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ERC/ORM: Jännerrallye 2013 Niki Glisic, BMW, RallyLegend, San Marino

Glisic über die Jänner-Rallye (Teil 3)

Im dritten Teil seines Interviews spricht Niki Glisic u.a. über die Stärken und Schwächen der Jänner-Rallye und des Sports in Österreich.

Fotos: Uroš Modlic, Daniel Fessl, Martin Trdla, privat

Auch bei der Jänner-Rallye waren heuer weniger Starter, besonders auffallend in der Gruppe H und bei den Historischen. Kannst du daraus etwas ableiten?

Natürlich waren auch bei der Jänner-Rallye 2013 weniger Starter als in den Vorjahren, die Gründe dafür sind aber vielseitig. Nur ganz kurz zu ein paar Stammfahrern: Karl Raab im BMW 2002ti hatte Grippe, Manfred Hinterreiters Mercedes ist gerade in Einzelteile zerlegt, Babypausen, Rallyeauto gerade nicht einsatzfähig, weil kaltverformt, und so weiter. Andere Fahrer blieben jedoch auch aus finanziellen Gründen fern, und das mitunter auch den Rest der Saison. Wer's nicht glauben kann, soll bitte selbst mal versuchen, heutzutage noch halbwegs Sponsorengelder aufzutreiben, egal für welche Rallye. Ich sag nur Winter, Wittmann, Aigner. Da geht's den kleineren Teams nicht besser als den Größeren, und folglich in Bezug auf die Starterfelder der Jänner-Rallye auch nicht besser als anderen Veranstaltungen.

Liegt das Fernbleiben mancher Teams vielleicht auch an der Höhe des Nenngeldes der Jänner-Rallye?

Nein, das glaube ich nicht, schon gar nicht bei den nationalen Startern. Trotz des bereits erwähnten umfangreichen Leistungsangebotes der Jänner-Rallye fördert der Rallye Club Mühlviertel die nationalen Starter sogar mit ermäßigten Nenngeldern, auch das ist keine Selbstverständlichkeit. In der ÖM 2013 beträgt das Nenngeld 750 Euro für eine Veranstaltung. Ein nationaler Jänner-Rallye-Start kostet 650 Euro, das sind, nicht nur für schnelle Kopfrechner, um 100 Euro weniger. Das ist eine nette Förderung, welche wir Fahrer natürlich gerne entgegennehmen. Insgesamt gesehen macht das aber das Kraut natürlich auch nicht fett, aber es ist zumindest ein wahres Entgegenkommen und nicht der ÖM-2013-Nenngeldschmäh. Die EM-Starter hatten übrigens auch Grund zur Freude. Mit einem Nenngeld in Höhe von 900 Euro zahlten sie genau die Hälfte von jenem Betrag, welchen sie bei einem anderen EM-Lauf gezahlt hätten.

Helmut Schöpf befürchtet, dass speziell die kleinen Teams unter dem EM-Status der Jänner-Rallye leiden könnten. Viele dieser Teams stammen auch aus deiner Region, leidet ihr wirklich am EM-Status der Jänner-Rallye?

Es gibt bei uns im Mühlviertel auch einige regionale Rallye-Teams, welche noch nie zur Jänner-Rallye angetreten sind. Trotzdem dürften aber auch diese von der Veranstaltung profitieren. Durch die Jänner-Rallye ist dieser Sport in unserer Region nicht nur zu einem Begriff geworden. Nur ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung: Wenn ein Rallyefahrer, Co-Pilot oder Servicemechaniker bei seinem Chef um Urlaubstage für, zum Beispiel, eine ebenfalls wunderschöne Leiben- oder Althofen-Rallye ansucht, dann hat der Chef höchstwahrscheinlich bereits einen Begriff bzw. eine Vorstellung von diesem Sport und dem damit wohl verbundenen Aufwand. Das aber vermutlich nicht aufgrund eines ARC-Laufes in Niederösterreich oder Kärnten. Ähnliches gilt dann natürlich auch für die eigenen Sponsoringbemühungen der einzelnen Teams. Gäbe es bei uns keine Jänner-Rallye, dann wäre es für unsere regionalen Teams sehr schwierig, uns trotzdem halbwegs vermarkten zu können. Auch wenn's für manche Teams nur um ein paar Euro vom Stammwirtshaus geht, leichter tut man sich auf jeden Fall, wenn dem Sponsor der Sport bekannt ist und dieser vielleicht sogar seit seiner Kindheit selbst bei der Jänner-Rallye zuschauen geht. Soviel als Beispiel, indirekt profitieren also auch die kleinen Teams von der Jänner-Rallye, egal, ob sie dort fahren oder nicht.

