Rallye-WM: News | 06.10.2006
"Ich möchte so bald wie möglich in Topform zurückkehren!"
Sébastien Loeb spricht über seine immer noch starken Schmerzen, seine Chancen auf ein Comeback, seinen Ersatzmann McRae und die Unterstützung von Kollegen und Fans.
Michael Noir Trawniczek
Vor einer Woche ist es passiert: Sébastien Loeb, der weltbeste Rallyeakrobat, stürzte vom Mountainbike -und zwar so unglücklich, dass er sich dabei einen vierfachen Armbruch und wie er es selbst bezeichnet eine "zerstörte Schulter" zuzog. In der Zwischenzeit hat Kronos-Citroen den Ex-Weltmeister Colin McRae als Ersatzmann für die Türkei-Rallye engagiert - Loeb gab nun seiner Homepage ein Interview.
"Ich bin okay, auch wenn ich immer noch nicht wirklich gut schlafen kann, die Schmerzen sind immer noch sehr stark und in der Nacht spüre ich das umso mehr", berichtet Loeb von einer für ihn ziemlich harten Zeit. Die Situation sei "schwer zu akzeptieren", es sei "strange", dass er "normalerweise mit 200 km/h durch die Wälder rasen" würde und er jetzt "nach einem Mountainbike-Unfall zuhause bleiben muss".
Das Comeback
Alles dreht sich nun um die Frage: Wann kehrt "Super-Séb" zurück? "Der Doktor erklärte mir, dass dies unterschiedlich sei, dass es stark von der jeweiligen Person abhängen würde", erklärt Loeb. Der Arzt, welcher ihn auch operiert habe, sei als "Pessimist" bekannt, der seinen Patienten keine falschen Hoffnungen machen wolle. "Und wenn er sagt, es läuft gut, dann kann ich wirklich happy sein." Loeb absolviert bereits jetzt ein Rehabilitationsprogramm: "Ich muss meine Finger, meine Hand bewegen, damit die Muskeln nicht abbauen."
Ansonsten könne er derzeit sehr wenig tun, bedauert der Franzose. Doch er fährt bereits wieder Rallyes - auf der Spielkonsole: "Ich fahre mit einem Lenkrad, allerdings nur einhändig - wie ein Tourist, der im Sommer in den Süden fährt und die Hand aus dem Fenster lehnt."
Loeb weiß genau: Sollte Marcus Grönholm in der Türkei ausfallen, wäre er bereits Weltmeister - sollte er jedoch die folgenden drei Rallyes gewinnen, dann "müsste ich versuchen, in England die nötigen Punkte einzufahren, wenn es meine Schulter zulässt". Loeb sagt auch: "Wenn die Ärzte sagen würden, dass ich bereits in Australien wieder fahren kann, dann müsste mich niemand darum bitten, dass ich dort mein Comeback gebe, das könnt ihr mir glauben. Mein Ziel ist es, so bald wie möglich in Topform zurück zu kehren."
"McRae hat die besten Chancen..."
Das Kronos-Team und Teamboss Marc van Dalen hätten "den Umständen entsprechend enttäuscht reagiert", sagt Loeb, aber: "Sie gaben mir nicht die Schuld und haben sich zuerst um meine Gesundheit gesorgt." Die Entscheidung, Colin McRae als Ersatzpilot zu engagieren, begrüßt Loeb: "Er war jener Pilot auf der Liste, der die meiste Erfahrung vorweisen konnte. Es gibt nicht viele Fahrer, die es mit Grönholm aufnehmen können - Colin hat die besten Chancen, sowohl Marcus ein wenig zu kitzeln als auch so viele Hersteller-Punkte wie möglich an Land zu holen."
Es habe drei Möglichkeiten gegeben: "Markko Martin, Gigi Galli und Colin McRae. Markko hat schon vor einer Weile den Kontakt zum Rallye-Geschäft verloren und er verließ dieses auch unter schwierigen Umständen. Galli ist sicher der fleißigste Pilot in der Weltmeisterschaft, aber er hat ganz klar weniger Erfahrung als Colin aufzuweisen."
Dank an Fans & Medien
Sébastien Loeb bedankt sich auch für die vielen Glückwünsche - von Kollegen und Fans: "Unter vielen anderen haben mich Carlos Sainz, Ari Vatanen, Eric Hélary und Soheil Ayari angerufen. Als ich wegen der starken Schmerzen die Nächte nicht schlafen konnte, brauchte mir die Nachtschwester die Glückwünsche der Fans, die aus aller Welt kamen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön das für mich war."
Loeb fügt hinzu: "Ich möchte mich dafür ausdrücklich bedanken - und ich möchte auch den Medien dafür danken, dass sie meine Pause nach der OP respektiert haben - ich war auch nicht gerade in einem geeigneten Zustand, um Fragen beantworten zu können, mit all den Schläuchen in meiner Nase und meinem Kopf."