
Motorrad-WM: Indianapolis | 10.08.2014
Marquez bleibt das Maß der Dinge
Indianapolis: Marc Marquez hat sich mit seinem zehnten Sieg in Serie seinen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert.
Foto: MotoGP
Honda-Werksfahrer Marc Marquez setzte seine Erfolgsserie auch in Indianapolis (USA) fort und schreibt die Geschichtsbücher weiterhin neu. Der Weltmeister holte sich souverän seinen zehnten Saisonsieg. Damit stellte er den Rekord von Giacomo Agostini ein, der als letzter Fahrer die ersten zehn Saisonrennen gewonnen hat. Außerdem ist Marquez seit Mick Doohan 1997 der erste Fahrer, der zehn Rennen in Folge gewinnen konnte. Die restlichen Fahrer waren Statisten. Jorge Lorenzo setzte sich im Yamaha-Duell gegen Valentino Rossi durch und wurde vor dem Superstar Zweiter. Der Deutsche Stefan Bradl (LCR-Honda) schied durch einen Unfall aus.
Trotz einer turbulenten Anfangsphase konnte Marquez nicht gestoppt werden. In den ersten Runden führte Rossi, aber Andrea Dovizioso (Ducati) übte als Zweiter großen Druck aus. Zu Beginn der fünften Runde überholte Dovizioso, doch Rossi konterte. Es kam zu einer kleinen Berührung und Marquez sowie Lorenzo schlüpften durch. In der Folge lieferten sich Rossi, Marquez, Lorenzo und Dovizioso packende Zweikämpfe vor 61.835 Zuschauern. Als sich die Scharmützel gelegt hatten, führte wieder Rossi vor Marquez.
In der elften Runde übernahm schließlich Marquez die Führung, nachdem er von Lorenzo überholt worden war, aber sofort zurückkämpfte und beide Yamaha-Fahrer in einem Zug überholte. Das war auch die Entscheidung. Marquez setzte sich sofort vom Yamaha-Duo ab und kontrollierte die Führung. In der zweiten Rennhälfte ließ der 21-Jährige nichts anbrennen und verwaltete den Sieg sicher ins Ziel. Seit Marquez in der MotoGP fährt, ist er in den USA (Indianapolis, Austin, Laguna Seca) ungeschlagen.
"Das Rennen war so hart, ganz besonders die Streckentemperatur war im Vergleich zu gestern extrem hoch", berichtet Marquez seine Eindrücke. "Das war am Anfang schwierig, denn ich hatte ein Problem mit dem Vorderreifen. Ich entschied mich dann, hinter Valentino zu bleiben und die Reifen aufzuwärmen. Als der Vorderreifen dann okay war, begann ich zu pushen. Allerdings rutschte dann der Hinterreifen ziemlich. Lorenzos Pace war sehr gut und es war schwierig, eine Lücke herauszufahren. Letztendlich war es allerdings genug, um die 25 Punkte mitzunehmen."
Außerdem war es klassenübergreifend der 500. Sieg eines Spaniers in der Motorrad-WM. Lorenzo musste seinem Landsmann in dieser prestigeträchtigen Statistik den Vorrang lassen. Mit 1,8 Sekunden Rückstand kam der zweifache MotoGP-Weltmeister als Zweiter ins Ziel. "Heute war es - abgesehen von Mugello - das Rennen, in dem wir am dichtesten am Sieg dran waren", sieht es Lorenzo positiv. "Der Schlüssel war der Beginn."
"Ich machte einen guten Start, aber in der ersten Kurve und der ersten Runde verlor ich einige Positionen. Meine Stärke war nicht das Bremsen, also war es schwierig, die anderen Fahrern auf der Bremse zu überholen. Ich musste auf Fehler warten und darauf, dass sie in der Kurve von der Ideallinie abkamen. Der zweite Schlüsselmoment war, als Marc Valentino überholte. Er pushte und fuhr eine Sekunde Vorsprung heraus. Davon konnte ich mich nicht mehr erholen."
Rossi knackt Marke von 4.000 WM-Punkten
Rossi konnte in der Schlussphase seinen Teamkollegen nicht angreifen und wurde Dritter. Damit hat der Superstar in seiner gesamten Karriere mehr als 4.000 WM-Punkte gesammelt - ein einsamer Rekord. "Ich wusste, dass es schwierig war, denn aus dem Training wusste ich, dass Marc und Jorge etwas schneller als ich waren", schätzt Rossi seine Chancen ein. "Trotzdem habe ich es genossen, denn ich führte das Rennen zu Beginn an und meine Pace war gut. Ich konnte einige Runden vorne bleiben."