Ich kenne keine genauen Zahlen, aber so viele lokale Rallyeteams wie im Mühlviertel gibt's in Österreich wahrscheinlich sonst nirgendswo, das sucht wirklich seinesgleichen. Deshalb kann also der Einfluss der Jänner-Rallye auf uns lokalen Teams gar nicht so schlecht sein, und das gilt auch noch heute unter dem EM-Mantel. Ohne Basissport gibt's keinen Spitzensport, und ohne Spitzensport keinen Basissport - so einfach ist das. Und das haben auch die Veranstalter der Jänner-Rallye begriffen, deshalb wird man auch in Zukunft um die lokalen Starter bemüht sein. Auch die Actionzonen-Betreiber profitieren von den sogenannten "local heros", denn gerade Teams mit höheren Startnummern ermöglichen es z.B. den Freiwilligen Feuerwehren, speziell auch die heimischen Zuseher länger an den Strecken und somit an den Verkaufsständen zu halten. Der Kreis schließt sich also wieder.

Und was hältst du von der medialen "Verschweigung" von Simon Wagner bzw. von der Tatsache, dass in den offiziellen Pressemitteilungen die nationalen Sieger nicht erwähnt wurden?

Ich will den Simon Wagner keinesfalls belehren oder sogar kritisieren, aber in manchen Bereichen muss er eben einfach noch ein bisschen etwas dazulernen. Normalerweise sagt man ja bei den jungen Leuten, dass sie weniger fernsehen sollten. Dem Simon würde ich aber als guten Ratschlag genau das Gegenteil empfehlen, nämlich mehr Eurosport zu schauen. Überall in der EM sind die Rahmenbedingungen gleich, egal, ob in Irland, Frankreich, Portugal, Tschechien oder sonstwo. Eurosport und die FIA haben Spielregeln, welche in allen Ländern durchgezogen werden müssen, was mitunter auch die Gliederung der Startfelder bzw. der Zeitenlisten betrifft. Auch ich hätte dem Simon gerne seinen Ruhm vergönnt, seine Leistung an diesem Wochenende war ja durchaus beachtlich.

David Glachs und Martin Fischerlehner, so fair muss man sein, waren in dieser Hinsicht aber trotzdem noch besser vorbereitet. Die beiden wussten von Anfang an, dass sie bei einem EM-Lauf für ihre Ambitionen mit einem Gruppe-H-Auto nicht wirklich einen Auftrag hätten. Beide Fahrer haben sich vor der Veranstaltung ausführlich mit der Materie rund um einen EM-Lauf beschäftigt, so wie es Profis machen. Unter anderem deshalb haben beide auch aufgerüstet, um in der EM überhaupt mitspielen zu können. Dafür haben beide zwar höhere Budgets inklusive höherer Nenngelder aufstellen müssen, aber auch das waren ihre eigenen Entscheidungen und letztendlich auch Fähigkeiten.

Ich bin mir aber sicher, dass wir zukünftig noch mehr von Simon hören werden, sofern er neben guten SP-Zeiten auch über ähnliche Talente wie seine Kollegen verfügt, nämlich Budgets zu realisieren und sich mit spezifischen Materien vor Veranstaltungen auseinanderzusetzen. Wenn jemand lediglich zum Spaß im Feld oder in seiner Klasse vorne mitfahren will, dann sollte ein Gruppe-H-Evo ausreichend sein. Will man aber ganz vorne mit Kopecký, Bouffier und Delecour mitmischen, so wie es Simon anscheinend vorhatte und in Sachen Talent eventuell auch könnte, muss man bei einem EM-Lauf auch zu den gleichen Mitteln greifen wie seine Kollegen.

