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Formel E: Hongkong

Formel E: Rätselraten über Kräfteverhältnis

Die Formel E ist bereit für ihre vierte Saison - in Hongkong wird am Samstag und am Sonntag mit einem Doppelpack die Saison eröffnet.

Foto:Formel E

Es ist angerichtet: Die Formel E ist bereit für ihre vierte Saison. In Hongkong wird am Samstag und Sonntag mit einem Doppelpack gestartet. Derzeit herrscht noch blankes Rätselraten über die möglichen Kräfteverhältnisse.

Werden Renault und Audi wieder den Ton angeben? Welche Chancen rechnen sich die deutschen Piloten aus? Und was erwarten die Rookies? Prognosen wagt im Fahrerlager vor dem ersten Kräftemessen am Samstag niemand - auch weil die Testfahrten in Valencia nicht aussagekräftig waren.

Auf einer besonderen Mission ist Lucas di Grassi unterwegs. Der Brasilianer geht als Titelverteidiger mit dem neuen Audi-Werksteam ins Rennen. Wie bereits berichtet, hat die Mannschaft am Antrieb getüftelt. "Wir fühlen uns zwar ganz gut vorbereitet, haben aber keine Ahnung, wo wir stehen", muss di Grassi gegenüber Motorsport-Total dennoch zugeben. "Die Testfahrten in Valencia waren so gar nicht aussagekräftig, weil die Strecke überhaupt keine Relevanz für die Stadtkurse der Formel E hat", übt er Kritik. "Ich kann mich morgen nur überraschen lassen und auf das Beste hoffen." In Spanien lag er innerhalb der Spitzengruppe.

Ähnlich beurteilt die Situation auch sein zuletzt schärfster Konkurrent Sebastien Buemi. Der Schweizer glaubt, dass im Moment vor der Saisoneröffnung alle im Dunkeln tappen. "Wir haben auf einer Piste getestet, die wirklich gar nichts aussagt. Ich kann nur hoffen, dass die Fortschritte, die wir bei Renault gemacht haben, groß genug sein werden." Allerdings haben sich kleine Feinheiten im Vergleich zum Vorjahr geändert: Mehr Leistung im Rennen, andere Zuteilung im Qualifying. "Ich denke, es wird noch mehr auf das richtige Energiemanagement ankommen", so Buemi über den Schlüssel zum Erfolg.

Nick Heidfeld wurde im Vorjahr mit Platz sieben in der Gesamtwertung bester Deutscher. Er blickt zufrieden auf die vergangenen Erfolge. "Das war wirklich ermutigend. Daher gehe ich natürlich mit einem guten Gefühl in die ersten beiden Rennen der neuen Saison." Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Felix Rosenqvist sicherte der Ex-Formel-1-Fahrer Mahindra den dritten Platz in der Teamwertung. "Ob wir in der Hackordnung unseren dritten Rang gehalten haben, oder besser oder schlechter geworden sind, wird sich aber erst morgen zeigen."

Besonders die Doppelveranstaltung mit einem Rennen am Samstag und einem am Sonntag sei "ein hartes Ding", so Heidfeld. Er bemerkt, dass durch den dichten Plan kaum noch Zeit bleibt, um sich eine Strategie zu überlegen. "Das muss alles vorher klar sein. Ich bin gespannt." Daniel Abt schaffte es hinter Heidfeld auf den achten Gesamtrang, der Deutsche hat mit di Grassi weiterhin einen Topfahrer als Teamkollegen an seiner Seite. Er schließt an dessen Valencia-Kritik an: "Warum man auf der Strecke, die mittlerweile wegen der MotoGP komplett in den Auslaufzonen asphaltiert ist, testen musste, ist auch mir ein Rätsel."

Rückschlüsse auf die Hackordnung ließen sich deshalb auch nicht ziehen. Er kritisiert auch, dass einige Kollegen bei den Testfahrten die großzügigen Parkplatz-Auslaufzonen voll ausgenutzt haben: "Das kannst du dir auf einem Stadtkurs nicht leisten, denn da knallt es, wenn du die Bahn verlässt." Die Strecke in Hongkong präsentierte sich am Freitag beim Trackwalk sehr schmutzig, vier Asphaltsorten müssen die Piloten überfahren. Dazu kommt ein kurzes Teilstück über Beton und Gullydeckel in harten Anbremszonen. Auch der Zeitplan für das erste Wochenende stößt bei Abt auf wenig Verständnis: "Der Zeitplan ist krass mit dem ersten Training um 7:00 Uhr am Morgen. Um diese unchristliche Zeit will doch keiner Autofahren."

Besonders spannend wird das Wochenende für die Rookies Neel Jani und Andre Lotterer. Der Schweizer wechselt aus der Porsche-LMP1-Mannschaft ins Dragon-Team. "Für mich ist alles neu. Auto neu, Team neu, Serie neu und noch einiges mehr. In unserem Team hat es zuletzt noch einige Umstrukturierungen gegeben. Meinen neuen Renningenieur habe ich erst vor wenigen Stunden kennengelernt. Das sind keine optimalen Voraussetzungen, aber ich muss damit klar kommen", gesteht er. "Immerhin habe ich mich durch Briefings, Meetings und viele Stunden im Simulator möglichst gut auf mein Debüt in Hongkong vorbereitet."

Auch Lotterer kommt aus der WEC in die Formel E. Er ist angetan von seinem neuen Dienstfahrzeug: "Mit unserem coolen Auto in Schwarz-Gold muss doch was gehen, oder?", merkt er gegenüber Motorsport-Total grinsend über das Design des Techeetah-Wagens an. "Spaß beiseite: Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie sich die Hackordnung darstellen wird. Alles fängt von vorne an, jeder hat null Punkte." Lotterer hat sich im Simulator auf seine neue Herausforderung vorbereitet und viel getestet. Besonders an einem Punkt gibt es noch Verbesserungspotenzial: "Auf die Bremsen muss ich mich noch mehr einstellen. Ich hoffe, dass ich das in Hongkong schnell im Griff haben werde." Bereits am Samstag wird er Gelegenheit dazu bekommen.

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