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"Lieber schwierig und schnell als ein langsamer Easy-Typ"

Im vierten und letzten Teil spricht Raphael Sperrer über den teils schwierigen Umgang mit ihm, die Emotionen der Fans beim Fight gegen Wittmann uvm.

Stefan Schmudermaier & Manfred Wolf

Hier lesen Sie den vierten Teil des großen Interviews mit Raphael Sperrer, weitere Teile finden Sie in der rechten Navigation!

Glaubst Du, dass Du schwieriger bist oder warst, als manch anderer Fahrer?

Dazu sag ich nur eines: Lieber arbeite ich mit einem komplizierten Mann zusammen, der schnell ist und seine Leistung bringt als ich arbeite mit einem „Easy-Typen“ zusammen, der keine Leistung bringt. Und eins ist auch klar, jeder Spitzensportler, egal ob alleine oder im Team ist natürlich auf sich konzentriert, weil nur dann kann er seine volle Leistung bringen. In den Medien kommt vielleicht einer besser oder schlechter rüber, weil er mehr Schmäh macht, aber im innersten gibt es keinen Unterschied.

Würdest Du im Nachhinein betrachtet etwas anders machen?

Nein. Viele Leute haben sich vor den Kopf gestoßen gefühlt, weil ich mir keine Zeit genommen habe, mit ihnen zu sprechen. Diese Zeit habe ich aber genutzt für Vorbereitung und Konzentration. Einen Fehler hab ich schon gemacht. Während andere Sportler einen Mann gehabt haben, der sie abgeschottet hat, habe ich die Leute immer selbst bewusst auf Distanz gehalten, das ist im Nachhinein betrachtet falsch gewesen.

Die Leute verstehen oft nicht, wie viel Kraft und Konzentration ein Spitzensportler aufbringen muss. Und ich habe dann – das ist vielleicht eine menschliche Schwäche von mir – oft eine zu scharfe Art an den Tag gelegt. Ich bin zwar sachlich geblieben, wurde aber oft emotional verstanden. Wer das gewusst hat, ist immer gut mit mir ausgekommen.

Wenn mir wer geholfen hat, der hat immer alles von mir haben können, wenn mich jemand linken wollte, habe ich ihn dementsprechend behandelt. Das war auch in unserem Team so, es gab Leute, mit denen habe ich mich blendend verstanden und andere, die musste ich nur ansehen und wenn ich gesagt habe, ich will den Punkt rot, dann hat mir der gesagt, nein, den machen wir schwarz. Und dann war die Sache erledigt.

Ich muss die Dinge schließlich auf der Reihe haben, es gab tausend wichtige Punkte. Und man kann nicht jedes Mal bei jedem einzelnen fragen, ob er wichtig ist oder nicht. Für mich stehe der Erfolg an oberster Stelle und da gehören für andere vermeintlich unwichtige Dinge auch dazu.

Als Du 2001 gegen Franz Wittmann gefahren bist, waren die Lager der Fans stark gespalten, Franz hatte mehr Fans auf seiner Seite…

Die Fehler, die der Franz vielleicht zehn Jahre vorher begangen hat, habe ich in diesem Jahr gemacht. Nur ein Beispiel: Ich war der einzige, der ihm damals mit den Reifen geholfen hat. Die Firma Schmidt hat damals einen wichtigen Mann an die Crew um Franz Wittmann vermietet und mein ganzes Reifen-Know-How ist somit ebenfalls zu Franz gegangen. War mir auch egal, denn ausmachen muss man das auf der Straße.

Bis zur Bosch-Rallye habe ich auch gewonnen, dann ist das Auto stehengeblieben und wir haben die verlorenen Punkte bis zum Ende nicht mehr gutmachen können. Ab da wurde es dann emotional. Ich bin aber jemand, der ein Lager spaltet, entweder hält man mir die Daumen, oder nicht, heute verschwimmen diese Grenzen mehr.

In diesem Jahr hatte die Rallye-ÖM jedenfalls eine gute Presse.

Es wurde alles sehr emotionalisiert und das war auch gut so. Leider hat es dann immer mehr Untergriffe gegen mich gegeben und irgendwann ist der Spaß dann vorbei.

Damit ist das Thema Vergangenheit wohl abgeschlossen, oder?

Wie man merkt, ist das alles für mich schon noch mit Emotionen verbunden. Ich habe übrigens bei mir zuhause eine kleine Halle, wo ich hunderte Autoteile auf einem Haufen, die nicht weggeworfen wurden, von der Bremsscheibe bis zum Heckspoiler.

Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Künstler, der aus meiner Rallye-Vergangenheit Skulpturen macht und die Einsätze dokumentiert. Ich würde gerne eine Ausstellung machen und das ganze für einen guten Zweck verkaufen.

Ich habe vor kurzem in Ratten einen Eiskurs für die Firma abgehalten und die Leute haben mich gebeten, am Abend aus meiner Rallye-Laufbahn zu berichten. Ich hab in einer zweistündigen Erzählung auch die Hintergründe des Sports erklärt.

Für mich war das brutal emotional, nach zwei Jahren die Videos zu sehen und wieder an die alte Zeit erinnert zu werden. Die Leute haben danach einen ganz anderen Zugang zu mir gehabt.

Raphael, wir bedanken uns für das interessante und aufschlussreiche Gespräch und wünschen Dir sowohl für die Dunlop-Pyhrn-Eisenwurzen-Rallye als auch Dein Dakar-Projekt alles Gute!

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