WTCC: Magny Cours | 02.05.2006
BMW-Festspiele, Alfa chancenlos
Die BMW-Piloten gaben in Magny Cours den Ton an, Doppelsieg beim ersten Rennen durch Müller und Müller, im zweiten Rennen siegte Priaulx vor Müller.
Johannes Gauglica
Die WTCC beginnt beim Publikum zu ziehen. Die spannenden Rennen des Vorjahres und vielleicht auch das recht gute Wetter lockten am Renntag über 50.000 Zuschauer zum Circuit Nevers Magny-Cours.
Auf der „mitten im Nichts“ gelegenen französischen Strecke hat BMW mit dem Vorgängermodell E46 in den letzten drei Jahren dominiert, aber diesmal hatten im Training die SEAT León das Kommando und sicherten sich mit neuem Rekord für Gabriele Tarquini und der zweitschnellsten Zeit durch Rickard Rydell die erste Startreihe.
Dahinter lauerte der viermalige Magny-Cours-Sieger Jörg Müller im Schnitzer-BMW auf seine Chance für einen Raketenstart: die heckgetriebenen BMW haben beim Anfahren einen logischen Vorteil gegenüber ihrer frontgetriebenen Konkurrenz. Darauf verließ sich auch Dirk Müller im zweiten 320si des BMW Team Deutschland.
Die beiden wurden nicht enttäuscht: Jörg tauchte zwischen den beiden blau-gelben Konkurrenten hindurch in Führung, als wären sie nicht vorhanden, und Dirk gelang aus Reihe 3 ein ähnliches Manöver außen an zwei weiteren Werks-SEAT vorbei. Damit waren die Müllers bereits in der zweiten Kurve des ersten 12-Runden-Rennens auf Platz 1 und 2, dort blieben sie bis zum Schluß.
Dahinter die spanische Armada mit Rydell, Tarquini, Jordi Gené und Peter Terting; alsbald hängte sich auch James Thompson im fünften León dran. Nur Tabellenführer Yvan Muller wurde als einziger SEAT-Werksfahrer etwas abgehängt und balgte noch hinter Weltmeister Andy Priaulx und den Top-Privatiers Tom Coronel (GR Asia SEAT Toledo) und Luca Rangoni (Proteam BMW) mit den Chevrolet herum. Die US-Koreaner waren das ganze Wochenende über die drittstärkste Marke und schafften jeweils den Einzug in die Top 10, mehr war nicht zu wollen.
Nach dem fulminanten Start blieben die Positionen auf der F1-typischen Überholverbotszone von Magny-Cours stabil, die Reihenfolge in den Top 7 veränderte sich nur einmal, und das an der Spitze. Runde 9: Jörg Müller kämpft mit immer stärkerem Übersteuern und schmeißt den BMW hart über die Curbs in der Lycee-Kurve, Dirk und die SEAT-Meute kommen beinahe vorbei. Für den Moment verteidigt Jörg M. seine Position, aber der Schwungverlust durch die lästige Schikane vor Start und Ziel ist zu groß, Dirk M. geht vorbei.
Am anderen Ende der SEAT-Phalanx gab es für Andy Priaulx kein Vorbeikommen, er wurde Achter und stand somit immerhin auf der Pole für Lauf 2, neben ihm sein Landsmann James Thompson im León. Coronel behielt die Oberhand bei den Privatfahrern vor Rangoni und Roberto Colciago. Und wo war Alfa Romeo?
Nirgends. Von der ersten Trainingsrunde an waren die Roten weit von der Pace entfernt, Morbidelli gelang in Lauf 1 als schnellstem 156er-Fahrer ein 20. Platz. Magny-Cours ist dem 156 noch nie gelegen, in seinem letzten Jahr als Werkswagen ist daran nichts mehr zu ändern. Teamchefin Monica Szipsz legte die hübsche Stirn in Sorgenfalten.
Faltenlos dagegen die Stirn von Bart Mampay, Teamboss des regierenden Weltmeisters Andy Priaulx im BMW Team UK. Auch Priaulx ist als ehemaliger Bergrennfahrer ein schneller Starter, er legte in Lauf 2 einen perfekten Take-Off auf den Asphalt und fuhr allen anderen schlicht und einfach davon – eine Klasseleistung des Mannes von der Insel Guernsey mit einem makellosen Start-Ziel-Sieg.
Er bekam etwas unfreiwillige Unterstützung von seinen Gegnern: Dirk Müller zwängte sich an drei der allgegenwärtigen SEAT vorbei, diese rempelten sich gegenseitig außer Kontrolle. Neben Müller (Aufhängungsbruch) blieb auch Rydell auf der Strecke; als Folge der Rempelei rollte Pierre-Yves Corthals seinen privaten Honda Accord des JAS-Teams um ein Haar über die Seite ab.
Eine halbe Runde später krachte es in der Adelaide-Haarnadel. Dort geriet Privatier Rangoni mit Marcel Costa aneinander, und als Folge räumte der Spanier ausgerechnet Alex Zanardi ab, seinen Teamkollegen bei BMW Italy-Spain.
Thompson und Gené in ihren SEAT tauschten alsbald Platz und blieben mit wenigen Sekunden Rückstand an Priaulx dran, aber diese Sekunden waren genug; dahinter suchte Jörg Müller verzweifelt einen Weg an Thompson vorbei. „Thommo“ blockte den Deutschen eine Zeit lang effektiv ab, in Runde 5 mußte er sich in der Estoril-Kurve geschlagen geben.
Drei Runden später verbremste Gené sich auf recht verbrauchten Reifen am Eingang der 180°-Kurve, Müller ging vorbei, hinter ihm wieder die SEAT-Phalanx. Yvan Muller wurde als langsamster der Spanier nur Siebenter, damit war seine Tabellenführung weg, auch im Punktestand übernimmt Priaulx die Spitze. Die Chevy-Boys Nicola Larini und Rob Huff schafften Platz 8 bzw. 9, Huff verbrauchte seinen Motor noch auf den letzten Metern.
Bei Alfa gings in Lauf 2 etwas besser; Farfus war eine Zeit lang Siebenter, am Schluß aber wieder außerhalb der Top 10 (Platz 12), auf den Rängen 14 und 15 Morbidelli und Salvatore Tavano, der langsam ein paar gute Resultate braucht.
Der beste Privatier war recht unangefochten Stefano d’Aste im Proteam-BMW, anfangs sogar am fünften Gesamtplatz, am Schluß Zehnter. Dahinter gleich Roberto Colciago im von SEAT Sport Italia genannten Toledo, wiederum vor Tom Coronel.
Weiter geht die Tourenwagen-Weltmeisterschaft in Brands Hatch am 21. Mai.
Ergebnis Rennen 1
Ergebnis Rennen 2