
Rallycross-ÖM: Wachauring | 15.10.2002
Der Himmel weinte am Wachauring
Beim möglicherweise letzten Rallycross-Lauf auf dem Wachauring ging es in allen Divisionen kräftig zur Sache.
Leopold Freistätter
Ob dies mit der ungewissen Zukunft der traditionellen Rennstrecke zusammenhing ist unklar. Die Szene hofft natürlich auf ein Weiterbestehen der Rallycross-Strecke in Melk, am Sonntag wurde trotzdem so was wie Abschied gefeiert.
Die Rallycross-Legenden ließen sich die Feierstunde nicht entgehen und folgten der Einladung des Veranstalters. Andy Bentza, Gert Pfeifer und Manfred Beck folgten gespannt dem Treiben auf der regennassen Piste.
Und davon bekamen sie genug zu sehen, nicht weniger als 53 Teilnehmer aus vier Nationen waren mit von der Partie. Für den Oberösterreicher Alois Höller war der Titelgewinn nach dem Sieg auf dem Nordring wieder in greifbare Nähe gerückt, entsprechend motiviert ging er auch an den Start.
Das Glück war dem Lancia-Piloten aber nicht hold, schon im ersten Vorlauf blieb er mit gebrochenem Federbein liegen. Doch auch Titelkonkurrent Pavel Koutny konnte sich nicht die Bestzeit auf die Fahne heften. Schon im Training zeigte Franz Spitaler im BMW M3 Allrad, dass ihm die Bedingungen liegen.
Auf der nassen Bahn konnte er das PS-Manko seines Saugmotors kompensieren und knallte die Bestzeit im ersten Vorlauf auf die Bahn. In der Folge ließ der Regen nach und Spitaler hatte wieder seinen altgewohnten Nachteil. So holte sich Pavel Koutny die Bestzeit im zweiten Vorlauf vor einem entfesselnd fahrenden Peter Ramler im Golf Turbo. Höller steckte abermals im Gewühl fest und kam über Rang sieben nicht hinaus.
Im dritten Vorlauf holte sich schließlich Marek Zeman die Bestzeit vor Loisl Höller, dem endlich einmal ein Lauf aufging. Trotzdem reichte es nicht für den direkten Einzug in das A-Finale. Höller musste sich erst im B-Finale gegen den Ungarn Tamas Revesz (Toyota Corolla WRC) durchsetzen um im Endlauf mitfighten zu können.
Das A-Finale war dann an Spannung nicht zu überbieten. Mit einem Raketenstart schoss Pavel Koutny davon und setzte sich sofort ab. Höller kam gut weg und ging als vierter in die erste Runde. Zur Hälfte der ersten Runde leistete sich Koutny einen Schnitzer und schickte das Focus WRC in einen Dreher. Er musste das gesamte Feld passieren lassen und nahm die Verfolgung auf. Höller machte sich einstweilen auf die Verfolgung seiner Vorderleute, wurde aber jäh von einem Reifenschaden gebremst. Während er langsam um den Kurs rollte musste er tatenlos dem Treiben der Tschechen zusehen. Pavel Koutny bot eine Rallycross-Demonstration vom Feinsten und machte Platz um Platz gut. Er ließ die Kiste richtig fliegen und arbeitete sich durchs gesamt Feld bis an die Stoßstange des führenden Marek Zeman heran. Dieser wehrte sich aber erfolgreich bis zur Ziellinie und feierte den Tagessieg in Melk. Mit den Rängen drei und vier lieferten Peter Ramler und Franz Spitaler ein Topp-Ergebnis in diesem internationalen Klassefeld ab.
In der Zweiliterklasse fuhr Titelverteidiger Tristan Ekker einen souveränen Klassensieg nach Hause und hat trotzdem den Titel verspielt. Meisterschaftsleader Franz Hindler fuhr ein taktisch sicheres Rennen auf Rang zwei und hat nun 16 Punkte Vorsprung auf Ekker. Damit muss er beim letzten Rennen in Sosnova nur irgendwie zwei Vorläufe überstehen und darf sich dann OSK-Pokalsieger nennen. Der Titelgewinn dürfte somit nur mehr Formsache sein, zumal sich Tristan Ekker aufgrund der Aussichtslosigkeit den beschwerlichen Weg nach Sosnova nicht antun dürfte.
In der Division 2 gelang es den Austrianern diesmal wieder die Tschechen-Armada zu ärgern. In den Vorläufen konnten sie sich nicht besonders in Szene setzen, dafür klappte es im Finale dann umso besser. Friedrich Huber (Nissan Almera) verfehlte als Vierter nur knapp einen Stockerlplatz, Hans Eigenbauer (Opel Astra) belegte dahinter Rang fünf. Der Sieg ging wieder an den Tschechen Roman Castoral, der bereits vor dem Rennen als neuer Meister feststand.
In der Division 4 gab es einen überlegenen Sieg des Oberösterreichers Alois Forstenlechner (VW Rallye Golf G60), vor den Ungarn Jozsef Moricz (Ford Escort Cosworth) und Mihaly Toth (Lancia Delta Integrale). Pole-Position-Mann Josef Iro konnte seine Startposition nicht umsetzten und bleib mit seinem Lancia schon in der ersten Runde des A-Finales liegen. Der Überraschungsmann in der Division 4 war Franz Volkmann. Der junge Mann aus Kirchberg an der Pielach fährt seine erste Saison und zog eine tolle Show ab. Als einziger Zweiradpilot qualifizierte er sich für das A-Finale.
Dort gab es in der ersten Runde ziemliche Aufregung, und plötzlich lag der Golf auf der Fahrertür. Da überall Autos herumlagen wurde der Lauf abgebrochen und neu gestartet. In Windeseile wurde der Volkmann-Golf von den Mechanikern wieder zurechtgebogen und die Hatz startete von Neuem. Volkmann steckte den Überschlag locker weg und fuhr auf den vierten Rang der Gesamtwertung in der Division 4.
Eigentlich wäre die Division ganz im Zeichen des Titelrennens zwischen Rainer Kaindl (Mazda 323) und Josef Köhbach (VW Golf) gestanden. Köhbach musste aber bereits im zweiten Vorlauf mit Motorschaden am Golf aufgeben und Rainer Kaindl fuhr einen lockeren Klassensieg nach Hause.
Damit hat der Titelverteidiger einen Riesenschritt in Richtung erneutem Titelgewinn gemacht. Zwanzig Punkte Vorsprung sind genauso viel wie Köhbach mit einem Klassensieg in Sosnova noch machen könnte. Ob Köhbach in einer Woche den Motor allerdings wieder flott bekommt, ist fraglich.
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