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Über FIA, OSK und FIG...

Die beliebte Serie geht weiter, dieses Mal spricht Gottfried Kogler – selbst im Vorstand der neu gegründeten Fahrer-Gewerkschaft – über die Zukunft.

Manfred Wolf

Gottfried Kogler ist im österreichischen Motorsport- und Rallye-Geschehen schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nach seinen Anfängen im Slalom- und Rallycross-Sport feierte er im steirischen Bergrallyecup erste Triumphe. Zur Rallye kam er allerdings erst, nachdem er lange Jahre einen gewissen Kris Rosenberger gemanagt hatte.

Im Jahre 2000 fuhr er auf den zweiten Platz der Formel-2-Wertung, voriges Jahr wurde der Vize-Titel in der österreichischen Rallye-Meisterschaft erobert. Und auch wenn Gottfried Kogler liebend gerne weiterfahren würde: Im nächsten Jahr bleibt sein Gruppe-A-Evo in der Garage, die Organisation des Suzuki Ignis Cups nimmt einfach zu viel Zeit in Anspruch.

Auch wenn Du im nächsten Jahr nicht mehr aktiv in der Rallye-ÖM fährst, werden wir Dich doch in einer wichtigen Funktion sehen: Als einer von vier Vorständen der Fahrer-Interessens-Gemeinschaft, kurz FIG genannt. Wie kam es zu diesem Zusammenschluss?

Dazu muss ich einmal etwas Grundsätzliches loswerden. Die OSK macht – ohne offiziellen Auftrag des österreichischen Sportministeriums – Motorsport für die FIA, ist damit quasi der „verlängerte Arm“ der FIA. Wir alle wissen, welche Entscheidungen die FIA trifft und wie das dort abläuft. Und die OSK, quasi als „Erfüllungsgehilfe“, gibt diese Entscheidungen teilweise weiter oder trifft eigene Entscheidungen. Und diese werden uns, den Fahrern, über das Rallye-Kollegium diktiert.

Jetzt wird jeder sagen, dass wir doch auch ein Mitspracherecht in diesem Kollegium haben. Das ist relativ. Man muss sich nur die Sitzverteilung ansehen: Es gibt in Österreich sechs große Veranstalter, die Meisterschaftsläufe organisieren. Die haben zwei Sitze. Es gibt die Industrie, was sich bei uns leider auf vier große Sponsoren reduziert, Die Industrie hat zwei Sitze. Dann gibt es die OSK, Die hat auch zwei Sitze. Und dann gibt es, wenn man nach den vergebenen Lizenzen geht, ca. 230 aktive Rallye-Fahrer in Österreich, zu denen zähle ich mich auch. Und wir haben einen Sitz in diesem Rallye-Kollegium. Das ist eine Unverhältnismäßigkeit, die einfach nicht ins Bild passt.

Dazu kommt aber noch, dass wir nicht nur deutlich in der Mehrzahl sind, sondern dass wir Fahrer bzw. Teams auch noch die Lizenz und das Startgeld zahlen, die Sponsoren werben, die eigentliche Show bzw. den Sport bieten und beinahe das ganze Risiko tragen.

Dass uns dieser Zustand seit langem stört, ist ja kein Geheimnis. Und heuer haben – umschreiben wir es mit „einige Vorfälle rund um die Pyhrn-Eisenwurzen Rallye“ – das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich bin nach diesen Vorfällen zum Raimund Baumschlager gegangen und war mir bald mit ihm einig, dass es so nicht weitergehen kann.

