
NASCAR: Infineon Raceway | 21.06.2010
Sonoma-Chaos: Johnson siegt, Ekström glänzt
Marcos Ambrose schenkt Jimmie Johnson den ersten Straßen-Sieg – DTM-Export Ekström führt, aber Jan Magnussen wird bester Europäer.
Beim Toyota/Save Mart 350 gab es eine tragische Figur im Australier Marcos Ambrose (Waltrip-Toyota), und einen strahlenden Sieger in Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet). Früh war klar, dass sich der Sonoma-Sieg zwischen diesen beiden Kontrahenten entscheiden würde, doch das Zustandekommen ließ an Dramatik nur wenig zu wünschen übrig.
Johnson, der vor allem in der Anfangsphase das dominierende Auto hatte, wurde von Ambrose im Rennverlauf zunehmend bedrängt. Aufgrund einer unterschiedlichen Spritstrategie gelang es dem Australier sogar, am Chevrolet vorbeizugehen und diese Führung auch nach dem letzten Boxenstop haarscharf zu behalten.
Acht Runden vor dem Ende wollte Ambrose Benzin sparen und schaltete dazu in der siebenten und letzten Gelbphase seinen Toyota-Motor aus. Dies ist beileibe kein unübliches Prozedere, denn aufgrund der drei möglichen Green-White-Chequered-Verlängerungen kann es im Finale auf jeden Tropfen Sprit ankommen. Das Regelbuch sieht nur vor, dass der Speed des Pace-Cars eingehalten werden muss.
Johnson nimmt das Ambrose-Geschenk an
Als Ambrose mit ausgeschaltetem Motor über die Start-Ziellinie rollte, hinter der sich ein steiler Anstieg befindet, musste der ehemalige V8-Supercar-Champion sein Fahrzeug mittels wieder starten. Das misslang: Der 33jährige stand einige Sekunden hilflos in der Bergaufpassage und Johnson sowie fünf andere Konkurrenten zogen an ihm vorbei.
Ein unglaubliches Missgeschick, denn NASCAR verwehrte es der Startnummer 47, ihre Spitzenposition wieder einzunehmen. Und weil am Sonntag außer Ambrose kein anderer Pilot in der Liga von Jimmie Johnson spielte, hatte der in den restlichen sechs Runden keine Probleme mehr: Ungefährdet gewann der NASCAR-Dauerchampion sein erstes Straßenrennen, Ambrose wurde ein zutiefst enttäuschter Sechster.
Zweiter wurde Robby Gordon, der bei seinem kalifornischen Heimrennen eine blitzsaubere Vorstellung ablieferte. Kevin Harvick wurde mit seinem Toyota Dritter.
Ekström beim Debüt mit Führungsrunden
Ähnlich ereignisreich verlief auch das NASCAR-Debüt von Mattias Ekström. Von Startplatz 38 aus hielt sich der Schwede zunächst vornehm zurück und sparte Sprit und Reifen. Als die Konkurrenz vor ihm zum Tanken ging, blieb der Red-Bull-Toyota mit der Startnummer 83 lange auf der Strecke. Damit lag er zeitweise in Führung.
Ganze sieben Runden hielt der zweifache "German World Rally champion" (O-Ton amerikanischer Kommentar) Platz 1, bevor die von hinten heranstürmenden Johnson und Ambrose auf neueren Reifen an ihm vorbeiziehen konnten. Als Ekström in Runde 49 schließlich zum Tanken gehen musste, warf ihn das auf Rang 21 zurück.
Durch die nächste Tanksequenz gelangte er wieder in die Top 10, aber dann wurde es für den NASCAR-Rookie erst richtig turbulent. Seine eigenen Tankstops und zwei Attacken der NASCAR-Platzhirsche warfen den Schweden zurück, aber ein Top-10-Resultat war nach wie vor greifbar - bis Runde 92.
Welcome to NASCAR
Im Kampf um Platz 12 geriet Ekström mit "Bad Brad" Keselowski aneinander. Letztlich wurde er von seinen Verfolgern ins Kiesbett gerempelt – der berühmte "Welcome to NASCAR moment", ein kleiner Willkommensgruß der Cup-Kollegen.
Als das Feld in der siebenten und letzten Gelbphase noch einmal zusammengeführt wurde, profitierte der Sprint-Cup-Gaststarter von seinen neuen Reifen und arbeitete sich von Rang 34 noch auf Platz 21 nach vorne.
So blieb es Jan Magnussen vorbehalten, als Zwölfter die beste Platzierung der beiden Europa-Rookies zu holen. Der Däne, seit Langem bereits als Werksfahrer bei Corvette Racing in GM-Diensten, hielt seinen Phoenix-Chevrolet aus allen Scharmützeln heraus und holte sich seine beachtliche Platzierung ab.