
Histo-Cup: Hungaroring | 06.09.2004
Die Publikums-Lieblinge auf Ungarn-Tournee
Bei bestem Wetter gaben die Piloten des Histo-Cups auf dem Hungaroring bei Budapest Gas, auch bei diesem Auslands-Einsatz gab es packenden Motorsport.
Packender Motorsport, garniert mit spektakulären Windschatten-Duellen, heißen Positionskämpfen oder mitreißenden Ausbrems- und Überhol-Manövern ist in jüngster Zeit eher zur Mangelware degradiert.
Rühmliche Ausnahmen bilden derzeit eigentlich nur die Motorrad-WM und vereinzelte Tourenwagen-Rennen in Europa. Für Aufsehen erregenden und zugleich „greifbaren“ Motorsport sorgt seit längerer Zeit auch der immer populärer werdende Histo-Cup. Aktuelles Beispiel: Der erste von zwei Läufen am Hungaroring bei Budapest in Ungarn.
1. Lauf: Klassenkämpfer
Unter besten äußeren Bedingungen (wolkenloser Himmel und Temperaturen um 28 Grad) lieferten sich die Piloten in ihren teils vierzig Jahre alten Boliden einen herzerfrischenden und zugleich spannenden ersten Lauf.
Für einen Paukenschlag sorgte unmittelbar nach dem Start Peter Eissner-Eisenstein. Der Porsche 911 RSR-Pilot, Zweiter nach dem Qualifying, setzte sich dank eines tollen Überholmanövers an die Spitze. Auch Reinhard Decker konnte sich im Sog von Eissner-Eisenstein mit seinem Porsche 914-6 am Favoriten und Trainingsschnellsten Wolfgang Schachinger vorbeischummeln.
Doch die Führung währte nicht lange. Zu groß ist nämlich die Dominanz des erfolgsverwöhnten Seriensiegers Schachinger. Kurz vor Ende der ersten von 14 Runden nützte der Oberösterreicher die Kraft seines BMW 3,5 CSL und eroberte die verlorene Führung zurück, die er bis zum Ende des Rennens auch nicht mehr abgab.
Weitaus spektakulärer ging es hinter ihm zur Sache. Dort lieferten sich zeitweise bis zu sieben Piloten spannende Positionskämpfe, am Ende fuhr Peter Eissner-Eisenstein vor Reinhard Decker als Zweiter beziehungsweise Dritter durchs Ziel.
Auf den Plätzen vier bis sechs – dank ständiger Platzwechsel interessant zu beobachten – landet Franz Irxenmayr (Porsche 911 RS) vor Franz De Bettin (VW Käfer Cup) und Christian Neunemann, wie Irxenmayr auf einem Porsche 911 RS.
Heiße Zweikämpfe sahen die zahlreichen Zuschauer auch im Mittelfeld. Vor allem der Gesamtführende des Histo-Cup, der Tullner Johannes „Giovanni“ Kraft (BMW 2002 tii) und der spektakulär sowie EM-erprobt fahrende Dieter-Karl Anton auf dem 1600er-Alfa Romeo GTA ließen keine Chance ungenützt, um sich gegenseitig auszubremsen. Auch Neueinsteiger Gert Keller sorgte für viel Beifall. Zuerst musste er sich an Michael Kruschik (Lotus Elan S1) vorbeikämpfen, dank des von Pepi Stöger bestens präparierten BMW 2002 führte die Aufholjagd schließlich noch an Christian Schallenberg (BMW 2002) und am Schluss sogar noch am Wiener Sami Hamid (Ford Escort RS 2000) vorbei.
Direkt dahinter gab es einiges zu bestaunen. So lieferte sich beispielsweise Georg Böhringer mit seinem „lautstarken“ Shelby Mustang resche, aber stets faire Zweikämpfe mit Lilien Lenzenweger (BMW 320-4), übrigens die einzige Dame im Feld.
In einem sehr heißen und für alle Beteiligten äußerst anstrengenden Rennen gab es aber auch einige Ausfälle zu beklagen. Am meisten Pech hatte – wieder einmal – Michael Steffny. Lange Zeit mischte er im Spitzenfeld mit, ein Mini-Defekt (gebrochene Imbusschraube am Gasgestänge) an seinem BMW 2002 ti begrub die Hoffnung auf eine bessere Platzierung.
