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Die Ramler-Rolle

Runde fünf in der Rallycross-ÖM brachte keine Überraschung in den Ergebnislisten, der Kreis der Titelanwärter wird langsam kleiner.

Text & Fotos: Leopold Freistätter

Der Lauf zählte auch zur ungarischen Meisterschaft und die Gäste machten vor allem unseren Mitstreitern in der Division 1 das Leben schwer. Zoltan Harsanyi im Mitsubishi Evo 6 konnte die Trainingsbestzeit knapp vor dem Seat Leon T16 4x4 von Peter Ramler für sich verbuchen. Alois Höller hat die Getriebeprobleme im Ford Focus T16 4x4 offensichtlich aussortiert und fuhr auf Rang drei. Der Oberösterreicher kann sich nun voll auf die Verfeinerung der Elektronik und der Fahrwerksabstimmung konzentrieren. Mit den Fortschritten ist er nach eigenen Aussagen nicht ganz zufrieden, der Focus gab ihm heuer doch die eine oder andere harte Nuss zu knacken. Ohne wirkliche Konkurrenz waren die Petrakovits-Brüder in der Division 1A. Christian (Seat Ibiza) holte die Trainingsbestzeit vor Mario (VW Polo). Wolfgang Schörghuber im Skoda Fabia belegte Rang drei vor Erwin Frieszl einem aus Tschechien angemieteten Peugeot 206. Roman Castoral (Opel Astra OPC) vor Sepp Strobl (Seat Ibiza) und Christoph Gruber (Renault Megane) lautete die Rangliste in der Division 2. Auf Rang vier Thomas Strobl, der bei seinem Rallycross-Debut im Renault Megane Papa Sepp unterstützte. Jürgen Weiss (Ford Sierra Cosworth 4x4) war Trainingsschnellster in der Division 4. Nur knapp dahinter Peter Freinberger, der das Ex-Auto von Peter Ramler (VW Golf III T16 4x4) leihweise bewegte und dabei sichtlich jede Menge Spass hatte. Mit Rang vier war Sven Förster im VW Golf II GTI 16V einmal mehr der schnellste aus der Zweiradfraktion. Christian Grabner (Peugeot 205) war der zweite Rallycross-Neueinsteiger an diesem Sonntag, er belegte im Training Rang zwölf.

Die Vorläufe der Division 1 brachten an der Spitze nicht viel Abwechslung. Zoltan Harsanyi war der schnellste Mann auf dem Parcour, Peter Ramler nur knapp dahinter. Der Seat-Pilot traf in jedem Vorlauf auf den Ungarn Laszlo Kiss im Mitsubishi Evo 6 und jedes Mal gerieten sie in der ersten Kurve aneinander. Peter Ramler hatte immer die Nase vorne und der Ungar verlor dreimal seine vordere Stoßstange. Alois Höller zeigte mit den Platzierungen fünf, vier und drei einen klaren Aufwärtstrend. Unspektakulär verliefen die Vorläufe der Division 1A und auch die Division 2 hatte nicht mehr Spannung zu bieten. Zu klar waren die Positionen bezogen, das komplette Starterfeld der Division 2 verzichtete sogar geschlossen auf den dritten Vorlauf. Die Division 4 sorgte dann für etwas Abwechslung. Jürgen Weiss holte sich den ersten Vorlauf, war dort aber ziemlich konkurrenzlos. Peter Freinberger wollte den VW Golf sowieso nur im Training bewegen, Ignaz Schneider hatte einen Getriebeschaden aus dem Training am Lancia Delta zu reparieren und Mihaly Toth stieg nach kapitalem Motorschaden am Mitsubishi Evo 3 vorzeitig aus der Veranstaltung aus. Somit Rang zwei für Sven Förster, gefolgt von seinem Papa Richard im VW Golf I GTI. Die Versuchung war dann doch zu groß, Peter Freinberger handelte einen neuen Deal mit Peter Ramler aus und der Golf-Turbo stand im zweiten Vorlauf wieder an der Startlinie. Motiviert bis in die Haarspitzen knallte Peter Freinberger die Bestzeit vor Jürgen Weiss auf die Bahn. Ignaz Schneider holte mit umgebautem Getriebe Rang drei und Erich Hösel im VW Golf I GTI war mit Rang vier diesmal bester Nicht-Allradler. In einem spannenden dritten Vorlauf holte Ignaz Schneider die Bestzeit vor Peter Freinberger, Rang drei ging diesmal an Rainer Kaindl im Honda Civic.

Der erst 16jährige Markus Werfring (VW Golf I GTI) holte sich das C-Finale der Division 4. Im anschließenden B-Finale zog Polesitter Erich Hösel gegen Richard Förster den Kürzeren. Für Peter Freinberger war vor den Finalläufen endgültig Schluss mit dem Leihwagen, er trat nicht mehr an. Jürgen Weiss holte sich einen klaren Sieg vor Ignaz Schneider. Rainer Kaindl konnte zum dritten Mal in Folge das Duell bei den zweiradgetriebenen für sich entscheiden. Damit ist er nun zum härtesten Gegner von Jürgen Weiss im Kampf um den Division 4-Titel geworden.

