4WD

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Ein Hauch von SUV

Die Mercedes E-Klasse All-Terrain bietet mit Höherlegung, Luftfederung und Allradantrieb eine Alternative für SUV-Verweigerer. Im Test als 194-PS-Diesel.

Georg Koman

Es scheint, als würden heutzutage alle Autokäufer nach SUV schreien. Die poppen in sämtlichen Fahrzeugklassen auf und verfügen oft nicht einmal mehr über einen Allradantrieb.

Dennoch scheint es Kunden zu geben, denen die Hochsitze einfach nicht gefallen, die deren höheren Verbrauch oder deren weniger geschmeidiges Fahrwerk nicht schätzen. Klar, ein höherer Aufbau besitzt mehr Stirnfläche (= mehr Verbrauch) und wankt in Kurven mehr, was die Hersteller mit strafferen Fahrwerken parieren müssen (= weniger Fahrkomfort).

Deshalb existiert eine kleine, aber feine Nische von höher gelegten Kombis, die absoluten Pkw-Komfort bieten, aber doch um den Tick mehr Bodenfreiheit plus Allradantrieb - was für die Fahrt zur Jagdhütte oder zum Reitstall vollkommen ausreicht.

Dazu gehören Audi A4 und A6 allroad quattro, Opel Insignia Country Tourer, Volvo V90 Cross Country und neuerdings auch die Mercedes E-Klasse All-Terrain. Letztere ist als ausschließlich mit Dieselmotoren erhältlich - dem vergleichsweise vernünftigen Zweiliter-Vierzylinder 220 d mit 194 PS (wie in unserem Test) und dem bärigen Dreiliter-V6 350 d mit 258 PS.

Im Vergleich zur "normalen" E-Klasse liegt der All-Terrain um drei Zentimeter höher, die serienmäßige Luftfederung hat im Offroad-Modus aber noch zwei weitere Zentimeter in petto, womit man insgesamt auf rund 16 Zentimeter Bodenfreiheit kommt. Manche SUV bzw. Crossover haben diesbezüglich auch nicht mehr zu bieten.

Auf den ersten Blick wirkt der Preis des E 220 d All-Terrain abschreckend: 62.840 Euro verlangen die Stuttgarter, um satte 5.000 Euro mehr als für einen E 220 d 4Matic.

Allerdings gibt es beim All-Terrain die schon erwähnte Luftfederung plus Hinterachs-Niveauregulierung serienmäßig, dazu 19-Zoll-Räder, robuste unlackierte Stoßfänger, Radlauf-Verbreiterungen und Dachreling.

Allein für Luftfederung und 19-Zöller bezahlt man laut Extraliste bei anderen E-Modellen rund 4.500 Euro. Klar: Vom Preis des E All-Terrain ist das echte SUV GLE auch nicht mehr allzu weit entfernt. Wenn einem dieses aber nun einmal nicht gefällt? Außerdem ist die E-Klasse derzeit weit moderner. Sämtliche Assistenz- und Infotainmentsysteme sind für sie zu haben, dazu volldigitalisierte Armaturen.

Auch erfreut der Innenraum mit feinsten Materialien - Leder, Aluminium, Klavierlack - und hervorragender Ergonomie. Abgesehen vielleicht von den supermodernen, aber etwas fummeligen Touchpads (!) links und rechts im Multifunktions-Lenkrad.

Die Luftfederung sorgt für merklich komfortableres Fahrverhalten. Ihre Grundabstimmung ist definitiv sanft, auf Knopfdruck geht es aber auch sportlich-straff.

Der Vierzylinder-Diesel ist fein gedämmt und kultiviert, seine 194 PS genügen für einen 0-100-km/h-Sprint in 8,0 Sekunden. Wer nicht ein ausgewiesener Sechszylinder-Fan ist, wird damit in allen Lebenslagen locker auskommen.

Die exzellente Neungang-Automatik schaltet schnell, praktisch unmerklich und immer zum richtigen Zeitpunkt. Ihre zahlreichen Gänge sind enorm weit gespreizt. Unglaublich, wie untertourig man damit oft unterwegs ist.

