Rallye: Interview | 02.09.2007
"Eine besondere Situation"
Im ausführlichen Interview blickt Raimund Baumschlager noch einmal zurück auf seine WM-Teilnahme in Deutschland und verrät sein Ziel bei der BP Ultimate-Rallye.
Bevor Raimund Baumschlager am Wochenende bei der BP Ultimate Rallye wieder um Meisterschaftspunkte kämpft, ließ er noch einmal seinen Abstecher in die Rallye-WM Revue passieren. Nach neunjähriger Absenz war der Remus-Pilot mit seinem Gruppe N Mitsubishi Evo IX wieder in die große Rallye-Welt zurückgekehrt.
Baumschlager präsentierte sich bei der ADAC Deutschland Rallye von seiner besten Seite, fuhr ein fehlerloses Rennen und kam auf den 21.Gesamtplatz, was Rang 2 in der Gruppe N bedeutete. Ein Reifenschaden gleich zu Beginn der Rallye hatte die Träume vom Klassensieg zerstört. Trotzdem zeigte Baumschlager, dass er mit seinen 47 Jahren keineswegs zum „alten Eisen gehört. Im Gegenteil: Mit vier Gruppe N Bestzeiten heizte er der neuen Rallye-Generation ganz schön ein.
Wie war es für dich?
Es ist eine besondere Situation, wenn du nach neun Jahren als Fahrer wieder in die WM zurückkommst. Du kennst viele deiner Gegner nicht, kennst vielleicht die Ergebnisse der letzten Rallyes, ihre Schwächen und Stärken aber nicht genau und dann siehst du, dass du mit ihnen mithalten kannst. Das ist ein schönes Gefühl.
Bist du beim WM-Lauf in Deutschland in eine für dich neue Welt eingetaucht?
Nein, die Szene ist mir weder in der WRC Liga noch in der – P-WRC also Gruppe N - fremd. Durch das Red Bull Rallye Team Projekt bin ich im Jahr bei 12 bis 13 WM-Läufen dabei, da bist du voll drinnen.
Würde es dich reizen, mit einem WRC der neuen Generation mit zu fahren?
Wenn ich genügend Zeit und ordentlich testen könnte, sicher. Die Luft da oben ist nämlich sehr dünn. Außerdem sind 350 Sonderprüfungskilometer wie hier in Deutschland eine Preisfrage. Unter einer viertel Million Euro geht da nichts mehr wenn du ein konkurrenzfähiges Auto fahren willst.
War das dein letzter WM-Einsatz oder fährst du noch weitere Läufe in der WM?
Das ist eine Frage der Zeit und die habe ich derzeit nicht. Der Einsatz in Deutschland hat sich „ergeben. Andreas Aigner war beim österreichischen Bundesheer und in der heimischen Meisterschaft das „Sommerloch. Da drängte es sich auf, die Firma BRR weltweit vorzustellen und zu zeigen, dass wir in Micheldorf Autos bauen, mit denen auch ein `alter Mann` noch schnell fahren kann.
Denkst du ab und zu schon ans Aufhören?
Das ist derzeit überhaupt kein Thema. Rallye fahren macht mir jetzt mehr Spaß als in den vergangenen zwei Jahren. Die Zusammenarbeit mit den Sponsoren, unserer BRR Mannschaft, dem Beifahrer, und den Gesellschaftern läuft so harmonisch ab, es gibt keine unguten Situationen, die mir den Spaß und die Freude nehmen.
Zudem kann ich gut mithalten mit unseren jungen Fahrern, wird es einmal eng kämpfe ich einfach mehr und dass hält mich in der Birne jung! Zwischen den Fahrern untereinander rennt wieder der Schmäh, wir haben zwischen den Sonderprüfungen wieder eine Gaudi und auf der Strecke fightet man.
Was waren für dich der größten Unterschiede zwischen der Rallye-WM 80er- und 90er- Jahre und heute?
