Rallye-WM: News | 23.06.2010
Märtin & Kankkunen zurück im Cockpit
Markko Märtin bestreitet in einem Ford Focus WRC seine Heimrallye, Juha Kankkunen startet im Focus WRC in Finnland, Pirelli bleibt WRC-Ausrüster.
"Comeback" 1
Seit dem schweren Unfall in Wales 2005, bei dem sein damaliger Co-Pilot Michael Park ums Leben kam, sieht man Markko Märtin nur noch sehr selten am Steuer eines Rallyefahrzeuges. Mitte kommenden Monats ist es allerdings mal wieder soweit. Der 34-jährige Este startet mit seinem Ford Focus RS WRC, mit dem er fünf WM-Läufe gewinnen konnte, bei der Mad-Croc Rallye Estonia.Viele Fans vermuteten in der Teilnahme Märtins eventuelle Pläne für eine Rückkehr auf die WRC-Bühne. "Ich habe keine Ambitionen für eine Rückkehr in die WRC", wiegelt Märtin auf 'wrc.com' ab.
"Ich wollte mir nur nicht die Gelegenheit entgehen lassen, mein geliebtes Auto auf diesen Prüfungen zu bewegen, die ich so gern mag. Die Strecken sind ähnlich wie in Finnland, also Highspeed mit Sprüngen und Tücken. Das wird Spaß machen."
Die Mad-Croc-Rallye im Süden von Estland ist der dritte Lauf zur Landesmeisterschaft. Märtin ist als prominentes Aushängeschild der Veranstaltung herzlich willkommen. "Man kann sich natürlich kaum vorstellen, dass ein kleines Land wie Estland jemals einen WM-Lauf bekommt, aber die Prüfungen sind wirklich Weltklasse", sagt der 34-Jährige. "Sie machen hier einen tollen Job. Ich helfe wo immer ich kann."
Einer der Organisatoren der Rallye ist Urmo Aava. "Markko ist einer der Topfahrer auf der Welt und wir freuen uns sehr, dass er mal wieder in Estland fährt", so der frühere Citroën-Junior. "Ihn auf der Starterliste zu haben wird sicherlich helfen, die Rallye Estland in den Fokus zu rücken."
Märtin war nach seinem Abschied aus der WRC Entwicklungsfahrer bei Subaru, zuletzt hatte er WRC-Neueinsteiger Ken Block als Instruktor zur Seite gestanden.
"Comeback" 2
Juha Kankkunen kann es nicht lassen. Das bewies der vierfache Rallye-Weltmeister schon bei der Portugal-Rallye. Denn an der Algarve war allen Augenzeugen sofort klar:So herzhaft, wie der Finne in der historischen Klasse in seinem Ford Escort Gas gab, fährt keiner, der mit dem Rallye-Sport abgeschlossen hat und nur noch die Pension genießt. Und auch der überlegene Sieg in Portugal bewies, dass Kankkunen das Rallye-Fahren keineswegs verlernt hat.
Als die Veranstalter der Finnland-Rallye vergangene Woche ankündigten, dass Kankkunen bei ihrer Veranstaltung Ende Juli ein Comeback im World Rally Car geben wird, war die Überraschung dennoch groß.
Den einmaligen Auftritt in der "Königsklasse" wird der 51-Jährige in einem von Stobart eingesetzten Ford Focus RS WRC bestreiten, als Copilot fungiert sein legendären Partner Juha Repo. Bisher war man davon ausgegangen, dass Kankkunen wie bei der Portugal-Rallye auf Colin McRaes langjährigen Beifahrer Nick Grist setzen wird.
Kankkunen erliegt der Faszination der Word Rally Cars
Doch Kankkunen entschied sich für Repo, der ein Jahr älter ist und mit dem er von 1997 bis zu seinem Rücktritt 2002 zusammenarbeitete. Doch auch nach dem Abschied von der WM-Bühne ließ das Rallye-Virus Juha Kankkunen nie los, die 60. Ausgabe der Kult-Rallye war für den dreifachen Finnland-Sieger der perfekte Anlass für ein Blitz-Comeback: "Es wird großartig, wieder zu fahren, speziell bei der Jubiläums-Rallye", freut sich die Legende.