Das schlägt sich natürlich im Verbrauch nieder: Die angegebenen 5,2 Normmix-Liter gehören zwar wie überall anders auch ins Reich der Utopie, aber die im Test ermittelten 6,2 Liter sind ein Top-Wert für einen Fast-Zweitonner mit Allradantrieb.

Da reicht sogar der serienmäßige 50-Liter-Tank für 800 Kilometer Reichweite. Allerdings gibt es einen größeren 66-Liter-Tank aufpreisfrei. Den erhält man wohl sowieso, selbst wenn man vergisst, danach zu fragen.

Typisch E-Klasse sind auch beim All-Terrain das riesige Ladevolumen von 670-1.820 Litern, der gut nutzbare Laderaum und das exzellente Platzangebot für alle Passagiere. Ebenso natürlich die vierjährige Fahrzeug-Garantie.

Plus
+ temperamentvoller, kultivierter und sparsamer Motor
+ exzellente Neungang-Automatik
+ hohe Fahrsicherheit
+ agiles Fahrverhalten, kleiner Wendekreis
+ sehr viel Passgier- und Laderaum
+ Assistenzsysteme so zahlreich wie sonst nirgends

Minus
- teil komplexe Bedienung
- absolut gesehen hoher Kaufpreis

Resümee
Der Mercedes E 220 d All-Terrain ist grundsätzlich ein vollwertiger E-Klasse-Kombi mit sämtlichen Komfort- und Praxisvorteilen. Dazu gibt es eine erhöhte - dank Luftfederung noch dazu justierbare - Bodenfreiheit, die in Verbindung mit dem Allradantrieb sämtliche Feldwege bezwingbar macht. Ideal für betuchte SUV-Skeptiker.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Acht "Grenadiere" stehen zur Verfügung

Ineos Grenadier am Red Bull Ring erlebbar

Der Red Bull Ring ist erneut um eine Attraktion reicher. Ab April darf der neue Ineos Grenadier auf dem Offroad-Gelände von Österreichs berühmtester Rennstrecke zeigen, was er kann.

Nicht mal Fliegen ist schöner

Das ist der Brabus 900 Crawler

Zum 45-jährigen Firmenjubiläum geht Tuning-Profi Brabus aus Bottrop neue Wege: Mit dem Brabus 900 Crawler präsentieren die PS-Spezialisten ihr erstes Supercar mit selbst konstruiertem Chassis und einer weitgehend offenen viersitzigen Karosserie. Man könnte auch sagen: Ein putziges Spielzeug für den Öl-Scheich.

Offroad-Klassiker wagt 2023 Sprung über den großen Teich

Ford Bronco kommt nach Europa

Die US-amerikanische Geländewagen-Ikone, der Ford Bronco, kommt Ende des nächsten Jahres als Viertürer und Linkslenker in begrenzter Stückzahl in ausgewählten europäischen Ländern auf den Markt. Darunter auch in Österreich und Deutschland.

Einer für alle Fälle

Toyota Hilux im Hänger-Alltagscheck

Der Toyota Hilux ist der ideale Alltagsbegleiter für all jene, die eine Vielzahl von Transportaufgaben zu bewältigen haben - in der gesamten Bandbreite im privaten wie im professionellen Einsatz

Premiere für 7. Juli 2022 bestätigt

Vorgeschmack auf den neuen VW Amarok

Der Amarok ist der Premium-Pickup von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN). Das neue Modell feiert am 7. Juli 2022 seine Digital-Premiere und zeigt sich damit der Welt im Live-Stream erstmals unverhüllt und ohne Tarnung.

Mehr als 40 Prozent der in den letzten fünf Jahren verkauften Range Rover tragen den Zusatz Sport. Zuletzt wurde das Luxus-SUV zusammen mit dem kleineren Evoque und dem Discovery Sport zum meistverkauften Modell der Briten. Noch in diesem Jahr fährt die dritte Generation des Range Rover Sport vor. Wir konnten den kommenden großen Rangie bereits in Augenschein nehmen.