Noch härter traf es andere. Guido Kiesselbach blieb mit einer gebrochenen Kurbelwelle an seinem Porsche 911 S liegen, Andreas Wechselberger (Alfa Romeo GTAm) und Christian Schneider (Alfa Romeo GTV6) kämpften mit Getriebe-Problemen.
Ergebnisse in den einzelnen Klassen:
Die 1600er (Periode F) gewinnt Dieter-Karl Anton (Alfa Romeo GTA) vor dem – aufgrund schmaler Original-Bereifung – herrlich „driftenden“ Wiener Andreas Stich (Alfa Romeo Giulia S) und Günther Kaltenbrunner (Ford Lotus Cortina).
Platz eins bei den 1600ern (Periode G) erobert Michael Spazierer (Ford Escort 1600 GT), zweiter wird Robert Jambrits (Ford Capri 1600 GT), gefolgt von Gerold Schuh, ebenfalls auf einem Ford Capri 1600 GT.
Die Klasse bis 2500 ccm (Periode G bis Baujahr 1971) entscheidet Gert Keller (BMW 2002) für sich, Christian Schallenberg (BMW 2002 ti) belegt Platz zwei vor Michael Kruschik (Lotus Elan S1).
Den Sieg in der Klasse bis 2500 ccm (Periode H bis Baujahr 1976) holt sich Johannes Kraft (BMW 2002 tii) vor Routinier Karl Böhringer (Holbay Escort RS 2000) und Sami Hamid (Ford Escort RS 2000).
Bei den Spezialtourenwagen bis 2500 ccm sichert sich VW Käfer-Pilot Helmut Petereder vor Alexander Oberdorfer (Alfa Romeo Giulia S) und dem ungarischen Gastfahrer György Kovács (BMW 320i) Platz eins.
Die Klasse über 2500 ccm gewinnt Wolfgang Schachinger (BMW 3,5 CSL) vor Peter Eissner-Eisenstein (Porsche 911 RSR) und Franz Irxenmayr (Porsche 911 RS).
Die historische Klasse über 2500 ccm konnte George Komaretho (Mustang Boss 302) vor Georg Böhringer (Shelby Mustang) für sich entscheiden. Walter Poetz (Jaguar E-Type) musste wegen thermischer Probleme leider zusehen.
Die Klasse der Supertourenwagen über 2500 ccm geht an Reinhard Decker (Porsche 914-6), Zweiter wird Franz De Bettin (VW Käfer), Platz drei belegt Christian Neunemann (Porsche 911 RS).
2. Lauf: Bekommt jetzt sogar Schachinger Konkurrenz?
Auch der Sonntag versprach wieder ein spektakuläres Rennen. Das Wetter zeigte sich wie schon am Vortag von seiner besten Seite und das eine oder andere Problem bei einigen Fahrzeugen konnte über Nacht behoben werden.
Der Start verlief abermals ohne Zwischenfälle, wie auch am Samstag setzte sich Porsche 911 RSR-Pilot Peter Eissner-Eisenstein an die Spitze des Feldes. Diese hielt aber nur knapp eine Runde, ehe Histo-Cup-Dominator Wolfgang Schachinger mit seinem BMW 3,5 CSL das Kommando wieder an sich riss und einen ungefährdeten, allerdings weit weniger souveränen Laufsieg als am Samstag einfuhr.
Dahinter erlebten die zahlreich erschienen Ring-Besucher einen exzellenten Vierkampf um die Plätze zwei bis fünf. Peter Eissner-Eisenstein, Franz Irxenmayr (Porsche 911 RS), Franz De Bettin (VW Käfer) und Christian Neunemann (Porsche 911 RS) wechselten ständig die Positionen, spannende Windschatten-Duelle zeugten von der hohen fahrerischen Qualität aller Beteiligten.
Glück im Unglück hatte vier Runden vor Schluss Neunemann. Er drehte sich, rutschte ins Kiesbett und musste schließlich aufgeben. Nicht viel besser erging es Franz De Bettin. Auch er beendete das Rennen frühzeitig, Grund für den Ausfall war zu wenig Öldruck an seinem VW Käfer. Als zweiter über die Ziellinie steuerte letztlich Eissner-Eisenstein, Platz drei ging an Franz Irxenmayr.