Dass die nationalen Sieger, darunter auch wir mit unserem M3 als erste in der "Mickey-Mouse-Klasse" 12-1, nicht in den offiziellen Presseaussendungen der Veranstaltung erwähnt wurden, war leider schon im Vorhinein abzusehen. Diese Umstände liegen auch nicht direkt in der Verantwortung des Veranstalters, des Pressedienstes oder der FIA selbst, sondern sind auf die vertraglichen Rahmenbedingungen von Eurosport zurückzuführen. Eurosport schreibt allen Veranstaltern vor, dass von offizieller Seite aus nur über das EM-Feld berichtet werden darf. Diese Vorschrift wird auch von einem permanent anwesenden Eurosport-Mitarbeiter vor Ort und Stelle kontrolliert und überwacht.

Den EM-Veranstaltern wird also verboten, offiziell über die nationalen Teilnehmer zu berichten. Dieser Punkt ist meiner Meinung nach völlig inakzeptabel, hier sollte, wenn möglich, für 2014 eine praktikable Lösung gefunden werden. Eine Möglichkeit wäre eventuell, dass man die nationale Berichterstattung hinsichtlich der Jänner-Rallye auf einen außenstehenden Dritten überträgt. Prinzipiell sollte es ja egal sein, ob die Vorschauen und Berichte von Armin Holenia direkt vom Veranstalter oder indirekt von jemandem anderen an z.B. motorline.cc gesendet werden. Wie man dieses Problem jedoch tatsächlich lösen wird, ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Was hast du selbst für die Saison 2013 geplant?

Vieles, das aber leider fast ausschließlich auf der Hebebühne, denn heuer wird unser E30 M3 komplett revidiert. Motor, Getriebe, Differentiale etc. werden komplett überholt, und auch die Karosserie wird innen und außen neu lackiert. Zur Rallylegend 2013 in San Marino soll bzw. muss dann aber alles wieder fertig sein, denn die italienischen Rallyefans und auch die Veranstalter haben uns ganz klar zu verstehen gegeben, dass man uns auch künftig sehr gerne wiedersehen möchte.

 Niki Glisic, BMW, Jänner-Rallye 2012

Du bist des Öfteren bei Veranstaltungen im Ausland im Einsatz, warum fährst du nicht mehr Rallyes in Österreich?

Ich fahre auch im Ausland nicht viele Rallyes, lediglich ausgesuchte Veranstaltungen. Wie schon erwähnt bin ich der Meinung, dass es für unsere Zwecke nicht wichtig ist, wieviele Rallyes wir fahren, sondern nur welche. Um das zu verstehen, muss man aber auch meine ursprünglichen Beweggründe kennen, warum ich eigentlich in den Rallyesport eingestiegen bin. Das Autofahren hatte mir schon immer Spaß gemacht, aber der ausschlaggebende Punkt war für mich, dass ich beweisen und zeigen wollte, dass man auch mit nur einem Hax'n beziehungsweise als Körperbehinderter ordentlich Autofahren kann. Und ohne bitte die großartigen Leistungen zahlreicher Behindertensportler schmälern zu wollen: einen Behindertensport im klassischen Sinne auszuüben, kam für mich nie wirklich in Frage, ich wollte einfach mit den "Gesunden" mitmischen. Soviel zu meinen Anfängen.

Nach ein paar wirklich wunderschönen und erlebnisreichen Jahren im österreichischem Rallyesport, sowohl in der ÖM als auch in der ARC, bekam ich dann aber auch Lust, meine "Message" weiter über die Grenzen Österreichs hinauszutragen. Um so viele Leute wie möglich erreichen zu können, suchte ich nach den für mich bestgeeigneten Veranstaltungen. Die Hauptaugenmerke waren für mich dabei immer die Anzahl der Zuseher, Fotografen, Videofilmer und generell die Stimmung entlang den Sonderprüfungen. Fündig, und aufgrund der Reaktionen auf unseren Fahrstil reichlich belohnt, wurden wir dann bei Top- und Prestigeveranstaltungen wie der Barum-Rallye, dem Prager Rallysprint und letztens auch bei der Rallylegend in San Marino.

