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F1 – Das Geld liegt nicht mehr auf der Straße! -
Anzeichen einer beginnenden Eiszeit

Das Zuschauerinteresse sinkt, über den kleinen Teams kreist der Pleitegeier, Hans Peter Voglhuber sieht eine Eiszeit über die F1 hereinbrechen.

Hans-Peter Voglhuber

Während der irdische Exodus einmal durch die ständige Erderwärmung eintreten könnte, dürfte es in der F1 eine beginnende „Eiszeit“ sein, welche die Existenz dieser Rennklasse immer mehr bedroht. Es ist spürbar kühler geworden in der Formel1. Und das hat vielerlei Gründe.

Da wäre einmal die fragwürdige Philosophie mancher Teamchefs, welche den Praktiken diverser Präsidenten von Fußballvereinen stark ähnelt. Selbst wollen sie eindrucksvoll den Teamchef spielen und die Sponsoren sollen dafür zahlen bis sie schwarz werden. Mit derartigen Praktiken kann man jedoch heute nicht einmal mehr einen Dorffußballklub am Leben erhalten, geschweige denn einen F1-Rennstall.

Das aktuelle Beispiel dafür ist Arrows. Die Formel1 ist inzwischen derart aufwändig und teuer geworden, dass es für Sponsoren einfach nicht mehr möglich ist, die dafür erforderlichen Gelder einfach so aus dem Ärmel zu schütteln. Zwar sind im Moment vorderhand nur die Hinterbänkler und mancher F1-Mittelständler gefährdet, aber auch den Spitzenteams weht sponsorseitig bereits ein kühles Lüfterl um die windkanalgestylte Nase. Und alle Zeichen sprechen dafür, dass das Sponsorklima weiter abkühlen wird.

Nicht deshalb, weil manche Sponsoren nicht mehr wollen, sondern weil immer mehr Unternehmen bei der derzeitigen Wirtschaftslage einfach nicht mehr in der Lage sind, ein- oder zweistellige Euro-Millionenbeträge in der Geldvernichtungsmaschine Formel1 zu verheizen. Wenn es sich in absehbarer Zeit dann auch noch „ausgeraucht“ haben wird, dürften in der Formel1 weitere Team-Lichter erlöschen.

Zweiklassen-Gesellschaft:
Immer weniger Sponsoren sind dazu bereit, Geld in die Königsklasse des Motorsports zu investieren

Die herrschende sportliche Zweiklassengesellschaft in der Formel1 – Ferrari, Williams-BMW und McLaren-Mercedes einerseits und das restliche Starterfeld andererseits dämpft die Sponsortätigkeit zusätzlich, da selbst bei den schwächsten Teams der Finanzbedarf oder wie immer man diese Art der Geldvernichtung nennen will, einfach viel zu hoch ist.

Hinzu kommt, dass der tatsächliche Nutzen, den Formel1-Sponsoren daraus ziehen können, wenn ein Renner ihr Logo oder mehr trägt, nachweislich in keinem Verhältnis zum dafür zu bezahlenden Preis steht. Die F1-Teams werden sich also künftig warm anziehen müssen, denn der monetäre Winter ist näher, als mancher optimistische Teamchef wahrhaben will.

Das leistungsmäßig stark unterschiedliche Formel1-Feld und die diversen geschobenen – pardon – teamtaktisch ausgerichteten F1-Rennen ließen inzwischen auch das Publikumsinteresse merkbar abkühlen. Das dürfte mit ein wesentlicher Grund sein, weshalb Ecclestone weltweit ständig auf der Suche nach neuen GP-Strecken und Veranstaltern ist, damit „Abgänge“ aus dem „F1-Stammpublikum“ durch „Neuzugänge“ aus bisher nicht berücksichtigten Ländern kompensiert werden können.

Damit dürfte Ecclestone ein drohendes Aus der traditionellen Formel1 zumindest bis zu seinem eigenen Abgang erfolgreich vermeiden können. Voraussetzung dabei ist aber, dass ihm die Autokonzerne nicht frühzeitig einen Strich durch die Rechnung machen.

