AMF neu goes Sport Austria | 03.12.2025
Kommt der große Fördergeldregen?
Mit einem neu gegründeten Verein will die AMF endlich Vollmitglied bei Sport Austria werden. Wie stehen die Chancen? Welche Möglichkeiten eröffnen sich? Wir haben nachgefragt…
Noir Trawniczek & Achim Mörtl
„Warum ist der Motorsport in Österreich noch immer keine offiziell anerkannte Sportart?“ / „Was wäre möglich, wenn MotorsportlerInnen Anrecht auf staatliche Fördermittel hätten?“ /„Warum erhält Schach Sportförderungen und Motorsport nicht?“
All diese und ähnliche Fragen werden schon seit Jahrzehnten gestellt. Österreichs Motorsportverband Austrian Motorsport Federation oder auch Austria Motorsport (AMF, früher OSK) galt bislang als nicht kompatibel in Bezug auf die Aufnahmekriterien der früheren BSO (Bundes Sport Organisation). Mit der Umbenennung der BSO auf Sport Austria wurden auch deren Statuten erneuert, sodass eine Vollmitgliedschaft nun zumindest möglich erscheint.
Denn auch die AMF hat ihre Vorgehensweise geändert. Anfang 2025 wurde ein Verein namens „Austria Motorsport“ gegründet. Dieser Verein respektive Verband strebt nun die ordentliche Mitgliedschaft bei Sport Austria an. In den Statuten des neuen Vereins wird als Zweck unter anderem angegeben, „den Sport, im Besonderen den Motorsport zu fördern“.
AMF-Generalsekretär Michael Fehlmann hat erst vor wenigen Wochen auf der Plattform LinkedIn geschrieben: „Wir stehen in gutem und engem Austausch mit Sport Austria und arbeiten daran, als assoziiertes Mitglied aufgenommen zu werden, was die Vorstufe zur ordentlichen Mitgliedschaft darstellt. Derzeit sind wir außerordentliches Mitglied.“
Im Rahmen des TEC7 ORM Netzwerktreffens am 8. November in Fohnsdorf hat Fehlmann über die aktuelle Lage Auskunft erteilt - jetzt ginge es auch darum, möglichst viele Mitglieder für den neuen Verein zu gewinnen. Erstes Mitglied des jungen Vereins wurde übrigens der ARBÖ - dessen Abwesenheit wurde früher gerne als einer der Gründe genannt, weshalb eine Ordentliche Mitgliedschaft der AMF/OSK bei der BSO respektive Sport Austria unmöglich sei. Hier also hat sich ganz offensichtlich etwas bewegt…
Dr. Gormasz: „Wo ein Wille, da ein Weg“
Dr. Christian Gormasz ist bei Sport Austria Stellvertretender Geschäftsführer/Interessenvertretung Verbands- und Vereinswesen. Er ist einem möglichen Beitritt des neuen AMF-Verbands als ordentliches Sport Austria-Mitglied positiv gegenüber eingestellt und sagt in einer Videokonferenz mit den Autoren Noir Trawniczek und Achim Mörtl: „Die Gespräche wurden ja schon mit dem Vorgänger von Michael Fehlmann begonnen und ich nehme Fehlmann als sehr angenehmen Verhandlungspartner wahr. Wir verstehen uns als Partner unserer Mitglieder und ich sehe ganz einfach, dass es alle wollen.“ Was Dr. Gormasz im Verlauf der Konferenz mehrmals in den Raum stellt, ist die bekannte Redewendung: „Wo ein Wille, da ein Weg.“
Ganz einfach jedoch ist der Weg zur Vollmitgliedschaft bei Sport Austria auch mit dem neuen Austria Motorsport Verein nicht. Dr. Gormasz erklärt: „Im Grunde sind vier unterschiedliche Rechtskörper in Einklang zu bringen: ÖAMTC, FIA/FIM, der neue AMF-Verband und Sport Austria. Doch das sind juristische Fragen, die noch geklärt werden müssen.“
Die Frage nach der Sporthoheit
Die oberste Automobilsportbehörde FIA und ihr Pendant für Motorräder FIM spielen demnach auch in dem neuen Konstrukt eine maßgebliche Rolle - das sei auch „ein Bisschen der Knackpunkt“, wie Gormasz verrät: „Nämlich dass die Mitgliedschaft der FIA und der FIM auf den neuen AMF-Verein übergehen muss. Wobei es mich ohnehin wundert, dass FIA und FIM den ÖAMTC als Mitglied akzeptieren, weil er nach unserer Vorstellung gar kein Motorsportverband ist. Die Frage ist, ob man es rechtlich anders regeln kann, wenn es der Sache dienlich ist. Da muss man sich mit den Juristen des ÖAMTC zusammensetzen und sich auch die Statuten der FIA und der FIM ansehen.“
Die sogenannte Sporthoheit spielt also durchaus eine gewichtige Rolle. So überrascht Dr. Gormasz auch mit der Aussage: „Die alte AMF/OSK hatte gar nie das Recht, Staatsmeistertitel zu vergeben - nicht nach unseren Spielregeln. Weil sie kein Bundessport-Dachverband ist. Das kann erst der neue AMF-Verband, auch schon als assoziiertes Mitglied. Das sind Dinge, die dort hinüber wandern müssen, zwangsläufig.“ Die Frage wird sein, ob ÖAMTC und die „alte“ AMF, also die österreichische ASN, diese Belange tatsächlich an den neuen Verein abgeben können und wollen…
