WTCC: Spa-Francorchamps | 18.06.2014
Comeback als Europaabschied
Auf dem Vollgaskurs zählt vor allem die Motorleistung, Citroën ist somit erneut klarer Favorit – auch Ma Qing-Hua ist wieder am Start.
Fragt man einen europäischen Rennfahrer nach seinen Lieblingsstrecken, wird in seiner Antwort mit einiger Sicherheit Spa-Francorchamps vorkommen; die belgische Ardennen-Achterbahn genießt ein sehr hohes Ansehen im Motorsport und zählt zu den berühmtesten Rennstrecken der Welt. Die Länge von sieben Kilometern, das wechselhafte Wetter und legendäre Passagen – all das macht Spa so besonders.
In diesem Jahr steht der Kurs erstmals seit 2005 wieder im Kalender der Tourenwagen-WM, die dort ihre Abschiedsvorstellung von Europa gibt. Direkt nach den Rennen in Belgien werden die Autos nach Südamerika verschifft und berühren erst wieder im Januar 2015 europäischen Boden. Für die Fahrer ist es vor Argentinien im August die letzte Gelegenheit, noch einmal gut zu punkten.
Dazu müssen die Piloten allerdings zweimal neun Runden auf der sieben Kilometer langen Strecke überstehen, doch auf diese Aufgabe freuen sich so gut wie alle Fahrer: "Spa zählt zu meinen Lieblingsstrecken", sagt etwa Ex-Champ Rob Huff (Lada), der zwischen Qualifying und den beiden WTCC-Läufen am 24h-Rennen Nürburgring teilnehmen wird. "Ich denke, dieser Kurs sollte in jeder Meisterschaft gefahren werden – und ich bin gespannt darauf, wie sich unsere Autos dort verhalten."
Das Fahrverhalten wird jedenfalls anders sein als 2005, als die WTCC zum ersten und bisher einzigen Mal in Spa gefahren ist, denn damals galt noch ein völlig anderes Reglement. Deshalb gibt es noch einige Fragezeichen, meint Tom Chilton (Chevrolet): "Die meisten Piloten versuchen, die Eau Rouge voll zu nehmen. Ob das mit meinem Auto geht? Ich lasse es euch wissen. Hoffentlich nicht, indem ich im Reifenstapel stecke ..."
In jedem Fall dürften die WTCC-Rundenrekorde von 2005 bald Geschichte sein. "Mit den neuen Autos sollten wir schneller sein", erklärt Tiago Monteiro (Honda). Angesichts von mehr Leistung und einer effizienteren Aerodynamik dürften die Zeiten am Ende unter dem Bestwert von Dirk Müller (2:33,955) liegen. Um wieviel, bleibt abzuwarten. "Es wird sicherlich spannend", meint Monteiro.
Nur bedingt spannend ist hingegen die Situation in der Weltmeisterschaft selbst. Citroën (502 Punkte) hat in der Markenwertung schon jetzt einen haushohen Vorsprung vor Honda (333) und Lada (189). Klarerweise ist Citroën auch bei den Fahrern der alles dominierende Hersteller: José María López (209) hat sich jedoch bereits etwas von Yvan Muller (168) und Sébastien Loeb (161) abgesetzt. Bester Nicht-Citroën-Pilot ist Monteiro (105) als Vierter.
Citroën dominiert die WTCC-Saison 2014 also schier nach Belieben und hat mit dem C-Elysée auch zweifellos das beste Gesamtpaket in der Startaufstellung. Somit lautet die große Frage vor dem Rennwochenende in Belgien erneut: Welcher der vier Citroën-Piloten darf sich dieses Mal als Rennsieger feiern lassen?
Vier? Ja, denn Ma Qing-Hua, der chinesische Neueinsteiger, ist erneut dabei. Er hat vor zwei Wochen auf dem Moscow Raceway ein herausragendes WTCC-Debüt gefeiert und gleich einen Laufsieg eingestrichen. Das heißt: Jeder, der einen Citroën bewegt, hat in diesem Jahr bereits gewonnen. Nur einmal hat die französische Marke nicht gesiegt, nach einer Wiederholung davon sieht es aber nicht aus.
Denn in Spa-Francorchamps, genau wie am Salzburgring, ist vor allem Motorleistung gefragt. Das war zuletzt, zumindest bei Honda, eine der großen Baustellen. "Wir müssen etwas tun, aber von jetzt auf gleich kannst du den Motor nicht verändern", hatte Monteiro in Österreich gesagt. Seitdem ist fast ein Monat vergangen. Vielleicht hat sich bei Honda etwas getan? Dem Wettbewerb täte es gewiss gut ...
Fakten zum Spa-Wochenende:
Streckenlänge: 7,004 Kilometer
Renndistanz: 2 Rennen à 9 Runden
Rundenrekorde:
Qualifying: 2:33,158 (Farfus, Alfa, 2005)
Rennen: 2:33,955 (Dirk Müller, BMW, 2005)
Zeitplan:
Freitag, 20. Juni
12:30 Uhr — Testsession
Samstag, 21. Juni
09:00 Uhr — 1. fr. Training
12:30 Uhr — 2. fr. Training
15:00 Uhr — Qualifying
Sonntag, 22. Juni
12:45 Uhr — 1. Lauf
14:00 Uhr — 2. Lauf