4WD

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Nobel im Schlamm

Kult-Geländewagen mit viel Komfort und einem Hauch Luxus: der Jeep Grand Cherokee. Wir testen ihn als "Limited" mit Dreiliter-V6-Dieselmotor.

Text: Dieter Schwab/mid
Fotos: Jutta Leis

Die Vielseitigkeit eines Geländewagens, gepaart mit dem Luxus einer Oberklasse-Limousine - mit dem Konzept des Grand Cherokee hat Jeep seit 1992 Erfolg.

Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Die aktuelle Ausführung des großen Amerikaners mit 3,0-Liter-V6-Motor bietet viel Bequemlichkeit, ein üppiges Platzangebot und überzeugende Geländeeigenschaften.

Auf seinen rund 9,4 Quadratmeter Grundfläche könnte man mühelos eine Studentenbude unterbringen, dabei zählt der Jeep Grand Cherokee in seinem Mutterland Amerika noch nicht einmal zu den ganz dicken Dingern. Bei uns misst er sich mit BMW X5, Mercedes GLE, VW Touareg und dem Range Rover Sport. Speziell mit seinem englischen Wettbewerber teilt er sich die weitreichenden Fähigkeiten für unwegsames Gelände. Wer Ja sagt zum Grand Cherokee, hat keine Angst, sein Fahrzeug - oder auch sich selbst - hin und wieder richtig schmutzig zu machen.

Wer sich zu dieser Gruppe zählt, kann auch etwas mit diesen harten Fakten anfangen: 23,1 Zentimeter Bodenfreiheit, 50,8 Zentimeter Wattiefe, knapp 30 Zentimeter Böschungswinkel und 23,5 Zentimeter Rampenwinkel. Da ist man für jede Schlammschlacht gerüstet.

Dazu kommt ein Allradantrieb, der voll auf Elektronik setzt, aber trotzdem mithalten kann mit mechanischen Lösungen inklusive Untersetzung. Jeep nennt sein System "Quadra-Trac". Mit zweistufigem Verteilergetriebe und Traktionskontrolle reagiert der Allradantrieb sehr schnell auf Radschlupf. Bis zu 100 Prozent des Motor-Drehmomentes werden an die Achse mit der höchsten Traktion geleitet.

Vier Fahrprogramme sind optimal auf Sand, Schlamm, Schnee und felsigen Untergrund ausgerichtet. Doch man kann sich auch auf die Automatik der "Allwettereinstellung" verlassen. Und wenn die Herausforderung richtig groß wird, unterstützen die Berganfahr- oder -abfahrhilfe bei besonders steilem Terrain.

Da erwartet man fast zwangsläufig, dass solche Eigenschaften auf Kosten der Alltagstauglichkeit gehen. Doch weit gefehlt: Den Jeep-Ingenieuren ist eine feine Abstimmung des Fahrwerks gelungen, die dem immerhin mehr als 2,5 Tonnen schweren Dickschiff eine erstaunliche Dynamik geben. Audi und BMW können die Amerikaner in dieser Disziplin noch nicht den Rang ablaufen, doch die Lässigkeit, mit der sich der Grand Cherokee durch Kurven zirkeln lässt, ist überzeugend.

Die zweite Komponente, die eine entscheidende Rolle spielt, wenn es um Tempo geht, macht dieses Geschwindigkeitsniveau völlig unspektakulär möglich: Der drei Liter große Sechszylinder-Diesel wuchtet ab 2.000 Umdrehungen gewaltige 570 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle.

Kein Wunder, dass der schwere Geländegänger schon nach 8,2 Sekunden auf 100 km/h ist. Wer hohe Geschwindigkeiten meidet, kann auch mit einem angemessenen Verbrauch rechnen. Der lag im Test bei 9,8 Liter Diesel.

Man ist ja auch mit keinem Sportwagen unterwegs, sondern erwartet in erster Linie Bequemlichkeit, kombiniert mit einem gewissen Luxus. Die Sicherheitstechnik und die Assistenzsysteme sind auf der Höhe der Zeit - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dazu kommt eine überzeugende Verarbeitung der hochwertigen Materialien.

Die lässige bis nachlässige Art, mit der amerikanische Fahrzeuge früher zusammengeschraubt wurden, ist im Jeep Grand Cherokee kein Thema mehr. Zudem verwöhnt er mit einer "Fahr-Gast-Freundschaft", die einladend - im doppelten Sinn des Wortes - ist. Hier gibt es nicht nur hohen Komfort, sondern auch noch Platz bis zum Abwinken. Fünf Erwachsene können sich räkeln und hinter sich noch 782 Liter Gepäck verstauen. Bei umgelegter Rückbank verdoppelt sich das Angebot fast.

