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Rallye-ÖM: Castrol-Rallye

Der Super-Gau

Alles im Leben hat Vor- und Nachteile: So auch ein Rallyeauto, das sich zwei Piloten teilen – diese schmerzliche Erfahrung macht David Doppelreiter gerade…

Manfred Wolf - Fotos: Petr Sagner, eWRC.cz


Als sich David Doppelreiter zum Comeback in der österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft entschloss, war für ihn eines klar: Er wollte nur dann wieder fahren, wenn er ein absolut siegfähiges Auto pilotieren könnte. Daraus ergab sich in logischer Folge der Einsatz eines WRCs.

Über Österreichs „WRC-Guru“ Rolf Schmidt kam Doppelreiter in Kontakt mit dem ungarischen Tagai Racing Team. Dort laufen im Jahr 2005 zwei verschiedene Skoda Octavia WRCs: Ein Evo II für Tamas Turi, ein Evo III für den Teamchef höchstpersönlich, beide rittern um den Staatsmeistertitel in Ungarn, wo die Meisterschaft in diesem Jahr äußerst stark besetzt ist.

Man kam überein, dass sich David und Tamas Tagai, der Teamchef, den Skoda Octavia WRC Evo III „teilen“ – eine Kosten sparende, weit verbreitete Lösung, wir erinnern uns an das „Car-Sharing“ von Raphael Sperrer und Janos Toth zurück.

Beim letzten ungarischen Meisterschaftslauf, der „Rallye Kosice“ am vergangenen Wochenende, trat allerdings das „Worst Case Szenario“ ein. Tamas Tagai riskiert im Kampf um den zweiten Platz zuviel und erlebte einen kapitalen Abflug, bei dem der Octavia völlig zerstört wurde, Tamas und sein Co-Pilot Robert Tagai aber Gott sei Dank unverletzt blieben.


Für David Doppelreiter und das Tagai Racing Team ist jetzt allerdings Feuer am Dach: In knapp zwei Wochen soll der Niederösterreicher am Start der Castrol-Rallye stehen – mit welchem Auto ist noch völlig unklar…

Motorline.cc hat mit David Doppelreiter telefoniert:

David, hast du „dein“ Auto schon gesehen?

„Ja, ich habe gerade vorher Fotos gesehen. Wenigstens ist das nicht mir passiert, war das erste, was ich mir gedacht habe. Aber für meinen Einsatz in Kärnten mache ich mir jetzt schon ernsthaft Sorgen, lustig ist das nicht…“


Gibt es schon irgendein „Notfallprogramm“?

„Nein. Der Rolf ist gerade nach Ungarn gefahren, ich will so bald wie möglich folgen. Und dann müssen wir uns etwas überlegen.“

Könntest du eventuell mit dem Octavia von Butor antreten?

„Das ist, glaub’ ich, keine gute Lösung. Das Auto von Butor gehört ihm selbst, insofern würde so etwas zusätzliche Kosten verursachen – ganz abgesehen davon, dass ich gar nicht weiß, ob er das überhaupt machen würde. Außerdem ist dieser Octavia „nur“ ein Evo II und bei weitem nicht so toll beisammen, wie der Evo III. Beziehungsweise nicht so toll beisammen, wie der Evo III einmal beisammen WAR…“

Und dass das Team bis zum Start ein neues Auto aufbaut?

„Naja, grundsätzlich sind alle notwendigen Teile da. Die haben sogar zwei Werks-Rohkarossen in Ungarn stehen, also theoretisch ginge das schon. Nur sehe ich da zwei Probleme auf uns zukommen. Das erste Problem: Was ist, wenn alle lagernden Ersatzteile in den Neuaufbau investiert werden müssen und dann zur Rallye keine Teile mehr da sind? Dann bleib’ ich nach der dritten Prüfung stehen, weil ein Dämpfer gebrochen oder eine Lichtmaschine defekt ist und das Team nichts zum Tauschen da hat. Und das zweite Problem: Man weiß nicht, ob Motor oder Armaturenbrett noch funktionsfähig sind. Das sind zwei extrem empfindliche Teile. Wenn der Motor bei diesem heftigen Unfall einen Schlag bekommen hat und mir nach fünf SPs um die Ohren fliegt, hab’ ich nicht wirklich was gewonnen. Dasselbe gilt für das Armaturenbrett, wo die ganzen Sicherungen sitzen, wo die ganze Elektronik untergebracht ist. Wenn da ein Kontakt locker wurde, eine Verbindung korrodiert ist…

Also kann es durchaus sein, dass du den Start in Kärnten absagen musst.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich einen Start „auf gut Glück“ riskieren möchte. Wenn ich mir die Einsätze selbst bezahle und das Geld locker hab’, dann probier’ ich’s halt. Aber bei mir stehen meine Sponsoren dahinter – und die wollen Erfolge sehen. Ich habe bei den letzten beiden Rallyes gezeigt, dass wir sehr erfolgreich sind, wenn alles passt. Ich habe mir vorgenommen – für mich und natürlich für meine Sponsoren – jede noch ausstehende Rallye in diesem Jahr zu gewinnen. Mit der Meisterschaft wird es nach dem einen vierten Platz bei der Bosch-Rallye sowieso schwierig werden, aber die Siege möcht’ ich mir schon alle holen. Mit einem waidwunden Auto dürfte das halt schwierig werden, weil der Achim und der Raimund, die schlafen ja auch nicht.

Dann danken wir für das Gespräch und halten euch die Daumen!

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