet und mir gesagt, jetzt klappte es entweder oder nicht“, beschrieb Gerd Beisel sein Rennen.

„Ich wusste nach dem Rennen gar nicht was los ist und ob ich mich nun ärgern oder freuen sollte. Dass es mit dem Titel geklappt hat, ist natürlich schön. Mein Dank geht ans Team, ohne das dieser Titel nicht möglich gewesen wäre.“

Meisterschaftsdritter wurde Thorsten Rüffer, der sich mit dem Division 2 Norma beachtlich schlug. „Ich spekuliere nicht und fahre einfach. Am Ende fehlt mir einfach die Leistung, um mit den großen Division 1 Autos mithalten zu können“, so Thorsten Rüffer. Mit 11 Klassensiegen, davon sechs in den letzten sechs Rennen gab er eine starke Vorstellung ab.

Den Titel in der Division 2 hat sich Rüffer bereits in Monza gesichert. Bei den GT-Fahrzeugen siegte Jürgen Bender, Kaspar Huggenberg holte den Titel bei den Crosslé.

Mit einem spannenden Finale verabschiedete sich die Sports Car Challenge in die Winterpause, ehe es im April 2010 wieder weitergeht.

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