Training & Trainerausbildung
Dem Vernehmen nach muss für eine Ordentliche Mitgliedschaft bei Sport Austria und damit verbundene mögliche Sportförderungen auch eine bereits existierende Sportler- und Trainerausbildung vorgewiesen werden. So eine Ausbildungs-Idee - etwa Lizenzierungsverfahren bei der Trainerausbildung - ist im Motorsport eigentlich (noch) gar nicht vorhanden…
Dr. Gormasz beruhigt: „Bei assoziierten Mitgliedern stellen wir zunächst nur die Frage: Gibt es überhaupt eine Ausbildung?“ Und: „Wir würden uns die am Besten entwickelte Sparte ansehen. Motocross zum Beispiel scheint recht gut aufgestellt zu sein.“
Allerdings räumt auch Gormasz ein: „Für die ordentliche Mitgliedschaft benötigt es dann aber schon eine Übungsleiterausbildung mit nachfolgender Instruktoren- und Trainerausbildung nach dem österreichischen Reglement.“ Die Frage ist also, wie eine solche Struktur errichtet werden kann und vor allem wer diese finanziert…
„Den großen Fördergeldregen wird’s nicht geben“
Nicht wenige in der Motorsport-Community setzen eine Vollmitgliedschaft bei Sport Austria/BSO mit üppigen Sportförderungen in Verbindung, wie sie etwa aus den Bereichen Fußball oder Schi bekannt sind.
Dr. Christian Gormasz gibt zu bedenken: „Österreich ist föderalistisch aufgebaut. Es gibt viele Verbände. Natürlich gibt es das Bundessportfördergesetz, das ähnliche Kriterien aufweist wie eine Sport Austria Mitgliedschaft. Der Österreichische Schi-Verband etwa erhält auf diesem Weg zwei Millionen Euro pro Jahr. Doch man muss dabei auch bedenken, dass olympische Sportarten prinzipiell mehr bekommen.“
Der neue AMF-Verband kann also auch im besten Fall einer Ordentlichen Mitgliedschaft bei Sport Austria nicht mit hohen Fördersummen rechnen. Dr. Gormasz nickt: „Den großen Fördergeldregen wird es nicht geben, zumal derzeit ohnehin viel gekürzt wird.“ Und: Die Fördermittel müssten dann auf sämtliche Mitgliedsverbände des neuen AMF-Vereins aufgeteilt werden. Selbst eine halbe Million würde sich solchermaßen auf viele kleine Beträge aufteilen - eine individuelle Förderung von jungen MotorsportlerInnen ist also ohnehin völlig unmöglich, wenn man sich die oft exorbitant hohen Saisonkosten eines Piloten/einer Pilotin vor Augen führt. Motorsport wird also selbst bei einer Sport Austria-Vollmitgliedschaft eher ein Sport für die „rich kids“ bleiben…
Vergleicht man das mit anderen nicht olympischen Sportverbänden reden wir wohl von Fördergeldern in der Höhe eines fünfstelligen Euro-Betrags, der auf alle Sparten aufgeteilt wohl nur noch vierstellig für die jeweilige Sparte ausfallen wird.
Anerkannte Sportart öffnet Türen
Und dennoch wäre die Vollmitgliedschaft bei Sport Austria für Österreichs Motorsport ein wichtiger Schritt! Dr. Christian Gormasz erklärt: „Schon mit der assoziierten Mitgliedschaft wird aus dem Motorsport eine offiziell anerkannte Sportart. Sobald es eine anerkannte Sportart ist, sind sehr viel mehr Türen offen - Türen, die jetzt noch geschlossen sind. Das ist sicher ein Boost, den man nicht unterschätzen darf. Ich habe eine ganz andere Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und indirekt hilft es natürlich, wenn ich als Sport Austria Mitglied in einer anerkannten Sportart bin. Ich habe dann einen indirekten Nutzen - mitunter auch finanziell.“
Etwa bei der Sponsorensuche. Oder wie Gormasz erklärt: „Ich kann in einer Leistungssportschule aufgenommen werden. Im Heeressport unterkommen. Oder auch Sporthilfe beantragen. Oder nehmen wir ein ganz simples Beispiel: Ein junger Kartpilot, der internationale Rennen fährt, wird von seinem Lehrer eher das Okay für das Fernbleiben von der Schule erhalten, wenn es sich um eine anerkannte Sportart handelt. Er wird nicht mehr sagen können, dass das ja kein echter Sport sei. Er wird dann sagen: Passt schon.“
Und so schließt Dr. Christian Gormasz mit einem Appell: „Die Akzeptanz als anerkannte Sportart erhöht den Stellenwert des Motorsports in der Gesellschaft. Darum geht es. Da muss man hinkommen. Das ist der richtige Weg!“