"Nachdem Marc mich überholt hatte, versuchte ich an ihm dran zu bleiben. Auch gegen Jorge wollte ich eigentlich länger kämpfen, aber er war heute besser als ich. In einigen Kurven war er schneller und fuhr eine Lücke heraus. Trotzdem bin ich zufrieden, dann eigentlich ist diese Strecke eher schlecht für mich. Seit 2008 stand ich hier nicht mehr auf dem Podium, also ist es ein gutes Ergebnis."
Ein unscheinbares Rennen fuhr der zweite Honda-Werksfahrer. Dani Pedrosa hatte sich als einziger Fahrer für den härtesten Vorderreifen entschieden und kam schließlich als Vierter ins Ziel. Platz fünf ging an Pol Espargaro (Tech-3-Yamaha). Dovizioso fiel nach der starken Anfangsphase bis auf Rang sieben zurück und musste sich in den letzten Runden noch Bradley Smith (Tech-3-Yamaha) beugen.
Bradl scheidet durch Unfall aus
Spannend ging es im britischen Duell zwischen Cal Crutchlow (Ducati) und Scott Redding (Gresini-Honda) um Rang acht zu. Mehrmals wechselten die Positionen, bis schließlich Crutchlow die Oberhand behielt. Redding war als Neunter bester Open-Fahrer. Hiroshi Aoyama (Aspar-Honda) fuhr als Zehnter über die Ziellinie. Dahinter folgten Karel Abraham (Cardion-Honda), Mike di Meglio (Avintia), Colin Edwards (Forward-Yamaha) und das PBM-Duo Michael Laverty und Broc Parkes. Alle 15 Fahrer im Ziel sammelten WM-Punkte.
Stefan Bradl lieferte Schrott ab. In der 13. Runde kam es zu einer Kollision mit Aleix Espargaro. Der Deutsche stürzte, während sich seine LCR-Honda in der Wiese mehrmals überschlug und in alle Einzelteile zerlegte. An Aleix Espargaros Forward-Yamaha war der hintere Höcker beschädigt und der Spanier musste auch aufgeben.
Die positive Vorstellung von Hayden-Ersatz Leon Camier wurde nicht mit einem guten Ergebnis belohnt. Der Brite steuerte in der Anfangsphase die Aspar-Box an und fuhr dann mit zwei Runden Rückstand als Letzter weiter. Schließlich musste Camier endgültig aufgeben. Auch Andrea Iannone musste seine Pramac-Ducati mit Defekt abstellen. In der ersten Runde schieden Alvaro Bautista (Gresini-Honda) und Yonny Hernandez (Pramac-Ducati) durch Unfall aus. Der nächste Grand Prix findet am 17. August in Brünn (Tschechien) statt.
Die Moto2-WM ist zu Beginn der zweiten Saisonhälfte wieder spannend: Mika Kallio (Kalex) holte sich in Indianapolis einen souveränen Sieg und verkürzte damit den WM-Rückstand auf seinen Marc-VDS-Teamkollegen Esteve "Tito" Rabat, der Vierter wurde, auf sieben Punkte. Moto3-Weltmeister Maverick Vinales (Kalex) kletterte als Zweiter auf das Podest. Der Schweizer Dominique Aegerter (Suter) eroberte mit seiner knallgelben Sonderlackierung den dritten Platz. Der Deutsche Sandro Cortese (Kalex) feierte mit Position sechs sein bestes Ergebnis in der mittleren Klasse.
Es war ein turbulentes Moto2-Rennen, das auch einmal unterbrochen werden musste. Beim ersten Start setzte sich Kallio gegen Aegerter durch und übernahm die Führung. Dahinter folgten Vinales und Rabat auf den Plätzen drei und vier. Cortese verlor diesmal keine Positionen und hielt nach der ersten Runde Rang sieben. Kallio konnte sich sofort von Aegerter absetzen. Der Schweizer konnte das Tempo nicht mitgehen, hatte aber seinerseits einige Meter Vorsprung auf die große Verfolgergruppe mit Rabat und Vinales.
In der vierten Runde musste das Rennen abgebrochen werden, weil es im Mittelfeld zu einem Unfall mit mehreren Fahrern gekommen war. Am schlimmsten hatte es Mattia Pasini (Kalex) erwischt, der in der Wiese lag und von den Streckenärzten betreut wurde, weil er zunächst nicht bei Bewusstsein war. Der Italiener konnte anschließend aber selbständig aufstehen und weggehen. In den Unfall waren auch Randy Krummenacher (Suter), Anthony West (Speed Up) und Azlan Shah (Kalex) verwickelt. Kallios Vorsprung von knapp drei Sekunden löste sich durch den Abbruch in Luft auf.
