
Rallye-WM: Exklusiv | 26.02.2009
Loeb vor dem sechsten Titel in Folge?
Krisentest von Ford auf Sardinien. Manfred Stohl erklärt gegenüber motorline.cc: „Nach dem Loeb-Sieg in Norwegen ist die WM bereits gelaufen!“
Michael Noir Trawniczek
Das Ford-Werksteam hat auf der Insel Sardinien einen sechstägigen Test absolviert – eine der längsten Testfahrten der letzten Jahre. Als Begründung für diese ungewöhnliche Maßnahme wurde die bevorstehende Zypern-Rallye (13. bis 15. März) genannt – denn der dritte WM-Lauf wird als Mischrallye abgehalten. Ein Tag Asphalt, zwei Tage Schotter – wobei die Piloten den ersten Tag mit Schotterreifen bestreiten müssen.
Mit Schotterreifen auf Asphalt
Mikko Hirvonen berichtete über das Fahren mit den Schotter-Pneus auf Asphalt: „Es ist nicht besonders toll, so zu fahren, aber es wird für alle eine neue Herausforderung. Ich bin gespannt, wie schnell wir alle am ersten Tag sein werden. Die Bremsen werden ziemlich belastet.“ Teamkollege Jari Matti Latvala gab zu Protokoll: „Ich habe gelernt, dass ich viel früher bremsen muss, weil man mit Schotterreifen auf Asphalt nicht so viel Grip hat und weil die Bremsen kleiner sind. Man muss auch eine sehr direkte Linie fahren und präzise sein. Die Reifen haben gut durchgehalten. Überraschenderweise konnten wir 240 Kilometer auf Asphalt fahren.“
Dass Ford gleich sechs Tage lang testete, liegt wohl auch daran, dass in der Weltmeisterschaft nach nur zwei Rallyes die Alarmglocken schrillen. Denn der Titelkandidat des Ford-Werksteams, Mikko Hirvonen, hat in Norwegen wieder einmal eine „sichere Nummer“ vergeigt. Schon im Vorjahr wurde der 28-jährige ausgerechnet bei seiner Heimrallye in Finnland von Weltmeister Loeb geschlagen. In Norwegen, auf Schnee und Eis, hätte Hirvonen einen „Pflichtsieg“ erringen müssen – wenn er auch nur den Funken einer WM-Chance bewahren hätte wollen…
Stohl sagte Hirvonen-Niederlage voraus
Für Manfred Stohl, der die WM sehr genau beobachtet, ist in Norwegen bereits die WM-Entscheidung gefallen – gegenüber motorline.cc erklärte der Wiener: „Loeb ist einfach zu stark. Ich habe bereits in einem anderen Interview prognostiziert: Loeb wird Hirvonen auch in Norwegen schlagen – und genauso ist es auch gekommen. Damit ist die WM bereits gelaufen.“
Denn in dieser Saison besteht die Rallye-WM gerade einmal aus zwölf Läufen – Hirvonen liegt nach zwei Rallyes bereits sechs Punkte zurück. Nur eine Nullnummer des schnellen Franzosen könnte das Blatt noch wenden. Doch Hirvonen gerät immer mehr unter Druck, auch er ist nicht vor Ausfällen gefeit.
Letzte Chance für den Hersteller-Titel?
Von jenem Ziel, die Hersteller-WM zu gewinnen, ist Ford derzeit auch meilenweit entfernt – das „blaue Oval“ liegt bereits zehn Punkte hinter Citroen zurück. Dabei ist die WM 2009 vielleicht die letzte Chance, sich mit einer Marken-Weltmeisterschaft zu schmücken. Schon ab 2010 soll die WM auf Super 2000-Boliden ohne Turbo wechseln – dieser Plan soll Mitte März vom FIA-Weltrat abgesegnet werden. Dann werden die in der IRC vertretenen Hersteller mit ihren S 2000-Autos in die WM zurückkehren. Ford bereitet zwar eine S 2000-Version des Ford Fiesta vor, die Konkurrenz wird dann aber weitaus größer sein.
Nicht wenige Experten sind überzeugt: Um die letzte WRC-WM doch noch zu gewinnen, müsste Ford einen Marcus Grönholm oder vielleicht auch einen Petter Solberg holen. Doch die sitzen im Subaru oder gar im veralteten Citroen Xsara…