Superbike-WM: Donington | 27.03.2011
Heiße Duelle auf kühler Piste
Während Marco Melandri seinen ersten Sieg in der Superbike-WM bejubeln durfte, sicherte Cartos Checa mit Saisonsieg Nr.3 seine WM-Führung ab.
Fotos: Pirelli Press, Yamaha
Das erste Rennen in Donington fand bei kühlen Wetterbedingungen statt, doch auf der Piste lieferten sich die Piloten heiße Duelle...
Lauf 1: Melandri feiert Premierensieg
Am Ende konnte Marco Melandri (Yamaha) in seinem erst dritten Rennen über den ersten Sieg jubeln. Lange lag Jakub Smrz (Liberty-Ducati) in Führung und konnten den Siegerchampagner bereits riechen. Schlussendlich musste sich der Tscheche mit dem zweiten Platz begnügen. WM-Spitzenreiter Carlos Checa (Althea-Ducati) holte sich nach einem verpatzten Start in der letzten Runden den dritten Rang.
Checa kam sehr gut von der Linie weg, doch Haslam beschleunigte den Spanier bis zur ersten Kurve aus und ging in Führung. Noriyuki Haga (Pata-Aprilia) zog ebenfalls mit. Im Laufe der ersten Runde verpasste Checa in einer Kurve die Ideallinie und wurde weit zurückgereicht. Aus der ersten Runde kam der WM-Spitzenreiter nur als Elfter zurück. An der Spitze lag Haslam, vor seinem Landsmann Leon Camier (Aprilia), Haga, Smrz, Tom Sykes (Kawasaki) und Jonathan Rea (Honda). Max Biaggi (Aprilia) und Melandri duellierten sich um den achten Platz.
Haslam behauptete in den ersten Runden die Spitzenposition. Dahinter versuchte Haga in der Zielkurve an Camier vorbeizugehen. Die beiden Kontrahenten berührten sich, weshalb Smrz profitierte und Platz zwei übernahm. In Runde sechs überholte der Tscheche den führenden Haslam und konnte sich rasch um 1,5 Sekunden absetzen.
Im Mittelfeld tobte ein harter Kampf zwischen Checa und Biaggi. Mehrmals überholten sich die beiden Gegner, die auf den WM-Plätzen eins und zwei nach Großbritannien gereist waren. Melandri war in den ersten Runden ebenfalls in den Kampf mit seinen ehemaligen MotoGP-Kollegen verwickelt.
Der Italiener konnte sich aber absetzen und überholte Gegner um Gegner. Kurz nach Halbzeit lag Melandri schon auf dem dritten Platz und setzte Haslam unter Druck. Schließlich setzte sich der Yamaha-Pilot durch. Zu diesem Zeitpunkt war Smrz an der Spitze schon um 2,5 Sekunden enteilt.
In den letzten sechs Runden erhöhte Melandri das Tempo und setzte sich von Haslam ab. Der Rückstand zu Smrz schrumpfte ebenfalls. Zwei Runden vor dem Ziel war der Italiener dran und setzte den Liberty-Ducati-Piloten unter Druck. In der vorletzten Runde bremste sich Melandri in der Schikane vorbei und setzte sich sofort ab.
Bis ins Ziel ließ er nichts mehr anbrennen und feierte bereits an seinem zweiten Superbike-Wochenende den ersten Sieg. Der Wechsel von der MotoGP hat sich für den 28-Jährigen voll ausgezahlt. Mit den Plätzen fünf, drei und eins ist Melandri fulminant in seine neue Karriere gestartet.
Smrz fuhr den zweiten Platz sicher nach Hause. Es war erst der zweite Podestplatz für den Tschechen in der Superbike-WM. Im Kampf um Rang drei wurde es in der letzten Runde noch spannend. Checa konnte sich nach seinem verpatzten Start nach vorne kämpfen und holte Haslam ein. In der vorletzten Kurve ging der Spanier vorbei und kletterte als Dritter auf das Podest.
Haslam musste sich bei seinem Heimrennen mit dem vierten Platz begnügen. Nur 0,3 Sekunden fehlten dem BMW-Piloten zu einem Pokal und der Champagner-Dusche. Landsmann Rea sah die Zielflagge als Fünfter, knapp vor Haga, der damit bester Aprilia-Pilot war. Weltmeister Biaggi leistete sich kurz vor Schluss einen kleinen Ausritt über das Kiesbett und musste sich mit Rang sieben begnügen.
Camier fiel in den letzten Runden noch weit zurück. So reichte es für den Briten nur für Rang acht. Troy Corser (BMW) und Joan Lascorz (Kawasaki) komplettierten die Top 10. Sylvain Guintoli (Ducati), Ruben Xaus (Castrol-Honda), Ayrton Badovini (BMW-Italia), Roberto Rolfo (Kawasaki) und Mark Aitchison (Kawasaki) belegten die letzten Plätze. 15 der 19 gestarteten Piloten sahen die Zielflagge.
Sykes nutzte seine Startposition in der ersten Reihe gut und kämpfte lange im Spitzenfeld um das Podium. In Runde 17 stürzte der Brite in der Schikane und zerstörte die Kawasaki Ninja. Diese wäre fast wieder auf die Strecke gerutscht und hätte beinahe nachfolgende Fahrer abgeräumt. Es konnten zum Glück alle ausweichen.
