WTCC, Curitiba | 03.07.2006
Stop & Go
Atemberaubende Renn-Action in Curitiba wurde durch viele Safety-Car-Phasen unterbrochen, die Sieger beim ersten WTCC-Auftritt in Brasilien heißen Jordi Gene und Andy Priaulx.
Die Tücken des Rennformates in der Tourenwagen-WM haben sich in Curitiba wieder einmal deutlich gezeigt. Da schleppt man containerweise teures Wagenmaterial wochenlang um die halbe Welt – für eine knappe Stunde Rennzeit. Etliche Runden davon auch noch wegen Aufräumarbeiten hinter dem Safety Car. Aber die verbleibenden Runden hatten es dann in sich: die WTCC ist die beste Rennserie der FIA, wenn man sie lässt.
Das Fahrerfeld wird immer besser: Duncan Huisman bei BMW, Fabrizio Giovanardi bei Honda – ein Warnsignal für erfolglose Fahrer, jeder ist ersetzbar. Vor allem zwei Werksfahrer brauchten gute Resultate; Jordi Gene macht bei SEAT die meiste Entwicklungsarbeit, aber in den Rennen hat heuer noch nicht viel geklappt.. Und bei BMW konnte Imageträger Alex Zanardi auch wieder einmal ein zählbares Resultat brauchen.
Nach der brasilianischen Fussball-Niederlage trug sogar der Himmel über dem Autodromo Raul Boesel Trauerschleier (das Warmup verspätete sich wegen Nebel); die Pole Position des Lokalhelden Augusto Farfus jr. im Alfa Romeo 156 war etwas Balsam auf die brasilianische Seele. Am anderen Ende des Feldes: Alex Zanardi. Im Training einer der Schnellsten, mußte er nach einem Unfall in seiner ersten Qualifying-Runde ohne Zeit als Letzter starten.
Farfus hat hier auf der Kartstrecke seine Karriere begonnen, die „große“ Piste kennt er aber genauso wenig wie seine Konkurrenten. Nur sein Landsmann Lucas Molo hatte somit einen gewissen Heimvorteil, aber der war in Lauf 1 schon nach wenigen Kurven dahin: der Alfa des TekProm-Teams stoppte mitten auf der Fahrbahn und ließ sich partout nicht von der Stelle bewegen. Das Safety Car rückte aus, nicht zum letzten Mal an diesem Tag.
In Runde 4 begann dann das Rennen so richtig, und Farfus spielte eine Zeit lang für die Tribüne. Hinter ihm die übliche Rotte SEATs, und siehe da, vorneweg war Jordi Gene. Wenns läuft, dann läufts: in Runde 10 gingen Gene und sein deutscher Teamkollege Peter Terting am Alfa vorbei, von da ab hatte der Spanier alles im Griff und sackte zum ersten Mal heuer volle Punkte ein. Terting hielt ihm gegen Farfus den Rücken frei, vom Brasilianer kam aber keine wirkliche Attacke mehr.
Fünf der ersten Sechs waren SEATS, dahinter ließ sich Andy Priaulx im besten BMW auf den achten Platz zurückfallen – Pole für Lauf 2. Aufholjagd des Rennens: mit Zähnen und Klauen rackerte sich Alex Zanardi vom 26. Startplatz in die Top 10.
Die Independents sahen im Training eine neue Folge der Tom-Coronel-Show, dann wurde der Holländer wegen eines Motorenwechsels um zehn Plätze zurückversetzt. Ryan Sharp im JAS-Honda Accord hatte seinen berühmten Teamkollegen Giovanardi im Griff und gewann die Wertung der „Privaten“ am elften Gesamtrang, nur zwei Plätze dahinter aber schon wieder Tom Coronel im orangen Léon Sport und der Italiener Luca Rangoni (BMW).
Lauf 2, zehntes von zwanzig Rennen des Jahres 2006, Saisonhalbzeit, und ein makelloser „Abstauber“ von Andy Priaulx im BMW 320si. Er nutzte die gestürzte Startaufstellung gnadenlos aus und führte vom Start bis ins Ziel. Ein fades Rennen also? – Oh nein.
Windschattenspiele auf der Zielgeraden, Tür an Tür durch die Kurven, ein Dutzend Autos Runde für Runde in dichter Formation, „internationale Härte“: mehr Spannung bietet momentan keine FIA-Meisterschaft. Die Alfa Romeo hielten tapfer mit den SEAT mit, Morbidelli und Farfus rauften um Podiumplätze. Zanardi machte kaltschnäuzig weitere Plätze gut. James Thompson war der SEAT-Leitwolf, unter Druck von Markenkollegen Terting; der vor dem Wochenende in der Meisterschaft führende Yvan Muller steckte irgendwo im Pulk fest.
