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Trauriges Ende

Beim ersten Lauf in Brünn war nicht nur das Wetter wechselhaft. Auch die sportliche Seite der Veranstaltung hinterließ gemischte Gefühle.

Schon am Freitag zeichnete sich ab, dass das 3-Stunden-Rennen um den „Frühlingspreis“ eine einseitige Angelegenheit werden könnte: In der Box des Team von Antonin Charouz fanden sich ein deutscher Stern und ein tschechischer Star ein.

Charouz und Enge: ein unschlagbares Team

Charouz' neueste Erwerbung ist ein Mercedes CLK aus der DTM des Jahrganges 2003, gut eingefahren von Jean Alesi und im Werk generalüberholt. Um die richtige Bewegung des silbernen Prachtstückes sicherzustellen, lud sich Antonin Charouz seinen Protegé Tomas Enge auf ein gemütliches Wochende nach Brünn ein.

Spannung kam somit keine mehr auf; bereits im ersten Training hängte diese unwiderstehliche Kombination der versammelten Konkurrenz einen Rückstand von 8 Sekunden um.

Die Konkurrenz gibt nicht auf

In der Super Sprint Challenge wäre der Silberpfeil auf dem dritten Startplatz gestanden. Hatte man im vorigen Jahr zumindest noch zeitweise den Eindruck, die stärkeren Porsche und BMW, nicht zu vergessen die heuer leider wieder verbotenen Prototypen, könnten mit dem Charouz-Mercedes mithalten, so war heuer auch der brandneue 996 GT3-RSR von Machanek Racing völlig chancenlos gegen das DTM-Silhouettenauto.

Dessen ungeachtet lässt sich die Konkurrenz (noch) nicht entmutigen. Vonka Racing ist mittlerweile in der FIA-GT-Meisterschaft tätig, aber Machanek brachte den bereits erwähnten RSR für Rudolf Machanek/Jaroslav Honzik.

Einen weiteren Porsche, hier in der Cup-Version, teilte sich der ehemalige Tourenwagenfahrer Andrej Studenic mit Peter Jurena und Milan Bezak. Im BMW-Lager geht der Preis für den breitesten M3 an den ehemaligen Bergfex Otakar Kramsky, der sich einen spektakulären Leicht-Breit-Über-GTR der Baureihe E36 auf die Räder gestellt hat.

Der bisherige Rekordhalter, der K+K Racing-M3 von Petr Kacirek und Marcel Kusin, nimmt sich dagegen beinahe zierlich aus. Ein weiterer Flügel-M3 startete unter der Nennung des Autoracing Club Bratislava für Miro Konopka/Peter Princ.

Nicht zuletzt machen auch heuer die tapferen Mannen des Tatra-Teams mit dem noch schwärzeren, noch breiteren, noch lauteren Ecorra-Coupé wieder mit, und in der Zweiliter-Klasse ist mit Leichtbau-Alfas, Seats und Skodas der KitCar-Bazillus ausgebrochen.

Viele Nennungen in allen Klassen

Am Rennformat hat sich für heuer nichts geändert, wie immer gibt es an den Samstagen das Rennen über 3 Stunden und an den Sonntagen den 10-Runden-Sprint. Während diesmal beim Sprint dank genügender Nennungen die Klassen bis 1600ccm sogar ihr eigenes Rennen bekamen, gingen auf der Langstrecke nur 43 Autos an den Start. Ein erstes leises Zeichen der Resignation vor einem übermächtigen Gegner?

Das zweite Qualifikationstraining am frühen Freitagabend wurde von einem Wolkenbruch weggeschwemmt, und auch zu Beginn des Rennens sah es nach Niederschlägen aus.

3h-Rennen: Keine Gegner für den DTM-Boliden

Niedergeschlagen waren am Ende allerdings nur die Konkurrenten des Mercedes-Teams. Am Ausgang des Rennens ließen Enge/Charouz nie den Hauch eines Zweifels. Bereits in Runde 3 war der Abstand zwischen dem Führenden und dem Rest der Welt nicht nur sicht-, sondern auch hörbar riesengroß.

Auf der Start-/Zielgeraden brach nach der Durchfahrt des CLK völlige Stille aus, bis nach einer kleinen Ewigkeit endlich der Machanek-996er an der Spitze des Verfolgerfeldes das Ziel passierte. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dass aus Sicherheitsbedenken die Prototypen für heuer aus dem Langstreckenfeld verbannt worden sind. Diese Entscheidung erscheint fragwürdig, wenn auf der anderen Seite ein Fahrzeug, das jederzeit einen Prototypen zu schlagen in der Lage ist, auf 1400ccm-Tourenwagen losgelassen wird.

