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Querlandein

Der Toyota Landcruiser wurde im Vorjahr optisch entstaubt und technisch quasi digitalisiert. Wir testen den Fünftürer mit Dreiliter-Diesel.

Georg Koman

An einer Gelände-Legende wie dem Toyota Land Cruiser - in dieser Hinsicht können ihm nur Mercedes G und Jeep Wrangler das Wasser reichen - murkst man nicht über Gebühr herum, man poliert nur alle paar Jahre etwas Patina weg.

So auch im Vorjahr: Der Land Cruiser 300 erhielt eine neue, eindrucksvolle Front, das Allradsystem wurde adaptiert und aktuelle Assistenzsysteme hielten im erwürdigen Hochstand Einzug - der Land Cruiser ist sozusagen im digitalen Zeitalter angekommen.

Der getestete Fünftürer wurde aufgrund der neuen Stoßfänger minimal verlängert, er misst nun 4,78 Meter, der Dreitürer 4,33 Meter. Radstand (je 2,79 Meter), Wattiefe (70 cm) und Bodenfreiheit (22 cm) blieben unverändert. Der Land Cruiser wird also nicht schleichend zum SUV umgemodelt, er ist nach wie vor ein 100-prozentiger Offroader.

Für Vortrieb sorgt bei unserem Testwagen ein Vierzylinder-Turbodiesel mit satten drei Litern Hubraum. Er leistet 140 kW/190 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 420 Nm ab 1.600 Touren.

Weil die Sechsgang-Handschaltung eher zum hartleibigen Dreitürer passt, wählten wir die relativ sanft schaltende Fünfgang-Automatik zum Aufpreis von rund 1.150 Euro. Ebenfalls optional ist die dritte Sitzreihe ab 750 Euro, als Überschmäh auch elektrisch auf- und abklappbar.

Die Fahrleistungen kann man mit 11,0 Sekunden auf 100 km/h und 175 km/h Spitze als angemessen bezeichnen, der ebenfalls erhältliche Vierliter-Benziner erhöht das Temperament nicht wesentlich, dafür aber den Verbrauch.

Den gibt Toyota für den Automatik-Diesel mit 8,1 Litern an. Im Test benötigten wir 9,5 Liter, um die rund 2,4 Tonnen des Cruiser durchs Land zu bewegen.

Neben der Option, den Land Cruiser 300 als Drei- oder Fünftürer zu ordern, besteht auch die Auswahl der Austattungsstufen "Country", "City", "Elegance" und "President", präsidentschaftlich fühlen darf man sich nur im Fünftürer.

Der auf Stahlfelgen rollende "Country" ist das gestrippte Arbeitstier für Jäger, Förster & Co., die primär einen ewig haltbaren Geländegänger wollen. Im Einstiegspreis von 46.285 Euro (für den Dreitürer) ist aber immerhin eine Klimaautomatik enthalten.

Beim "City" sind die gängigen Komfort-Features an Bord, der von uns getestete "Elegance" erhält zudem feine Goodies wie Navigation, elektrisch verstell- und beheizbares Lenkrad, 18-Zöller, beheizbare E-Sitze vorne, abgedunkelte Seitenscheiben, LED-Tagfahrlicht, etc. Der Preis unseres Testwagens beträgt somit 69.565 Euro.

Mit dem "President" lässt sich das um "Off-Road-Paket" (Bergabfahrhilfe, Multi-Terrain-Auswahl via mächtigem Drehregler etc.) und "Safety-Paket" (adaptiver Tempomat, Pre-Crash-System, Rundum-Kameras) nochmals steigern, dann landet man aber auch bei 81.611 Euro. Außerdem sind die Pakete auch für den "Elegance" erhältlich.

Auch wenn sich nunmehr vieles elektronisch regeln lässt, geruhsam liebt es der Land Cruiser nach wie vor - zumindest onroad. Er schiebt früh über die Vorderachse, der hohe Aufbau neigt in Wechselkurven zum Wanken, die Lenkung ist indirekt und der Wendekreis groß.

Aber wer verwechselt einen Land Cruiser schon mit einem Sportwagen? Seine Stärken sind neben der ernsthaften Geländetauglichkeit nach wie vor extrem hohe Qualität und Solidität bis in die letzte Schraube. Eine der Fragen, die sich jedem Besitzer irgendwann einmal stellen wird, lautet: Verkaufen, oder doch lieber vererben?

Plus
+ technisch und optisch wieder up-to-date
+ gutes Raumangebot beim Fünftürer
+ souverän im Gelände
+ extrem gute Verarbeitung und Materialqualität
+ hohe Werthaltung

Minus
- beschauliches Temperament
- onroad frühe fahrdynamische Grenzen

Resümee
Der Toyota Land Cruiser 300 wurde optisch und technisch - via Assistenzsystemen und Antriebselektronik - modernisiert. Fahrdynamisch modern zu sein, hat eine Legende allerdings nicht nötig. Die großen Trümpfe des Landcruiser sind nach wie vor: Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Qualität.

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