Red-Bull-Flugtag: Rickard Rydell wollte an Farfus vorbei, der sah die Angelegenheit anders – und der SEAT mit dem Schweden an Bord segelte in den nächsten Reifenstapel. Als nächstem wurden Gene Flügel verliehen, und zwar durch einen Rammstoß von Duncan Huisman. Sharp verlor die Independents-Führung nach etlichen kleinen Kollisionen im Mittelfeld wieder an Coronel, aber auch dessen SEAT verlor Karosserieteile im großen Stil. Genauso erging es dann Farfus, die Frontpartie des Alfa blieb am Wegesrand zurück – Frühschluss für den Lokalmatador.
Runde 6 ging ans Safety Car, Priaulx erwischte den Restart perfekt, dahinter richtete sich Zanardi James Thompson her und ging eine Runde später vorbei. Sharp, Coronel und Emmett O’Brien im Wiechers-BMW fochten mitten im Getümmel die Independents-Führung aus, bis sich O’Brien anfangs der Zielgeraden in die Reifenstapel drehte. Die letzte Kurve in Curitiba geht praktisch voll, dementsprechend heftig der Einschlag: der Ire blieb unverletzt, am BMW waren aber nur noch ausgewählte Räder vorhanden. Das Safety Car warf den Motor an.
Die ersten zwei Runden hinter dem Safety Car zählen nicht zur Renndistanz, werden also „angehängt“, aber es sind auch dann nur 16 kurze Runden. Die Arbeiten an den Reifenstapeln brauchten lange, das brilliante Rennen war ruiniert. Zwei Runden unter „Grün“ gingen sich dann immerhin noch aus, jedenfalls fast. Alain Menu im bis dahin bestplatzierten Chevrolet rekonstrierte den O’Brien-Unfall fast perfekt (gleicher Speed, selbe Mauer, ähnliches Resultat), der verkrüppelte Lacetti kreiselte zurück auf die Fahrbahn.
Coronel und Sharp hatten Riesenglück und kamen gerade noch am Chevy vorbei, aber damit blieb nur mehr der Rennabbruch. Priaulx übernimmt damit die alleinige Tabellenführung mit 44 vor Thompson (41) und Tarquini (40).
Stimmen nach dem Rennen:
Andy Priaulx: “Das Qualifying ist heuer eine so knappe Sache, man kann ein gutes Auto haben und trotzdem 19. oder 20. sein. Ich war zufrieden mit der Pole Position im zweiten Lauf, weil es da hinter mir ein bisschen wild ausgesehen hat. Gianni (Morbidelli) war sehr schnell, und hat mich im ersten Lauf überholt, und dan nwar ich Achter und hab gewusst: ich kann mir keinen Fehler leisten. Jörg (Müller) war hinter mir, also wars ganz schön schwierig. Das zweite Rennen war noch härter, ich hab mich abgesetzt und war in einem guten Rhythmus – bis zum Safety Car. Nach dem Restart hab ich dann aufgeatmet, und dann ist es nocheinmal passiert. Zu keiner Zeit hab ich das Gefühl gehabt, das Rennen in der Tasche zu haben, es war eines von diesen Rennen, wo man leicht zurückfallen kann.“Jordi Gene: „Wir haben ein sehr gutes Auto gehabt, die SEAT haben im Qualifying gut abgeschnitten; und generell wars ein gutes Wochenende, weil wir wichtige Punkte geholt haben. Der zweite Lauf war ein bisschen zu verrückt, und ich glaube nicht, dass die Fahrweise einer Weltmeisterschaft angemessen war.“
Peter Terting: „Das war ein wirklich gutes Wochenende für mich. Das erste Rennen war spaßig, und ein Erfolg mit dem zweiten Platz hinter Jordi. Im zweiten Lauf hatte ich ein besseres Auto und war schneller, aber wegen der Unterbrechungen war ich nicht imstande, nach vor zu kommen. Das nächste Rennen ist in Mexiko, wo ich voriges Jahr gewonnen habe, also bin ich da optimistisch.“
Gianni Morbidelli:”Bin ich happy? - Absolut. Es war ein phantastisches Wochenende für mich, und ich muß Alfa Romeo danken. Es ist ein Vergnügen, nach einigen Jahren wieder an der Spitze zu sein. Hoffentlich kann ich für den Rest des Jahres in den Podesträngen bleiben.“
Augusto Farfus: „Zuhause ein Rennen zu fahren, ist ein Vergnügen, und Dritter zu werden und Punkte zu holen, ist großartig. Das zweite Rennen war wild, und ich habe einen Unfall gehabt, der mein Rennen beendet hat. Ich glaube, die Veranstaltung und die Strecke können verbessert werden, aber wir dürfen nicht vergessen: es war der erste Besuch der WTCC und alle haben eine Menge gelernt.“
