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Vom „Paydriver“ zum (beinahe-)“paid driver”

Mit 17 das WM-Debüt. Reicher Vater, viele Abflüge – Andreas Mikkelsen galt als Crashpilot und Paydriver, doch nun soll er für Skoda GB den IRC-Titel holen…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: FIA-Academy, Photo4

Andreas Mikkelsen ist erst 21 Jahre alt – doch den Rallyefans ist der Norweger bereits seit einigen Jahren ein Begriff…

Die Rallyekarriere von Mikkelsen ist recht ungewöhnlich: Mit 16 Jahren beendet er seine Laufbahn als Skirennläufer und absolviert ein Fahrtraining.

Im Jahr darauf bestreitet Mikkelsen einige Rallyes in England – am Jahresende debütiert er mit gerade einmal 17 Jahren in der Rallye-Weltmeisterschaft.

Dass eine solche „Blitzkarriere“ möglich war, liegt mit Sicherheit daran, dass der Herr Papa, der Industrielle Steinar Mikkelsen an keinerlei finanzielle Grenzen gebunden war.

Der Sohnemann musste sich keine Sorgen machen, wenn er wieder einmal den Boliden von der Strecke warf – mit der Zeit handelte sich Mikkelsen den Ruf eines Autos vernichtenden Bezahlfahrers ein.

Zuletzt setzte der Herr Papa Grenzen. Für 2009 beispielsweise lautete die Devise des Vaters: „Wenn wir drei Millionen brauchen, sollte Andreas für ein Drittel selbst sorgen, den Rest lege ich schon dazu.“

2010 soll Andreas gar nur mehr eine Million vom Vater erhalten haben – so fuhr er nur noch vereinzelte Rallyes. Doch offenbar wuchs beim Junior neben dem stets vorhandenen Grundspeed auch das Verantwortungsgefühl, die Performance des Youngsters wurde stabiler…

So fand man Andreas Mikkelsen im Vorjahr sowohl in der SWRC als auch in der IRC auf dem Podium wieder. Bei der abschließenden Wales-Rallye gewann er im Skoda Fabia S2000 von Skoda Großbritannien die SWRC-Wertung.

So mutierte Andreas Mikkelsen quasi vom „Paydriver“ zum „paid driver“ – beinahe zumindest. Denn: Zum ersten Mal in seiner Karriere muss er nichts für seine Rallyeeinsätze bezahlen. 2011 soll er für Skoda Großbritannien den IRC-Titel einfahren.

Ein Erfolgserlebnis wurde die Teilnahme am Shootout für die neue FIA-Akademie – Mikkelsen konnte sich qualifizieren und wird heuer bei verschiedenen Workshops mit dem zweimaligen Sieger der 24 Stunden von Le Mans, Alex Wurz und dem früheren Beifahrer Robert Reid, der mit Richard Burns im Jahr 2001 Rallye-Weltmeister wurde, zwei prominente und erfahrene Berater zur Seite haben.

Im Rahmen des Shootouts auf dem Melker Wachauring stellte sich Andreas Mikkelsen einem kurzen Interview mit motorline.cc.

Andreas, du hast bereits seit einigen Jahren Rallyes in der Weltmeisterschaft absolviert – trotzdem hast du an dem Shootout für die FIA-Akademie teilgenommen. Wie ist es dazu gekommen?

Als ich das erste Mal von der Akademie gehört habe, dachte ich sofort, dass es gut ist, sich zu bewerben. Ich habe dann gleich mit der norwegischen Sportkommission Kontakt aufgenommen und sie waren sehr positiv zu diesem Thema eingestellt. So haben wir entschieden, dass ich eine Bewerbung einreiche und wurde ausgewählt.

Es geht hier auch sehr viel um die Verkehrssicherheit und nicht so viel um das Fahren an sich. In der Akademie geht es um die gesamte Einstellung eines Motorsportlers – dazu gehört das physische Training und auch das Training deines Geistes. Dazu noch ein Sicherheitstraining und ein Fahrtraining. Es ist also alles dabei – und ich hoffe, dass ich einige Punkte finde, wo ich mich verbessern kann.

Wie sieht dein Plan für die Saison 2011 aus?

Ich absolviere mit Skoda Großbritannien die gesamte Intercontinental Rallye Challenge, meine Saison ist daraufhin ausgelegt. Aber es wird auch einige Testfahrten geben und ich hoffe, dass wir auch zusätzliche Rallyes als Test für die IRC bestreiten werden.

Du bist mit 21 Jahren noch ziemlich jung – wann hast du mit dem Motorsport begonnen?

Ich bin mit 16 Jahren zum ersten Mal mit einem Rallyeauto gefahren.

Hast du davor Kartsport betrieben?

Nein, ich war ein Skirennläufer und habe die Junioren-Weltmeisterschaft absolviert. Aber meine Knie waren zu schwach dafür, daher musste ich meine Karriere als Skifahrer beenden.

Du hast schon sehr früh WM-Rallyes bestritten.

Ja, bei meiner ersten WM-Rallye war ich gerade einmal 17 Jahre alt, damals habe ich die Rallye in Wales bestritten.

Welches Ziel hast du dir für die kommende Saison gesteckt?

Wir wollen versuchen, die IRC-Meisterschaft zu gewinnen. Auch wenn wir bei der Rallye Monte Carlo keinen guten Start erwischt haben. Aber es kommen ja noch einige Rallyes und ich hoffe, dass wir den anderen Piloten einen guten Kampf liefern und am Ende den Titelgewinn feiern können.

Handelt es sich bei dem Projekt mit Skoda Großbritannien um einen richtigen Werkseinsatz?

Ja, die Autos kommen direkt von Skoda Motorsport. Es ist nicht so wie im Vorjahr, als sie kein Werksauto hatten. Aber es gibt keinen großen Unterschied zwischen dem Werksauto und dem privaten Auto, das sind wirklich nur geringe Unterschiede. Aber heuer kommen die Autos eben direkt von Skoda Motorsport.

Erhältst du als Werksfahrer eine Gage?

Ich muss nichts dafür bezahlen.

Zum ersten Mal in deiner Karriere?

Ja. Ich musste bislang immer zahlen, zahlen, zahlen. Auch im vorigen Jahr noch. Aber in diesem Jahr nicht mehr…

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