Motorrad-WM: Jerez | 02.04.2011
Pole Positions für Stoner, Bradl und Cortese
Casey Stoner (Honda) sichert sich die MotoGP-Pole; deutscher Doppelerfolg durch Stefan Bradl (Moto2) und Sandro Cortese (125cc) in den kleineren Klassen.
Casey Stoner war im MotoGP-Qualifying zum Grand Prix von Spanien nicht zu schlagen. Der Honda-Pilot fuhr am Samstag Nachmittag die bisher schnellste Zeit des Wochenendes (1:38,757) und sicherte sich somit die Pole Position vor seinem Teamkollegen Dani Pedrosa. Weltmeister Jorge Lorenzo fuhr die drittschnellste Rundenzeit des Tages und startet am Sonntag ebenfalls aus der ersten Startreihe.
Das einstündige Qualifikationstraining auf dem Circuito de Jerez war von zahlreichen Stürzen geprägt. Nach 13 Minuten rutschte Valentino Rossi in Kurve sechs über das Vorderrad seiner Ducati weg und landete im Kies. Der Unfall sah wie eine Kopie jener Stürze aus, die schon Stoner in der vergangenen Saison beinahe an jedem Rennwochenende zu beklagen hatte. Doch Rossi hatte Glück im Unglück: Der Italiener konnte wenig später mit seiner Ersatzmaschine wieder am Qualifying teilnehmen.
Eine Minute später leistete sich Hiroshi Aoyama den zweiten heftigen Crash des Nachmittags: Der Gresini-Pilot verlor in Kurve elf die Kontrolle über seine Honda. Beim Sturz prallte zudem das Hinterrad der Maschinemit gegen das linke Bein des Japaners. Trotz der offensichtlichen Schmerzen konnte aber auch Aoyama wenig später sein Training auf der Ersatzmaschine fortsetzen.
Weiche Hinterradslicks erst gegen Ende
Zu diesem Zeitpunkt lag Lorenzo noch an der Spitze der Klassements. Der Weltmeister war bereits in seinen ersten fliegenden Runden mit harten Reifen auf Anhieb schneller als in allen vorangegangenen Trainingssitzungen zuvor. Die eigentliche Zeitenjagd begann allerdings erst in der letzten Viertelstunde des einstündigen Qualifyings, als die Piloten die weichere der beiden Reifenmischungen auf die Hinterräder ihrer Maschinen aufziehen ließen.
Mit dieser Mischung war es erneut Lorenzo, der als Erster eine neue Bestzeit markieren konnte, doch es dauerte nicht lange, bis sich Pedrosa bei seinem ersten Versuch auf weichen Reifen an die Spitze der Zeitenliste katapultierte. Zehn Minuten vor dem Ende war es dann schließlich Stoner, der mit zwei neuen Bestzeiten hintereinander für eine neue Reihenfolge innerhalb der Top 3 sorgte.
In den letzten acht Minuten des Trainings wurde es erneut turbulent: Nachdem sich bereits zur Halbzeit der Session Karel Abraham in die Liste der Sturzopfer eingetragen hatte, crashten nun im Minutentakt Randy de Puniet, Ben Spies und Colin Edwards. Glücklicherweise blieben alle Piloten von schlimmeren Verletzungen verschont – das Qualifying war für dieses Trio allerdings vorzeitig beendet.
Fünf Minuten vor Schluss schob sich Lorenzo mit seinem letzten Versuch zwischen die beiden führenden Honda-Piloten und reihte sich auf Platz zwei ein. In der Schlussminute verbremste sich schließlich Stoner in der ersten Kurve nach Start/Ziel und landete ebenfalls im Kies. Doch der Australier hatte Glück: Pedrosa schaffte es mit seiner letzten Attacke nicht, den Teamkollegen von Startplatz eins zu verdrängen. Der Spanier überholte aber Lorenzo und wurde somit Zweiter.
Spies, Marco Simoncelli und Andrea Dovizioso komplettierten auf den Plätzen vier bis sechs die zweite Startreihe – am Sonntag starten also vier Honda- und zwei Yamaha-Piloten aus den ersten beiden Reihen. De Puniet schloss das Qualifying trotz seines Sturzes als bester Ducati-Pilot auf Platz sieben ab. Der Franzose war allerdings über eine Sekunde langsamer als Stoner.
Erstaunlich schwach hingegen das Abschneiden des Ducati-Werksteams: Nicky Hayden und Rossi schafften es nicht, die 1:40er-Marke zu unterbieten und müssen deshalb mit Startplätzen in der vierten Reihe vorlieb nehmen. Suzuki-Ersatzfahrer John Hopkins wusste in seinem ersten MotoGP-Qualifying seit 2008 mit Platz 14 zu überzeugen.