Alessandro Zanardi: „Gestern wars ein schlechter Tag für mich. Das Team hat mir ein tolles Auto gegeben, ich habe gefühlsmäßig die Möglichkeit gehabt, in den Top 5 zu qualifizieren; aber ich habs in der ersten Runde weggeschmissen. Meinen Start vom letzten Platz und die Arbeit durchs Feld „interessant“ zu nennen, wäre ein Understatement. Mein Rennen war, glaube ich, aggressiv aber sauber, ich habe auf meinem Auto nicht einen Kratzer. Ich bin extrem zufrieden mit den Resultaten heute, kein Zweifel.“
Tom Coronel: „Von hinten zu starten, war etwas schwierig, aber es war dann wirklich aufregend, weil ich Autos und Teile in alle Richtungen fliegen gesehen habe. Wenn man ein Racer ist, will man rennfahren, und mit zehn Sekunden Vorsprung gewinnen ist fad. Ich habe mit Rangoni (im ersten Rennen) einen guten Fight gehabt, bin vorbeigekommen und habe ihn von da an kontrolliert.“
Andy Priaulx: “Das Qualifying ist heuer eine so knappe Sache, man kann ein gutes Auto haben und trotzdem 19. oder 20. sein. Ich war zufrieden mit der Pole Position im zweiten Lauf, weil es da hinter mir ein bisschen wild ausgesehen hat. Gianni (Morbidelli) war sehr schnell, und hat mich im ersten Lauf überholt, und dan nwar ich Achter und hab gewusst: ich kann mir keinen Fehler leisten. Jörg (Müller) war hinter mir, also wars ganz schön schwierig. Das zweite Rennen war noch härter, ich hab mich abgesetzt und war in einem guten Rhythmus – bis zum Safety Car. Nach dem Restart hab ich dann aufgeatmet, und dann ist es nocheinmal passiert. Zu keiner Zeit hab ich das Gefühl gehabt, das Rennen in der Tasche zu haben, es war eines von diesen Rennen, wo man leicht zurückfallen kann.“
Jordi Gene: „Wir haben ein sehr gutes Auto gehabt, die SEAT haben im Qualifying gut abgeschnitten; und generell wars ein gutes Wochenende, weil wir wichtige Punkte geholt haben. Der zweite Lauf war ein bisschen zu verrückt, und ich glaube nicht, dass die Fahrweise einer Weltmeisterschaft angemessen war.“
Peter Terting: „Das war ein wirklich gutes Wochenende für mich. Das erste Rennen war spaßig, und ein Erfolg mit dem zweiten Platz hinter Jordi. Im zweiten Lauf hatte ich ein besseres Auto und war schneller, aber wegen der Unterbrechungen war ich nicht imstande, nach vor zu kommen. Das nächste Rennen ist in Mexiko, wo ich voriges Jahr gewonnen habe, also bin ich da optimistisch.“
Gianni Morbidelli:”Bin ich happy? - Absolut. Es war ein phantastisches Wochenende für mich, und ich muß Alfa Romeo danken. Es ist ein Vergnügen, nach einigen Jahren wieder an der Spitze zu sein. Hoffentlich kann ich für den Rest des Jahres in den Podesträngen bleiben.“
Augusto Farfus: „Zuhause ein Rennen zu fahren, ist ein Vergnügen, und Dritter zu werden und Punkte zu holen, ist großartig. Das zweite Rennen war wild, und ich habe einen Unfall gehabt, der mein Rennen beendet hat. Ich glaube, die Veranstaltung und die Strecke können verbessert werden, aber wir dürfen nicht vergessen: es war der erste Besuch der WTCC und alle haben eine Menge gelernt.“
Alessandro Zanardi: „Gestern wars ein schlechter Tag für mich. Das Team hat mir ein tolles Auto gegeben, ich habe gefühlsmäßig die Möglichkeit gehabt, in den Top 5 zu qualifizieren; aber ich habs in der ersten Runde weggeschmissen. Meienn Start vom letzten Platz und die Arbeit durchs Feld „interessant“ zu nennen, wäre ein Understatement. Mein Rennen war, glaube ich, aggressiv aber sauber, ich habe auf meinem Auto nicht einen Kratzer. Ich bin extrem zufrieden mit den Resultaten heute, kein Zweifel.“
Tom Coronel: „Von hinten zu starten, war etwas schwierig, aber es war dann wirklich aufregend, weil ich Autos und Teile in alle Richtungen fliegen gesehen habe. Wenn man ein Racer ist, will man rennfahren, und mit zehn Sekunden Vorsprung gewinnen ist fad. Ich habe mit Rangoni (im ersten Rennen) einen guten Fight gehabt, bin vorbeigekommen und habe ihn von da an kontrolliert.“
Ryan Sharp: „Ein super Wochenende für mich, ich glaube, ich habe sowohl persönlich als auch, mit Fabrizio Giovanardis Hilfe, mit dem Auto einen großen Schritt vorwärts gemacht. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich in diese Meisterschaft gehöre; und wir wissen, dass das Auto in Mexiko schnell ist, also freue ich mich darauf. Von jetzt an ziele ich in Richtung der Top 10 und will Tom (Coronel) ein bisschen mehr herausfordern.“