Bei solchen außergewöhnlichen und interessanten Veranstaltungen trifft man natürlich auch auf außergewöhnliche und interessante Leute, wodurch sich dann, oft vollkommend überraschend, weitere Wege auftun. Wenn man da mal "drinnen" ist, dann ist auf einmal vieles möglich. Die schrägsten Veranstaltungen ziehen wohl auch die wortwörtlich schrägsten Vögel an, ansonsten könnte ich mir auch nicht erklären, warum ich bei unseren Auslandseinsätzen immer wieder auf z.B. Paolo Diana, Andrea De Luna, Josef Beres junior und senior und auch Christof Klausner treffe. Uns macht's dann auch wirklich Spaß, uns gegenseitig anzuspornen, da ist dann immer einer depperter als der andere, was dann folglich auch den Zusehern zugute kommt und gefällt. Abgesehen davon sind wir im Ausland oft auch von Nenngeldern befreit. Unterkünfte, Benzin und sonstige Kosten wurden uns in der Vergangenheit auch schon abgenommen. Als Gegenleistung wollen die Veranstalter dann aber ganz klar, wie von uns vorher u.a. durch YouTube erwartet, ein bisschen mehr Show sehen - auch das ließ sich bis jetzt noch immer erfolgreich realisieren.

Dass ich in Österreich derzeit nur bei der Jänner-Rallye antrete, hat also seine soeben genannten Gründe. Das hat also wirklich nichts damit zu tun, dass es uns in Österreich nicht gefallen würde, ganz im Gegenteil. "Erst wenn man mal im Ausland war, weiß man, wie schön es bei uns in Österreich ist" - eine Weisheit, welche auch im Rallyesport gilt. Ich durfte bei unseren Auslandseinsätzen feststellen, dass dort stets mit großer Achtung vom österreichischen Rallyesport gesprochen wurde. Die Tschechen sind uns zum Beispiel jeden Meter Schotter neidisch, so etwas gibt's dort kaum noch. Unbezahlbare Schätze des österreichischen Rallyesports sind auch unsere wunderschönen Landschaften und selektiven Streckenführungen. Man muss schon lange suchen, und dann wohl weit fahren, um so schöne Sonderprüfungen, wie diese z.B. die Lavanttal-, Schneebergland-, Weiz- oder Arbö-Rallye zu bieten haben, findet. Kurvenorgien durch Landschaften, welche in dieser Art auch in Sisi-Filmen zu sehen sein könnten, sind echte Besonderheiten, auf welche wir Österreicher wirklich stolz sein dürfen. Diesen Alleinstellungsfaktor sollten meiner Meinung auch die ÖM und ARC in Bezug auf potentielle ausländische Fahrer stärker nutzen.

Worin oder in wem siehst du die aktuellen Lichtblicke des österreichischen Rallyesports?

Wie schon erwähnt haben wir viele schöne Rallyes in Österreich. Manche mit einem gewissen Verbesserungspotential und manche sogar mit noch etwas mehr. Zu verbessern gibt's prinzipiell immer und überall etwas, das ist halt so. Jede Veranstaltung ist auch auf ihre Art und Weise einzigartig, und das soll auch so sein. Besonders positiv sind mir in letzter Zeit aber Veranstaltungen wie z.B. die Schneebergland- und Weiz-Rallye aufgefallen. Ein ganz großes Plus erhält von mir z.B. Gerwald Grössing als Hausherr und Gastgeber der Rallye, solch ein Engagement sucht heutzutage wirklich seinesgleichen. Da bleibt einem nur mehr zu wünschen übrig, dass sich deren Starterfelder hoffentlich bald mit robusten Fahrzeugen füllen werden. Die Sonderprüfungen der Schneebergland-Rallye sind, nebenbei erwähnt, keinesfalls zu hart, lediglich manche Autos sind dafür zu schwach bzw. zu seriennah aufgebaut. Mario Klammer und sein Veranstaltungsteam der Weiz-Rallye sind mir ebenfalls ganz positiv aufgefallen - wirklich beachtlich, was man da innerhalb kürzester Zeit auf die Beine stellen konnte. Speziell auch die hohe Anzahl der lokalen Teams spricht Bände für die Veranstaltung, das sagt auch für mich einiges aus. Natürlich gibt's auch noch viele weitere Lichtblicke in Österreich, die soeben erwähnten heben sich aus meiner persönlichen Sicht aber derzeit besonders positiv ab.

