
Tourenwagen-ÖM: Brno | 16.09.2014
Staatsmeistertitel für Schober
Mit einem souveränen Sieg beim letzten Saisonrennen in Brno krönte sich Peter Schober zum österreichischen Tourenwagenmeister 2014.
Beide Titel werden in die Motorsporthistorie eingehen: Erstmals in der Geschichte hat ein Österreicher den slowakischen Staatsmeistertitel bei den Tourenwagen geholt, und erstmals seit 17 Jahren wurde wieder ein osterreichischer Tourenwagenstaatsmeister gekürt. Schober reiht sich somit in eine Liste prominenter Namen wie Rupert Hofmarcher, Dieter Quester, Hans Pondorfer, Franz Klammer, Sepp Manhalter und vielen anderen österreichischen Motorsportgrößen ein.
Nebenbei wurde Peter Schober Dritter in der FIA-CEZ, nur geschlagen von zwei Lotus GT. Der zweite Platz im ESET-V4-Cup rundet den Reigen der Meisterschaftsergebnisse noch ab. Dabei war die Saison 2014 für Procar Motorsport echt harte Arbeit, vor allem einige technische Probleme, die zum Teil in stundenlanger Arbeit – auch vor Ort an der Rennstrecke – behoben wurden, hätten den Erfolg des öfteren fast vereitelt. Aber die professionelle und kompetente Mannschaft von Procar Motorsport hat es bis auf den Motorschaden in Spielberg jedesmal geschafft, den BMW von Peter Schober an den Start zu bringen, und ebnete somit die Voraussetzung für Schobers Erfolg.
So auch bei der letzten Veranstaltung der Saison. Zwei Tage vor der Abreise ins tschechische Brünn hat man bei einem letzten Check ein Problem an der Kupplung festgestellt. Also Getriebe raus und hoffen, dass man die notwendigen Teile der speziellen Rennkupplung noch organisieren kann. Jansen Competition schaffte es, und somit konnte man in Brünn an den Start gehen. Aber auch vor Ort konnten die Mechaniker vom Relaxen nur träumen. Das hatte nicht nur mit dem zum Teil heftigen Regen zu tun, sondern auch mit einer minderwertigen Hardyscheibe an der Kardanwelle.
Diese hatte sich aufgrund einer weichen Gummimischung bei hohen Geschwindigkeiten so verzogen, dass sie sich an einer Schraube schön langsam abgeschliffen hatte und dadurch für Vibrationen und gefährliche Rauchentwicklung im Cockpit sorgte. Noch am Samstag wurde eine qualitativ bessere Scheibe organisiert und in stundenlanger Arbeit bei lästigen Witterungsverhältnissen vor Ort eingebaut.
Nachdem das Samstagsrennen, nicht zuletzt wegen der defekten Gummischeibe an der Kardanwelle, noch an Schobers härtesten Gegner Rene Martinek gegangen war, gab es am Sonntag keinen Weg an Schober vorbei. Nur in den ersten Runden war er noch ein wenig unter seinem Niveau. Die Minuten vor dem Rennen waren eine Wetterlotterie, denn einer der zahlreichen Regenschauer hatte den Asphalt der Strecke zwei Stunden vor dem Start wieder mit Wasser getränkt.
Kurz danach kam aber sogar die Sonne raus, und das Supportrennen vor dem Start der Tourenwagen hatte ebenfalls dafür gesorgt, dass man sich Gedanken über die richtige Bereifung machen musste. Die Runde zur Startaustellung fuhr man noch auf Regenreifen, hat dann aber noch im Grid auf die Slicks umgesteckt, denn es gab bereits einige wenige trockene Stellen auf der Strecke.
Eine Entscheidung, die sich als richtig erwiesen hat. Zwar hatte Schober mit seinem heckgetriebenen BMW in den ersten Runden gegenüber den zumeist frontgetriebenen Konkurrenten einen Nachteil auf der zum Teil noch feuchten Strecke, aber Schober hatte damit kein Problem. "Obwohl meine Mannschaft an der Boxenmauer vor Nervosität hyperventilierte, war ich in dieser Situation die Ruhe selbst und musste mein Team am Sprechfunk sogar fast beruhigen. Ich wusste genau, dass ich ab der 2. oder 3. Runde ein perfekt funktionierendes Auto habe und machte mir absolut keine Sorgen, dass einige Konkurrenten, auch Rene Martinek, in der ersten Runde an mit vorbei gegangen sind. Klar, ich habe sie nicht vorbeigewunken, aber ab der Runde 3 war es mit dem BMW tatsächlich Freude am Fahren."
Einen nach dem anderen hatte sich Schober wieder geschnappt, und als er auch Rene Martinek überholt hatte, war das Jahresziel tatsächlich vollbracht – der österreichische Staatsmeistertitel 2014. Das Team von Procar Motorsport hat sich somit nach den Erfolgen 2013 nun auch in diesem Jahr mit Meistertiteln verdient gemacht und plant 2015 eventuell einen Schritt 'back to the roots'. Man denkt an den Einsatz von Formelrennwagen, voraussichtlich Formel Renault 2.0, und ist dementsprechend auch offen für jeden interessierten Fahrer und Partner.
Was Peter Schober als Fahrer plant, ist noch nicht bekannt. "Leider ist es wie immer eine Frage des Budgets, und Sponsoren stehen nach wie vor nicht Schlange bei uns. Vielleicht ändert sich das mit dem Staatsmeisterschaftstiteln, und es finden sich clevere Sponsoren, die endlich mal auf das richtige Pferd setzen."