Der Zieleinlauf der Division 2 entsprach den Vorlaufergebnissen. Roman Castoral siegte vor Sepp Strobl, Christoph Gruber und Thomas Strobl. Die Parallele dazu in der Division 1A, hier ging der Sieg an Christian Petrakovits vor Mario Petrakovits, Wolfgang Schörghuber und Erwin Frieszl.

Etwas mehr Action hatte dann das A-Finale der Division 1 zu bieten. Peter Ramler verhaute den Start total und kam nur als letzter in die erste Runde. Alois Höller nützte seine volle Routine und setzte sich an die zweite Stelle hinter Zoltan Harsanyi. Peter Ramler traf auf seiner Aufholjagd als erstes auf den Ungarn Laszlo Kiss und wieder folgte eine Berührung. Der Mitsubishi des Ungarn wurde in die Reifenstapel katapultiert. Peter Ramler zog sich beim Crash einen gebrochenen Querlenker zu, der Antrieb der Vorderräder versagte den Dienst und der Seat rutschte ebenfalls in die Reifenbarriere. Dabei wurde der Seat Leon ausgehoben und Peter Ramler fand sich kurze Zeit später auf dem Dach liegend wieder. Der Lauf wurde abgebrochen, die Teile eingesammelt und Peter Ramler inspizierte den Schaden. Die Verformungen am Seat sahen böse aus, Peter Ramler wollte aber unbedingt bei der Startwiederholung wieder dabei sein. Nach kurzer Reparaturzeit schaffte es die Crew auch tatsächlich, den Seat wieder an den Start zu bringen. Diesmal lief vorerst alles für die Ungarn. Alois Höller kam nur als Fünfter weg, Peter Ramler war am Ende des Feldes und musste schon bald einsehen, dass ein Weitermachen keinen Sinn hat. Der Seat hatte sich beim Abflug so ziemlich alles Flüssigkeiten entledigt, Temperaturprobleme waren die Folge und Peter Ramler musste aufgeben. Irgendwie wurde die alte Ordnung dann wieder hergestellt. In derselben Kurve blieben gleich zwei ungarische Mitsubishi auf der Strecke und Alois Höller hatte seinen zweiten Rang damit wieder zurückerobert. Hinter Zoltan Harsanyi brachte er diesen auch sicher ins Ziel. Rang drei ging an Laszlo Kiss, der aber aufgrund technischer Unregelmäßigkeiten für die Österreichische Meisterschaft nicht gewertet wurde. Das folgende Feld rückte auf, für den ausgeschiedenen Peter Ramler bedeutete dies also Rang fünf.

Eine vorsichtige Prognose für die letzten beiden Läufe der Saison: Zwei Läufe sind noch ausständig, der letzte auf heimischem Boden findet am 30.9. auf dem Wachauring in Melk statt. Nachdem der letzte Lauf am 14.10. von Nyirad/H (am Plattensee) nach Mariapocs/H (an der ukrainischen Grenze) verlegt wurde, mit ziemlicher Sicherheit aber trotzdem zur ÖM zählt, werden wohl einige die lange Anreise in Kauf nehmen müssen. Vielleicht ist dies aber die einzige Chance von Peter Ramler, seinen Titel gegen den derzeit führenden Marek Zeman (Skoda Fabia) zu verteidigen, denn mit Zeman wird in Mariapocs wohl kaum zu rechnen sein. Außenseiterchancen hat natürlich auch noch Alois Höller, der wäre aber wohl auf Totalausfälle der vorgenannten angewiesen. Völlig offen ist auch die Division 1A. Obwohl sich Christian Petrakovits voll auf die Europameisterschaft konzentrieren wollte, ist er nach zwei Siegen noch voll im Titelrennen um die ÖM. Nur knapp hinter den Tschechen Zdenek Cermak und Petr Bilek (beide Skoda Fabia) liegt er auf Rang drei in der Zwischenwertung. Den Titel in der Division 2 wird Roman Castoral wohl niemand mehr streitig machen können. Sepp Strobl könnte zwar genauso auf den Mariapocs-Effekt hoffen, doch haben die Divisionen 1A und 2 eines gemeinsam. Wie soll man in Mariapocs die für ÖM-Punkte erforderlichen vier Starter zusammenbringen, wenn doch diese beiden Divisionen keinen einzigen ungarischen Fahrer hervorbringen? Die Entscheidung in der Division 4 wird wohl zwischen Jürgen Weiss, Rainer Kaindl und Mihaly Toth fallen, wobei Rainer Kaindl aus heutiger Sicht wohl die besten Karten hat. Die Förster-Boys und Erich Hösel haben noch eine kleine Außenseiterchance.

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