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"Die WM ist noch immer mein großes Ziel!"

Beppo Harrach ist der Pilot des zukunftsweisenden Erdgas-Mitsubishi aus dem Hause Stohl Racing. Sein großes Ziel bleibt die Rallye-WM.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Sabine Sommer, motorline.cc

Am Beginn dieser Saison wusste der Gruppe N-Staatsmeister des Jahres 2003, Beppo Harrach, noch gar nicht, was ihm 2006 bringen würde. Zwölf Tage später brachte es ihm einen doppelt gebrochenen Lendenwirbel - doch dann kam das Licht, und es kam gasförmig. Ein paar Monate später saß der in Bruck an der Leitha residierende Wiener am Steuer des zukunftsweisenden Erdgas-Mitsubishi aus dem Hause Stohl Racing.

Im motorline.cc-Exklusivinterview erzählt Harrach, wie es zu der Kooperation zustande kam, was er sich von der Zukunft erhofft. Sein großes Ziel bleibt weiterhin die Rallye-Weltmeisterschaft.

Du hattest am Beginn des Jahres keine Sponsoren. Dann kam die OMV mit dem Erdgas-Projekt. War der Erdgas-Bolide quasi deine Rettung?

Es ist noch viel besser gewesen. Mein Jahr hat begonnen beim Skifahren - das Jahr war gerade erst 12 Tage alt. Und ich hatte einen schweren Sturz und habe mir zwei Lendenwirbel gebrochen. Und so habe ich drei Monate meines Lebens in Rekonvaleszenz verbracht, zwei Monate im Spital und im Rehab-Zentrum. Einen Monat habe ich dann noch schweres Training absolviert.

Danach habe ich dann den Anruf von der OMV bekommen. Es hat geheißen: "Hättest du Interesse an so einem Erdgas-Projekt?". Man hat mir die Voraussetzungen erklärt, wir haben uns dann zusammengesetzt, sind zu einer Einigung gekommen und haben dieses Projekt gestartet.

So gesehen hat das aber wiederum perfekt gepasst, weil das Erdgas-Projekt eben während der bereits laufenden Saison gestartet wurde - denn vorher hättest du ja gar nicht zusagen können.

Exakt, das war auch meine erste Aussage. Ich habe gesagt: "Ich kann nicht sofort, ich brauche noch eine Ruhephase!" Und dann war anvisiert, dass wir bei der Wechselland-Rallye oder spätestens bei der Ostarrichi-Rallye unsere Premiere haben - und das hat dann perfekt in den Zeitplan gepasst.

Im Vorjahr hattest du ja nur zwei oder drei Läufe?

Ja, im vorigen Jahr sind wir zwei Läufe gefahren. Zwei WM-Läufe. Einmal Schweden. Einmal Deutschland. Wobei beides natürlich mit einem geringen Budget absolviert wurde. Mehr um Erfahrung zu sammeln als um wirklich Leistung zu bringen.

In Schweden sind wir 13. in der Gruppe N geworden und hätten auf Platz acht oder neun vorkommen können, wenn wir keine technischen Probleme gehabt hätten. In Deutschland sind wir auf Platz zwei gelegen und hatten dann aber ebenfalls technische Probleme und sind dann ausgefallen.

Du hast ja im Jahr 2002 einen tollen WM-Einstieg geliefert, bist gleich bei deiner ersten WM-Rallye Fünfter geworden.

Ja, das war in Korsika, da sind wir Fünfter in der Gruppe N geworden.

Ist dein Ziel immer noch die WM?

Natürlich. Ich bin jetzt 27 Jahre alt. Ich habe viele Saisonen in Österreich verbracht, bin 2003 Staatsmeister der Gruppe N geworden, 2001 Vizestaatsmeister Gruppe N sowie 2004 Vizemeister der Gruppe A. Ich mache jetzt ein Superprojekt mit der OMV - aber mein Ziel ist natürlich immer noch, in die WM zu kommen. Ich habe das perfekte Alter dafür.