Und jetzt auch mal von einer ganz anderen Seite betrachtet, aber wahrscheinlich auch von einer der wichtigsten: die privaten Medien, wahre Triebfedern des Rallyesports, deren Arbeit bzw. deren Auswirkung auf den Sport oft unterschätzt wird. Alle auf einmal kann ich nicht nennen, aber auffallend sehr gute Videos kamen in letzter Zeit immer öfter von Enthusiasten wie z.B. Georg Höfer vom MSC Rosenau und z.B. auch Patrick und Bernd Butschell von BMP. Ihre hochprofessionellen und spektakulären Videos auf YouTube weisen teilweise sogar mehr Views auf als der ORF Einschaltquoten. Der ORF braucht mehrere Tage bzw. sogar Wochen Zeit, um von einer Veranstaltung zu berichten. Als ich z.B. heuer bei der Jänner-Rallye nach den ersten drei Sonderprüfung zurück ins Service kam, gab ich unseren Mechanikern gleich Entwarnung: "Nix beschädigt, alles okay." Meine Mechaniker hielten mir als Antwort dann ein iPad mit einem YouTube-Video unter die Nase und antworteten: "Wir haben bereits Videos von dir gesehen - erzähl' uns nix, bei dieser Fahrweise, ständig mit einem Rad in der Luft und einem im Graben, glauben wir dir das nicht!" Heutzutage ist auch schon jeder mit einem Smartphone oder ähnlichem ausgerüstet, da verbleiben nur noch wenige Meter undokumentiert. Soviel also bitte auch zur Aktualität, Kraft und Macht der weltweit größten Datenbank und deren User. Wenn das nichts verändert hat, was sonst?

Hat die Jänner-Rallye auch so etwas wie eine Achillesferse bzw. sonstige Schwachstellen?

Ja, klar hat sie diese. Das soll jetzt bitte nicht falsch verstanden werden, aber bei der Jänner-Rallye ist die Achillesferse das Veranstaltungsteam selbst. Prinzipiell werden solche großen Veranstaltungen fast ausschließlich nur mehr von Firmen ausgetragen, welche das ganze Jahr mit nichts anderem beschäftigt sind als diese zu organisieren. Beim Rallye Club Mühlviertel macht das aber, wie der Name schon verrät, ein Verein und keine Firma mit Vollzeitbeschäftigten. Bei jeder Rallyeveranstaltung sind Hunderte und Tausende von Helfern im Einsatz, so auch bei der Jänner-Rallye. Doch trotz all dieser vielen Helfern wurden die anfallenden Aufgaben und die dadurch entstehenden Belastungen für das Veranstalterteam von Jahr zu Jahr immer größer.

Man erinnere sich zurück, von der nervenaufreibenden Zwangspause im Jahr 2010 bis hin zum EM-Lauf 2013, da hat sich in kurzer Zeit enorm viel getan, und die Erfolge sind dabei auch nicht von selbst vom Himmel gefallen. Speziell die letzten drei Jahre waren sehr belastend für die Mitglieder des RCM, umso höher sind deshalb meiner Meinung nach auch deren erbrachte Leistungen einzustufen. Eines ist für mich aber klar: Um mittel- und langfristig weiterhin solche Mühen und Aufwendungen auf sich nehmen zu können bedarf es wohl einer erneuten Reorganisation des Veranstalterteams. Nach außen hin ist, wie bei allen anderen Veranstaltungen auch, hauptsächlich einer zu erkennen, nämlich der Organisationsleiter bzw. der Obmann des Vereins, in diesem Fall Ferdinand Staber.

Aber auch hinter den Kulissen hat sich in den letzten Jahren vieles weiterentwickelt. Organisationsmitglieder wie z.B. Walter Lumetzberger, Peter Schöller, Helmut Kocmann, Eric Lebreton, Johann Ahorner, Bernhard und Petra Jahn und viele mehr haben die letzten Jahre irrsinnig viel geleistet und sind dabei über sich selbst hinausgewachsen. Kein einziger von denen, und auch von vielen weiteren Helfern, wäre heute auch nur eine Sekunde lang von der Veranstaltung wegzudenken. Die Organisation und Durchführung eines EM-Laufes ist denkbar umfangreich und aufwändig, weshalb es mittlerweile wohl auch bei den Organisationsmitgliedern aus der zweiten Reihe einer weiteren Unterstützung und Entlastung bedarf, um künftig auch weiterhin die Aufgabenstellungen rund um diesen Megaevent bewältigen zu können. Ich bin mir aber sicher, dass man auch da eine Lösung finden wird.

