Zentraleuropa-Rallye: Zu teuer? | 26.09.2024
WM-Rallye ohne Österreicher - warum?
Endlich die WM in Österreich, zumindest zu einem Drittel - doch bei der zweiten Ausgabe der Zentraleuropa-Rallye sind keine Österreicher am Start. Warum ist das so?
Noir Trawniczek
Von 17. bis 20. Oktober steigt die zweite Ausgabe der Zentraleuropa-Rallye - eine Weltmeisterschaftsrallye, die in drei Ländern abgehalten wird: Tschechien, Deutschland und Österreich. Für heimische Rallyegrößen eine gute Gelegenheit, sich im internationalen Scheinwerferlicht zu präsentieren - sollte man meinen. Doch auf der Nennliste der Rallye findet sich kein einziges Team aus Österreich.
Während in der Königsklasse Rally1 keine Piloten/CopilotInnen aus den drei Veranstalterländern am Start stehen, sind in der WRC2 immerhin zwei deutsche und drei tschechische Teams dabei - dass Lokalmatadore das Interesse der Fans deutlich heben, ist kein allzu großes Geheimnis…
Im Vorjahr waren noch mehrere österreichische Piloten in der WRC2 dabei - neben Simon Wagner/Gerald Winter auch Martin Rossgatterer/Jürgen Heigl und Johannes Keferböck/Ilka Minor. Zudem stand Bernhard Ettel als Copilot von Fabio Schwarz in der WRC3 am Start. Heuer beträgt die Österreicher-Quote exakt Null - warum ist das so?
Hoher Zeit- und Kostenaufwand
Simon Wagner belegte 2023 Platz sieben der WRC2 - in einer Aussendung begründet der nunmehr vierfache Staatsmeister, warum er beim ORM-Finale im Rahmen der OBM Land der 1000 Hügel Rallye nicht an den Start geht: „Leider fehlt uns die Zeit für einen Start, ich bin derzeit sehr viel unterwegs, weil ich beruflich sehr stark eingespannt bin.“ Ganz ähnlich auch die Begründung, warum der Skoda-Pilot heuer auch die Zentraleuropa-Rallye auslässt - gegenüber motorline.cc erklärt Simon: „Es ist einfach ein hoher Zeit- und Kostenaufwand - und die mediale Beachtung ist auch eher gering.“
Während Johannes Keferböck in diesem Jahr grundsätzlich eine Art Kunstpause einlegt, nennt auch Martin Rossgatterer den erhöhten Zeit- und Kostenaufwand als Begründung für sein Fernbleiben und gibt zudem zu bedenken: „Leider gilt Motorsport bei uns noch immer nicht als Sport, daher gibt es auch keine Förderungen über einen Verband oder dergleichen, wie das in anderen Ländern üblich ist.“ Rossgatterer spart sein Budget daher lieber für einen Start bei der Jännerrallye…
Die Gesamtanzahl der teilnehmenden Teams ist bei der Zentraleuropa-Rallye von 68 bei der Premiere auf heuer 44 gesunken. Lediglich 44 Teams bei einer Dreiländer-Rallye, wo doch allein Tschechien als absolutes „Rallye-Land“ gilt - dieser enorme Teilnehmerschwund schon im zweiten Jahr kann doch eigentlich nur bedenklich stimmen…
Singer für inkludierte nationale Läufe
Willi Singer, der Vorsitzende der AMF Rallyekommission erklärt gegenüber motorline.cc „Als vor zwei Jahren die Idee der Zentraleuropa-Rallye angedacht wurde, war der Plan zunächst, dass hier auch nationale Meisterschaftsläufe inkludiert werden. Doch der ADAC, der hier dann doch das Sagen hat, wollte zunächst nur einen reinen WM-Lauf abhalten.“
Singer würde es „begrüßen, wenn die drei Länder künftig ihre Meisterschaftsläufe inkludieren würden“. Gewisse Hindernisse wie etwa den vorgeschriebenen Einheitssprit könne man ändern…
Während Martin Rossgatterer findet, dass man die Zentraleuropa-Rallye lieber „als reine internationale Bühne“ belassen sollte, kann Simon Wagner der Idee von inkludierten nationalen Meisterschaftsläufen einiges abgewinnen: „Das wäre sicher eine Möglichkeit, um wieder mehr Teams für einen Start zu bewegen.“
Wie auch immer man es sehen mag: Dem Vernehmen nach gilt ohnehin ein Dreijahresvertrag - die genannten Änderungen könnten demnach erst ab 2026 berücksichtigt werden…