Im Rallyesport ist es ja nicht so, dass man mit 23 schon in Pension gehen muss?

Genau, richtig. In der Rallye ist es eigentlich eine Mischung aus den Reflexen eines Jugendlichen und der Erfahrung eines Älteren. Diese zusammen machen einen schnellen Fahrer aus.

Bis zu welchem Alter glaubst du kann man Rallyefahren?

Auf einem Toplevel hat meiner Meinung nach der Carlos Sainz gezeigt, dass man bis zum Alter von 45 Jahren locker fahren kann. Ich glaube auch, dass es dieses Alter ist, welches dem Manfred Stohl ungefähr vorschwebt. Es ist so: Je älter man wird, desto mehr überwiegt die Erfahrung die körperlichen Nachteile.

Logischerweise - irgendwo ab 30 hat man einen biologischen Nachteil, das ist keine Frage. Und ab dann überwiegt die Erfahrung. Und mit 40 oder 42 hat man einfach eine derart unmenschliche Erfahrung, dass man andere Dinge wettmachen kann.

Wie sehen deine Ziele für 2007 aus? Möchtest du 2007 in der WM fahren?

Das liegt daran, was die Sponsoren möchten. Ich als Sportler habe natürlich einen Wunschraum, das ist keine Frage. Aber man muss halt danach trachten, dass die Wünsche des Sportlers mit den Wünschen der Sponsoren in Einklang gebracht werden. Im Moment hänge ich an diesem Gasprojekt, mache das zusammen mit der OMV. Wir werden sehen, wohin da der Weg führt.

Wisst ihr bereits, wie es mit dem Erdgas-Projekt im nächsten Jahr weitergehen wird?

Nein, noch nicht. Die OSK hat mit dem Reglement für nächstes Jahr sicher nicht die besten Voraussetzungen für uns, für so ein Projekt geschaffen - aber schauen wir mal, noch haben wir ein bisschen Zeit.

Wie wichtig ist es für dich als Fahrer, mit einem Auto zu fahren, das die Umwelt weniger verpestet?

Man muss das vielleicht aus einem anderen Gesichtspunkt sehen. Generell wollen wir alle, dass der Rallyesport in seinem Stellenwert gehoben wird. Wir haben zum Teil ein sehr schlechtes Image. Wir haben ein Image als Rowdys, als Luftverpester und so weiter. Deshalb sollten wir uns alle gemeinsam Gedanken darüber machen, wie wir das Image verbessern können. Und das CNG-Projekt ist sicher ein wesentlicher Beitrag.

Manche sagen ja, dass die eigentlichen Luftverpester die Zuschauer sind, die ja in großer Anzahl mit ihren Autos angereist kommen. Nicht nur zu den Rallyes, sondern bei allen Großveranstaltungen. Dann müsste man den Zuschauern auch jedem sein Gasauto geben...

(lacht) Wir versuchen, eine Vorbildwirkung zu haben und wir wollen zeigen, dass Gas ein alternativer Antrieb ist, der sich in der Realität, im Straßenverkehr, im Alltag durchsetzen kann. Wir müssen jetzt auch zeigen, dass man sportlich mit dem Erdgas fahren kann, das zeigen wir glaube ich zur Genüge. Dann kommt es auf den Konsumenten an - und wenn der Konsument da zuschlägt, dann haben wir auch die Zuschauer mit Erdgasautos. Da sehe ich kein Problem darin.

Wenn dann die nötigen Tankstellen vorhanden sind.

Korrekt. Es muss natürlich die Infrastruktur vorhanden sein. Wir zeigen, dass das Produkt funktioniert - jetzt muss die Infrastruktur kommen.

Hast du vor deinem Engagement bei dem CNG-Projekt dich bereits mit dem Erdgasantrieb auseinandergesetzt? Wie hast du davor über diesen Antrieb gedacht?