Bei der nächsten Rallye, der Bosch-Rallye im Wechselland, sind wir dann nach der Fahrerbesprechung aufgestanden und haben unseren anwesenden Kollegen erklärt, worum es uns geht: Wir wollten mehr Mitspracherecht bei der OSK und wir wollen vor allem einen Zusammenschluss unter den Aktiven, wodurch wir uns gegen Ungerechtigkeiten wehren können. Und wir haben klar gesagt, dass es – wenn es bis zum Äußersten kommen sollte – auch durchaus im Bereich des möglichen ist, dass die FIG, vertreten durch die vier Vorstände, einmal eine SP oder eine Veranstaltung bestreikt. Aber ich sage auch gleich dazu, dass wir alles tun wollen, dass es nie soweit kommt. Und ich glaube auch nicht, dass es irgendwann notwendig wird. Schließlich wollen wir ja alle miteinander gut auskommen.

Also bei der Bosch-Rallye haben dann spontan 84 Aktive unterschrieben, als Vorstände sind jetzt einmal der Raimund Baumschlager, der Andreas Waldherr, der Martin Zellhofer und meine Wenigkeit aktiv.

Wie hat die OSK auf diese Initiative reagiert – beziehungsweise, wie hat die OSK erfahren, dass es da jetzt einen Zusammenschluss der Aktiven gibt?

Wir haben nach der Bosch-Rallye eine Sachverhaltsdarstellung an die OSK geschickt. Die Gründung der FIG wurde von der OSK offiziell „wohlwollend“ aufgenommen, dass war auch mein tatsächlicher Eindruck. Wir haben uns danach mit dem Dietmar Hinteregger getroffen, der ja Vorsitzender des Rallye-Kollegiums ist. Wir haben vereinbart, dass wir zusammenarbeiten werden, und das Reglement 2005 ist ja bereits etwas, das aus dieser Zusammenarbeit entstanden ist. Das steht ja schon seit Juli so fest.

Ihr habt euch also dafür eingesetzt – und euch bei der OSK damit offensichtlich auch durchgesetzt – dass es die Klassen A8 und A7 in Österreich nicht nur weiterhin gibt, sondern dass diese auch punktberechtigt sind und um die Gruppe-A-Meisterschaft fahren?

So ist es. Was wollen wir damit erreichen? Wir wollen, dass alles, wirklich alles was in Österreich an Rallyefahrzeugen herumsteht, nicht nur starten, sondern auch um die Meisterschaft fahren kann. Die FIG will keine kurzlebigen Trends in irgendwelche Richtungen unterstützen, sondern auf die breite Masse schauen und die Quantität des Starterfeldes anheben.

Warum sollen wir etwas unterstützen, was sich nicht durchsetzen wird. Der Ruf nach KitCars ist löblich, wird in Österreich bei Fahrern, Sponsoren und Importeuren aber ungehört verhallen, weil es einfach zu teuer ist.

Ein weiterer, ganz wichtiger Punkt unserer Forderungen ist mehr Kontinuität in den Reglements-Fragen: Ein Reglement, das heuer beschlossen wird, muss mindestens zwei Jahre halten. Dann können Fahrer und Sponsoren längerfristig planen, das ist ein großer Vorteil.

Ich hake noch einmal nach: Warum unbedingt A8 – wir haben momentan doch kaum Fahrer bzw. Fahrzeuge in dieser Klasse?

Ich glaube gar nicht, dass zu wenige Fahrer bzw. Fahrzeuge da sind. Das Problem ist einfach, dass in dieser Klasse nur Mitsubishis fahren. Das hat aber einen ganz einfachen Grund: Es ist das einzige, wirklich konkurrenzfähige Auto, dass es abseits der WRC-Fahrzeuge für diese Klasse gibt. Außerdem ist die „Aufrüstung“ von N4 auf A8 – grundsätzlich – sehr günstig und einfach zu handhaben. Das Problem ist also, dass die Leute diese Klasse ohne World Rally Cars im Einsatz eher „fad“ finden.

