Rallye-ÖM: Hintergrund | 07.11.2010
„Wir haben ein Imageproblem!“
Manfred Stohl ist davon überzeugt, dass der Rallyesport in Österreich zurzeit an einem Imageproblem leidet. Die Lösung: Eiserne Disziplin.
Michael Noir Trawniczek
Manfred Stohl kennt den Rallyesport wie kein anderer, er ist dank seines Vaters Rudi Stohl damit quasi aufgewachsen. Er kennt die internationalen Gepflogenheiten ebenso gut wie die nationalen.
Als WM-Vierter der Saison 2006 atmete er bereits die Luft am absoluten Gipfel dieses Sports. Heute noch ist er als Teambesitzer im Fahrerlager der IRC zu Hause – diese Serie erlebt den totalen Boom, während die österreichische Staatsmeisterschaft nach einem kurzen Aufwind am Saisonbeginn zu stagnieren droht.
Wo sieht Manfred Stohl die Ursache der Krise? Er überlegt nicht länger als eine Zehntelsekunde und sagt: „Es geht um unser Image, um unser politisches Image. Wir verstecken uns ein bisschen in unserer eigenen Welt. Wir glauben alle, wir sind so super und so gut – dabei schaffen wir es aber nicht, unseren Sport nach außen hin gut zu verkaufen.“
Stohl fragt: „Warum sind keine Politiker hier? Warum sind keine Vorstände hier? Die sind früher im Vorausauto gesessen, wo sind sie heute? Und man kann nicht ihnen den Vorwurf machen – den Vorwurf müssen wir uns selber machen! Diese Leute können heute nicht herkommen – weil hier drei Tage wie von Sinnen trainiert wird und die Hälfte der Anrainer ist bereits heiß auf die Rallye.“
Dass es auch anders geht, hat in den Augen von Stohl die Schneebergland-Rallye gezeigt: „Das war ein gutes Beispiel, ich denke, dass es alle eingehalten haben – zweimal über die Prüfung drüber fahren, keiner hat sich vorher hin getraut, bis auf die Asphaltprüfungen. Aber auf die Schotterprüfungen hat sich keiner vorher gewagt. Warum kann man es nicht überall so durchziehen?“
Für Stohl ist klar: „Es muss mehr Disziplin herrschen, damit die Gegner dieses Sports weniger werden. Es wird natürlich immer Leute geben, die diesen Sport nicht mögen – aber wir können unser Image verbessern, indem wir unser Training eingrenzen, indem wir Speedkontrollen machen.“
Noch einmal sagt Stohl: „Das Problem unseres Sports ist das Image – ein Vorstand darf gar nicht herkommen, weil sonst hat er bei der nächsten Vorstandssitzung das Problem, dass man ihm sagt: ‚Du bist so ein schlechter Mensch, weil du warst auf einer Motorsportveranstaltung!’ Du lachst – es ist wirklich so! Obwohl alle gern herkommen würden!“
„Man denkt heute: ‚Motorsport ist schlecht!’ Nur wenn sich dann der Vorstandsdirektor einen Q7 kauft und wenn er dann von Wien nach Salzburg fährt mehr Abgase verbläst als ich mit meinem Auto in der gesamten Meisterschaft – dann ist es genau das, was wir nicht verkaufen können. Sie sagen, dass wir die schlechten Umweltverschmutzer sind und im Gegenzug fahren sie aber mit den dicken Mercedes-Benz und Audi durch die Gegend.“
Lesen Sie demnächst: Wege aus der Krise – Andi Aigner