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ERC/ORM: Jännerrallye 2013

Simon Wagner sorgte nicht nur auf der Piste für Aufsehen…

Viel Aufregung und leider auch ein wenig „böses Blut“ rund um die zum Teil unerwähnt gebliebenen Leistungen des erst 19-jährigen Simon Wagner…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Wagner

Es war wie so oft eine unglückliche zeitliche Verkettung zweier Ereignisse: Der erst 19-jährige Simon Wagner glänzte bei der Jännerrallye am schwierigen Freitagvormittag mit Spitzenzeiten: Zum einen, weil er erstens über sehr viel Fahrkönnen verfügt und er als langjähriger Kartpilot gewöhnt ist, einen „sauberen Strich“ zu fahren - zum anderen, weil wie so oft in Freistadt, die Bedingungen laufend besser wurden. Auf SP 3 folgte der Knüller: Wagner markierte die absolute Bestzeit. Die gefährlich rutschigen Eisflächen, welche Piloten wie Kopecky, Bouffier oder Baumschlager noch zum Verhängnis hätten werden können, waren bereits aufgebrochen, so konnte Wagner mit seinem Talent punkten und mit der absoluten Bestzeit für Aufsehen sorgen…

Der verschwundene „Absolut“-Button

Zeitgleich jedoch passierte laut Auskunft von OK-Chef Ferdinand Staber folgendes: Auf der offiziellen Zeitnahme-Website wurde am Vormittag noch ein „Absolut“-Button angeboten, der die Zeiten sämtlicher Teilnehmer aufgelistet hat. Laut FIA/ERC-Reglement sowie der Ausschreibung der Jännerrallye müssen die Teilnehmer in ERC-Starter und nationale Starter streng unterteilt werden, daher gab es auch getrennte Nennlisten. Es dürfen die Zeiten der beiden Felder nicht gemeinsam im Live Timing aufscheinen – genau das ist aber mit dem „Absolut“-Button geschehen, dieser stand irrtümlich noch aus dem Vorjahr zur Verfügung, als es diese Regelung noch nicht gab. Der Rallyeleiter entdeckte laut Ferdinand Staber den Fehler ungefähr zu jener Zeit, als die zweite Sonderprüfung gefahren wurde und urgierte beim Website-Betreiber, den „Absolut“-Button zu entfernen.

So kam es zu dem unglücklichen Zustand, dass kurz nach der Wagner-Bestzeit der „Absolut“-Button entfernt wurde. Jene Menschen, die mit dem Reglement respektive der Ausschreibung nicht vertraut waren, erhielten den Eindruck, der Veranstalter wolle verhindern, dass ein "Noname" die Zeitenliste dominiert und die ERC-Stars düpiert, was jedoch nicht der Fall war. Das ERC- und das nationale Feld werden voneinander getrennt, weil im nationalen Feld jene Autos fahren, welche von ihrer Homologation nicht im ERC-Feld startberechtigt wären.

Mit dieser Regelung verhindert man, dass national homologierte Fahrzeuge wie etwa starke alte World Rally Cars, wie sie in manchen Ländern erlaubt sind, das Live Timing der ERC verzerren. Durchaus verständlich, dass die Betreiber der ERC kein Interesse daran haben, dass in einem Land plötzlich Lokalhelden mit viel stärkeren Autos die vorderen Plätze belegen und Größen wie Kopecky von der Spitze verdrängen. Zumal ein solcher Zustand auch die Vermarktung der Rennserie deutlich verkomplizieren würde…

Die Zeitstrafe wegen Toilettenbesuchs

Nach SP 6 kam das nächste Ereignis, welches für „böse Stimmen“ sorgte: Laut Reglement müssen bei einer Zeitkontrolle Fahrer, Beifahrer und Auto anwesend sein. Simon Wagner jedoch musste die Toilette aufsuchen und erhielt deshalb eine Zeitstrafe von drei Minuten. In der Presseaussendung von Simon Wagner (siehe „Bericht Wagner“ in der Navigation rechts oben) heißt es fälschlicherweise: „Zwei Stewards hatten das beobachtet, und flugs war er seine überlegene Gruppe H-Führung los…“