Aber ich darf der Klasse deshalb nicht ihre Berechtigung zu punkten und um die Meisterschaft zu fahren wegnehmen. Denn wenn ich die A8-Autos zwar mitfahren lasse, ihnen aber keine Punkte gebe, dann gewinnen die jede Rallye und trotzdem wird ein N4-Team Meister. Das würde noch blöder ausschauen. Außerdem glaube ich, dass sich aufgrund der Reglement-Unsicherheit der letzten Jahre viele Piloten nicht in die A8 zu wechseln getraut haben. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr schon mehr als drei oder vier permanente Starter und einen Gegner für den Raimund.

Denn da möchte ich schon einmal dazusagen, dass es ja nicht die Schuld von Raimund Baumschlager oder der Marke Mitsubishi ist, dass die Rallye-ÖM in den letzten zwei Jahren an der Spitze etwas eintönig war. Es liegt an mir selbst, an Harrach, Holzmüller, Saibel und an allen anderen Piloten mit den A8-Mitsus. Wir waren einfach zu schwache Gegner für den Mundl. Da müssen wir uns schon selber am Riemen reißen!

Die FIA hat beschlossen, die World Rally Cars weiterhin als die „Top-Liga“ in derWM zu belassen. Viele sehen das als ersten Schritt in die richtige Richtung. Könnte oder sollte das auch für Österreich richtungweisend sein?

Absolut. Denn man muss ja in erster Linie darauf achten, was die Fans wollen. Und die wollen laute, spektakuläre Autos. Da gibt es halt nix besseres als ein WRC. Ich hoffe ja auch, dass in damit über kurz oder lang auch in der Europameisterschaft wieder WRCs erlaubt werden. Auch die A7 darf nicht verboten werden. Diese Autos sind auch spektakulär und bereichern jede Rallye. Irgendwo wurde ja schon davon gesprochen, dass die A7 ebenfalls verboten werden soll, ab 2006. Das darf nicht passieren, schon gar nicht in Österreich. Wir müssen über jedes spektakuläre Auto froh sein!

Dann müssten wir doch auch über Super1600er froh sein, die sind schließlich auch spektakulär, schnell und laut.

Natürlich. Aber das ist einfach nicht finanzierbar. Sicher ist es schön, wenn Waldemar Benedict mit seinem Renault Clio ein paar Läufe fährt. Wir arbeiten auch daran, dass unser Max Zellhofer vielleicht bei einer oder zwei Rallyes im nächsten Jahr mit dem Suzuki Ignis Super1600 an den Start geht. Aber eine Meisterschaft mit diesen Autos auszutragen, das ist in Österreich einfach nicht finanzierbar.

Das möchte ich auch dem Manfred Stohl sagen. Ich schätze ihn als außergewöhnlichen Rallye-Piloten, als WM-Rallye-Piloten, als Teamchef, wirklich. Aber er soll bitte Realist bleiben und keine 1600er KitCars für Österreich fordern, noch dazu mit Importeurs-Unterstützung. Das bekommen wir nicht hin, das ist zu teuer. Ein Top-KitCar kostet mit allem drum und dran für ein komplettes ÖM-Jahr 250.000,- Euro. Das will bei uns kein Importeur ausgeben, leider.

1600er KitCars und WRCs können wir uns in Österreich also nicht mehr, noch immer nicht oder schon wieder nicht leisten. Wie könnten wir den Rallyesport Deiner Meinung nach noch attraktiver machen?

Den Stein der Weisen gibt es leider nicht. Aber wir müssten ein bisschen mehr Rahmenprogramm bieten. Ein bisserl mehr „Zirkus“ rund herum, das würde dem ganzen glaub’ ich sehr gut tun. Beim steirischen Bergrallyecup gibt es beispielsweise jeden Abend vor dem Rennen ein riesiges Zeltfest, tolle Stimmung, unzählige Fans. Sowas würde der Rallye-ÖM nicht schaden. Und weniger Hick-Hack unter allen Beteiligten sowie ein etwas schwächer ausgeprägtes Konkurrenzdenken unter den Fahrern wäre auch schön. So groß ist die Szene nämlich nicht, dass wir uns dauernd untereinander streiten sollten.

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