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MRC: Rallye Casentino

Strada del sole: Land der WRCs

Eugen Friedl und Manfred Cerny holten trotz langer Reparatur genügend Punkte, um die Führung im Mitropa-Cup Historic zu übernehmen.

Bildquelle: Team

Als nächster Lauf mit dem Ford Escort stand die auch zum Mitropa-Cup zählende Casentino-Rallye am 17./18. Juli in der Toskana im Raum Bibbiena bei Arezzo am Plan. Die Mannschaft musste diesmal komplett neu zusammengestellt werden. Sowohl beide Stamm-Co-Pilot(inn)en als auch die bewährte Service-Crew waren berufs- oder urlaubsbedingt verhindert.

Daher wurde Eugen Friedl die "Pacenotes" erstmals vom erfahrenen Manfred Cerny vorgebetet, und beim Service stand ihnen MCL-68-Kollege Andy Schmiedberger mit seinem Arbeitskollegen Jan zur Verfügung. Friedl: "Wir rechneten uns Chancen aus, eventuell die Führung im Mitropa-Cup Historic zu übernehmen. Schon bei der Vorbereitung und der Besichtigung war klar – wir waren im Rallyeland Italien."

Die Eckdaten: 118 Nennungen im Hauptfeld (inkl. zehn Historic-Teams), davon 17 World Rally Cars, plus 22 zusätzliche Teams in der nationalen Wertung nach dem Hauptfeld. 141 SP-Kilometer Asphalt, und Kurven wie sonst nur auf Korsika oder Elba – ein Feeling wie bei einem WM-Lauf.

Aber bevor es so richtig los ging, wurde diesmal schon vorher "gefeiert": Am Mittwoch Abend waren alle Mitropa-Cup-Teilnehmer auf einer privaten Party des MRC-Präsidenten Norberto Droandi auf dessen typischem toskanischen Landsitz eingeladen, und als Draufgabe gab es am Donnerstag Abend für die ausländischen Teams eine weitere Einladung vom Rallyeveranstalter auf die Piazza in der Altstadt von Bibbiena, mit einer Vorführung der traditionellen toskanischen Fahnenschwinger.

"Beide Abende fanden in einer sehr herzlichen und tollen Atmosphäre statt und werden in Erinnerung bleiben. An dieser Stelle sei auch dankenswerterweise erwähnt, wie sehr engagiert und hilfsbereit Norberto Droandi in organisatorischen Fragen vor und während der Rallye für die Mitropa-Cup-Teilnehmer war - einfach beeindruckend", so Friedl.

Freitag spät abends wurde nur eine kurze Stadtsonderprüfung (SP 1) als Prolog gefahren. Friedl: "Zu meiner Überraschung gelang mir trotz schlechtem Gefühl eine Bestzeit unter den Historic-Teams. Mir war allerdings klar, dass dies für die lange Rallye zeitmäßig wenig Bedeutung hatte – es war bestenfalls gut fürs Gemüt."

Auch am Samstag herrschten wieder Sahara-Temperaturen um die 39 Grad. Zu Mittag, in der 19 km langen ersten Sonderprüfung des Tages, kam Eugen Friedl recht schnell in einen guten Rhythmus, und die Routine von Co-Pilot Cerny spielte eine große Rolle, dass es gleich so gut klappte. Auch die Reifen waren diesmal wirklich heiß, und die Bodenhaftung dementsprechend gut. "Es war 'fun'! Trotzdem war es wichtig, sich die Kräfte für die Kurvenorgien mit den Slickreifen bei der Hitze einzuteilen, zumal der Escort keine Servolenkung hat", berichtet Friedl.

Schon nach Sonderprüfung 4 musste das in der Mitropa-Cup-Historic-Jahreswertung führende italienische Team Pasutti mit Bremsproblemen aufgeben – doch man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben, denn auf der 23 km langen Sonderprüfung 5 ("Crocina") kämpften Friedl und Cerny gleich zu Beginn mit immer häufigeren Zündaussetzern, bis man bei "km 7" endgültig ausrollte. War's das?

Nach minutenlanger Fehlersuche konnte ein Kabelproblem an der Zündspule festgestellt werden. Eine neue Kabel- bzw. Kabelsteckerverbindung musste mit den bescheidenen Bordmitteln hergestellt werden. Erst nach ca. 14 Minuten Reparaturzeit in der Sonderprüfung ging's dann weiter. Dadurch fielen sie im Gesamtklassement zwar auf den letzten Platz zurück, waren aber immerhin noch im Rennen – und auf den nächsten Prüfungen konnten sie Minute um Minute auf die vor ihnen liegenden Teams aufholen.

Ab Sonderprüfung 8 traten dann aber auch noch Probleme an der Lichtmaschine auf, die Ladeleistung war schwankend. Der Wechsel auf die Ersatzlichtmaschine war aus technischen Gründen nicht möglich. Man wechselte daher vorsichtshalber zumindest die Batterie, denn die Nachtsonderprüfungen lagen ja noch vor ihnen, vor allem die 36 km lange Finalsonderprüfung (SP 9, "Talla") mit Startzeit um ca. 23 Uhr.

"Auf diese Prüfung hatte sich mein Co-Pilot Manfred schon besonders gefreut und war dementsprechend motiviert", erzählt Friedl. Und sie war in mehrerer Hinsicht ein Erlebnis der besonderen Art: "Wir fuhren vom ersten Kilometer an forcierter als geplant und fanden über die gesamte Länge einen guten Rhythmus. In der gespenstigen Nacht zeigte sich jedoch ein 'Schlachtfeld' neben der Straße. Offensichtlich wollte jeder Teilnehmer hier alles gewinnen oder wieder zurückgewinnen, was am Tag an Zeit verloren gegangen war."

Insgesamt elf Autos landeten durch Ausritte in der Botanik, unter anderem vier WRC-Teams, der bis zu diesem Zeitpunkt im Gesamtklassement Führende, und auch der Zweitplatzierte, sodass schließlich das italienische Hyundai-Team Fontana siegte. Unmittelbar nach Ende dieser 36 km langen Marathonprüfung hatte selbst der vom Naturell her ruhige Manfred Cerny einen emotionalen Moment: "Das war jetzt eine wirklich geile Sache!"

Aber das Ziel im 30 km entfernten Bibbiena war noch nicht bewältigt, und fast hätten es Friedl/Cerny gar nicht erreicht. Zirka 200 Meter vor der auf einer Anhöhe liegenden Zielrampe ging nichts mehr. Friedl: "Wir hatten keinen Strom mehr. Die Lichtmaschine hatte nicht mehr geladen, und die Batterie war auch bereits leer. Nachdem es bei dieser Rallye den Historic-Teams ausnahmsweise vom Reglement her erlaubt war, auch außerhalb der Servicezone Hilfe zu leisten, konnten unsere motivierten Mechaniker schnellstens die Ersatzbatterie herbeischaffen, und so konnten wir schließlich doch noch über die Zielrampe rollen. Wieder einmal geschafft – und alle im Team waren happy! Danke an alle Teammitglieder für ihren engagierten Einsatz."

Friedls Resümee: "Der Ausflug in die Toskana hat sich nicht nur wegen der besonderen italienischen Rallye-Atmosphäre gelohnt. Mit dem vierten Platz bei den Historischen konnten wir die Führung in der Mitropa-Cup-Historic-Jahreswertung übernehmen und blicken dementsprechend motiviert dem Rest der Saison entgegen."

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