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Lorenzo nicht zu schlagen

Jorge Lorenzo lässt auch in Silverstone nichts anbrennen, der Yamaha-Fahrer baut mit einem Sieg den WM-Vorsprung weiter aus, Cluzel & Márquez gewinnen die kleinen Klassen.

MotoGP

In Abwesenheit seines Teamkollegen Valentino Rossi und vor den Augen von "Friends"-Star Matt LeBlanc sowie den Formel-1-Piloten Mark Webber und Karun Chandhok setzte Jorge Lorenzo heute in Silverstone seine Solofahrt in Richtung WM-Titel fort. Der Yamaha-Werksfahrer feierte beim Grand Prix von Großbritannien seinen dritten Saisonsieg - und zwar in eindrucksvoller Manier!

Nur in der ersten Runde musste Lorenzo kämpfen, als die Führung zwischen ihm und Dani Pedrosa (Repsol-Honda) mehrmals wechselte. Doch von da an fuhr der Spanier, der in fünf Rennen noch nie schlechter war als Zweiter, in einer eigenen Liga: Nach sieben Runden hatte er 3,8, zu Halbzeit schon 7,9 Sekunden Vorsprung auf Andrea Dovizioso (Repsol-Honda), der über weite Strecken an zweiter Stelle lag und auch als Zweiter ins Ziel kam.

Spannender Kampf um die Podestplätze

Nach 41:34.083 Minuten Rennzeit brachte Lorenzo 6,743 Sekunden Vorsprung ins Ziel, doch viel spannender als an der Spitze ging es dahinter zu. Denn Dovizioso und Randy de Puniet (LCR-Honda) konnten sich nur zu Beginn von ihren Verfolgern absetzen, wurden später aber wieder eingeholt. So kam es im Finish zu einem Vierkampf um zwei Podestplätze: Dovizioso vs. Nicky Hayden (Marlboro-Ducati), Ben Spies (Tech-3-Yamaha) und Casey Stoner (Marlboro-Ducati).

Spies witterte in der letzten Runde die Chance auf seinen ersten Podestplatz in der MotoGP-WM und setzte sich auf der Hangargeraden schon mal neben Hayden, musste aber beim Anbremsen von Stowe zurückstecken. Ein paar Sekunden später nutzte er dann einen kleinen Fahrfehler seines amerikanischen Landsmannes, um doch noch vorbeizugehen. Auf den letzten Metern ließ sich der Tech-3-Pilot den dritten Platz nicht mehr nehmen.

"Ich bin wirklich glücklich", jubelt der amtierende Superbike-Weltmeister, dessen Mutter sich in der Box vor lauter Aufregung nicht mehr auf ihrem Stuhl halten konnte. "Ich bekam einen guten Start hin und als ich sah, dass ich die Pace habe, um mit den Podestanwärtern mitzuhalten, witterte ich meine Chance. Ich kannte die Reifenwahl meiner Gegner und habe es geschafft. Es ist klasse, als Amerikaner auf dem Podium zu stehen."

Hayden blieb immerhin Sieger im Ducati-Stallduell, aber mit 0,180 Sekunden Vorsprung denkbar knapp. Denn Stoner hatte einen katastrophalen Start hingelegt und fuhr als Letzter durch Copse. Der Australier kam nur langsam auf Touren, schnappte dann aber doch einen Konkurrenten nach dem anderen. Am meisten Mühe hatte er im Kampf um Platz sieben mit Pedrosa, der angeschlagene Spanier litt aber im Finish offensichtlich an einem körperlichen Substanzverlust.

Nur 13 Fahrer im Ziel

De Puniet wurde in den letzten drei Runden noch durchgereicht und wurde schlussendlich Sechster, 5,370 Sekunden vor Marco Simoncelli (Gresini-Honda), dessen Performance im finalen Rennabschnitt total einbrach. Pedrosa, Colin Edwards (Tech-3-Yamaha) und Aleix Espargaró (Pramac-Ducati) rundeten die Top 10 ab. Ansonsten sahen nur noch Héctor Barberá (Aspar-Ducati), Álvaro Bautista (Rizla-Suzuki) und Mika Kallio (Pramac-Ducati) die Zielflagge.

