Berg-ÖM: St. Anton/Jessnitz | 10.05.2010
Motorsport-Spektakel der Sonderklasse
Gesamtsieger des Events ist Jaroslav Krajci mit seinem Formel 3000, Felix Pailer pulverisierte den Streckenrekord bei den Tourenwagen.
Fotos: FUXI
Zum bereits zwölften Mal gastierte die Berg-Motorsport Elite im Herzen des Ötscherlandes. Traditionell wurde den Fans, von den Veranstaltern MIC Scheibbs und EMSI-Motorsport, ein echter Motorsport Leckerbissen serviert. In 22 verschiedenen Klassen fighteten mehr als 100 Teilnehmer auf der „Steinleiten“ um jeden Zentimeter und jede Hundertstel. Dank der durchwegs tollen Wetterbedingungen kamen tausende Zuseher an die Rennstrecke.
Die angereisten Motorsport-Fans kamen dann voll und ganz auf ihre Kosten. Auch deshalb, weil sich die Veranstalter im Vorfeld dieses Events ordentlich ins Zeug legten, um namhafte ausländische Bewerbe nach Niederösterreich zu bringen. Dieses Vorhaben gelang mit der Austragung der Slowakischen Bergmeisterschaft in beeindruckender Manier.
Diese wusste mit Boliden der Extraklasse, vor allem bei den Tourenwagen zu begeistern. Von hochmodernen PS Monstern bis zu echten Klassikern des Motorsports gab es alles zu sehen. Wie zu erwarten war, entwickelte sich dann die Slowakische Meisterschaft zu einem echten Kracher. Am Ende konnte sich Martin Kois im Ford Focus den Sieg sichern. Auf Platz 2 in der Tourenwagenklasse war Martin Rondik im Mitsubishi Lancer EVO 9 zu finden. Das Siegerpodest wurde von Igor Drotar mit seinem Skoda Fabia WRC komplettiert. Sieger in der Offenen Klasse der Rennwagen war Andre Krajci im Lola 96/50.
Berg-Cup & ÖM
Neben der bereits angesprochenen Slowakischen Meisterschaft gastierte auch der Deutsche Sportwagen Berg Cup im Ötscherland. Für die Gruppe C/N-Boliden war es das Saison-Opening. Da sich jeder Fahrer schon früh in der Saison das Abo fürs Spitzenfeld holen wollte, waren dementsprechend tolle Kämpfe um Zehntel- und Hundertstelsekunden zu sehen.Den Platz an der Sonne und somit den ersten Saisonsieg erkämpfte sich der zweifache Sportwagen Champion Marcel Steiner aus der Schweiz. Knapp dahinter schnappte sich Michael Behnke den zweiten Platz und wichtige Punkte in der noch jungen Saison. Platz 3 ging an Erich Öppinger im Osella PA16.
Selbstverständlich wurde an diesem Wochenende auch die österreichische Meisterschaft in verschiedenen Klassen ausgetragen. Zu den großen Favoriten zählte unter anderem Hermann Waldy, der sich für diese Saison viel vorgenommen hat: „Mein großes Ziel für 2010 ist der Bergstaatsmeistertitel.“ Dieses Vorhaben soll mit einem Formel 3000 Wagen, inklusive ex-Formel 1-Motor mit satten 600 PS Leistung, bewältigt werden. Bereits am Samstag wäre der erste Schritt für dieses Vorhaben fast gescheitert. N
ach einem Crash verabschiedete sich der Frontflügel von Waldys Wagen. In einer „Nacht und Nebel“ Aktion wurde ein neuer Flügel von München nach St. Anton transportiert. Der einsetzende Regen gegen Ende des letzten Wertungslaufes, verhinderte letzten Endes ein Top Ergebnis des 4-fachen Bergstaatsmeisters aus Kärnten.
