RALLYE

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Fünf vor zwölf: Es muss gehandelt werden!

Der Motorsport braucht kompetente Sicherheits-Experten, die Motorsport-Szene muss an einem Strang ziehen, auch die Politik ist gefordert.

Michael Noir Trawniczek, Stefan Schmudermaier & Johannes Gauglica

Nichts geht mehr. Ein äußerst trauriger Anlass – der tödliche Unfall beim Bergrennen in St. Agatha - führte zu einer oberflächlich betrachtet zunächst verständlichen Entscheidung. Mit etwas Hintergrundwissen jedoch erscheinen die Auflagen für die nunmehr abgesagte Jännerrallye als ziemlich verbohrte Gesetzesauslegung. Nach dem Motto: Schluss damit!

Die BH Freistadt hat vermutlich nur eines im Sinn: So etwas darf nie wieder passieren - und schon gar nicht bei uns! Und damit hat man grundsätzlich auch Recht: Denn so etwas wie in St. Agatha darf tatsächlich nie wieder passieren! Niemand wird etwas anderes sagen – so eine Katastrophe ist der Alptraum für alle Beteiligten.

Der Auslöser: Das Unglück in St. Agatha

Was ist in St. Agatha passiert? Dort flog ein Auto im Zuge einer unglücklichen Verkettung von Ereignissen in eine Zuschauerzone, also ein von den Experten im Vorfeld als sicher eingestuftes Gebiet. Noch gibt es kein abgeschlossenes Gutachten, welches besagt, dass diese Zone falsch eingestuft wurde oder ob es nicht doch ein Unfallhergang war, der so niemals vorherzusehen war.

Würde zum Beispiel im Falle eines Hubschrauber-Absturzes auf bewohntes Gebiet irgendjemand auf die Idee kommen, ein generelles Hubschrauberflugverbot auszusprechen?

Trotz allem gibt es Argumente der BH, die durchaus nachvollziehbar sind. Zum Beispiel, dass der Unfall in St. Agatha bei einer Geschwindigkeit von 170 km/h passiert ist und dies Geschwindigkeiten sind, die durchaus auch bei Rallyes erreicht werden. Dieses Argument kann auch von den Rallyefans nicht einfach vom Tisch gewischt werden.

Ein Bergrennen ist keine Rallye - das stimmt. Aber der Unfall passierte eben in einem Geschwindigkeitsbereich und in einer Kurve, wie man sie vermutlich auf jeder Sonderprüfung etliche Male findet.

Schärfere Auslegung des Gesetzes

Daher wurde das Gesetz nach dem Unglück deutlich schärfer ausgelegt. Allerdings sitzen in der Bezirkshauptmannschaft Freistadt keine Motorsport-Sicherheits-Experten. Die unüberwindbaren Auflagen für den Veranstalter wurden also von Personen ohne spezielle Sachkenntnisse erstellt. Die sie aber auch für alle Fachgebiete in Sachen Sicherheit - von einer Motorsportveranstaltung bis hin zu einem Zeltfest – gar nicht haben können.

Dieser Amtsweg vorbei am Expertentum sollte für die Zukunft geändert und praxisnaher gemacht werden. Daher wäre es prinzipiell begrüßenswert, dass derlei Genehmigungen künftig von einer Kommission erteilt werden.

Jetzt ist es wichtig sicherzustellen, dass dieser Kommission tatsächlich Experten angehören. Sodass nicht ein einzelner Laie, der schlicht von der Angst und der großen Verantwortung übermannt wurde, eine solch maßgebliche Entscheidung treffen muss - schließlich geht es nicht um ein paar Motorsportfans, sondern um die Wirtschaft einer ganzen Region.

Weniger Emotionen

Bei aller Enttäuschung über die Absage der Jänner-Rallye sollte man – auch wenn es schwer ist – versuchen, die Emotionen im Zaum zu halten. Denn in Wahrheit scheitert die Jänner-Rallye ja nicht alleine an der BH Freistadt, sondern vielmehr auch an ungenügenden gesetzlichen Grundlagen. Die Beamten der BH sind ja nur jene Instanz, die das umzusetzen hat, was die Politik mit Gesetzen vorgibt.

Und wenn diese Gesetze allem Anschein nach viel zu allgemein gehalten sind – das im konkreten Fall angewandte oberösterreichische Veranstaltungssicherheitsgesetz gilt für alle Veranstaltungen, vom Fußballspiel über Volksfeste bis hin zu Motorsport-Veranstaltungen - dann wird es für die ausführenden Beamten schwer. Denn sie müssen mit ihrer Unterschrift dann den Kopf hinhalten.

Und dass man das nach einem solchen Unglück wie in St. Agatha nicht einfach tun möchte, liegt auf der Hand. Ziel muss es daher sein, dass eine Experten-Kommission dafür zuständig ist, notwendige Auflagen vorzugeben und die Veranstaltung abzunehmen. Dies würde bei einer gemeinsam getroffenen Entscheidung auch bedeuten, dass die Verantwortung von mehreren Leuten getragen wird. Hundertprozentige Sicherheit ist nun einmal nicht möglich, weder bei der Jänner-Rallye noch sonst wo.

Zusammenhalt ist gefordert - jetzt!

Für die 2010 geplanten Motorsportveranstaltungen, egal in welcher Kategorie, sollte man schleunigst eine solche Experten-Kommission finden und einsetzen, sonst droht der nächsten Veranstaltung ein ähnliches Schicksal. Und dass hier auch die oberste Motorsport-Hoheit OSK gefordert ist, das liegt auf der Hand.

Jetzt können die Herrschaften beweisen, welche Macht die Standesvertretung der Motorsportler hat. Und ob ihnen ihre Lizenznehmer tatsächlich etwas wert sind. Kritik musste die OSK vor allem in den letzten Tagen genug einstecken. Ob zurecht oder nicht, das werden die nächsten Wochen weisen.

Zudem wäre die heimische Motorsport-Gemeinde – Veranstalter, Aktive und Fans - gut beraten, sich über die Grenzen aller Motorsportarten hinweg zu einer Interessensvertretung zusammen zu schließen und gemeinsam für ihre Anliegen einzutreten. Denn wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, läuft man Gefahr, dass der gesamte heimische Motorsport verhungert…

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