Früher waren die Privaten näher an den Werksfahrern dran. Damals ist man noch fünf Tage Rallye gefahren und das Training war frei, du warst nicht wie heute in ein Zeitfenster gedrängt. Und was ganz wichtig ist! Man hatte früher Zeit gemütlich irgendwo an einem schönen Platz auch das fremde Land zu bewundern und dort wo es uns gefallen hat, haben wir dann übernachtet.
Heute läuft die Rallye fast wie ein Rundstreckenrennen ab. Ich will nicht sagen früher war alles besser, was ich sagen will: jetzt vermisse ist einfach, dass früher alles freundlicher war, auch Zuschauer freundlicher. Keiner hat Eintritt kassiert und am Serviceplatz hast du darauf schauen müssen, dass dir kein Fremder ins Auto steigt, was auch nicht toll war. Aber die Fans konnten zu ihren Fahrern gehen und mit ihnen reden. Heute steht man hinter Gittern und ist zwar noch näher bei den Fans wie auf der Rundstrecke, aber doch schon zu weit weg.
Was ist für dich in der WM 07 neu?
Das neu eingeführte Außenservice ist eine gute Sache. Da kann man Reifen wechseln und auch reparieren. Man muss Reifen und die Teile nur im Auto mitgeführt haben. Das ist eine prima Idee und die sollte ausgebaut werden, weil sie der Sicherheit dient und man nicht unnötig viel Etappenfahrzeit zum Hauptservice zurücklegen muss. Das ist schon ein kleiner Schritt zurück in die alte Rallyezeit!
Speziell in Deutschland hat sich die Rückkehr mit dem Servicepark nach Trier in Form von vielen Tausenden Zusehern bezahlt gemacht. Die Rallye muss zu den Zuschauern gehen und da sind solche Aktionen oder auch die spektakuläre Showprüfung in der Stadt bei der Porta Nigra wichtig.
Würde es dich reizen einmal auf der anderen Seite des Autos einzusteigen und als Beifahrer
Eine Rallye zu bestreiten?
Um Gottes willen, das würde ich nervlich nicht durchstehen. Ich bin im Rahmen des Red Bull Junior Projekts in den Vorbereitungsphasen auf einen WM-Lauf ja oft genug neben Andi Aigner und Quirin Müller im Auto gesessen, da bin ich jedes Mal um 10 Jahre gealtert. Weil man ja gefährliche Situationen am Limit aus eigener Erfahrung genug kennt. Ich weiß, wie ich reagieren muss und wie eng es manchmal wird, das würde ich am Beifahrersitz nicht wollen.
Ist deine Familie, Gattin Elfi und Tochter Lisa, bei den Rallyes dabei?
Ja, sie sind oft dabei, aber sehr unauffällig. Bei den Rennen habe ich einen eigenen Rhythmus und auch nach den Tagesetappen wenig Zeit für private Sachen.
Was ist der Unterschied zwischen dem WM-Lauf in Deutschland und einem österreichischen Meisterschaftslauf?
Vom Fahren her waren in Deutschland die langen Etappen fürchterlich. Da fährst du drei Prüfungen hintereinander, da bist du total aufgedreht und dann geht es eineinhalb Stunden zurück ins Service. Das ist zermürbend, da fällt die Konzentration total ab, da musst du dich für das nächste Ringerl wieder hoch pushen. In Österreich habe ich zwar zwischen den Prüfungen mehr Stehzeiten, dafür eine kürzere An- und Rückfahrtsstrecke zum Service.
Wie war die Zusammenarbeit mit Klaus Wicha, mit dem du ja längere Zeit nicht gefahren bist?
Ich habe mich mit Klaus so verstanden, als ob wir nie aufgehört hätten. Das zweimal über die Strecke fahren in der WM war für mich als Fahrer auch neu, der Schrieb hat genau gepasst und somit auch die Zusammenarbeit.
Am Freitag und Samstag bist du wieder mit Thomas Zeltner im BRR Mitsubishi Evo IX in der österreichischen Meisterschaft am Start. Was erwartest du dir in der Buckligen Welt?
Genau so viel Spaß wie mit Klaus in Deutschland und ohne Patschen den Sieg in der Division 1.