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Feudalsitz

Der neue Q8 ist das Flaggschiff der SUV-Baureihe von Audi und mehr als bloß der flachere Bruder des Q7. Wir testen den 286 PS starken V6-TDI.

Bernhard Reichel

Als der erste BMW X6 auf den Markt kam, prophezeite man ihm nichts Gutes. Schon die Mischung aus SUV und Coupe mit vier Türen klingt nach einem Geschmackscocktail aus Fertigpizza und Château Cheval Blanc. Dennoch wurde der Saurier zum Erfolg, fährt in Kürze in dritter Generation vor und fand bereits zahlreiche Nachahmer.

Während Audi beim künftigen Q3 Sportback und e-tron Sportback ebenfalls auf eine radikal flach auslaufende Dachlinie setzt, ging man beim Q8 einen erfrischenderen Weg. Das Dach ist deutlich flacher als beim Bruder Q7, verläuft lange gerade und fällt erst nach der Hintertür steil ab. Unterstützt von einer extra breiten D-Säule und rahmenlosen Scheiben entsteht ein in sich geschlossener Eindruck.

Ingesamt wirkt die neue Designsprache deutlich sauberer und schicker als beim Q7. Am Heck gibt es dreidimensional ausgeformte Heckleuchten samt modischem durchgehenden Leuchtband. Die schon auf den ersten Blick als Blindstöpsel erkennbaren Auspuffblenden sind dem Wagen allerdings unangemessen. Schon serienmäßigen sind formatfüllende 19-Zöller montiert.

Der Q8 ist nicht nur das vorläufige Flaggschiff der Q-Reihe, sondern wohl auch aller Baureihen. Selbst ohne Rückspiegel ziemlich genau zwei Meter breit und fünf Meter lang, gönnt man sich eine ordentliche Verkehrsfläche und quält sich so in Engstellen und Parkhäusern ordentlich.

Unter der Haube des „50“ arbeitet der drei Liter große V6 Turbodiesel mit 286 PS und gewaltigen 600 Nm Drehmoment, stets gekoppelt an die Acht-Gang-Automatik. In Kürze gibt es zwei weitere Ausführungen mit 231 PS als „45“ und 340 PS als „55“. Eine S-Version folgt in Kürze. Der RS Q8 wird mit Lamborghini-Motor und locker 600 PS die Klischeespannweite weiter dehnen. Alle Modelle sind als Mild-Hybrid-System ausgelegt. Eine Lithium-Ionen-Batterie und ein Riemen-Starter-Generator versorgen das 48 Volt-Hauptbordnetz mit Strom. Auch Segeln kann der Q8.

Der Innenraum präsentiert sich modern, Tasten gibt es praktisch keine mehr. Die Bedienung über glänzende Blenden und Touchmonitore ergänzte man mit haptischer und akustischer Unterlegung.

Das mag zwar auf den ersten Klick faszinieren, dient aber kaum einer höheren Verkehrssicherheit, zumal nun nicht mehr nur ein Berühren genügt, sondern echtes Drücken erforderlich ist. Dafür funktionieren die Sprachsteuerung und das Head-up-Display auffallend gut.

Die Verarbeitung und Materialanmutung ist wie gewohnt vom Feinsten. Natürlich drückt der Dachhimmel etwas früher auf den Kopf, als im großen Bruder Q7, dennoch ist für alle Gäste reichlich Platz in alle Richtungen vorhanden, vor allem im Vergleich mit der Konkurrenz.

Trotz schräger Heckscheibe bleibt noch ein üppiger Kofferraum von 605 Litern, der umgeklappt auf 1.755 Liter erweiterbar ist. Die hohe Ladekante lässt sich durch Absenkung des Luftfahrwerks vom Kofferraum aus entschärfen.

Luxusoptionen und edle Materialien lässt Audi nicht vermissen, sie sich aber größtenteils extra bezahlen. Die Massagesitze verdienen hier ihren Namen, die Lenkradheizung ist aber nicht mit dem S-Line-Sportpaket-Paket kombinierbar.

Sofern die Straßen gut ausgebaut sind, kommt man mit dem Dicken überraschend kommod zurecht, sogar der Blick über die Schulter gibt noch ausreichend sichere Sicht preis. Ein Übersichtswunder ist der Q8 bauartbedingt trotzdem nicht. Beim Einparken ist vor allem das gute Bild der Rundum-Kamera eine Hilfe.

Dank der Allradlenkung hält sich auch der Wendekreis verblüffend im Zaum. Ganz klar ist das SUV-Coupé auf Komfort getrimmt. Wer diesen nicht gefährden will, sollte über die Serienbereifung allerdings nicht höher hinaus gehen. Auch an der hervorragenden Dämmung und Reduzierung der Windgeräusche hat man wohl lange gearbeitet.

Trotz reichlich Leistung lässt sich das hohe Gewicht nicht verstecken, vor allem beim Anfahren. Einmal in Bewegung ist man jedoch schnell übermotorisiert und streichelt den Gasfuß besser nur noch. Dieser Fahrstil ist auch verträglicher mit der an sich feinen aber fallweise recht langsamen Automatik.

Am Ende wird man so mit einem Verbrauch von 8,4 Litern entschädigt. Der Unterschied zur Werksangabe von 6,6 Litern könnte höher sein. Akustisch hält sich der Motor stets zurück und gibt nur wohlig knurrende Töne von sich.

Der Basispreis für den Audi Q8 55 TDI ist 88.400 Euro. Dafür bekommt man LED-Scheinwerfer und Heckleuchten, elektrische Heckklappe, Ledersitze mit Sitzheizung, Multifunktions-Lederlenkrad, Klimaautomatik, Navigationssystem, Einparkhilfe und Tempomat sowie Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Sprachsteuerung.

Die Zubehörliste ist lang. Keyless-Go kommt auf 1.303 Euro, das 2-teiliges Glasdach auf 2.081 Euro. Dafür kann der Kofferraum auch mittels Fußkick unter die Heckklappe geöffnet werden. Für 215 Euro kann man sogar sein Smartphone zum digitalen Fahrzeugschlüssel machen. Eine Anhängervorrichtung gibt es für 1.463 Euro. Sportsitze gibt es ohne Aufpreis und Sitzheizung für die zweite Reihe für 538 Euro. Das Head-up-Display kostet 1866 Euro und für 202 Euro gibt es sogar einen DVD-Player. Die Allradlenkung gibt es für 1.544 Euro.

Plus
+ sichere Straßenlage
+ hoher Komfort
+ viel Platz
+ jede Menge Extras

Minus
- hoher Preis
- oft langsames Herunterschalten
- Haptische Bedienung über Touchscreen gewöhnungsbedürftig.

Resümee
Im Gegensatz zur Konkurrenz ist der Audi Q8 nicht einfach nur eine flachere Karosserievariante des Q7, sondern spürbar als eigenständiges Modell gestaltet. Wer es sich leisten kann und will, bekommt reichlich Luxus und Reisekomfort, sowie auch oft ungewollt Vorfahrt eingeräumt.

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