Marco Melandri hatte sich schon im letzten Sektor der ersten Runde aus dem 20-Runden-Rennen verabschiedet: "Ich wollte innen an Spies vorbeigehen, erwischte aber eine Bodenwelle und verlor die Front. Ich bin sehr enttäuscht, denn im Training waren wir sehr gut unterwegs", ärgert sich der Gresini-Honda-Routinier. Landsmann Loris Capirossi warf seine Rizla-Suzuki im 14. Umlauf in der Copse-Kurve ins Kiesbett.

In der Fahrer-WM konnte Titelfavorit Lorenzo seinen Vorsprung nach fünf von 18 Rennen weiter ausbauen. Der Spanier hat nun 115 Punkte auf dem Konto und führt vor Dovizioso (78), Pedrosa (73) und Rossi (61), der wohl nicht allzu bald in den Grand-Prix-Zirkus zurückkehren wird. Spies zog mit seinem ersten Podestplatz an Ex-Champion Stoner vorbei und liegt nun an siebter Stelle. Der Amerikaner hält bei 36 Punkten.

"Heute ist ein großartiger Tag für die Weltmeisterschaft", weiß Lorenzo um seinen wachsenden Vorsprung. "Ich habe mich hier vom ersten Tag an wohl gefühlt. Es hat leichter ausgesehen, als es war - speziell zu Beginn musste ich ein bisschen kämpfen. Aber die anderen hatten wohl mehr Probleme als ich." Dovizioso nickt zustimmend: "Jorge war einfach zu schnell für uns. Aber ich freue mich sehr über meinen zweiten Platz."

Moto2

Ein schweizer holte die Kastanien der deutschsprachigen Fahrer aus dem Feuer: Tom Lüthi (Moriwaki) sicherte sich den zweiten Platz, hätte den Grand Prix von Großbritannien aber ebenso gut gewinnen können!

Denn der Interwetten-Pilot, nach der ersten Runde nur 17., legte eine sensationelle Aufholjagd hin, übernahm drei Runden vor Schluss erstmals die Führung und sah bei 0,607 Zehntelsekunden Vorsprung für den letzten Umlauf schon wie der sichere Sieger aus. Doch ein Fahrfehler in der Club-Kurve ermöglichte es Jules Cluzel (Suter), die Spitze zu übernehmen - und die gab der Franzose trotz hartnäckiger Versuche von Lüthi auf den letzten Metern nicht mehr ab.

Sieg in letzter Runde verschenkt

"Es war ein großartiges Rennen", zieht Lüthi angesichts der starken Performance dennoch zufrieden Bilanz. "Kurz vor Rennmitte spürte ich, dass ich schneller bin als die anderen. In der letzten Runde war ich mir nicht sicher, ob sie mich aus dem Windschatten überholen können oder nicht, also habe ich sicherheitshalber gepusht. Eingangs der Schikane habe ich es leider ein bisschen übertrieben, ich verlor das Hinterrad und die Führung."

Die beiden Forward-Teamkollegen Claudio Corti und Cluzel hatten schon am Start die Führung behauptet. In der zweiten Runde sammelte Fonsi Nieto (Moriwaki) seine ersten Führungskilometer in der Moto2-Klasse, doch nach dem ersten Renndrittel konnte sich das Forward-Duo an der Spitze gemeinsam mit Julián Simón (Suter) vom Rest absetzen. Dabei war Yonny Hernández (BQR) recht hilfreich, der sich hinter dem Trio breit machte.

Der Vorsprung wuchs zwischendurch auf über drei Sekunden an, doch ab Runde zehn arbeiteten sich Lüthi und Lokalmatador Scott Redding (Suter) gemeinsam an die Spitze heran, sodass es zu einem Fünfkampf um den Sieg kam. Dieser wurde zwei Runden vor Schluss zu einem Vierkampf, denn Polesetter Corti rutschte in der Club-Kurve aus und verschaffte damit Lüthi einen vermeintlich entscheidenden Vorsprung, den der nicht bis ins Ziel verteidigen konnte.

Forward-Teamchef Andrea Dosoli ist mit dem Ergebnis hochzufrieden: "Wir waren schon das ganze Wochenende schnell. Das ist ein verdientes Ende, über das wir sehr glücklich sind", sagt der Italiener und nimmt sogar Pechvogel Corti in Schutz: "Claudio ist ein gutes Rennen gefahren." Zum Beispiel beim Überholmanöver in der Chapel-Kurve zu Beginn des Rennens, mit dem er zum zweiten Mal in Führung ging. Insgesamt gab es heute sieben Führungswechsel.