Wie, denkst du, wird eine Jänner-Rallye 2014 aussehen?

Das kann ich noch nicht sagen, zu viele Unsicherheitsfaktoren sind bis dahin noch aus der Welt zu schaffen. Eines ist aber fix, Eurosport will unbedingt wieder nach Freistadt, und das sogar langfristig. Damit es aber eine Jänner-Rallye 2014 geben kann, müssen vorher noch ein paar Hausaufgaben gemacht werden. Ganz besonders wichtig ist, dass sich die Politik jetzt mal endgültig und langfristig zur Veranstaltung in dieser Form bekennt. Egal, ob die Stadt Freistadt mit ihren Bau- und Raumordnungsprojekten, oder bis hin zur finanziellen und tatkräftigen Unterstützung durch das Land Oberösterreich.

Es bringt den Veranstaltern rein gar nichts, wenn's immer nur allen ausdrücklich sehr gut gefällt und diese davon auch profitieren - Stichwort 4,5 Millionen Euro Umwegrentabilität in der Region. Wichtig und längst überfällig ist, dass man jetzt mal an gewissen Stellen ganz klar Farbe bekennt und festlegt, was man in Zukunft will und vor allem dafür tut! Erst dann ist eine langfristige Planungssicherheit für den RCM gegeben, um die Veranstaltung nachhaltig in die Zukunft führen zu können. Nur mal kurz zur Verdeutlichung: In Lettland und auch in anderen Ländern werden die Verhandlungen mit Eurosport jetzt nicht von den Veranstaltern geführt, sondern von den Bundesregierungen höchstpersönlich.

Die Jänner-Rallye wird mittlerweile in ganz Europa bewundert, und es wird vielerorts versucht, diese Veranstaltungen in vielen Punkten nachzuahmen. Wie auf motorline.cc im Vorfeld bereits berichtet, kamen zahlreiche Veranstalter-Delegationen aus aller Herren Länder angereist, um sich vom RCM etwas abzusehen. Glaubst du könnten da auch österreichische Veranstalter davon profitieren bzw. haben sie das auch versucht?

Vielleicht hat man das, gut möglich. Ich kenne in Österreich viele Veranstalter, die prinzipiell bemüht sind, ihre Augen permanent offenzuhalten, um auch für ihre eigene Veranstaltung dazuzulernen, um letztendlich davon profitieren zu können. Manch Veranstalter hätte aber auf alle Fälle mehr daraus machen können. Helmut Schöpf zum Beispiel hatte vor der Jänner-Rallye 2013 genügend Zeit zum Nachdenken und hatte somit mehrere Wege offen. Einer wäre zum Beispiel gewesen, seine wahre Größe als Veranstalter und Mensch zu zeigen und seine Waldviertel-Rallye oder sogar die IG-Rallye vor einem internationalen Publikum zu präsentieren. Das ist jetzt mal schnell gedacht, aber ein sehr cleverer Schachzug wäre heuer zum Beispiel gewesen das dreißigjährige Jubiläum der Jänner-Rallye für sich und den gesamten österreichischen Rallyesport zu nutzen.

Hätte zum Beispiel Helmut Schöpf den Veranstalter um ein fünfzehnminütiges Zeitfenster vor der großen Siegerehrung gebeten, um der Jänner-Rallye zum Jubiläum gratulieren zu dürfen, dann wäre das doch für alle Beteiligten eine große Geste und Sache gewesen. Da hätte der zweitgrößte Rallyeveranstalter Österreichs dem Ferdinand Staber und seinem Team medienwirksam auf der Bühne bei vollem Haus und blitzenden Kameras eine kleine Aufmerksamkeit zum 30. Jubiläum feierlich überreichen können. Abgesehen davon hätten sich die Mitglieder des Rallye Club Mühlviertel darüber auch sicherlich gefreut, und bestimmt auch die zahlreich anwesenden Rallyefans. Das war jetzt aber nur ein schnelles Beispiel von mir, aber eines ist sicher, da wäre vieles möglich gewesen. Dass es Helmut Schöpf mit seinem Interview jedoch bevorzugt hat, einen anderen und nicht so glorreichen Weg einzuschlagen, ist mittlerweile online nachzulesen und somit bekannt.

