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Rallye-ÖM: Dunlop-Rallye

Bewährungsprobe

Für Österreichs ersten körperbehinderten Rallye-Fahrer geht es bei der Dunlop-Rallye zum ersten Mal um Meisterschaftspunkte.

Dass sich Gehbehinderte im Rollstuhl fortbewegen, ist nichts Außergewöhnliches. Bei Niki Glisic aber hat der Rollstuhl 210 PS. Er dient gewissermaßen der beschleunigten Version der Fortbewegung und trägt die Bezeichnung BMW M3.

Eine Buchstabenkombination, die, seit es sie gibt, allen Kennern größten Respekt abnötigt. Denn diese Abkürzung steht für den bislang erfolgreichsten Renn-Tourenwagen. Auf der Rallyestrecke galt die elegante Sportlimousine mit dem vergrößerten Formel 1-Vierzylinder zwar eher als schillernder Exote, dem das Fabrizieren gepflegten Amusements mehr lag, als das Erreichen erster Plätze, doch haben es vor allem in der jüngeren Zeit durchaus einige Fahrer wie Markus Moufang geschafft, dem einstigen Edelstatisten Siegerqualitäten anzuerziehen. Der zweite Frühling strahlt da fast schon heller als der erste.

Ganz so hoch will Niki Glisic nicht hinaus, ist er doch glücklich, nach seinem Motorrad-Unfall vor vier Jahren, bei dem ihm das rechte Bein abgetrennt wurde, überhaupt wieder Auto fahren zu können.

Und nun sogar ein Wettbewerbsauto. Niki fand im Rallyesport eine Motivation, die es ihm ermöglichte, die drohende Sinnkrise nach dem schrecklichen Unglück, das sein Leben von einer Sekunde zur anderen verändert hatte, zu bewältigen.

Ein großer Verdienst vor allem von Sigi Schwarz (Nikis Co-Pilot bei der ADAC-Niederbayern-Rallye 2003), der sehr viel unternommen hatte, die unvermeidliche Tief-Phase nach dem Realisieren der Auswirkungen des Sturzes überwinden zu helfen.

Der Entschluss, selber Rallye zu fahren, kam nicht von heute auf morgen, aber er lief parallel zum Therapieprogramm und unterstützte dieses. Man kann fast sagen, er war Wegbereiter der Rückkehr zum normalen Leben ohne nennenswerte Einbußen.

Alles andere als normal ist es natürlich, dass jemand, der einen körperlichen Schaden von solcher Tragweite erlitten hat, das Steuer eines Rallyewagens in die Hand nimmt. Allzu verständlich, dass viele fragen: Wie soll jemand, der sein Bein verloren hat, schnell Auto fahren können?

Denn damit, dass Niki eines schönen Tages beim Tuning Center Freistadt ein wahres Juwel von einem Wagen angestrahlt hatte - ein BMW E30 M3 (Serienzustand) - konnte es auf keinen Fall abgetan sein. Dieser wurden dann von der Firma Petschl-Werkstätten GmbH in vielen Arbeitsstunden für den Rallye-Einsatz umgerüstet.

Es gehörte in der Tat große Willenskraft und höchster geistiger Einsatz dazu, die Schwierigkeiten des Einstiegs in den Motorsport zu bewältigen. Viele Skeptiker zweifelten daran.

Große Bedeutung hat hier das berühmte C-Leg, die High-Tech-Beinprothese, mit der sich natürliche Bewegungsabläufe problemlos computergesteuert simulieren lassen. Auch am Fahrzeug waren Umbauarbeiten nötig.

Wo normalerweise die Kupplung ist, sitzt jetzt das Gaspedal, dafür hat den ursprünglichen Platz des Gaspedals das Kupplungspedal eingenommen. Die wichtigsten Bewegungsabläufe besorgt somit das intakte linke Bein.

Drei Probeläufe mit dem BMW als Null-Wagen sowie einige Slaloms wurden bereits absolviert, und wer bei der Jänner-Rallye und der Triestingtal-Rallye etwas früher auf die Strecke hinausgegangen ist, dem wird die Vorstellung nicht schwer fallen, dass dieser Fahrer auch im Wettbewerb eine überzeugende Figur abgeben könnte.

Auch wenn in Nikis Fall das bloße Erleben wichtiger ist, als das Ergebnis. Niki: „Mir geht’s weniger um gute SP-Zeiten, als viel mehr um das Driften auf gesperrten Strassen!“ Angst, dass hier ein Verkehrshindernis auf die Strecke gesendet wird, muss mit Sicherheit niemand haben. Die Zustimmung der OSK-Ärzte wurde natürlich ebenfalls eingeholt und durch mehrere Testfahrten bestätigt.

Niki Glisic (Perg O.Ö.) und Beifahrer Alfred Glaser (Grafenschlag N.Ö.) wollen bei dieser ersten Bewährungsprobe im Rallye-Wettbewerb ganz auf Zuverlässigkeit setzen. Es soll hautsächlich das neue Fahrwerk, das hoffentlich noch vor der Dunlop-Rallye angeliefert wird, für die Mühlviertel-Rallye (28.-29. Mai 2004) eingestellt und getestet werden.

So wie bei ihrem Null-Auto-Einsatz, wo es auch schon einige sehenswerte Drifts wie bei den ganz Großen gab. Das ist auch der Grund, warum Niki überhaupt im Rallye-Auto sitzt.

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