Rallye-WM: News | 03.03.2007
"Konstruktive Mitarbeit statt feige Kritik"
Armin Schwarz über seinen Schützling Andi Aigner, die Vorwürfe von Achim Mörtl, die weiteren Ziele des Driver Search Projektes und vieles mehr.
In den letzten Tagen und Wochen hat man vermehrt Kritik an Eurem P-WRC-Projekt mit Andi Aigner vernommen, Du hast ja anfangs auch nicht zu den Befürwortern gezählt, oder?
Man muss zunächst einmal vorwegschicken, dass es ja bis dato nicht wirklich solche Nachwuchs-Sichtungs-Projekte wie die Red Bull Driver Search gegeben hat und wir daher oft Neuland betreten. Und natürlich ist es als Außenstehender sehr leicht, hier Kritik zu üben und negative Stimmung zu machen, auch der Neidfaktor spielt wohl eine große Rolle.
Gemeinsam mit Raimund Baumschlager und den Sponsoren haben wir Ende 2006 intensiv überlegt, wie es weitergehen soll. Ich war zunächst auch eher der Meinung, dass die P-WRC ein Schritt in die falsche Richtung sei, habe die Entscheidung aber mitgetragen. Ich gebe auch offen zu, dass ich mich damals getäuscht habe, denn aus heutiger Sicht war diese Entscheidung mit Sicherheit die richtige.
Was sagst Du zum Vorwurf, der „Abstieg“ in die PWRC könnte das Karriere-Ende von Andreas Aigner sein?
Dass ein vermeintlicher Rückschritt nicht automatisch das Ende einer Karriere bedeuten muss, sieht man am Beispiel von Mikko Hirvonen ganz gut. Er war die große Nachwuchshoffnung Finnlands und ist dann im Subaru Werksteam gescheitert. Danach hat er in der Werkstatt von Tommi Mäkinen an Rallyeautos geschraubt, ehe er sich über die Gruppe N wieder nach oben gearbeitet hat und nun fährt er um WM-Siege mit.
Das Ziel, den Titel in der P-WRC zu erreichen, dürfte aber nur sehr schwer zu erreichen sein und erscheint derzeit eher nicht realistisch, oder?
Es ist ja nicht so, dass das Projekt automatisch zu Ende ist, sollte Andi nicht den Titel holen. Bei den letzten Rallyes hat er gesehen, dass die P-WRC alles andere als ein Honiglecken ist und das ist auch gut so.
Denn bisher ging es in der Karriere des Andreas Aigner immer nur nach oben, im Spitzensport muss man aber auch Niederlagen einstecken können. Er weiß nun, was es bedeutet mit Druck umzugehen, er muss konstante Leistung zeigen. Und danach wird man analysieren und überlegen, wie es weitergeht.
Raimund Baumschlager und ich sparen auch nicht mit Kritik, Andi bekommt von uns immer offen ehrlich die Meinung gesagt, positiv sowie negativ. Raimund und ich haben in unseren Karrieren sicher viele Fehler gemacht, vor denen wir Andreas bewahren wollen, das ist ein wichtiger Teil unserer Aufgabe.
Rückblickend betrachtet, war es falsch, Andi relativ früh in ein WRC zu setzen, hätte man nicht gleich mit einem Projekt in der P-WRC beginnen sollen?
Das war ja auch eigentlich der Plan. Dann hat sich aber die Möglichkeit des werksunterstützten WRC-Projektes ergeben, die Chance musste man einfach ergreifen. Und in Sachen Medien-Präsenz hat dieses Engagement auch sehr geholfen, das ganze Projekt bekannt zu machen. Dass wir uns auf sportlicher Ebene insgesamt mehr erwartet hatten, ist aber auch kein Geheimnis.
Aber natürlich muss man sich nach der Decke strecken, so ein Projekt muss finanziert werden und da hatten wir heuer ohne wirklich ein Werk hinter uns zu haben einfach geringere Mittel. Man hätte natürlich auch in ein WRC investieren können, das privat eingesetzt wird, aber auch solche Projekte müssen nicht zwangsweise funktionieren.
Ich will zwar nicht wieder Öl ins Feuer gießen, doch daran sollte sich übrigens auch Achim Mörtl zurückerinnern, der hat damals auch gedacht er könne über Wasser gehen und mit den beiden Subaru-Werkspiloten spielend mithalten. Als das offensichtlich nicht geklappt hat und zudem dann auch noch der Sponsor abgesprungen ist, war das Projekt schnell zu Ende.
Statt destruktiver Kritik wären eher konstruktive Vorschläge gefragt, Man kann uns ja jederzeit anrufen und uns Ideen mitteilen, auch wir sind nicht unfehlbar und für Vorschläge immer offen.
Wo sieht Armin Schwarz Andi Aigner in zwei Jahren?
Unser Ziel ist es natürlich, Andi in einem Werksteam unterzubringen, vom Talent her hab ich keine Zweifel, dass das möglich ist. Wir hoffen darauf, dass das Reglement künftig wieder drei Autos pro Team erlaubt, das würde die Sache natürlich leichter machen.
Aber Andi soll nicht einfach mit Geld eingekauft werden, sondern auch aufgrund seines Könnens als zweiter oder dritter Pilot engagiert werden. Denn dann könnten wir das Sponsorbudget wieder für neuen Nachwuchs verwenden, unser Ziel ist es, einen richtigen Nachwuchs-Kader aufzubauen und uns nicht nur auf einen Fahrer zu konzentrieren.