GP2: Nürburgring | 30.05.2005
Lauf 2: Überraschungssieger Piccione
Nach einer spannenden Schlussphase war es bis zur letzten Kurve unsicher, wie sich die ersten fünf Positionen verteilen.
Der insgesamt 7. Lauf zur GP2-Serie war an Spannung kaum noch zu überbieten. Die Anfangsphase gestaltete sich wie gewohnt ein wenig chaotisch. Es ist bei einigen Fahrern doch noch die Unerfahrenheit zu erkennen, denn die unzähligen Zwischenfälle mit vermeidbaren Kollisionen häuften sich zu Beginn des Rennens.
Nachdem die gepriesenen Favoriten nacheinander wegen Kollision oder technischem Problemen ausgefallen waren, kam es zwischen gleich fünf Piloten zu einem packenden Kampf um den Sieg.
Der Rennverlauf
Als sich der turbulente Anfang des Rennens legte, konnte sich das Feld in verschiedene Gruppen einteilen. In diesen Gruppen gab es abwechslungsreiche Überholmanöver zu bewundern.
Mit Clivio Piccione gab es beim sonntäglichen zweiten Lauf zur GP2-Serie einen unerwarteten Sieger. Der Monegasse wusste es die Zweikämpfe vorne und den bitteren Ausfall von Gianmaria Bruni am besten auszunutzen. Beim Start konnte Bruni seine Führung gegen Nelson Piquet Jr. verteidigen, der beinahe durch ein hartes Bremsmanöver in Führung gehen konnte. Dies kostete ihn aber eine saubere Linie und somit verlor er zwei Plätze an Neel Jani und Piccione. Jani entwickelte sich in seinem Racing Engineering Boliden zu einer Art Puffer für Gianmaria Bruni an der Spitze. Der Italiener profitierte durch diese Situation und baute seinen Vorsprung nach wenigen Runden auf über sechs Sekunden aus.
Der erste Lauf am Nürburgring wurde durch einige Unfälle geprägt. Dies zeichnete sich erneut ab, als Mathias Lauda durch ein Manöver von Hiroki Yoshimoto aus dem Rennen genommen wurde. An einer anderen Stelle des Kurses konnte Nico Rosberg im ART Grand Prix an Heikki Kovalainen im Arden International vorbeigehen, womit er sich nicht nur eine Position sicherte sondern auch Chancen hatte, um die Spitze mitzukämpfen.
In der ersten Kurve der zweiten Runde wurde wieder Schrott produziert. Diesmal verursachte Jose Maria Lopez mit einem übermotivierten Manöver einen Unfall mit Nicolas Lapierre. Der Franzose nahm noch Heikki Kovalainen mit, der aufgeben musste. Nico Rosberg kam noch glimpflich durch diese Situation, wobei sein Teamkollege Alexandre Prémat nicht das Glück hatte und ebenfalls wie Kovalainen hängen blieb. Ryan Sharp trug sich ebenfalls auf der Liste der Ausfälle ein.
Die ausbleibende Safety-Car-Phase ermöglichte Gianmaria Bruni, seine Führung weiter auszubauen. Der Italiener fuhr einem sicheren Sieg entgegen. Doch leider machte ihm die Technik einen Strich durch die Rechnung, zehn Runden vor Schluss fuhr er an die Box.
Des einen Leid, ist des anderen Freud könnte man hier sagen, denn nach dem Ausfall Brunis entwickelte sich das Rennen zum Showdown in den letzten Runden. Neel Jani führte eine Fünfergruppe an, die sich rundenlang um den Sieg bekämpfte. Dabei wurde Jani immer wieder von Piquet, Rosberg und Piccione attackiert. Durch die anhaltenden Überholmanöver und Überversuche gelang es den beiden Super Nova Piloten auf die Spitze aufzuschließen und selbst in den Kampf einzugreifen.
Clivio Piccione versuchte immer wieder an Nelson Piquet Jr. vorbeizukommen und war heute am spätesten auf der Bremse. Dabei touchierte er die Vordermänner teilweise und durchlochte somit seine Front. Der Kampf an der Spitze verdichtete sich mit Rosberg, der an Jani vorbei wollte zur Führung. Doch in der Dunlop-Kehre wurde Rosberg für einen Überholversuch bestraft, indem er an Jani nicht vorbeikam und selbst noch von Carroll und Piquet überholt wurde.
Nachdem sich Rosberg aber erneut in Schlagdistanz nach vorne bewegte, musste er nach einer Abkürzung der Schikane Jani wieder vorlassen. In diesem Moment schlüpfte auch Piccione durch und setzte sich auf P2. Piccione erbte dann die Führung durch einen Reifenschaden von Neel Jani. Die vielen Verteidigungsversuche gegen die Konkurrenz und dadurch entstandenen Verbremser kosteten den Schweizer einen möglichen Podiumsplatz.
Bei noch zwei ausstehenden Runden war Piccione bereits weit in Front, sodass dort der Sieg schon vergeben war. Um die Plätze zwei bis vier stritten sich derweil noch Adam Carrol, Nelson Piquet Jr. und Nico Rosberg. Zum Ende hin veränderten sich die Ränge aber nicht mehr.
An fünfter Stelle kam Sergio Hernandez (Campos Racing) vor Ferdinando Monfardini ins Ziel, der den letzten Punkt ergatterte.
Die Stimmen der Top3
Clivio Piccione (Durango)
Das ist einfach fantastisch. Ich verhaute meinen Start, doch ich bin das ganze Rennen über am pushen gewesen. Es war einfach großartig die ganze Zeit über in der Führungsgruppe kämpfen zu können. Ich wartete einfach auf eine gute Gelegenheit, die ich auch nutzte. Am Ausgang der ersten Kurve überholte ich Jani und zog von da an weg. Es dauerte einige Rennen, doch jetzt ist mein Kopf klar, das ist gut und ich denke wir können so weitermachen.
Nelson Piquet Jr. (Hitech Piquet Sports)
Ich hätte das Rennen heute gewinnen können, bin aber trotzdem mit dem Podium zufrieden. In der ersten Kurve hätte ich Zweiter sein sollen, aber durch das später Bremsmanöver fiel ich zurück. Wäre das nicht passiert, hätte ich gewonnen, aber man lernt ja aus seinen Fehlern. Es war ein schweres Rennen wegen der vielen Autos, die so nah an mir dran waren und Jani war langsam vorne, doch schwer zu überholen. Gott sei dank kam ich noch auf das Podium und habe wertvolle Punkte geholt. Durch die Punktplatzierungen in beiden Rennen bin ich nun auf Platz sechs in der Fahrerwertung. Ich möchte aber endlich meinen ersten Sieg, den kann ich kaum noch erwarten.
Adam Carroll (Super Nova International)
Ich hatte wirklich keinen guten Start, doch das brachte mich in eine gute Position um zu schauen, was in der ersten Kurve passierte. Alle wurden weit nach außen getragen und ich fuhr innen bis auf die siebte Position. Ich hieng in der Verfolgergruppe fest, doch war mir sicher, wenn vorne etwas passiert, würde ich die Chance haben zu überholen. In Kurve 5 kam ich an Giorgio vorbei und in der Spitzkehre wurden Nico Rosberg und Nelson Piquet weit heraus getragen, was mir den zweiten Platz einbrachte. Dann fuhr ich einfach nur noch dem Ziel entgegen. Wir haben die Meisterschaft am Leben erhalten, doch es war harte Arbeit.