Die Fahrer kehrten an ihre Box zurück und warteten auf den Neustart. Die Renndistanz wurde auf 16 Runden verkürzt. Nach einer Pause von rund 20 Minuten wurde das Rennen erneut gestartet. Die Startaufstellung für die verbleibenden Rennen entsprach der ursprünglichen Startaufstellung. Der zweite Start war ein Abziehbild des ersten: Kallio übernahm erneut vor Aegerter und Rabat die Führung.
Dahinter kam es in Kurve 2 wieder zu einem Unfall zwischen mehreren Fahrern. Tom Lüthi (Suter) lag in der Wiese. Auch Jonas Folger (Kalex) war verwickelt, konnte aber dem Feld hinterherfahren. Lokalmatador Josh Herrin (Caterham-Suter) und Julian Simon (Kalex) waren ebenfalls in der Wiese. An der Spitze setzte Kallio erneut seine starke Form fort und setzte sich von den Verfolgern ab.
Dahinter übernahm Rabat den zweiten Platz und startete die Verfolgungsjagd. Vinales, Aegerter und Simone Corsi (Kalex) folgten in Rabats Windschatten. Bei Rennhalbzeit hatte Kallio knapp eine Sekunde Vorsprung auf das Quartett. Vier Runden vor dem Ende überholte Vinales in der ersten Kurve Rabat für Platz zwei. Auch Aegerter schlüpfte durch und Rabat war nur noch Vierter. Bis ins Ziel änderte sich an diesen Positionen nichts mehr. Kallio verwaltete seinen Vorsprung. Aegerter griff noch Vinales an, kam aber nicht vorbei.
Somit eroberte Kallio seinen dritten Saisonsieg. "Das erste Rennen, die ersten zwei Runden, war wirklich gut für mich", blickt der Finne auf den ersten Start. "Mit dem frischen Reifen war ich direkt schnell und hatte ein gutes Gefühl. Im zweiten Rennen haben wir uns entschieden, mit den gleichen Reifen weiterzumachen."
"In den ersten Runden lief es mit den gebrauchten Reifen dann nicht so gut. Ich konnte zwar wieder eine Sekunde herausfahren, aber danach war ich immer am Limit und trotzdem waren die anderen Jungs nur eine Sekunde hinter mir. Ich konnte die Lücke nicht vergrößern, also musste ich immer weiter pushen. Es ist großartig, das Rennen auf dem ersten Platz zu beenden. Das ist auch für die Meisterschaft wichtig."
Für Vinales war es nach dem Sieg in Austin der vierte Podestplatz in dieser Saison. Spannend wurde es in den letzten beiden Runden, als Aegerter noch Druck ausübte. "Dominique ist in der letzten Runde immer sehr gefährlich", weiß Vinales. "Aber wir haben einen guten Job gemacht, heute Morgen haben wir einen großen Schritt gemacht und es fühlte sich wirklich gut an. Kallio war an diesem Wochenende zu stark, aber ich denke, dass wir ihn in Brünn schlagen können.
Aegerter war als Dritter einmal mehr der beste Suter-Vertreter. "In einem Abschnitt der Strecke war er (Vinales; Anm. d. Red.) etwas schneller, aber besonders in der ersten Kurve war ich viel schneller als er. Aber es war unmöglich, ihn zu überholen", sagt der Schweizer. "Das erste Rennen war mit dem härteren Reifen sehr schwierig, Mika war sofort schnell unterwegs und es gab zwei oder drei Momente, in denen ich fast gestürzt wäre. Im zweiten Rennen versuchten wir es mit dem weichen Reifen. Das war etwas besser, aber in der ersten Runde war ich nicht schnell genug, um Kallio zu überholen."
Rabat musste sich schließlich mit Platz vier begnügen. Dadurch schrumpfte sein WM-Vorsprung auf Kallio auf sieben Punkte. Corsi musste in der Schlussphase abreißen lassen und kam als Fünfter über die Ziellinie. In der nächsten großen Verfolgergruppe setzte sich Cortese durch und eroberte mit Rang sechs sein bestes Moto2-Ergebnis. Im Zielsprint versuchte noch Hafizh Syahrin (Kalex) vorbeizukommen, aber er schaffte es nicht.
Die Top 10 komplettierten Alex de Angelis (Suter), der in Brünn in der MotoGP fahren wird, West und Johann Zarco (Caterham-Suter). Dahinter folgten Takaaki Nakagami (Kalex), Jordi Torres (Suter) und Louis Rossi (Kalex) auf den Plätzen elf bis 13. Marcel Schrötter (Tech 3) eroberte als 14. zwei WM-Punkte. Der letzte Zähler ging an seinen Tech-3-Teamkollegen Ricky Cardus. Folger zeigte nach dem Zwischenfall in der zweiten Kurve eine starke Aufholjagd, die ihn noch auf Platz 18 brachte. Der nächste Grand Prix findet am 17. August in Brünn (Tschechien) statt.