Moto2: Bradl holt 2. Pole der Saison
Vier Piloten kämpften in Jerez um die Pole Position in der Moto2-Klasse. Allen voran Stefan Bradl, der in den Trainings bereits mit starken Leistungen glänzen konnte. Dazu gesellte sich der Schweizer Tom Lüthi, auch Lokalmatador Marc Marquez und Yuki Takahashi mischten ebenfalls vorne mit. Zeitweilig lagen diese vier Piloten innerhalb von 65 Tausendstelsekunden. Acht Minuten vor dem Ende verabschiedete sich Marquez aus diesem Quartett, der 125er-Weltmeister stürzte in Kurve eins und beschädigte seine Suter.
In den letzten Minuten erhöhte Bradl das Tempo deutlich und fuhr eine Traumrunde in 1:42,706. An diese Zeit kam kein anderer Pilot mehr heran. Der Kiefer-Pilot steht damit im zweiten Rennen der Saison zum zweiten Mal auf dem besten Startplatz.
Dem Japaner Takahashi fehlten am Ende 0,282 Sekunden auf Bradl, er musste sich mit Platz zwei zufrieden geben. Lüthi komplettierte als Dritter die erste Startreihe. Somit steht beim Heimspiel der Spanier kein einheimischer Pilot in Reihe eins. Marquez verfolgte die letzten Minuten an der Box. Niemand konnte ihn mehr überholen, weshalb der 18jährige das Rennen vom vierten Platz in Angriff nehmen wird.
Bradley Smith hat an seinem zweiten Moto2-Wochenende Fahrt aufgenommen und reihte sich mit sechs Zehntelsekunden Rückstand an der fünften Stelle ein. Alex de Angelis stellte seine Motobi auf den sechsten Platz. In die dritte Reihe fuhren Michele Pirro, Aleix Espargaro und Claudio Corti. Pech hatte Vizeweltmeister Julian Simon: Der Spanier wurde von technischen Problemen gebremst, aber immerhin noch Zehnter.
Im Mittelfeld ging es sehr eng zu: Zwischen den Plätzen sechs und 26 lagen die Fahrer innerhalb einer Sekunde. Darunter befand sich auch der Schweizer Dominique Aegerter auf Platz 15, direkt hinter Ex-MotoGP-Pilot Mika Kallio. Knapp außerhalb dieser Marke lag Randy Krummenacher mit zwei Sekunden Rückstand. Der Rookie aus der Schweiz wird das Rennen von Startplatz 28 aus in Angriff nehmen.
Nicht nach Plan lief es für die MZ-Mannschaft. Anthony West kam mit dem Chassis aus Zschopau nur auf Platz 30. Sein Rückstand betrug 2,3 Sekunden. Noch weiter hinten landete sein Teamkollege Max Neukirchner, der mit einem FTR-Rahmen unterwegs ist. 2,8 Sekunden fehlten dem ehemaligen Superbike-Fahrer auf die Bestzeit seines Landsmannes an der Spitze. Damit war nur Rang 36 möglich.
125 cc: Cortese erobert die Pole
Im Qualifying der Achtelliterklasse setzte sich das enge Duell zwischen Nicolas Terol und Sandro Cortese fort. Der Kampf um den besten Startplatz entschied sich in den letzten sechs Minuten, alle Piloten gingen noch einmal auf Zeitenjagd. Sandro Cortese teilte sich das Qualifying perfekt ein, zwei Minuten vor dem Fallen der Zielflagge schob sich der Deutsche auf Platz eins.
Terol konnte nicht mehr kontern. Corteses großer Konkurrent aus Spanien war um 0,209 Sekunden langsamer als der Pilot vom Racing Team Germany mit der Bestzeit von 1:47,399. Es war die insgesamt dritte Pole Position in der Karriere der 21jährigen. Die erste Startreihe komplettierte Hector Faubel, der bereits eine halbe Sekunde zurücklag. Ab Platz vier, den Efren Vazquez holte, betrug der Rückstand schon mehr als eine Sekunde.
Der Franzose Johann Zarco wurde Fünfter, knapp vor Luis Salom. Jonas Folger eroberte einen Platz in der dritten Startreihe. Als Siebenter konnte der Deutsche nicht ganz an seine Trainingsleistungen anschließen. Auf den vierten Platz fehlten ihm allerdings nur vier Zehntelsekunden. Miguel Oliveira, Maverick Vinales und Sergio Gadea rundeten die Top 10 ab.
Die weiteren deutschsprachigen Piloten waren im hinteren Teil des Feldes zu finden: Marcel Schrötter erkämpfte mit der Mahindra den 23. Startplatz, der Rückstand des zweifachen IDM-Champions betrug bereits drei Sekunden. Rookie Daniel Kartheininger litt unter seiner angeschlagenen Schulter. Unter diesen Bedingungen wurde es nur Startplatz 29, direkt hinter dem Schweizer Giulian Pedone. Wildcard-Pilot Kevin Hanus stand mit seiner Maschine einmal hinter der Leitplanke. Mit 5,8 Sekunden Rückstand wurde der Youngster 32.