Redding knapp am Podium vorbei

Redding wurde hinter Cluzel, Lüthi und Simón Vierter. Auf den erhofften Podestplatz fehlten dem Lokalmatador schlussendlich 0,198 Sekunden. Möglicherweise wäre für ihn heute sogar mehr drin gewesen: "Ich wurde am Start im Gerangel getroffen und verlor viele Plätze, habe dann aber gut gekämpft. Einmal dachte ich, ich würde abfliegen, aber ich habe alles gegeben - Vollgas eben", erklärt der Brite.

Der Spanier Toni Elias (Moriwaki) belegte Platz zehn und behauptete damit seine Führung in der Weltmeisterschaft.

125ccm

Nach dem vierten Platz von Scott Redding im Moto2-Rennen war 125er-Pilot Bradley Smith die einzig verbliebene Hoffnung auf einen Heimsieg beim ersten britischen Grand Prix in Silverstone seit 1986, doch der Lokalmatador hatte letztendlich keine Chance auf den ganz großen Triumph. Immerhin landete er als Dritter zumindest auf dem Podium.

Ganz vorne war das 17-Runden-Rennen eine rein spanische Angelegenheit zwischen Polesetter Marc Márquez und Pol Espargaró (beide Derbi). Die beiden setzten sich gegen Ende des ersten Renndrittels von ihren Verfolgern ab, fuhren in der Folge sensationelle Rundenzeiten und lieferten sich in den letzten zwei Runden ein unglaublich spannendes Duell, in dem die Führung auf gut zehn Kilometern elfmal (!) wechselte!

Kampf mit harten Bandagen

Dreimal kam es dabei sogar zu einer Berührung zwischen den beiden Landsleuten, was zeigt, dass mit harten Bandagen gekämpft wurde. Die Entscheidung fiel dann im letzten Sektor der letzten Runde, als Espargaró zunächst wieder einmal die Führung übernahm, dann aber mit einem Geschwindigkeitsüberschuss in die Wiese musste und entscheidenden Boden verlor. Auf der Ziellinie (Rennzeit: 38:12.837 Minuten) hatte er 2,576 Sekunden Rückstand.

Nicht ganz so actionreich, aber durchaus auch spannend verlief der Dreikampf um den dritten Platz zwischen Smith, Nicolás Terol und Efrén Vázquez (beide Aprilia). Vázquez schob sich kurz vor Schluss an Terol vorbei, doch zwischen den beiden kam es zu einer Berührung, durch die Vázquez von der Strecke rutschte. Das wiederum half Smith, denn der Brite hatte nach dem Zwischenfall ein paar Motorradlängen Luft nach hinten.

"Es war ein schwieriges Rennen", zieht Smith zufrieden Bilanz. "Die beiden Spanier waren nicht erreichbar, aber ich habe alles aus dem Motorrad herausgequetscht, um auf das Podium zu kommen. Okay, in der letzten Runde hatte ich ein bisschen Glück, aber dieses Ergebnis war schon längst überfällig. Wir haben im Winter und in den vergangenen Wochen hart dafür gearbeitet und verdienen uns diesen Podestplatz."

Gute Aufholjagd von Cortese

Hinter Tomoyoshi Koyama (Aprilia) landeten Sandro Cortese (Derbi) und Randy Krummenacher (Aprilia) mit jeweils knapp 40 Sekunden Rückstand auf den Positionen sechs und sieben. Cortese kam als Zwölfter aus der ersten Runde zurück, wurde aber immer schneller, je länger das Rennen dauerte, und ging in der Schlussphase auch noch am Schweizer vorbei. Johann Zarco, Esteve Rabat und Danny Webb (alle Aprilia) rundeten die Top 10 ab.

Jonas Folger (Aprilia) setzte sich vor dem Start "ein paar Punkte" als Ziel und nahm als 15. immerhin einen mit nach Hause, ganz im Gegensatz zu Marcel Schrötter (Honda), der zwischenzeitlich in den Top 15 lag, aber am Ende nur 17. wurde. Dem Interwetten-Piloten fehlten rund fünf Sekunden auf einen WM-Zähler. Beide profitierten übrigens von einem Sturz von Alexis Masbou, der ausgerechnet von Teamkollege Sturla Fagerhaug (beide Aprilia) ausgelöst wurde.

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