Doch das Jubiläum ist nicht der einzige Grund für die Rückkehr, wie er bestätigt. "Die World Rally Cars verschwinden mit Ende der Saison, also ist das eine fantastische Gelegenheit, noch einmal eines zu fahren. Ich habe zwar wenig Zeit in Autos dieser neuen Generation verbracht, doch man verwendet noch immer ein Rad, um zwei zu drehen", gibt sich Kankkunen humorvoll.
Top Ten als Ziel
Trotz aller Lockerheit schläft der Ehrgeiz nicht. Kankkunen möchte bei der einstigen 1000-Seen-Rallye, die für ihre enorme Geschwindigkeit und die weiten Sprünge bekannt ist, in die Top-Ten fahren "und mit Kimi Räikkönen kämpfen".
Dass dieses große Vorhaben realistisch ist, glaubt Copilot Juha Repo, der weiß, dass Kankkunen dem Sport auch nach dem Rückzug eng verbunden war: "Wenn man sich alle erfolgreichen Fahrer der 1980er Jahre ansieht, dann ist Juha heute in der besten Form. Er hat regelmäßig an Einladungsveranstaltungen teilgenommen und behielt auch durch seine Driving Academy den Kontakt."
Auch Repo, der 2003 in Finnland mit Ex-Weltmeister Ari Vatanen seinen letzten Einsatz auf der WM-Bühne bestritt, hat für die Finnland-Rallye 2010 große Ziele: "Ari wurde Elfter, als er hier 2003 fuhr, also müssen wir besser sein." Das ehemalige Erfolgsduo Kankkunen/Repo hat zumindest gute Erinnerung: 1999 triumphierten sie gemeinsam in einem Subaru Impreza WRC.
Pirelli bleibt WRC-Ausrüster
Der FIA-Weltrat hat bei seiner Sitzung am Mittwoch in Genf zwar für die Rallye-Weltmeisterschaft wichtige Entscheidungen getroffen, große Überraschungen blieben dabei jedoch aus. Pirelli wird der WRC auch 2011 als Reifenlieferant erhalten bleiben.Die Italiener, die ab dem kommenden Jahr Alleinausrüster der Formel 1 sein werden, könnten allerdings auf Konkurrenz stoßen. Der FIA-Weltrat beschloss, dass das Reifenmonopol endet.
Damit öffnet der Motorsport-Weltverband die Türen für potenzielle Neueinsteiger. Eine Ausschreibung für die Belieferung der WRC mit Reifen in den drei Jahren von 2011 bis 2013 verlief zuletzt enttäuschend.
Kein einziger Konkurrent zeigte Interesse am Einstieg, daher trat ein Notfallplan in Kraft: Pirelli hat erst einmal nur einen Einjahres-Vertrag, was danach kommt, ist derzeit ungewiss. In der JRWC bleibt es beim Alleinausrüster Pirelli.
Der in Teilen umstrittene Rallyekalender 2011 blieb vom FIA-Weltrat unangetastet. Man sprach sich nachhaltig für die Austragung von 13 Läufen aus, um "dem Rallyesport weltweit eine Entwicklung zu ermöglichen", wie es in einem Statement der FIA heißt.
Der Automobilweltverband tritt gleichzeitig auf die Kostenbremse. Mitte Juli sollen einige Vorschläge zum Sparen präsentiert werden. Schon jetzt ist klar, dass man auf regionaler Ebene S2000-Autos auf die neuen 1,6-Liter-Turbos umrüsten darf.
Ebenso erfolglos wie bei der Suche nach einem neuen Reifenlieferanten war die FIA mit ihrem Plan, ab 2011 einheitliche Schaltwippen zu installieren. Auf die entsprechende Ausschreibung gab es laut FIA zwar Resonanz, allerdings erfüllten die Angebote nicht die technischen Vorgaben des Automobilweltverbandes.
Konsquenz: Man stellte das Thema nun hintenan. Ab sofort wird nicht nur der Fahrername auf der hinteren Seitenscheibe zu lesen sein, sondern auch die Name des jeweiligen Co-Piloten.