Dank eines sehenswerten Kraftaktes erreichte der von ganz hinten ins Rennen gestartete Christian Schneider (Alfa Romeo GTV6) nach toller Fahrt einen vierten Platz, Michael Steffny (BMW 2002 tii) blieb diesmal vom Pech verschont und schaffte ebenfalls vom Ende des Feldes einen beachtlichen fünften Rang. Stärkster 1600er-Pilot war, wie schon am Samstag, Dieter-Karl Anton mit dem bärenstarken Alfa Romeo GTA.
Hochklassig auch der Dreikampf zwischen den Ford-1600er-Piloten Michael Spazierer, Robert Jambrits und Gerold Schuh, die sich nur wenige Hundertstel voneinander getrennt rundenlange Duelle lieferten.
Aufregenden Rennsport erlebte man auch beim Zweikampf zwischen dem Wiener Andreas Stich (Alfa Romeo Giulia S) und dem bemerkenswert engagiert fightenden Franz Altmann auf dem Alfasud 1300 TI. Immer besser in Fahrt kommt außerdem Georg Böhringer mit seinem vom Publikum vielbejubelten Shelby Mustang.
Ganz pannenfrei verlief aber auch das Sonntag-Rennen nicht. Beim BMW 2002 tii des Gesamt-Führenden des Histo-Cups, dem Tullner Johannes Kraft, brach die Hinterachse, George Komaretho musste wegen eines gerissenen Keilriemens am Ford Mustang die Box ansteuern und Karl Böhringer kämpfte sich mit nur einem Gang tapfer bis ins Ziel.
Ergebnisse in den einzelnen Klassen:
Die 1600er-Klasse (Periode F) gewinnt wie schon am Vortag Dieter-Karl Anton (Alfa Romeo GTA). Platz zwei geht diesmal an Günther Kaltenbrunner (Ford Lotus Cortina), Andreas Stich (Alfa Romeo Giulia S) belegt den dritten Rang.
Bei den 1600ern (Periode G) das gleiche Bild wie am Samstag. Michael Spazierer (Ford Escort 1600 GT) vor Robert Jambrits und Gerold Schuh, beide auf einem Ford Capri 1600 GT.
Den Sieg in der Klasse bis 2500 ccm (Periode G bis Baujahr 1971) holt sich Martin Gudernatsch (BMW 2002), Christian Schallenberg (BMW 2002 ti) schafft erneut Platz zwei, Gert Keller (BMW 2002) wird diesmal Dritter.
Die Klasse bis 2500 ccm (Periode H bis Baujahr 1976) geht an Sami Hamid (Ford Escort RS 2000), auf den Plätzen landen Karl Böhringer (Ford Holbay Escort RS 2000) und Lilien Lenzenweger (BMW 320-4).
Bei den Spezialtourenwagen bis 2500 ccm geht der Sieg an Michael Steffny (BMW 2002 tii), Alexander Oberndorfer (Alfa Romeo Giulia S) wird Zweiter, György Kovács (BMW 320i) erobert Platz drei.
Wolfgang Schachinger (BMW 3,5 CSL) gewinnt erneut die Klasse über 2500 ccm vor Peter Eissner-Eisenstein (Porsche 911 RSR) und Franz Irxenmayr (Porsche 911 RS).
Die historische Klasse über 2500 ccm sichert sich diesmal Georg Böhringer (Shelby Mustang).
Bei den Supertourenwagen über 2500 ccm erringt Christian Schneider (Alfa Romeo GTV6) den Sieg, Zweiter wird – trotz Ausfall - Christian Neunemann (Porsche 911 RS), Franz De Bettin (VW Käfer) belegt Platz drei.
Gesamtwertung nach 10 von 14 Rennläufen:
1. Johannes Kraft, BMW 2002tii 86 Punkte
2. Franz Irxenmayr, Porsche 911 RS 71
3. Norbert Lenzenweger, BMW 3.0 CSI 65
4. Karl Böhringer, Holbay Ford Escort RS 2000 64
5. Wolfgang Schachinger, BMW 3,5 CSL 60
6. George Komaretho, Ford Mustang Boss 59
6. Michael Kruschik, Lotus Elan 59
8. Michael Steffny, BMW 2002ti 58
9. Sami Hamid, Ford Escort RS 2000 55
10. Christian Neunemann, Porsche 911 R 54