Zumal, wenn es von einem Könner bewegt wird, wie Tomas Enge. Er hätte es sich mangels Konkurrenz leicht machen können (eine Spazierfahrt mit dem Sportcoupé vom Chef), aber er war nicht zum Faulenzen aufgelegt und absolvierte die Pflichtübung mit Bravour.

Sowie ein Flecken Asphalt frei war, bewegte er den CLK am Limit und unterbot seine Qualifying-Zeit um eine Sekunde. Vielleicht ein Wink in Richtung DTM-Piloten Jaroslav Janis: „Ich kann das auch“. Nach dem Fahrerwechsel behielt auch Antonin Charouz die scharfe Gangart bei. Zu diesem Zeitpunkt war jeglicher Widerstand, sofern es ihn je gegeben hatte, bereits in sich zusammengebrochen.

Was tat sich hinter dem CLK? Nicht viel. Noch vor dem Ende der ersten Stunde lief der Machanek-RSR die Box an und verweilte dort einige Runden zur Reparatur; vom unteren Ende der Top 20 arbeitete sich das Team schließlich bis zur 5. Position vor.

An seiner Stelle nahm der Studenic-Porsche den zweiten Rang ein. Im Mittelturn übernahm als schnellster Zweiliter der STW-Audi A4 des Bohemia Racing Teams den zweiten Platz, dieses Team flehte sicherlich in Richtung des wolkenverhangenen Himmels um Regen.

Aber es blieb trocken, und nach dem Boxenstop des A4 war die alte Ordnung wieder hergestellt und blieb es bis ins Ziel. Der M3 des K+K-Teams profitierte am meisten von all dem und arbeitete sich mit gleichmäßig schneller Fahrweise vom siebenten Startplatz auf den vierten Endrang vor.

Der slowakische M3 kreiselte ohne Konsequenzen von der Strecke und wurde Sechster, der Kramsky-BMW ging ebenso wie der Tatra technisch k.o., potentielle Gegner wie der Renault Clio V6 und der schmale M3 des Valek-Teams hatten Unfallpech. Insgesamt wurden 29 Teams klassiert. Der Vorsprung des Siegers im Ziel: sechs Runden.

Sprint: Die Veranstaltung nahm ein trauriges Ende

Am Sonntag sollte der Sprint über 10 Runden stattfinden, aber das Rennen dauerte nur wenige Sekunden. Vielleicht aus Ehrgeiz, zumindest in diesem kurzen Rennen vom Mercedes CLK nicht ähnlich vorgeführt zu werden, wie auf der langen Distanz, hetzte das von Charouz angeführte Feld mit hohem Tempo in die erste Kurve.

Am Ausgang dieser weiten 180-Grad-Rechtskurve drehte sich im vorderen Teil des Feldes ein Fahrzeug. Peter Princ fuhr in diesem Rennen den zweiten Porsche 996 des Machanek-Teams; nach einer Berührung mit einem anderen Fahrzeug verlor er die Herrschaft über sein Auto.

Der 996 kam quer zur Fahrtrichtung zum Stehen, für die unmittelbar nachfolgenden Fahrzeuge bestand keine Ausweich-Möglichkeit. Der K+K-BMW, mit Marcel Kusin am Steuer, prallte beinahe ungebremst in die Fahrerseite des Porsche.

Beide Fahrer wurden verletzt; Kusin konnte ambulant verarztet werden, aber Princ war in seinem Auto eingeklemmt. Das Rennen wurde sofort abgebrochen, der Notarzt-Hubschrauber landete nach einiger Zeit bei der Unfallstelle.

Es dauerte Ewigkeiten, bis die Bergung abgeschlossen war, offensichtlich konnte man den schwerstverletzten Fahrer lange Zeit nicht transportfähig machen. Schließlich wurde der bewusstlose Princ nach über einer Stunde Erstversorgung am Streckenrand ins nächstgelegene Krankenhaus nach Brünn geflogen.

Bis dato gibt es noch keine näheren Informationen über das Ausmaß seiner Verletzungen bzw. seinen Zustand. Es bleibt nur, auf seine Wiederherstellung zu hoffen. Das Rennen wurde verständlicherweise nicht wieder gestartet.

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