Kundenautos?
Man überlegt, kleinen Teams Kundenautos der "Großen" zu verkaufen...

Diverse bekannt gewordene Pläne, eine drohende F1-Eiszeit abzuwehren, sind jedoch etwa so kreativ, wie jene scheinheiligen Versuche der Industriestaaten, den weltweiten Schadstoffausstoß zu verringern. Einer dieser Vorschläge ist derart „cool“, dass er jeden eingefleischten F1-Fan das Blut in den Adern gefrieren lassen dürfte.

Da wird doch tatsächlich ernsthaft überlegt, ob die großen Rennställe den kleinen Teams nicht ihre Autos verkaufen könnten, um den kleinen F1-Hinterherhechlern die immensen Entwicklungskosten zu ersparen.

Abgesehen davon, dass wir in den letzten Jahren größtenteils keine besonders augenfälligen Weiter,- geschweige denn echte Neuentwicklungen in der Formel1 wahrnehmen konnten, auch wenn uns das der von den Teams dafür verschwendete Haufen Geld immer wieder glauben machen sollte, wäre diese Idee wahrscheinlich erst recht der Tod für die F1.

Natürlich gab es früher auch schon private F1-Rennställe, welche mit sogenannten Kundenautos zum Teil sogar recht erfolgreich unterwegs waren. Aber diese Teams waren erstens die Ausnahme von der Regel und zweitens fuhren diese Teams damals noch in einer ganz anders strukturierten Formel1, wie sie sich heute darstellt.

Ein Starterfeld mit Kunden-Ferrari, Kunden-McLaren-Mercedes, Kunden-Williams-BMW etc. ist für mich nicht gut vorstellbar, denn die Machtverhältnisse würden sich dabei nur noch mehr zu Gunsten der großen Rennställe ändern.

Der Fahrer ist gefragt:
Die Elektronik sollte zurückgebaut und u.a. Slicks wieder erlaubt werden

Schließlich muss gerade beim heutigen Stand der Technik ständig getestet und weiterentwickelt werden, wenn man wirklich konkurrenzfähig sein will. Und dass die Großen ihre Chassis und/oder ihre Motoren den Kleinen zu einem Freundschaftspreis geben würden, darf bezweifelt werden. Wenn man nun bedenkt, dass sich Arrows im Moment nicht einmal mehr die Motoren leisten kann, dann muss man sich zwangsläufig fragen, wie denn die finanzschwachen Teams Chassis UND Motoren bezahlen sollen.

Abgesehen davon sind Kundenautos in der Regel nie so konkurrenzfähig wie die Original-Renner, sodass die Kräfteverhältnisse sich nicht allzu gravierend ändern sollten. Da fände ich es doch schon weitaus besser, die Kosten mittels Reglement zu senken, in dem ein bestimmter Teil der immens teuren und aufwändigen Elektronik wieder verboten wird.

So sollte zum Beispiel alles, was dem Fahrer in seinem fahrerischen Können beschneidet, wieder zurückgebaut und/oder entfernt werden müssen. Dafür sollten andere derzeitige technische Verbote (etwa Slicks, Bodenfreiheit, verstellbare aerodynamische Hilfen etc.) gelockert oder überhaupt aufgehoben und dafür die Rennstrecken sicherheitstechnisch weiter angepasst werden.

Außerdem müssten sich die Motorenerzeuger bei den kleinen Rennställen noch viel stärker engagieren und auch sich finanziell mehr einbringen, anstatt astronomische Summen für durchschnittliche Kundenmotoren abzuzocken.

Oder es wird überhaupt eine Marken-Formel-1 kreiert: drei Werks-Ferraris, drei Werks-Williams-BMW, drei Werks-McLaren-Mercedes, drei Werks-Renault, drei Werks-Toyota usw. Leider wird das aber nicht gespielt werden, weil jeder einzelne Konzern auf Sicht gesehen siegen muss. Der Formel1-Fan darf jedenfalls (ängstlich) gespannt sein, was aus dieser Königsklasse des Automobilrennsports noch wird.

Ihr Hans Peter Voglhuber

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