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Waldmeister

Der Ford Ranger hat sich mittlerweile zum meist verkauften Pick-up Europas entwickelt. Wir testeten die neueste Version mit 3,2-Liter-Diesel.

Text: Tanja Pitzer
Fotos: Bernhard Reichel

Nach dem großen SUV-Boom lässt sich schleichend ein neuer Trend im Straßenverkehr erkennen. Immer mehr Pick-ups kurven nicht nur abseits befestigter Straßen, sondern auch in Österreichs Städten herum. Durch steuerliche Begünstigungen für Firmenkunden ist die Politik nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung.

Der Ranger wurde außen wie innen sichtbar überarbeitet. Mit etwas schmäleren Scheinwerfern aber deutlich massiverem Kühlergrill, quasi einer rauen Form des Ford-Familiengesichts, blickt einem der Ranger entschlossen entgegen.

Auch im Innenraum wurde deutlich aufgeräumt. Hat man sich erst einmal mit Hilfe des seitlichen Trittbretts und des Haltegriffes an der A-Säule auf den Fahrersitz geschwungen, fühlt man sich generell nicht mehr wie in einem Nutzfahrzeug.

Ford hat ganze Arbeit geleistet und den Innenraum hochwertig und übersichtlich aufgefrischt. Und so entfleucht so manchem schon ein "Das sieht ja aus wie ein normales Auto!" Und tatsächlich findet sich gewohnte Ford-Technik auch im Ranger wieder. Vom Multimediasystem samt Sprachsteuerung bis hin zu Auffahrwarner, Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung ist alles zu haben.

Die Kunstlederausstattung mit den orangenen Ziernähten passt perfekt zu unserer Außenfarbe "outdoor orange metallic" und wertet den gesamten Innenraum noch einmal auf. Darin eingebettet befindet sich ein analoger Tacho mit links und rechts angeschlossenen digitalen Kombiinstrumenten.

In der Mitte des Armaturenbretts thront ein 8 Zoll großes Touchscreen-Display, das sich mühelos bedienen lässt. Wer echte Tasten vorzieht, findet die wichtigsten Funktionen schnell und einfach darunter. Auch das Smartphone wird über Ford Sync 2 perfekt integriert.

Das Herz unseres Testwagens ist ein 3,2 Liter großer Fünfzylinder-Turbodiesel. Aus diesem holt man - wie schon beim Vorgänger - 200 PS.

Das maximale Drehmoment von 470 Nm liegt bereits bei 1.500 Umdrehungen an. Damit lässt sich eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h erreichen und von 0 auf 100 km/h in 10,6 Sekunden beschleunigen.

Laut Werksangabe verbraucht der Ranger 8,7 Liter Diesel. Rund zehn Liter sind realistischer und gehen für das salonfähige Arbeitstier auch vollkommen in Ordnung.

Auf die Frage, wie sich ein Auto mit 3,22-Meter-Radstand fährt, kann man nur eine Antwort geben: extrem kommod. Natürlich hat man mit einem Pick-up keinen Sportler zum Kumpel.

Aber Ford hat es trotzdem geschafft, das Fahrwerk sowohl geländegängig, als auch angenehm ruhig für die Autobahn auszulegen. Selbst in Wechselkurven gibt es kein übermäßiges Schaukeln.

Im Gelände taugt der Große ebenfalls. Mit zuschaltbarem Allradantrieb, hinterer Starrachse samt Blattfedern, Leiterrahmen sowie Bergan- und Bergabfahrhilfe meistert er nahezu jedes Terrain ohne große Anstrengung des Fahrers.

Mit 80 cm Wattiefe im Wasser ist er sogar Meister seiner Klasse. Nur die sonst so ruckfreie Automatik verliert auf unbefestigtem Gelände schon einmal den Überblick.

In der Stadt genießt man den Rundumblick über alle anderen. In der Tiefgarage zieht man dafür mitunter intuitiv den Kopf ein, weil man so manchem Balken erschreckend nahe kommt. Zum Parkticket darf ungewohnt hinunter gegriffen werden, statt die gewohnten Aufwärts-Verrenkungen aus so manchem Flachmann zu vollziehen.

Mit einer Länge von 5,35 Metern und über zwei Metern Breite ist der Ranger kaum zu übersehen. Dementsprechend viel Stauraum bietet er dadurch aber auch. Mit großzügiger Doppelkabine schrumpft der 1,56 Meter breite Laderaum allerdings von 2,32 auf 1,62 Meter Länge.

Immer noch genug, um große Geräte oder eine Palette mühelos aufzuladen. Mit besonders langen Gegenständen hat man aber schon zu kämpfen, da man bauartbedingt natürlich nicht bis auf den Beifahrersitz durchladen kann.

So groß der Ranger auch auf der Straße vor einem steht, so übersichtlich ist er beim Navigieren. Man weiß genau, wo er anfängt und wo er aufhört, da einem keine besonders breiten A-, B- oder C Säulen die Rundumsicht vermiesen - an den 13,3-Meter-Wendekreis muss man sich trotzdem erstmal gewöhnen.

Die Rückfahrkamera ist dennoch gut investiertes Geld, denn über 11 m² wollen erst einmal eine passende Parklücke finden. Die sind zumindest im städtischen Bereich rar und man ist für jede Hilfe dankbar, die es einem ermöglicht, sich mit dem Riesentier ohne Körperkontakt an andere Fahrzeuge ranzukuscheln.

Preislich geht es für den Ford Ranger bei 23.850 Euro los. Unser getesteter Wildtrak mit Doppelkabine und Automatikgetriebe kostet 38.600 Euro. Weil fast drei Viertel der Ranger-Fahrer Firmenkunden sind, haben wir die Nettopreise angegeben, mit 20 Prozent Umsatzsteuer (NoVA gibt es bei Pick-us generell keine) kommt der Top-Ranger auf nicht mehr ganz so geschmeidige 46.320 Euro.

Dafür gibt es serienmäßig unter anderem Navigationssystem, Brems- und Notrufassistent, Bergan- und Bergabfahrhilfe, Lederausstattung, verchromte Dachreling, Ambientebeleuchtung, Bluetooth Freisprecheinrichtung, Tempomat, Sitzheizung vorne, Klimaautomatik, Regen- und Lichtsensor, Einparkhilfe vorn und hinten sowie eine Rückfahrkamera.

Die absperrbare Laderaumabdeckung kostet 1.800 Euro extra. Wer sich eine Metalliclackierung gönnen möchte, kann dies für 600 Euro tun. Mit dem Technikpaket für weitere 600 Euro erhält man einen adaptiven Tempomat, Spurhalteassistent, Abstandswarner und Verkehrsschilderkennung. Eine Anhängerkupplung gibt es für 840 Euro.

Plus
+ kraftvoller Motor mit vernünftigem Durst
+ üppiges Platzangebot
+ guter Federungskomfort
+ intuitive Multimediabedienung
+ hochwertiges Interieur
+ für Vorsteuerabzugsberechtigte preisgünstig

Minus
- über 13 Meter Wendekreis

Resümee
Mit stolzer Größe und entschlossenem Blick steht der Ranger auf der Straße. Innen wie außen begeistert er mit hochwertigem Design und Verarbeitung. Das Fahrgefühl wurde gekonnt weg vom LKW-Feeling entwickelt. Und der Preis schreckt angesichts des Gebotenen auch nicht - jedenfalls nicht, wenn man zum Vorsteuerabzug berechtigt ist.

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