Mit einem 450PS starken PRC Abarth ging Georg Pacher auf die Strecke. Auch er war von dem perfekt organisierten Event begeistert: „Die Stimmung und das Publikum sind wirklich toll. Ein großes Lob an die Veranstalter, alles ist perfekt aufgezogen, es kommt fast schon Formel 1 Feeling auf.“
Pailix: Weniger ist mehr
In der letzten Saison prägten Motorschäden das Renngeschehen von Felix Pailer. Nach einer Motorumstellung besitzt sein Lancia Delta Intergrale „nur“ mehr 600PS. Auch er ist von der „Steinleiten“ fasziniert: „Die Strecke fordert jeden Fahrer. Sie ist äußerst schwierig aber zugleich auch schnell“. Wie schnell die Strecke ist, hat er höchstpersönlich gezeigt. Mit der Fabelzeit von 1:21,10 gelang ihm ein neuer Streckenrekord in der Tourenwagenklasse.Hans Peter Laber, Dritter der Staatsmeisterschaft 2009 in der Tourenwagen Klasse Division III, war auch mit von der Partie. Ganze 750 PS treiben seinen Ford Gabat-Cosworth auf Spitzengeschwindigkeiten von knapp 235 km/h. Laber über die Strecke und das Event im Ganzen: „Es ist eine hervorragende und anspruchsvolle Strecke. […] Das Rennen ist typisch für ein Bergrennen - ein ganz besonderer Flair, wir sind eine große Familie.“
An diesem Wochenende hieß es auf der Strecke nicht „Halli Galli“ sondern Hubert Galli. Mit einem echten PS Monster jagte der Kärntner über die „Steinleiten“. Nach einem Kupplungsschaden im ersten Europameisterschaftsrennen will Galli in St. Anton voll punkten. Galli zur anspruchsvollen Strecke. „Der Gasfuß entscheidet. Die Einstellung des Autos auf den Berg, ist aber nicht einfach. Deshalb wird auch das Set-Up eine große Rolle spielen“.
Auch ein 2-facher Rallye Dieselpokalsieger gab sich die Ehre. Mit Michael Kogler war ein echter Rallyeprofi am Start. Allerdings gab es beim 1. Training bereits erste Probleme mit den Reifen. Kogler zu seinem ersten Trainingslauf: „Das 1. Training war rutschig und nicht einfach für mich, da wir noch die Slick-Reifen von unserem Einsatz in Dubai verwendet haben. Ab sofort werde ich wieder die altbewährten Rallyereifen verwenden!“
Ebenfalls vor Ort war Josef Tarmann. Der 58 jährige Polizist aus Wien ging mit einem 250 PS starken Nissan Formel 2000 an den Start. Seit mehr als 35 Jahren betreibt der Wiener, Motorsport auf höchstem Niveau. Tarmann über seine große Leidenschaft: „Vielleicht hat mich der Motorsport schon 2 Häuser gekostet, aber dafür brauch ich nicht Gehsteigputzen!"
Local heroes
Für die Zuseher wurde dank jeder Menge Lokalmatadore das Event besonders schmackhaft. Positiv überraschen konnte der Puchenstubener Michael Emsenhuber. Bereits am ersten Renntag zeigte der 23 jährige was in seinem VW Corrado steckt. Top-10-Platz - ein Ergebnis mit dem kaum jemand gerechnet hat. Emsenhuber brannte dann am zweiten Tag des Rennwochenendes weitere Topzeiten in den Asphalt des „St. Antoner Motodroms“.Allerdings waren die Fahrten hart am Limit. Im zweiten Lauf wurde ihm die letzte Kurve etwas zu eng – die Frontpartie des Corrados wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Doch die Mechaniker von EMSI-Motorsport leisteten einen richtig guten Job und konnten Emsenhuber abermals auf die Strecke schicken. Aufgrund dieser Tatsache, ist der ohnehin beachtliche 4. Platz in seiner Klasse, noch viel höher einzustufen. Neben Emsenhuber wussten aber auch viele weitere Lokalmatadore zu begeistern, unter anderem: Stefan Datzreiter, Andreas Streimetweger, Thomas Frisch, Stefan Karl, Manuel Michalko.
Am Ende des Rennes meinte es der Wettergott nicht mehr gut mit den Motorsportlern. Plötzlich verdrängten Regenwolken den Sonnenschein, der bis kurz vor Schluss das Rennen bestimmte. Man hoffte auf Besserung, leider vergeblich. Kurz vor dem Ende musste das Rennen leider abgebrochen werden.
Aber nicht nur auf, sondern auch abseits der Strecke gab es für das Publikum einiges zu sehen. In der „kilometerlangen Box“ konnte man bereits vor dem Rennen einen ersten Blick auf die Boliden werfen. Die große Zunft der Fahrer stand durchaus für die eine oder andere Frage, Rede und Antwort. Am zweiten Tag präsentierte man im St. Antoner „Motodrom“ neben dem gewohnt guten Rennsport, außerdem auch Motorsport zum Angreifen. So wurden im Zielbereich einige Highlights aus der Sammlung von Joe Willenpart ausgestellt, zu dem unter anderem die Lotus Formel 1 Wagen von Jochen Rindt gehören.