Das Interview mit Helmut Schöpf bescherte ihm viel Kopfschütteln und Kritik, da sind jetzt einige Leute wohl sauer auf ihn, bis du das auch?

Nein, absolut nicht. Vielleicht ein bisschen enttäuscht, aber wenn dann auch nur, weil man das alles wirklich anders hätte angehen können, da wäre einfach so viel mehr drin gewesen. Die Jänner-Rallye ist ja auch nicht die einzige Veranstaltung, welche schon mit Zwischenrufen aus dem Norden zurechtkommen musste. Meine Enttäuschung wird sich aber sicherlich bald wieder legen, ich bin nicht wirklich nachtragend. Ich kenne und schätze den Helmut jetzt schon seit Jahren. Wenn ich ihn nicht schätzen würde, dann hätte er mich jetzt momentan auch nicht enttäuschen können - das spricht also für seine Person. Ab und zu schießt er halt ein bisschen übers Ziel hinaus, womit auch bewiesen ist, dass wohl auch der Helmut ein echter Motorsportler ist.

Zusammenfassend muss man jedoch sagen, dass sein Interview wahrscheinlich einfach nur überflüssig und eines Mitbewerbers und Veranstalterkollegen unwürdig war. Helmut Schöpf erwartete seinen Aussagen nach von der Jänner-Rallye mehr Fingerspitzengefühl, umgekehrt wäre das für die Zukunft wohl auch dem gesamten österreichischen Rallyesport zu wünschen.

Diverse Aussagen von ihm sind Ansichtssache, manche aber auch wohl ganz einfach nur Rufschädigung. Deshalb hat für mich die Möglichkeit, gewisse Themen wieder ins rechte Licht rücken zu können, meine Hauptintention dargestellt, mich letztendlich doch noch überwinden zu können, meine Stellungnahme zum Schöpf-Interview, unter anderem auch in dieser Form, an motorline.cc zu senden. Überwinden deshalb, weil es für mich kein leichter Schritt war, mal ganz offen und konkret auch z.B. über die Probleme und Schwächen des österreichischen Rallyesports zu sprechen. Schon in der Vergangenheit hätte ich mir schon des Öfteren von manchen Protagonisten der ÖM etwas mehr Mut zur Direktheit und persönlichen Ehrlichkeit erhofft. Und was man von anderen erwartet, das sollte man auch selbst erfüllen.

Wie schon erwähnt akzeptiere ich es auch gerne, wenn man nicht ganz oder auch gar nicht meiner Meinung ist, für meine Offenheit und Ehrlichkeit möchte ich mich aber nicht rechtfertigen wollen. Dass es mehrere schöne Rallyes in Österreich gibt, denke ich oft genug betont zu haben, aber das Hauptthema meiner Ausführungen, nämlich die Jänner-Rallye, hat ja Helmut Schöpf durch sein Interview ganz klar vorgegeben. Als ein Lokalmatador einer Veranstaltung, so wie es unzählige in ganz Österreich gibt, kann man natürlich nicht ganz neutral erscheinen. Trotzdem habe ich versucht auf gewisse Themen so sachlich wie mir nur möglich einzugehen und diese auch mal aus anderen Blickwinkeln zu beleuchten.

Des Weiteren möchte ich mich an dieser Stelle auch bei motorline.cc und speziell bei Noir bedanken. Trotz beschränkter Personalressourcen, aufgrund der Monte-Berichterstattung und der Fertigstellung von Rally&more-Berichten, gab man mir die Möglichkeit, gewisse Sachverhalte detailiert zu erläutern. Uns war von Anfang an klar, dass dieses Interview aufgrund seiner Form kein journalistisches Meisterwerk werden konnte, jedoch wollte von uns damit auch niemand einen Pulitzerpreis gewinnen. Stattdessen ist es uns hauptsächlich darum gegangen, gewisse Themen von meiner Seite aus mal ganz klar anzusprechen und zu erläutern. Die dazugehörigen Fragen waren ohnehin großteils durch die Aussagen in Helmut Schöpfs Interview vorgegeben. Ein Interview im ursprünglichen Sinne hätte lediglich ein paar Satzstellungen, nicht aber meine Erlebnisse, Erfahrungen und somit auch Meinungen über unseren Sport geändert.

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