
Rallye: News | 12.07.2013
Die Rallye-Reglements für 2014
Die OSK hat die Rallye-Reglements für 2014 veröffentlicht. Markante Neuerungen: RGT-National, Powerstage und Junioren-Staatsmeistertitel.
Michael Hintermayer & Michael Noir Trawniczek
Foto: Daniel Fessl/www.motorline.cc
Die Oberste Nationale Sportkommission (OSK) hat die Rallye-Reglements für 2014 veröffentlicht – der erste Blick zeigt drei markante Neuerungen, sie betreffen im Wesentlichen eine mögliche nationale Homologation für RGT-Fahrzeuge, das Abhalten einer Powerstage nach WRC-Manier und die Einführung eines Junioren-Staatsmeistertitels.
RGT-National
Seit einigen Jahren gibt es im Rallyesport den Gedanken, Fahrzeuge der Klasse GT (Grand Turismo) auf die Sonderprüfungen zurückzuholen, in den Siebzigerjahren waren sie beispielsweise Bestandteil der Gruppe 4.
Drei Argumente werden von den Befürwortern der GT-Boliden ins Rennen gebracht: Der dramatische Motorensound, der spektakuläre Fahrstil (Hinterradantrieb) und die mit einer Einführung einhergehende größere „Artenvielfalt“.
Der Weltverband der FIA hatte bereits im November 2010 in einem offiziellen Statement verlautbart: „Um den Wettkampf und das Spektakel in allen FIA Rallye-Meisterschaften zu erhöhen, hat der Weltverband zugestimmt, dass man die Technischen Regeln hinsichtlich einer möglichen Zulassung von GT-Fahrzeugen überdenkt.“
Seit dem Jahr 2011 erlaubt die FIA im Zuge einer neuen Klasseneinteilung RGT-Fahrzeuge (Klasse 4) – doch eine internationale Homologation gibt es bislang nur für ein Fahrzeug der Marke Lotus, das zwar schon einige Rallyes bestritten hat, doch die Weiterentwicklung wurde vom Hersteller eingestellt, darum wird es wahrscheinlich zu keinem weiteren Einsatz des Rallye-Lotus kommen. Seitens der FIA wird zurzeit darüber nachgedacht, wie man den Zugang von GT-Fahrzeugen in Rallyes künftig gestalten kann – eine Lösung dieses Themas ist aus heutiger Sicht jedoch nicht vor Mitte 2014 zu erwarten.
Schon seit einigen Jahren gibt es in verschiedenen Ländern nationale Reglements für die Zulassung von für GT-Fahrzeugen, so auch in Deutschland, wo sich die heckangetriebenen Porsche 911 GT3 einer großen Beliebtheit erfreuen.
Jetzt möchte auch die Oberste Nationale Sportkommission OSK GT-Fahrzeugen künftig die Möglichkeit einer Rallye-Teilnahme inklusive Punkteberechtigung einräumen. Allerdings sollen Probleme, wie sie in anderen Ländern auftraten, von Beginn an aussortiert werden.
Dietmar Hinteregger, der Vorsitzende der OSK-Rallyekommission, erklärte gegenüber motorline.cc, warum die OSK bislang von den Lösungen anderer Länder Abstand genommen hat: In einigen Ländern (z.B. Frankreich und Spanien) seien die nationalen GT-Fahrzeuge dermaßen schnell geworden, sodass der Rest des Spitzenfeldes - auch mit S2000-Fahrzeugen – so gut wie keine Chance mehr hatte, mit den GTs mitzuhalten, speziell die Derivate von Porsche zogen auf und davon. Man sah sich gezwungen, zu handeln und so wurden den Verfolgern der GTs größere Airrestriktoren erlaubt.
„Dies führte aber im Gegenzug zu Unstimmigkeiten mit dem FIA-Reglement, da nun auf einmal diese ‚nachgerüsteten‘ Fahrzeuge auch nicht mehr den FIA-Bestimmungen entsprachen und das Chaos speziell bei FIA-Prädikatsveranstaltungen nun perfekt war“, so Dietmar Hinteregger.
„Und genau das galt es in Österreich bislang erfolgreich zu verhindern, auch wenn die - eher kleine - Anhängerschaft von GT-Fahrzeugen in Rallyes, offensichtlich mangels detaillierter Reglementkenntnisse, davon partout nichts wissen will“, erklärt Hinteregger.
Außerdem sei der Rallyesport ein High Tech Sport auf dem letzten Entwicklungsstand und es mache langfristig gesehen wenig Sinn, wenn man einen Staatsmeistertitel mit einem „alten“ Auto erringen könnte. Weniger positive Beispiele davon gäbe es zur Genüge, so Hinteregger abschließend.
In Österreich sollen daher alle Fahrzeuge, egal ob S2000 oder die „R-Klassen“, weiterhin dem FIA-Reglement entsprechen, um den Piloten bei FIA-Veranstaltungen einen problemlosen Start zu ermöglichen. Die endgültige Bestätigung der Einführung einer nationalen RGT-Homologation kann aber erst am 31. August erfolgen, bis dahin müssen alle derzeit noch offenen Fragen geklärt werden.
Auch die neue FIA-Klasse R5 wird in Österreich im Rahmen der Division I zugelassen sein.
Junioren-Staatsmeister
In der Saison 2014 wird in Österreich wieder ein Junioren-Staatsmeistertitel vergeben. Um diesen Titel können jene Piloten bis zum 25. Lebensjahr kämpfen, die ein Fahrzeug der Kategorie R1 oder R2 einsetzen.Damit soll der Nachwuchs motiviert werden – ein Junioren-Staatsmeistertitel ist schließlich auch eine gute Empfehlung für Sponsoren und kann bei der Vermarktung durchaus hilfreich sein.
Powerstage
Wie in der Rallye-Weltmeisterschaft wird es 2014 auch in der ORM bei jeder Rallye eine „Powerstage“ geben. Die schnellsten drei Piloten der Divisionen I und II erhalten 3-2-1 Zusatzpunkte. Dies wurde vom Rallyekollegium der OSK einstimmig beschlossen.Damit wird nicht nur die Spannung bei den einzelnen Veranstaltungen erhöht – auch die Meisterschaft könnte angesichts der Punktevergabe nach dem Schema 20-18-16 usw. dadurch mehr an Dramatik bekommen.
Weitere Neuerungen
Die Division P1 ist nur noch für Fahrzeuge der Gruppen A und N bis 2000ccm ausgeschrieben - Fahrzeuge der Gruppen R, Kitcars und Super 1600 sind nicht mehr zugelassen.
Mit diesem Schritt will man die „in die Jahre gekommenen“ Fahrzeuge von den neuen Hightech-Rallyeboliden trennen – damit kam die OSK dem Wunsch etlicher Piloten nach, die bedauerten, dass es zwar zahlreiche ältere Gruppe A-Boliden in Österreich gibt, die jedoch im Kampf gegen die moderneren Fahrzeuge keine Chance mehr haben würden.
Die Division P4 (Einsteigerpokal in der Klasse M1) wurde mangels Teilnehmer und Interesse ersatzlos gestrichen.
Bei den Historischen Fahrzeugen gibt es auch eine Neuerung: Jeder Teilnehmer, der die erste Sonderprüfung erfolgreich absolviert, erhält einen Zusatzpunkt. Diese Regelung gilt sowohl für die Historic Rallye-Staatsmeisterschaft als auch für die Historic Rallye-Pokale.
Die einzelnen Reglements können Sie als pdf-Dateien über das Menü rechts oben downloaden.