Dietmar Hinteregger, der Vorsitzende des OSK-Rallyekollegiums, erklärte dazu gegenüber motorline.cc, die erwähnte Passage „entbehrt jedem Wahrheitsgehalt, da sich keiner der drei Stewards (=Sportkommissare) zu diesem Zeitpunkt vor Ort befunden hat!“ Laut Auskunft von Ferdinand Staber wurde der Regelverstoß von den Marshalls der Zeitkontrolle der Rallyeleitung mitgeteilt, welche die Strafe letztendlich verhängt hat. Hinteregger fügte in seinem Schreiben hinzu: „Ohne die guten Leistungen von Herrn Wagner schmälern zu wollen, glaube ich nicht, dass unrichtige Angaben für seine ‚Rallyezukunft‘ dienlich und förderlich sind!“

Die Medienschelte

Für weiteren Aufruhr sorgte schließlich noch Fritz Waldherr, der in seiner Funktion als Fahrervertreter beim Veranstalter, bei der OSK und schließlich auch bei motorline.cc anrief, um sich darüber zu beschweren, dass „die Medien nicht über die Erfolge von Simon Wagner berichten“ würden.

Tatsächlich wurde in den offiziellen Presseaussendungen der Jännerrallye Simon Wagner mit keinem Wort erwähnt, auch nicht nach dessen Bestzeit auf SP 3. Der verantwortliche Sportpressedienst erklärte dazu: „Wir mussten diese Rallye in erster Linie als ERC-Lauf vermarkten, wir haben uns daher auf das internationale Geschehen konzentriert. Aber auch uns sind die Leistungen des Simon Wagner aufgefallen, immerhin haben wir den Kontakt zwischen Friedrich Wagner und der größten österreichischen Tageszeitung hergestellt.“ Da sich jedoch sehr viele Medien an den offiziellen Aussendungen orientieren und zudem Wagner ab Freitagmittag nur noch über den „ÖM“-Button im Live Timing auftauchte, kam es dazu, dass der Erfolg von Wagner in den „Massenmedien“ zunächst zum Teil unerwähnt blieb.

Was motorline.cc anbelangt, wurde die Bestzeit sehr wohl erwähnt, siehe “Nach SP 3” in der Navigation rechts oben, siehe den Schlussbericht („Endbericht“ in der Navigation rechts oben). Da motorline.cc auch vor Ort Interviews führt und die Stimmen der Piloten im Regrouping einholt, muss auch motorline.cc bei manchen Zwischenberichten aus zeitlichen Gründen auf die offiziellen Presseaussendungen zurückgreifen, wie das beim Bericht „Nach SP 6“ der Fall war, in dem Wagner nicht vorkommt. In den selbstverständlich immer selbst verfassten Tagesberichten wurde Wagner stets erwähnt, wenngleich auch motorline.cc bei einem ERC-Lauf die internationalen Piloten im Fokus haben muss.

Alles wird gut

Alles in allem sehr viel Aufregung und leider auch „böses Blut“ rund um eine tadellose Leistung eines echten, nämlich wirklich jungen Nachwuchspiloten. Das Argument von Vater Friedrich Wagner („Dass beide Fahrer bei der Zeitkontrolle anwesend sein müssen, konnten die Buben nicht wissen“) zählt freilich wenig, da jeder Teilnehmer sich verpflichtet, das Reglement zu lesen…

Ansonsten jedoch ist Friedrich Wagner bereits wieder positiv gestimmt, denn auch die sogenannten „Massenmedien“ haben unterdessen die Leistung des jungen Mauthausners anerkannt, sodass der Vater optimistisch in die Zukunft blickt: “Wir sind jetzt eigentlich sehr zufrieden mit dem Medienecho und wir hoffen sehr, dass Simon heuer weitere ÖM-Rallyes bestreiten kann. Er hat zwar auch ein Rundstreckenprogramm, doch sein Herz gehört dem Rallyesport. Dort soll er ruhig mit älteren Autos weiterfahren und sich seine Sporen verdienen – so bleibt das Budget in einem überschaubaren Bereich, wir haben relativ geringe Kosten pro Rallye und sind daher frohen Mutes, dass wir Sponsoren finden werden.“

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