Mit diesem Gesamtpaket wäre es fast schon unverschämt, auch noch einen Schnäppchenreis zu erwarten. 60.290 Euro (Deutschland: 50.900 Euro) für das Basismodell mit 190 PS starkem Dreiliter-V6-Diesel bringen aber ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis, jedenfalls in Deutschand.

Für die 60 PS stärkere Variante des gleichen Motors - wie getestet - müssen Käufer mindestens 69.390 Euro (D: 60.400 Euro) ausgeben, auch weil es ihn erst ab der zweiten Ausstattung "Limited" gibt. Nach oben setzt erst die besonders sportliche SRT-Version Grenzen. Die hat den ebenso durstigen wie gewaltig kräftigen HEMI-V8-Benziner mit 344 kW/468 PS unter der Haube und kostet ab 109.190 Euro (D: 87 900 Euro).

Technische Daten Jeep Grand Cherokee 3.0 V6 Limited

Fünftüriges SUV mit fünf Sitzplätzen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,83 /1,94/1,79/2,92, Wattiefe: 50,8 cm, Böschungswinkel: 29,5 Grad, Rampenwinkel: 23,5 Grad, Leergewicht: 2.522 kg, Zuladung: 546 kg, Anhängelast gebremst/ungebremst: 3.500/750 kg, Kofferraumvolumen: 782-1.554 l, Tankinhalt: 93,5 l.
Antrieb: V6-Turbodiesel, Hubraum: 2.987 ccm, Leistung: 184 kW/250 PS bei 6.000/min, max. Drehmoment: 570 Nm bei 2.000/min, Vmax: 190 km/h, Beschleunigung 0-100 km/h: 8,2 s, Achtgang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Normverbrauch: 7,0 l/100 km, CO2-Emission: 184 g/km, Testverbrauch: 9,8 l.
Österreich-Preis: 69.390 Euro (Deutschland: 60.400 Euro).

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Mit Diesel-Power und Retro-Design nach Europa

Das ist der neue Toyota Land Cruiser

Nachdem Toyota 2021 den neuen, nicht für Europa gedachten Land Cruiser 300 vorgestellt hat, zogen die Japaner heute das Tuch von seinem kleinerem, aber keinen Deut weniger spannenden Bruder; auch für den alten Kontinent.

Limitierter Retro Defender zum 75ten

Land Rover Works V8 ISLAY EDITION vorgestellt

Land Rover Classic präsentiert sein erstes Heritage-Sondermodell. Mit dem Classic Defender Works V8 Islay Edition feiert der britische 4x4-Spezialist seinen 75-jährigen Geburtstag. Die Retroausgabe startet in zwei Karosserievarianten zum Preis ab rund 263.000 Euro.

150.000 Euro nur für den Umbau

Das ist der delta4x4 Rolls Royce Cullinan

Ein Rolls-Royce parkt fast immer in der Garage oder steht an der Pforte eines Palast-Hotels parat. Doch geht es auch ganz anders, wie die Off Road-Experten von delta4x4 demonstrieren.

Fords Aushängeschild für Inklusion

Goodwood: Ford zeigt den "Very Gay Raptor"

Einfach nur cool, dieses Gefährt: Ford wird bei dem diesjährigen Festival of Speed im südenglischen Goodwood (bis 26. Juni 2022) unter anderem mit dem besonders kräftigen Ranger Raptor-Pick-up der nächsten Generation vertreten sein. Und zwar mit einem ganz besonderen Exemplar.

Marktstart ist bereits dieses Jahr

Ford Ranger Raptor enthüllt: bulliger Look, viel Power

Die letzten werden die ersten sein, heißt es doch: Während er "normale" Ranger erst 2023 auf den Markt kommt, darf der nun vorgestellte Ranger Raptor, samt seinen 288 PS und feinstem V6-Sound bereits dieses Jahr mit uns in Sand und Dreck spielen. In manchen Märkten gar schon im Sommer.

Der späte Vogel überfährt den Wurm

Ford Ranger Raptor im Test

Die Autowelt ist im Umbruch. Und dann ist da Ford. Die hauen, vermutlich ala „wann, wenn nicht jetzt noch schnell“, die Neuauflage ihres Pick-up-Bestsellers mit dem Motor aus dem Ford GT, einem Bodykit aus Bubenträumen und dem Fahrwerk eines Baja-Rennwagens raus. Komplett vorbei am Markt? Vielleicht. Trotzdem großartig? Verflucht ja.