Pech hatte Eugene Laverty. In der dritten Runde stürzte der Yamaha-Pilot schwer und wurde zu Untersuchungen in das Streckenkrankenhaus gebracht. Für Maxime Berger war ebenfalls früh Schluss. Das Hinterrad an seiner Ducati sprang während der Fahrt aus der Schwinge! Michel Fabrizio steuerte nach neun Runden die Boxen an. Damit war die einzige Suzuki im Feld ausgeschieden.
Lauf 2: Dritter Saisonsieg für Checa
Das zweite Rennen der Superbike-WM in Donington war eine klare Angelegenheit für Carlos Checa. Im Gegensatz zum ersten Lauf gelang dem Althea-Ducati-Piloten ein guter Start. Bereits in der zweiten Runde setzte sich der Routinier an die Spitze und feierte einen sicheren Sieg. Max Biaggi wurde disqualifiziert und ging leer aus.
Am Start wurde Checa von Leon Haslam ausbeschleunigt. Im Gegensatz zu Lauf eins konnte der Spanier hinter dem BMW-Piloten in die erste Kurve einbiegen. In dieser Reihenfolge beendeten sie auch die erste Runde. Dahinter folgten Leon Camier (Aprilia), Noriyuki Haga (Pata-Aprilia), Jonathan Rea (Castrol-Honda) und Marco Melandri (Yamaha). Weltmeister Max Biaggi hatte einen Frühstart hingelegt, war aber dennoch nur Zehnter.
Es folgte, was kommen musste. Da der Italiener nicht die Durchfahrtsstrafe antrat, zeigte ihm die Rennleitung die schwarze Flagge und wurde aus dem Rennen genommen. Somit ging der Aprilia-Pilot leer aus. An der Spitze erhöhte Checa das Tempo und übernahm die Führung in der zweiten Runde. Der Routinier konnte sich sofort absetzen.
Dahinter duellierten sich die beiden Briten Haslam und Camier. Auf Platz vier tauchte bereits Melandri auf, der das erste Rennen gewinnen konnte. Der Italiener machte aus dem Zwei- einen Dreikampf und setzte sich nach einigen Runden an die Spitze. Nur Camier konnte das Tempo des Italieners halten. Haslam rutschte hingegen von der Strecke, rettete sich auf der Wiese und blieb sitzen. Trotzdem verlor er einige Plätze.
Das Feld zog sich bis zur Halbzeit auseinander. Checa führte mit drei Sekunden Vorsprung vor dem Duo Melandri und Camier. Weitere drei Sekunden dahinter fuhr Joan Lascorz mit der Kawasaki einsam und alleine. Das britische Duo Haslam und Rea hatte bereits elf Sekunden Rückstand auf die Spitze. Die direkten Konkurrenten lieferten sich enge Duelle.
Das ermöglichte Checa die Soloflucht nach vorne. Bis ins Ziel ließ der Althea-Ducati-Pilot nichts mehr anbrennen. Im vierten Saisonrennen feierte der 38-Jährige somit seinen dritten Sieg. Ducati kann auch ohne Werksmannschaft gewinnen, obwohl die Althea-Mannschaft von Bologna technische Unterstützung erhält.
Wenige Runden vor dem Ziel setzte sich Melandri von Camier ab und startete die Aufholjagd auf Checa. Der Abstand schrumpfte stetig, aber es ging sich nicht mehr aus. Der Italiener komplettierte sein erfolgreiches Wochenende mit einem starken zweiten Platz. Camier fuhr seinen dritten Rang sicher ins Ziel. Die zahlreichen britischen Fans konnten einen ihrer Piloten auf dem Podium feiern.
Nach seinem Ausrutscher holte Haslam kontinuierlich auf und schloss auf Lascorz auf. Der Kawasaki-Pilot konnte den Vizeweltmeister nicht halten und musste sich schließlich mit Platz fünf begnügen. Jonathan Rea überquerte mit seiner Honda die Ziellinie als Sechster. An der Spitze spielte der 24-Jährige über das ganze Wochenende gesehen keine Rolle.
Suzuki-Speerspitze Michel Fabrizio schaffte im zweiten Rennen die Distanz und kam als Siebter ins Ziel. Jakub Smrz (Liberty-Ducati) konnte nicht an seine starke Leistung von Lauf eins anschließen. Mit 21 Sekunden Rückstand wurde der Tscheche Achter. Um Platz neun entbrannte in den letzten Runden ein enges Duell zwischen Ruben Xaus (Castrol-Honda) und Ayrton Badovini (BMW-Italia). Schlussendlich konnte sich der Superstock-Meister durchsetzen.
BMW-Pilot Troy Corser fuhr nicht das Tempo seines Teamkollegen und kämpfte im hinteren Teil des Feldes. Vor dem Australier, der als 13. ins Ziel kam, klassierten sich Sylvain Guintoli (Liberty-Ducati) und Tom Sykes auf der neuen Kawasaki Ninja. Eugene Laverty hatte sich bei seinem Sturz im ersten Rennen nicht verletzt. Mit Platz 14 war der Rookie aber weit von der Form seines Yamaha-Teamkollegen entfernt.
Die beiden Kawasaki-Piloten Roberto Rolfo und Mark Aitchison bildeten wie auch in Lauf eins das Schlusslicht. Hinter dem Duo kam nur noch Noriyuki Haga ins Ziel. Der Japaner war in der zweiten Runde ausgerutscht, konnte aber weiterfahren.
In der WM-Wertung führt Checa (91 Punkte) nach zwei Rennwochenenden mit 19 Zählern Vorsprung vor Melandri (72). Haslam ist mit 54 Punkten Dritter. Auf Platz vier folgt Biaggi (49).