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Manfred Stohl im motorline.cc-Talk

Warum er in punkto WM unbesorgt ist. Seine Kritik an den Briten. Warum eine neue S 2000-Generation nötig ist. Und: Der Einsatz im CNG-Impreza…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: GEPA/OMV, Photo4

Für Manfred Stohl kamen die Ausstiege von Suzuki und auch von Subaru nicht wirklich überraschend – Suzuki sei von Beginn an unprofessionell ans Werk gegangen, Subaru sei seit Jahren erfolglos. Die aktuelle Finanzkrise wäre zudem ein willkommener Anlass, den Stecker zu ziehen. In einem Interview mit Sportnet erklärte Stohl zudem auch zu der Feststellung, dass in der Formel 1 und im Rallyesport ausschließlich japanische Hersteller ihre Motorsportprojekte eingestellt haben:

„In Japan ist es üblich, dass alle A sagen, wenn einer A sagt. Auf der anderen Seite ziehen die Engländer den Japanern das Geld aus der Tasche.“ Stohl fügte erklärend hinzu: „Subaru beauftragte David Richards Firma Prodrive, um den WM-Einsatz umzusetzen. Doch die cashten ab, lieferten Billigmaterial und setzten damit Leben aufs Spiel – das sind doch Gauner.“

Sind also die Engländer schuld an der WM-Misere? Und was genau meint „Stohlito“ mit seinem Vorwurf? motorline.cc hat bei Manfred Stohl nachgefragt…

Manfred, du hast in dem betreffenden Interview ziemlich heftige Vorwürfe an Prodrive gerichtet…

Ich muss das relativieren, ich habe das ganz allgemein gemeint, Prodrive war nur ein Beispiel. Dort wird den Kunden eine Ware ausgeliefert, die zum Teil schon dreimal eingesetzt wurde – ich meine damit aber nicht das Subaru-Werksteam, sondern die Kundenteams. Und das betrifft ja nicht nur den Rallyesport, sondern ganz allgemein den Motorsport. Es ist einfach die Tendenz da, dass man nur noch kassieren möchte.

Das M Sport-Team, das die Werks- und Kundeneinsätze von Ford abwickelt, hast du von diesen Vorwürfen ausgenommen – mit den Worten: ‚M-Sport ist deutlich cleverer. Sie liefern den Kundenteams gutes Material.’

Schau, ich habe das ganz allgemein gemeint. Wo werden beziehungsweise wo wurden all die japanischen Herstellerteams gemanagt?

Vornehmlich in England, auf jeden Fall in Europa.

Richtig, zum großen Teil in England. Und das ist das große Problem. Was ich gemeint habe, ist: Die Engländer sagen: ‚Wir haben den Motorsport erfunden und ihr müsst nach unserer Pfeife tanzen!’ Und bislang hat das ja auch funktioniert – die Japaner waren froh, dass sich jemand mit Erfahrung darum gekümmert hat, doch jetzt haben sie eine gute Ausrede, um bei erfolglosen Projekten den Stecker zu ziehen. Die Engländer sind sicher auch zu einem großen Teil daran schuld, dass Honda aus der Formel 1 ausgestiegen ist. Oder nimm Red Bull Racing, die ja von England aus operieren – die sagen selber, dass es bei ihnen nicht so gut läuft, während es bei Toro Rosso sehr gut funktioniert.

Wie schätzt du nun die Lage in der Rallye-WM ein? Du machst dir offenbar keine großen Sorgen, oder?

Ich betrachte diese Situation als eine Chance für die Zukunft und als eine gesunde Marktbereinigung. Und es war schon einmal so weit, dass nur zwei Hersteller in der WM vertreten waren – das war 1987 mit Toyota und Lancia. Für mich selbst könnte es zwar vielleicht ein bisschen zu spät sein – aber ich denke, dass ab 2011 wieder mehr Teams in der WM vertreten sein werden.

Ab 2010 können die Super 2000+-Boliden eingesetzt werden.