Natürlich gibt es diese Überlegungen schon länger. Es gibt seit 2005 ein Reglement in Österreich, das Erdgas zulässt. Auch da hat jeder Fahrer seine Überlegungen - aber bis es zu einem konstruktiven Projekt gekommen ist, wo ich auch gesagt habe: "Da möchte ich mitmachen" - das gab es eigentlich erst heuer.

Ich bin in meiner Karriere schon sehr schnelle Autos gefahren - österreichische Meisterschaft Gruppe N, österreichische Meisterschaft Gruppe A, Super 1600 Weltmeisterschaft - ich hatte immer sehr gute und sehr schnelle Autos. Da wollte ich natürlich nicht mit einem 120 PS-Auto irgendwo antreten, sondern wenn, dann mit einem konkurrenzfähigen Projekt. Und das hier ist eines.

Du würdest im nächsten Jahr auf jeden Fall bei dem CNG-Projekt weiterfahren? Auch wenn es nur zwei Teilnehmer in dieser neuen Klasse geben sollte?

Also der Reiz gegen einen Zweiten zu fahren ist sicher nicht sehr groß, weil wir ja präsentieren wollen, dass Erdgas gegenüber anderen Antrieben konkurrenzfähig ist. So gesehen wäre das ein Schuss ins Knie. Auf der anderen Seite habe ich dieses Projekt gestartet, als Fahrer meine ich - und es wäre schade, das jetzt brach liegen zu lassen.

Der Günther [Aschacher, Stohl Racing-Cheftechniker, d. Red.] und ich haben sehr viel Zeit und Motivation in dieses Projekt gesteckt - wir sehen das Auto beide als unser Baby. So gesehen möchte ich es sicher nicht liegen lassen und mich umdrehen und wieder gehen.

Wäre das Endziel mit Gas in die WM zu gehen?

Wege gibt es viele. Ich sage so: Man muss einfach einen Mittelweg finden. Was interessiert die Geldgeber? Was interessiert die Fahrer? Es ist jetzt nicht so, dass ich nur WM fahren möchte und das andere kategorisch ablehne. Aber die WM ist eine Zielsetzung. Wenn sich ein Projekt in Richtung WM ergeben sollte, bin ich sicher mit dabei.

Könnte man jetzt überhaupt mit dem Erdgas-Mitsubishi in der WM antreten?

Aktuell nicht. Die Reglements dazu müssen erst geschaffen werden.

Die FIA predigt Wasser und trinkt Wein.

Ich glaube, dass sie auf einem Weg sind und dass sie auch darüber nachdenken. Unser Projekt hat auch internationale Wellen geschlagen, die Leute haben sich sehr wohl dafür interessiert. Jetzt ist in Deutschland das Erdgas-Auto als Vorausauto gefahren. Das haben alle sehr genau beobachtet: Wie fährt das Auto? Was kann das Auto? Könnte es im Wettbewerb mit Benzinautos konkurrenzfähig sein? Ich glaube, wenn man das beweisen kann, ist auch die FIA geneigt dazu, diesen Autos eine Klasse zu erlauben.

Die Zeiten, die der Erdgas-Vorauswagen bei der Deutschland-Rallye fuhr, mit Rudi Stohl am Steuer, waren ja auch nicht schlecht.

Absolut. Wir sehen auch, dass wir in Österreich nicht mehr so weit von Gruppe N-Autos entfernt sind - und das in der kurzen Zeit - das macht einen dann schon stolz.

Wenn du jetzt aussuchen müsstest - weiter mit Erdgas in Österreich oder mit Benzin in der WM - was würdest du wählen?

(lacht) Das sind gemeine Fragen. Ich sage: Ich möchte natürlich beides.

Erleben Sie den Erdgas-Mitsubishi aus nächster Nähe, auf dem virtuellen Sozius - in der Navigation rechts finden Sie das motorline.cc-Exklusiv-Video "Spritzfahrt mit dem Erdgas-Baby".

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