Ja, nur geht sich das nicht mehr aus. Jene Super 2000-Generation, die beispielsweise Peugeot oder Fiat derzeit einsetzen, mit dem Saugmotor - die kannst du nicht so einfach auf einen Super 2000+ umbauen. Du musst in Wahrheit ein komplett neues Fahrzeug entwickeln, damit es für den Turbobetrieb tauglich ist. Du brauchst neue Lufteinlasskanäle, neue Kabelstränge – das gesamte Fahrzeugkonzept muss im Grunde neu entwickelt werden. Es muss also eine neue Generation von Super 2000-Autos gebaut werden, die man dann mit dem Kit auf einen S 2000+ aufrüsten kann. Und wie wir alle wissen, dauert so eine Entwicklung mindestens 1,5 Jahre.

Diese neue Generation von Super 2000-Boliden wird dann wohl noch teurer…

Das muss nicht sein.

Zumindest kostet ein Super 2000 jetzt schon doppelt so viel wie ein herkömmliches Gruppe N-Auto. Lauert da nicht die Gefahr, dass der Sport für die so genannten ‚Normalsterblichen’, für die Privatfahrer auch auf nationaler Ebene noch teurer wird? Raimund Baumschlager sagt jetzt schon, dass man 2009 nur noch mit einem S 2000 die ÖM gewinnen kann?

Naja, man hat etwas anderes gesehen. Wer wurde denn heuer Staatsmeister? Wer wurde PWRC-Weltmeister? Das waren alles Gruppe N-Autos. Sicher wird der Sport teurer – der Sport wird immer teurer. Aber die Gruppe N-Autos werden nicht aussterben. Ein Super 2000-Auto musst du direkt im Werk kaufen, den kannst du nicht selbst zusammenschrauben, wie das beim Gruppe N der Fall ist. Der Rallyesport wird immer leben – wir sind nicht die Formel 1, wo die Autos gleich einige Millionen Euro kosten. Sicher, ich würde auch gerne jeden Tag Sushi essen und kann es mir aber nicht leisten – dann esse ich eben immer auch mal ein Hendl.

Spürst du beziehungsweise spürt dein Stohl Racing Team die Finanzkrise?

Bei mir ist das bis jetzt noch nicht angekommen – aber wir werden früher oder später alle davon betroffen sein, das ist schon klar.

Du fährst die Jänner-Rallye mit einem Vorjahrs-Impreza mit Erdgasantrieb – weil der besser für die Umstellung auf eine Düse gepasst hat, oder?

Ja, das ist richtig.

Du betrachtest dein Paket als ‚konkurrenzfähig’, aber nicht als ‚siegfähig’…

Ich möchte jetzt kein chronisches Understatement abgeben – aber ich garantiere dir, dass ich diese Rallye nur dann gewinnen werde, wenn fünf Top-Piloten ausfallen sollten. Ich will nicht untertreiben, ich bin ein korrekter Mensch und ich möchte die Wahrheit sagen - und das sind einfach die Fakten.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass du mit diesem Paket die gesamte ÖM bestreitest?

Das wurde bislang noch nicht einmal angedacht, das steht derzeit überhaupt nicht zur Debatte.

Aber völlig unmöglich ist es nicht?

Unmöglich ist gar nichts, aber das ist noch weit entfernt. Normalerweise beginnt das OMV-CNG-Programm immer erst bei der Lavanttal-Rallye – wir wollten mit dem CNG-Impreza bereits die Waldviertel-Rallye zu Testzwecken bestreiten, doch das ging sich nicht aus. Die Jänner-Rallye ist ein reiner Testlauf, um unsere Chancen abzuschätzen. Nach dieser Rallye wissen wir garantiert, wo wir stehen. Das kannst du alles ausrechnen.

Da wird’s wohl auch einen ‚Stohl-Faktor’ geben, den man in die Rechnung mit einbeziehen muss…

Sicher gibt es so etwas – aber zaubern kann ich auch nicht. Ich bin schon froh, dass wir jetzt in der Lage sind, mit einer Düse anzutreten. Bedenke: Vor zwei Jahren, als wir mit zwei Düsen begonnen haben, da haben sie uns ausgelacht. Und dann konnten wir den ersten Sieg feiern.

Eine sicher reizvolle Möglichkeit wäre der Einsatz von CNG auf der WM-Bühne – wann wird es endlich dazu kommen oder was muss geschehen, dass es endlich auch auf der WM-Bühne möglich sein wird, mit Alternativantrieb anzutreten?

Ich würde es so formulieren: Wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen, wenn das wirtschaftliche Umfeld dafür gegeben sind, wird auch das möglich sein…

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